pflücken
Pflücken, tr.:
mit den Fingerspitzen fassend, ziehn, zupfen, rupfen, abbrechen etc., z. B.:
1) ziehn, zupfen: Sie wußte sich keinen Rath mehr, sie pflückte und zupfte an ihren Kleidern. 12, 340; 7, 233 etc. —
2) mit den Fingerspitzen wegnehmen, klauben (s. d.): Er pflückte sich eine eben aufgestäubte Bettduhne vom Rocke. Gsp. 1, 68 etc. u. meton.: Etwas durch solches Wegnehmen des Unbrauchbaren reinigen: Salat, Petersilie p. (s. 7b), verlesen; Wolle p. etc. —
3) rupfen: Einen zu bratenden Vogel p.; Sie pflückten | eilig dem Hasen das Fell. 5, 197 etc. Übrtr. wie „rupfen“ (s. d.) = Einem Geld abnehmen, ihn (fein u. schlau) plündern: Man glaubt hier, den Ausländer mit gutem Gewissen p. zu dürfen. Daß wir während unsers zweitägigen Aufenthalt in Harwich artig gepflückt worden sind. Br. 1, 155 etc., s. auch 7a. —
4) etwas mit den Fingerspitzen in Stücke zupfen, reißen: Etwas in Stücke p. (zer-p.), nam. (Kochk.): Semmel p., brocken; Gepflückter Hecht, in kleine Stücke zerlegt und entgrätet zubereitet. —
5) so abbrechen, nam.: Blumen, einen Strauß (s. 7a), Früchte, Obst p. [ab-p.), oft übrtr. von etwas Blumen etc. Verglichnem: Sehen wir ihn als Knaben, Jüngling, Mann und Greis, so finden wir, daß ihm das ungemeine Glück zu Theil ward, die Blüthe einer jeden dieser Jahreszeiten zu p. 27, 423; Erwarte noch einen Brief von mir mit dem Weiteren; es ist nöthig, daß Nichts gepflückt werde, ehe es reif ist. 14, 125; Im Liebesbette .. der zarten Schönheit Blume zu p. A. 1, 122; Sanft war der Kuß, mit dem der Ewige seine | Seele pflückte garten; Lässt Freuden ungepflückt vor seinen Füßen blühn. 1, 53 etc. —
6) (ugw.) Töne p., auf Saiteninstrumenten durch kneipendes Reißen mit den Fingerspitzen erregen, s. pizzikato. — 7) sprchw.:
a) Ein Sträußchen FvH. 1, 179) u. häufiger: ein Hühnchen mit Einem zu p. haben M. 2, 109) od. p. H. 2, 3, 232), ihn wegen Etwas, das er begangen, zur Rede stellen (müssen). —
b) Petersilie (s. d.) p. — 8) dazu (nam. zu 5): Die Frucht, die zu p. | kein Pflücker gekommen, | fällt endlich wohl selber | vom Baume herab. 2, 114 etc., auch: Apfel-, Obst-Pflücker (-od. Brecher), ein Werkzeug zum Abbrechen der Früchte.
Anm. „Jt. piluccare, Trauben abbeeren, provenc. pelucar, rupfen .., eine Ableitung vermittels des Suffixes uc aus lat. pilare, Haar ausrupfen, enthaaren, also nicht vom ags. pluccian, p. . .; umgekehrt mag das deutsche Wort aus dem Rom. geflossen sein“. 264, s. Perücke, Anm.
Zsstzg. z. B.: Áb-:
1) [5] z. B. eig.: Zartes Gesproß a–d. Od. 12, 357; Pflückt .. | in einen reinlichen Korb die schönsten Früchte ab. 20, 214 etc.; — übrtr.: Das süße Leben ihnen abgepflückt! Dr. 1, 42; Man hatte, weil ich [im Götz von Berlichingen] die Blumen eines großen Daseins abzupflücken verstand, mich für einen sorgfältigen Kunstgärtner gehalten. 22, 155; Was hab’ ich denn begangen? | darf denn ein Blümchen kurze Zeit | unabgepflückt nicht prangen? A. 8, 118. In ungw. Fügung: Die Wiese .. | wird ihrer Blumen abgepflückt [beraubt etc.]. 1, 82. —
2) [3] Ein Huhn etc. a. — Āūs-: z. B.: [2] Federn aus den Schwingen — u. [3]: die Schwingen a. 10, 12. — Be-: Etwas zum Obj. des Pflückens machen, z.B. [5]: Die Aste b. [ihrer Früchte entleeren]. 2, 502 etc. u. [3]: Sie b. | die Federn ihm, um sich damit zu schmücken. Dekl. 1, 39). — Eīn-: Äpfel e. [5], in den Korb; Semmel e. [4], einbrocken, in die Milch. — Ent-: pflückend entnehmen, nam. [5]: Auch in ihm sind die angeführten Begebenheiten gänzlich ihrem Boden entpflückt. Ph. 13, 327; Mit Blüthen, fremder Zon’ entpflücket. 1, 347; Von dem .. Weinstock | e. sie die .. Traube. 2, 71; Eh die Arbeit unsrer Sorgen | ihm [dem Sommermorgen] nur einen Kranz entpflückt. Ep. 1, 31; Dieses Kraut .., entpflückt der Wiese. Cymb. 42 etc. — Herāūs-: pflückend heraus-nehmen, -zupfen etc.: Die schönsten Blumen h.; Einzelne Worte aus dem Zusammenhang h.; Die Zerpflückung u. Herauspflückung einzelner Worte aus dem Zusammenhang. Ber. 35. — Wég-: nam. [5]: Ward unsers Lebens Weide | so grausam in der Blüthe weggepflückt? 28, 187; Wohl mir, daß vor mir kein Andrer | dich [o Blüthe] gesehn und dich mir weggepflückt. 1, 170 etc. — Zer- [4]: in Stücke pflücken: Vom Steppengeier ward die Rose Polen | vor unsern Augen wild und grimm zerpflückt. 2, 126; Gebt ihr ein Stück, so gebt es gleich in Stücken! |.. das Publikum wird es euch doch z. 11, 7; Zerpflückte . . mit den Zähnen das Blatt, Stückchen vor Stückchen. A. 1, 213; Die [Baumwoll-] Ballen wurden .. der Maschine übergeben, welche sie .. zerpflückte, auflockerte etc. E. 2, 263 etc., s. heraus-p. — Zū- [5]: pflückend hinzufügen: Jch will noch einige Blumen–z. etc.
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