Pseil
Psēil, m., –(e)s; –e; –chen; -:
1) ein cylindrisches vorn zugespitztes, oft mit Widerhaken versehnes, am andern Ende meist gefiedertes Geschoß, das gw. mit dem Bogen (s. d. 1p), zuw. auch mit der bloßen Hand (s. Wurf-P.) fortgeschleudert wird, vor der Einführung des Schießpulvers als Kriegswaffe, dann später in Knabenspielen etc. dienend (s. Strahl, Bolzen, vgl. Köcher etc.): Einen P. schnitzen, schiften, fiedern, schärfen, (zu)spitzen etc.; Scharfe, spitze, stumpfe, giftige, vergiftete P–e; Den P. auf die Sehne (Senne) legen, auflegen; richten; Mit dem P. zielen; Den P. ab-, losdrücken, (ab)schießen, (vom Bogen ab) schnellen; schleudern, werfen; Mit dem P. das Ziel, den Zweck, das (oder in das) Schwarze treffen, Etwas durchbohren, spalten, Einen verwunden; Der P. fliegt vom Bogen, ans Ziel, sitzt, steckt in dem Getroffnen etc. —
a) Jn Vergleichen: Wie ein P. grade (s. d. 2a und p.grade) und nam.: Wie ein P. (geschwind), z. B.: Ich schoß wie ein P. durch die .. Gäste. 4, 260; Fort ist er wie ein P. 29, 211; H. 2, 4; Sie entschwingen, | P–en im Fluge gleich, | sich dem Ufer. Od. 1, 288; 102; Die Kerle flogen wie P–e. 120a etc., vgl.: Bin ich ein P., ein Vogel, ein Gedanke, | daß er mich durch das ganze Schlachtfeld sprengt? Hint. 27 etc. und p.-geschwind. —
b) Bildlich und übrtr. von Etwas, das wie ein P. dahinfährt, trifft, verwundet etc., vgl. z. B. mythol.: Amors P–e, s. Myth. 75; Hero’s und Leander’s Herzen | rührte mit dem P. der Schmerzen | Amor’s heilige Göttermacht. 59a, vgl.: Bis sie ihm mit dem P. die Leber (s. d. 1a) spaltete etc., ferner (s. Strahl): Der Mond. .. Der Zauber seiner P–e | dringt durch den Pappelgang. Mus. 85); Glühend trifft mich der Sonne P. 75a; 454b; 2, 289¹⁷); Tag. 10 etc., vgl.: Ursprünglich bedeuten die P–e des Apollo die Strahlen der Sonne. Myth. 94 und 91, 5 etc., ferner z. B.: Ihre falschen Zungen sind mörderliche P–e. 9, 8; 25, 18; Wenn ich böse P–e des Hungers unter sie schießen werde. 5, 16 etc.; Jst doch ein Wort kein P. 336; Man entgeht des Blitzes P–en, | doch den P–en Amor’s nicht. A. 8, 153); Stählern ist die Brust | und jedes Schmerzes P. entprallt unmächtig, | den nicht des Zweifels Schreckenarm geschnellt. 4, 194; 3, 101; Des Vorwurfs glühend bittre P–e. 12, 3; 13, 54; 57; Verschwende nicht | die P–e deiner Augen, deiner Zunge [deine Blicke und Worte], | du richtest sie vergebens nach dem Kranze etc. 144; Der P. des Schimpfs kehrt auf den Mann zurück, | der zu verwunden glaubt. 193; 221; Treffende P–e [des Spotts] auf Jugend und Unerfahrenheit loszudrücken. 19, 219; War denn doch dieser P. mit seinen Widerhaken aus dem Herzen gerissen. 21, 4 etc.; R. 8, 166; Er schärft die P–e seiner Schmerzen zu Waffen gegen seine Feinde. R. 7, 165; Wer hält des Todes Arm, daß oft sein P. verfehlt? 218; 6, 28; Rost. 28a; Des Todes bittre P–e dringen | aus dem Lächeln deines Kinderblicks. 5b; Alle P–e des Spottes sind auf mich gespannt. 191b; 404a: 445b; Des Fatums unsichtbare Hand führte den abgedrückten P. in einem höhern Bogen und nach einer ganz andern Richtung fort, als ihm von der Sehne gegeben war. 778a; Schieß nicht zorn’ge P’. aus diesen Augen! 5, 339; Dein Witz schärft P–e nadelspitz. 4, 177; Der Sixtus unsrer Zeit [Bahle] .. hat .. unter manchem P., der stumpf zu Boden fällt, | auch manchen abgedrückt, der seinen Zweck erhält. 25, 66; Luc. 1, 50; 407 etc. —
2) etwas in der Form dem P. Ahnliches:
a) ein Sternbild. —
b) P–e als Haarschmuck, z. B.: Mädchen mit dem P. im Haare. Garb. 117; Mit versilberten P–en in den Flechten. Z. 3, 197 etc. Ahnlich: P–e, als Verzierungen an Geländern etc. —
c) ein gezeichneter P., z. B. 18, 280 etc., nam. oft um die Richtung zu bez., z. B. 2, 528 (―——). —
d) ein kleiner Fisch, Callionymus sagitta. —
e) Mathem.: Der P. eines Bogens, das Perpendikel in der Mitte der Sehne bis zur Peripherie.
Anm. Ahd. phil, mhd. phil, pfîl, aus lat. pilum. Veralt. neutr.: Ein scharfes P. Bibl. 5, 18); Verkl.: Pfeilichen. Lthr. 91a. Plattd. pil und piler und danach z. B. in Mecklenb. auch Pfeiler.
Zsstzg. zu 1, eig. und übertr. [s. 1b], leicht zu mehren nach den folg.: Armbrust-: Zinkgräf 1, 140 etc. —
Blāsrohr-: für Knabenspiele, auch „ Flutscher“ genannt, Stech-P. —
Bránd-: Feuerkugel etc. mit Pfeilspitzen, wodurch die geschleuderte sich in das in Brand zu Steckende einbohren, s. Brandgeschoß: Die Elephanten mit B–en wild gemacht. Niebuhr Röm. 3, 591 etc. und übertr.: Und hätte des Lieds B. gradaus in die Burg der Tyrannen geworfen. Prutz W. 62. — Dónner- [1b]: Donnerkeil. Zinkgräf 1, 199. —
Fēūer-: Brand-P., z. B. übertr.: Deines Auges F–e gleiten | am guten Harnisch meines Busens ab. Sch. 465b. —
Flámmen-: Brand-P.; übertr.: Da fliegt der Blitz, der F. Schwab 2, 448. —
Flítz-: vom Flitzbogen (s. d. und flitzen) geschnellt, vgl. Pfitsch-P. —
Gíft-: vergifteter, z.B. übertr.: Heynische G–e gegen meine Person abzuschnellen. V. Ant. 2, 136. —
Góld-: goldener, z. B. [1b]: Amor’s G. etc., auch [2b]. —
Hélden-: Die H–e wohlgeschärft. Mendelssohn Ps. 120, 4. —
Hímmels-: Unter den Spielen der Kinder „das Pfeilchenwerfen“ (auf wendisch sipkowac) oder wie die deutschen Kinder sagen, die H–e. Kohl (Monatbl. 1, 436b). —
Hólz-: hölzerner. — Līēbes- [1b]: [Kupido] schnellte rasch den L. vom Bogen. Schlegel Sommern. 2, 1; Fouqué Gd. 1, 171 etc., nach Nemnich auch: kalkartige Stacheln in den Zeugungstheilen der Garten- und Waldschnecken, die sie vor der Begattung einander entgegenwerfen (?). — Līēder- [1b]: Von dem Gefängnis aus .. schwirren .. seine L–e zahlreicher und sicherer nach ihrem Ziele. Cham. 6, 291. —
Pfítsch-: Flitz-P.: Scultetus (L. 8, 287). —
Rōhr-: aus Rohr. Rüstow gK. 59. — Sónnen- [1b]: Sonnenstrahl: Während schonungslos die S–e | seine Scheitel treffen. Platen 4, 358, auch (vgl. V. Il. 1, 46): Dem Getön der S–e lauschen, welche .. Goethe in das Herz der deutschen Philisterei schoß. Scherr Gr. 2, 130. —
Stéch-: vorn mit stechender Spitze (Metallstift), im Ggstz. der stumpfen Rohr-P–e, s. Blasrohr-P. —
Tōdes-: tödtender: Als wenn ein T. plötzlich meinen Sinn durchbohrte. Ense Denkw. 6, 493. —
Wúnder-: Abaris mit seinem W. H. R. 9, 421, vgl. Ramler Myth. 105. —
Wúrf-: geworfner: Das Pferd, dem ein W, im Halse steckt. Heinse K. 1, 340 etc. = Harpune. SClara EfA. 2, 713 etc.; übertr.: Die W–e des lästerzüngigen Gerüchts. Musäus M. 3, 116 etc.
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