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Pest Pestel pesteln pesten pesthaft pestieren Pestilenz pestilenzen pestilenzialisch
* Pést (lat.), f.; –en; -:
1) eine verheerende Seuche (s. d.), eig. und zunächst: die sogen. orientalische (oder levantische) P., eine Art typhösen Fiebers, dessen charakteristisches Symptom die Brandschwären, Petechien u. bes. die P.-Beulen sind, vgl.: Die westindische P., Bez. des gelben Fiebers; dann auch nam. bei Nicht- ärzten verallgemeinert (s. Pestilenz, Sterben), z.B. auch von verheerenden Seuchen unterm Vieh u. Hausthieren (s. 3): Die P. wüthet, rafft Tausende hin; Von der P. angesteckt; Die P. bekommen, haben etc.; Sprchw.: Etwas (z. B.: Einbildung) ist ärger als die P.; Etwas meiden wie die P. (vHorn Schmj. 18), davor laufen wie vor der P. (W. HB. 1, 243) etc.; Die P. bricht in Rom aus. .. Nachdem die Pestilenz vorbei war. G. 28, 50; Um Niederungen schwebet, gift’gen Brodens, | blaudunst’ger Streifen, angeschwollne P. 13, 312; Wenn die Freigeisterei dort mit der schnellen Ansteckung, mit den andern Eigenschaften der P. gewüthet habe und fortwüthe [s. 4]. Kl. Gel. 326; Weil ich das Gift, was im Finstern schleichet, dem Gesundheitsrath anzeige, soll ich die P. in das Land gebracht haben [durch Veröffentlichung der Wolfenbüttler Fragmente, s. 4]. L. 10, 167; Erzittre .. nicht, wenn die P. [„Pestilenz“ Luther] im Finstern schleicht, | nicht, wenn am Mittag Seuche wüthet, | ob tausend dir zur Seite fallen etc. Mendelssohn Ps. 91, 6; Daß so giftige Luft und große Pest e in Moskau entstanden. Olearius Reis. 76a; Wenn umnachtet | auch Krieg und P. die Völker schlachtet. V. 3, 213; Durch Schwert und Hunger und P. [„Pestilenz“ Luther] reibe ich sie auf. Zunz (er. 14, 12) etc.
2) (s. 1) in Flüchen und Ausrufen des Fluchs, des Argers, der Verwunderung etc. (vgl.: Verflucht! Donnerwetter! etc.): Hol dich die P. und muckse mir nicht! Droysen A. 1, 183; Daß dich die P.! G. 9, 78; W. 1, 50; 76 etc.; Die P. über dich, schwarzer, heimtückischer Heuchler! Sch. 173a; Ouf! daß die P. mich! HKleist Hint. 26, Ruf eines von Anstrengung Ermatteten; Apollo kömmt herangepurzelt | und schreiet: P.! Hölty 92, Ausruf des Argers über etwas Unangenehmes; P.! Kurz und lang hat mich das Wettermaul geheißen. Müll- ner 5, 160; Die P. noch einmal! Gerstäcker Miss. 3, 229 etc.
3) Zsstzg. zur nähern Best. pestartiger Krankheiten: Die gefährlichste [Bienenkrankheit] die Faulbrut [s. d.], Brut-P. Kirsen Bien. 38; Die Feld- (Arndt E. 162), Kriegs-, Lager-P. = Lagerfieber (s. d.): In Oberschlesien wüthete die Hunger-P. = Hungertyphus, ein zunächst durch Hungersnoth erzeugter Typhus; Die Rinder-, Rindvieh-, Vieh-P. = Löserdürre; Die Venus-, Wollust- [vgl. 4] P. (oder -Seuche) = Franzosen (s. d. 2) etc.
4) übrtr. Etwas, das pest- ähnlich verheerend wirkt (s. 1, nam. Kl. u. L.): Die allgemeine theologische P., welche in einem immerwährenden Durste nach Zänkerei besteht. CFBahrdt 2, 42; Blasser Neid .., | du Gift des Alters, P. der Jugend! Creuz 1, 96; Fallmerayer Mor. 1, 64; Fouqué Dr. 1, 323; Ein Advokat, | die P. und Geißel seiner Stadt. Lichtwer 89; Pura . ist .. ihres Nächsten P. Logau (L. 5, 247); „Sie müs- sen Recht haben.“ Hüten Sie sich .. vor dieser P. der Wahrheit. Mendelssohn 5, 270; Ihnen den Hals als schädliche P–en der Stadt umzudrehen. Olearius Baumg. 73a; Sucht eures Namens Feind! .. bringt her die letzte P.! Opitz 2, 132; Stürzt’ er die P. [den verderblichen Drachen] ins Meer. Ramler 67; Die P. | der Ketzerei steckt meine Völker an. Sch. 253a; Die häusliche Unke .., des Hornviehs | bittere P. V. Ge. 3, 418; Frisst die demokratische P., die bereits eines der schönsten Reiche .. zu Grunde gerichtet hat, immer weiter um sich. W. 31, 500; Eine P. der menschlichen Gesellschaft. 1, 3; Ein Jüngling . ., die P. [der Verderber, Vernichter] der Ungeheuer. 12, 171; Das arme Kind lag noch im Heidenthum ... Sie von dieser P. zu heilen. 20, 147; Die verderblichen P–en der Weisheit und Tugend, Aberglaube und Schwärmerei. Luc. 1, XLI etc. Auch Zsstzg., z. B.: Pfafferei, diese Mord-P. der menschlichen Gesellschaft. B. 405a; Mein Alter auch | war nicht befleckt von jener Wollust-P. [vgl. 3, verderbl. Wollust]. Böttiger Byr. 8, 174.
~el, f.; –n:
Geländerpfahl.
~eln, tr.:
st. basteln (s. d.). Gersäcker Äq. 3, 2.
~en: 1) intr. (haben):
s. pestieren. 2) tr. in Zsstzg.: An-: mit Pestgift anstecken, minder stark als ver-, durch-p.: Vom Hauch der fremden Sitte angepestet. Grimm. Be-: ungew. statt ver-p. Durch-: durchdringend ver-p. (vergl. durchgiften): An dem Thor .. | einer durchpesteten Stadt. Kl. Od. 2, 154. Ent-: vom Peststoff befreien, desinsicieren: Entpestet durch die Quarantäne. Ver-: mit der Pest, mit Pestgift erfüllen, eigentl. und übertr.: Das giftige Schlangengezücht . ., das bösen Dunst verbreitet, so vielen unschuldigen Geschlechtern das Dasein verpestet. Börne 2, 368; Faule Wassergräben verp. sie. 3, 42; Ein in solchem Grade teuflisches Regiment .. hat weder vornoch nachher jemals die Welt verpestet. Fallmerayer Mor. 1, 9; Wo .. die Seuchen .. | ihr wirthlich Dach mit giftigem Hauch verp. G. 6, 373; Wie ein verpesteter Flüchtling. 34, 171; 13, 28; Kerker .., der so ungesund, so durchgiftet und verpestet war. Gutzkow R. 5, 410; Was wir verpestet ausathmen, zieht ihr [Pflanzen] an euch. H. Ph. 3, 73; Knebel 1, 22; Ich mußte . . sie scheuen wie eine verpestete Freundin, die selbst mich warnt, allen Umgang mit ihr zu meiden. Mendelssohn Morg. 1, V; Platen 2, 299; Der Hauch .. verpestete die Straßen. 4, 158; Die Luft dieses für mich plötzlich verpesteten Hauses. W. 17, 133; Luc. 4, 96; Daß Apollo einen Hagel von verpesteten Pfeilen auf sie .. herabfallen ließ. 5, 219 [V. Il. 1, 51] etc.
~haft, a.:
pestartig, pestilenzialisch.
~īēren, intr. (haben):
seinem Verdruß in Flüchen (s. Pest2) etc. Luft machen: Er mag wohl in sich selbst gewaltig über die Launen der großen Herren pestiert haben. W. Luc. 4, 92 (frz. pester), auch pestilenzen (s. d.) oder pesten.
~ilénz, f.; –en:
Pest (s. d., nam. 1), z. B. sehr oft in Luthers Bibel: P. und theure Zeit. Matth. 24, 7 etc.; Es zehre Krieg und P. | an seinem Reich. Platen Pol. 21; Ereignet sich ein geschwinder Sterben und hinzuckende P. Stumpf 729b etc., auch als Fluch etc. [s. Pest 2]: P.! man ist ja seines Lebens nicht sicher. W. 1, 113; 201; Element und Mohren-P.! Tiec N. 7, 6, vgl. Zinkgräf 1, 240 etc.; auch [s. Pest4]; Tod, ich will dir ein Gift sein; Hölle, ich will dir eine P. sein [dich vernichten]. Hos. 13, 14; Warum hier .. P–en des Gerüchts | die Tugend .. zerfleischten. JBMichaelis etc.
~ilénzen, intr. (haben):
fluchen, pestieren (s. d.): Die in den Bierhäusern p. und veitstanzen. Luther SW. 38, 440.
~ilenziālisch, a.:
pesthaft, pesthauchend, verpestet: Ein p–er Dampf hauchte mir entgegen. Forster Jt. 2, 208; Der p–e Sümpfe trocknete. Voln. 17; Wüthete in Rom eine p–e Krankheit. G. 28, 53 etc., auch: Von pestilenzischen Krankheiten. Olearius Reis. 76a; In tödtlichem pestilenzischem Luft. Ryff Sp. 164a etc. und: pestisch und: Mit pestlichem Dampfe. Nicolai 5, 29 etc.