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Pech
Péch, n., –(e)s; –e; -:
1) ein durch Abdampfen oder Schmelzen des Harzes der Nadelhölzer gewonnenes stark klebendes Produkt, Wald-P. (vgl. 2): Das gewöhnliche schwarze P. (Schuster-P.) wird aus dem Theer der Nadelhölzer durch Abdampfen dargestellt. Karmarsch 2, 839; Wird das Fichtenharz geschmolzen und durch Stroh filtriert .. und dann in Fässern erkalten gelassen, so kommt es unter dem Namen gelbes P. in den Handel; wird es dagegen in einer Blase mit Wasser destilliert, wobei Terpenthinöl übergeht, der Rückstand dann durch Stroh filtriert, so führt es den Namen weißes oder burgundisches P. 1, 785; Durch eine Destillation des weißen und gelben Theers mit Wasser erhält man das Kienöl und als Rückstand das weiße P.; aus braunem Theer dagegen erfolgt bei der Destillation mit Wasser das Pechöl und als Rückstand verbleibt schwarzes P. Das gewöhnliche schwarze Schiffs-P. wird durch Eindampfen des Holztheers in offenen eisernen Kesseln ohne Zusatz von Wasser gewonnen. 3, 460 etc., vgl.: Oken 3, 347; Sie machen aber wohl zwei bis dreierlei P., als erstlich Schuh-P., welches nicht allzuhart wird .., sodann wird auch das vollkommene Glas- oder Pich-P. ge- macht, welches recht hart und reine sein muß. Döbel 3, 66b; Das P. zur Pichung der Biergefäße. 65a; Das beste P. ist das schwedische und unter diesem das Kron-P. Bobrik 524 etc. „Verpiche“ sie mit „Bech“ inwendig und auswendig. 1. Mos. 6, 14; Verkleibet’s mit Thon und „pech“. 2, 2, 3; Ohne Zusatz meint man gew.: schwarzes P., vgl. p.-schwarz; zuw. gilt P. auch für das rohe Harz: Das sich in den Harzscharren sammelnde P., s. P.-Rinne. Sprchw.: Wer P. angreift, Der besudelt sich damit. Sir. 13, 1; Forster Br. 2, 256 etc., vgl.: Wer P. knetet, klebt seine eignen Hände zusammen. G. Sch. 5, 23 etc.; Etwas klebt, hält wie P. etc.; Man ist immer nur Einer und sie sind Viele und Das hält zusammen wie P. und Schwefel. Immermann M. 4, 50; Da er wie P. an seiner Amanda hält. W. 15, 200 etc., vgl.: Für euch ist er ein Sieb, für mich dem P–e gleich. Nicolai 4, 186, euch fließt das Geld zu, das er gegen mich zäh festhält, s. P.-Mann u. 3.
2) ausgedehnt auch auf ähnliche harzige Substanzen, doch gew., im Ggstz. zum Wald-P. (1) bez. durch Zsstzg.:
a) Vogel-P.: aus Kirsch oder Pflaumenbäumen schwitzendes Gummi. Schm.
b) Berg- od. Erd-P. (-Theer) und nach seinem Hauptvorkommen in Judäa: Juden-P., = Asphalt, s. d., Steinöl, Naphtha etc. Burmeister Gsch. 265; Karmarsch 1, 72; Mit dem schwarzen pechähnlichen Moder der Thiere, dem Erd-P. erfüllt. Volger EE. 74 etc.
c) Seifensied.: das braune zuletzt aus den Griefen geschmolzne Unschlitt, dazu: P.-Licht.
d) Kinds-P., die im Darmkanal des Embryos sich findende pechartige Masse. Bock Anat. 919.
3) (s. 1) zunächst burschik.: P. als Bez. einer fatalen, unangenehmen Lage u. Verlegenheit, aus der man sich nicht leicht losmachen kann; Malheur etc.: P. ist das beste Wort für meine Lage; wer sich damit besudelt hat und will sich davon befrein, greift, je mehr er greift, sich alle Hände voll. Gutzkow Bl. 1, 17 (vgl.: An der Pfanne kle- ben bleiben, Patsche 4 etc.); Das nenn ich P.! Benedix 7, 229; Nun bin ich im P. Cham. 5, 81; 3, 89; Vom „schnödesten P.“ heimgesucht. Gutzkow Z. 4, 62; Werk. 3, 89; Mir passiert ein P. Immermann Card. 3; Die in der Regel ein solches P. trifft. Wich Lange 136; 245; Nichts als P., kein Glück, kein Stern! Mügge Verl. 1, 13; Der Knochen hilft uns aus dem P. Reithard 261; In P. gerathen. 374; Spindler Stadt 1, 5; Aber werde ich eine Solche kriegen, in meinen Schuhen, in meinem P.? 8 etc., s. P.-Vogel u. Schuster. Auch:
a) P. geben, aus einer unangenehmen Lage sich gewaltsam losreißen, ausreißen, durch-, davon gehn: Da gab er P. und ging ab. Holtei Lammf. 1, 21; Schm. 1, 275; Vollmann 357.
b) Pechen = ins P. gerathen, u.: P. geben. ebd. Durch-p. = im P. aushalten; muthig durchs Unglück gehn. 143.
4) (s. 1) P., P.-Fiester, volksth. Schimpfw. für Schuster (vgl. P.-Draht), vgl.: Cerdonem, d. i. einen verachten Pechen. .. Daß du verachter loser P. | mit deinem Leder spielest schlecht. Garzoni 739b etc.
Anm. Ahd. pë(c)h, mhd. bëch, pëch, aus lat. pix, gr. πίττ (vgl. πίτνς, lat. pinus Harzbaum etc.). Mz. selten, gew.: P.-Arten. Mundartl. masc. S. Peuse u. pichen.
Zsstzg., unbez. zu [1]: Bérg- [2b]; Erd- [2b]; Gläs-; Jūden- [2b]; Kinds- [2d]; Krōn-; Pich-; Schiffs-; Schuh-; Schūster; Vögel- [2a]; Wäld-P.