Ost
Osten
Ost, m., –(e)s; –e; -, (–er-). — ~en, m., –s, (uv.); uv.; -:
(vgl. Nord, — auch die Belege — o. Mz. 1— 2):
1) der Durchschnittspunkt des Himmels- äquators mit dem Horizont an der Seite, wo die Gestirne aufgehn, 90⁰ (oder ¹ Kreis) von Nord- und Südpunkt entfernt. Theilt man den ganzen Kreis des Horizonts in 16 Theile (s. Windrose), so heißen die 16 Theilpunkte, wenn man der Reihe nach in der Richtung von O. nach Norden etc. herumgeht: Ost; Ostnordost; Nordost; Nordnordost; Nord; Nordnordwest; Nordwest; Westnordwest; West; Westsüdwest; Südwest; Südsüdwest; Süd; Südsüdost; Südost; Ostsüdost. Die zw. den genannten in der Mitte liegenden bez. die Schiffer der Reihe nach als: Ost zu (oder gen) Nord; Nordost zu Ost; Nordost zu Nord; Nord zu Ost; Nord zu West; Nordwest zu Nord; Nordwest zu West; West zu Nord; West zu Süd; Südwest zu West; Südwest zu Süd; Süd zu West; Süd zu Ost; Südost zu Süd; Südost zu Ost; Ost zu Süd, s. 158 —, z. B.: Der Wind kam rein aus Ost(en), war ost (östlich, s. d. 2), oder Ost (s. 3); Der Wind war nordost. Y. 1, 33; Weil der Wind sich ganz in Süd-Südost herumsetzte. R. 1, 77; In der Richtung von Südost nach Südwest. 31, 287 etc., ugw.: Nach Westnorden. Fr. 416; Wie schon südost der Wind, der Schnüfflerwind, daherschnaubt. Ar. 1, 125; Von Ost(en) nach West(en) fahren, schiffen; Gen Osten gelegen; Gegen Osten des Hofes. E. 5 etc. —
2) die Gegend des Himmels um den Ostpunkt herum (s. 1), z. B.: Die Sonne geht im Osten auf und im Westen unter (im Sinne von 1 bekanntlich nur zur Zeit der Nachtgleiche); Bis daß der O. mit wilden Rosen | den Baldachin des Himmels schmückt. Gött. 6 [der Sonnenaufgang]; Ein milder Lichtrauch stieg auf in [gw. im] Osten. A. 1, 49; Wie die Sonn’ ... | aus feurigem Portal des Ostes [häufiger: Ostens] tritt. II. 3, 4; Wenn flammend sich des Ostens Pforten röthen. Sh. 1, 246; Da den Osten schon ein Kranz von Rosen schmückt. 12, 273 etc. —
3) die nach Osten gelegnen Theile der Erde, die östlichen Länder, Reiche (und deren Bewohner), vgl. Orient: Alle Schätze des reichen Osten [gw. Ostens]. 307b; Die Düfte von des Ostens Lenzen. 1, 23; Der Taumelmohn des Ostens. 197; Im reinen Osten | Patriarchenluft zu kosten. 4, 1; Von Osten | meinem Garten anvertraut. 80; Ihr, Ostens blumenreiche Kraft! 12, 201; Vor grauen Jahren lebt’ ein Mann im Osten. Nath. 3, 7; Des reichen Ostes Waaren. 1, 143; 8, 234; Aus dem West und Oste. 2, 19; Als der West war durchgekostet, | hat er nun den Ost entmostet. 1, 341; Den reichen Ost. 574b; Der Ost wird in West, der West in Ost bewundert. 691b, gw.: im Westen, im Osten etc. — 3) (gw. nur: Os) Ostwind (s. Nord 4 und die Bsp. dort): Bringt der Ost mir frohe Kunde? | Seiner Schwingen frische Regung etc. 4, 101; Ausgerast hat endlich der Ost mit russischem Mißhauch. 3, 59; 4, 5; Wann hoch sie der O. und der Südwind | aufstürmt. Il. 2, 145 etc.; auch (s. 1): Nicht wehte diesmal ein förderlicher frischer Nord- o st, sondern leider von der Gegenseite ein lauer Südwest. 23, 278; Der Nordost (– , gw. –) brüllt und mehr die Nacht. 34; DMus. 4, 298; Ein starker Südost, der die See so außerordentlich auftrieb, Y. 1, 40 etc.
Anm. Ahd. ôstan, ósten, so noch niederd. mit gedehntem Vokal (wie in Ostern). vgl. skr. uschas (Morgendämmrung), lat. aurora (Morgenröthe) von der skr. Wurzel usch, lat. uro (s. Ösel, Anm.) = brennen (vgl. lat. aurum, das glänzende Gold). Das Osten. 264a. Als Adv. ahd. Gstana, mhd. ōstan und Gstar, vgl. als Bstw. (neben dem gw. ostwärts) z. B. ostenwärts. H. 42; 220 etc.; ostenher. 6, 71 etc. und z. B. (neben dem gw. Ostwind): Im Osterwind. 613b etc., s. nam. 2, 35a; ferner: Ostersonne, Österreich und (veralt.): Östersche Flotte, — in den Niederlanden die früher jährlich nach der Ostsee zum Holen von Getreide, Hanf etc. gehnde Flotte und nam. österlich 1. Ferner Ost(a)râ, ahd. Name der Göttin des neu auferstehenden Frühlingslichtes (s. Ostermonat und Myth. 181 etc.), mit dem Christenthum übertr. auf das Fest der Auferstehung Christi (s. Ostern, ahd. óstarun, mhd. ȫstern, pl.).
Zsstzg. s. 1 und 3.
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