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Ort
III. Ort, m. (n.), –(e)s; –e, (–en), Örter, (Orte, Orter); -, –s-:
1) im Allgm. veralt.: Spitze; Kante; (hervorragendes) Ende; Grenze; Winkel, s. Adelung; Frisch; Haltaus 1451; Schm. 1, 113; Brem. Wörterb. 3, 268 etc. (vgl. örtern), z. B.:
a) verbunden mit sinnvrwdten Ausdr., in adv. Fügungen, wo die Bed. 2 schon deutlich hervortritt: Von allem O. und Ecken [von allen Seiten her]. Opitz 2, 48; An allen O–en und Enden (s. d. 1a). G. 23, 163; 5, 235; Indeß ich im Lande | vieler O–en und Enden die sorglichste Wache gehalten. ebd.; Aller Enden und O–en. Kl. Gel. 278; Von allen O–en und Enden (s. d. 1a); Und merkt die Sach von End zu O. [von einem Ende bis zum andern, ganz und gar]. Waldis Ps. 73, 9; Von O. zu End. Rollenhagen Fr. 409 etc.
b) Alleinstehnd: An die vier O. an seinen [des Tisches] vier Füßen. 2. Mos. 25, 26; Wird die Zerstreuten aus Juda zuhauf führen von den vier O–ern des Erdreichs. Jes. 11, 12; Die vier Winde aus den vier Örtern des Himmels. Jer. 49, 36 (vgl.: Die Sturmwinde von den vier Örtern der Welt. Luther SW. 63, 30); In den vier Örtern der Erde. Off. 20, 8; Wenn die Räder gehen sollten, konnten sie in alle ihre vier O–er gehen. Hes. 1, 17 [„Nach ihren vier Seiten zu.“ Zunz]; Wer .. die Wahrheit setzet an ein Ort [in die Ecke, den Winkel verstößt]. Brant N. 104b etc.; Ein Eisen, das .. zwei Löcher hat, an jedem O–e eins. Eggers Kriegslex. 2, 1299; So stoßen sie ihm einen Kolben überzwerch ins Maul, den sie an beiden O–en halten. Eppendorf 61; Hat an beiden O–en des Mauls keinen Kiefel, sondern einen großen Zahn von einem Winkel zu dem andern. 64; Begierigkeit des Essens, da ein Mensch zu beiden O–en [Seiten des Munds] einwirft. Keisersberg Sünd. 7b; Ich muß es jetzt zu den O–en einschlagen. Ders. (Grimm 3, 276) = in den Winkel, in die Ecke stellen, es einstellen (versch. 2q); Stellte dasselbe an das äußerste O. des Ports. Schaidenreißer 8b etc.
c) (schwzr.) Über O. = über Eck (s. d. 2a), quer, schief etc., eig. und übertr. (verkehrt, unrecht etc.). Stalder 2, 251; Er hat schon schwer über O. [schief] geladen. Gotthelf Sch. 8 [ist besoffen]; Jetzt noch verthun und Nichts lösen, wäre ja muthwillig über O. gefahren. 211, Das wäre unrecht; Das, mein ich, sei nicht über O. [kein ungerechtes Verlangen, nicht unbillig]. 322; 326; Mit Rühmen brachte der Teufel die Eva über O. [auf den unrechten Weg, verführte er sie]. 111 etc.
d) die vorragende Spitze eines scharfen Werkzeugs (und dieses selbst, s. II u. Ecke, Anm. 2), nam. üblich noch(Bergb.): die Spitze der Bergeisen, des Bergbohrers etc.: Örter ausschmieden, die abgenutzten wieder spitz schmieden, bair.: Der Örtel (auch = II). Schm.
2) (s. 1) ein im Raum hervortretender, markierter Punkt oder allgemeiner ein solcher Raumtheil, s. Stelle (vgl. a), Fleck, Platz, z. B.: Jmmer war mir das Feld und der Wald und der Fels und die Gärten | nur ein Raum und du machst sie, Geliebte, zum O. G. 1, 307, indem sie durch dich für mich Bedeutung gewinnen, sich best. Erinnerungen, Wünsche etc. daran knüpfen, so daß sie sich dadurch als besondere Punkte aus dem allgm. Raum hervorheben; Der O. des Himmels, an welchem wir die Sonne sehn, ist nicht der O., wo sie in jenem Augenblick sich wirklich befindet, da die Lichtstrahlen über 8 Minuten brauchen, um von der Sonne in unser Auge zu gelangen; Etwas wieder an den O. hinlegen, hinstellen, von wo man es weggenommen; Etwas an seinem O. stehn lassen, wieder an seinen O. stellen; Stecke das Schwert an seinen O. Matth. 16, 52; Sich nach Zeit und O. richten; Wegen des Unterschieds der Zeiten, der O–e. G. 22, 75; Doch sind hier mehr die Örter als die Zeitfolgen hinter einander gestellt. L. 11, 161; Das Erste aber und Hauptsächlichste | bei allem ird’schen Ding’ ist O. und Stunde. Sch. 337b; Jetzt hab’ ich meinen wahren O. gefunden, | an diesem Herzen endet meine Irrfahrt. 468b; So beleuchtet der Würden Glanz den sterblichen Menschen, | nicht er selbst, nur der O., den er durchwandelte, glänzt. 89b [,,der Platz.“ Sch. Mus. 48]; Den wunden O. [Fleck]. W. Luc. 6, 110 etc. Wir erwähnen hierzu noch nam.:
a) die Verbind.: O. und Stelle, wo das zweite Wort das erste allgemeinere näher best., den best. Punkt des O–s hervorhebend (vgl. Zeit und Stunde etc.), z. B.: An O. und Stelle sein, kommen (Börne 2, 84; Hebel 3, 405); Mich an O. und Stelle zu zeigen. G. 25, 219; Gotthelf G. 164; Einen bis an O. und Stelle bringen etc., seltner: Das macht die Reise frei bis [an] O. und Stelle. vHorn Schmj. 38 etc.
b) Der O. zu (für) Etwas, der dazu passende, geeignete, rechte, auch verallgemeinert zeitlich etc.: Dazu ist hier nicht der O., ist jetzt nicht der O. [die Zeit]; [Das] ist hier der O. nicht zu untersuchen. G. etc.; Aus Ursachen, die nicht dieses O–es sind [hergehören]. W. Luc. 1, 367 (s. f); Das ist hier sehr am O. [an seinem O., passend], Ggstz. (schwzr.): Gelehrte Schulmeister .. werden diese Vergleichung sehr ab O. finden. Gotthelf U. 2, 287, versch.: [Die Sache] wäre anders gegangen und ab O. gekommen. G. 189, von der Stelle gekommen, vorgerückt etc.
c) mit abhäng. Genit., zur Bez. Dessen, was dort statthat, herrscht etc.: An den O. des Verbrechens, der That zurückkehren; Daß sie nicht auch kommen an diesen O. der Qual. Luk. 16, 28; Diesen O. des Friedens, der ewigen Wonne etc.
d) adverbiell: An diesem O., hier; an diesen O., hierhin, hierher; An jenem O., dort; An manchen O–en; An jedem O., seltner: O. für O. | sind wir im Innern. G. 2, 304 etc.; An allen O–en, überall. Spr. 15, 3; An allen Orten seiner Herrschaft. Ps. 103, 22 etc., auch oft im Genit., gw. in der Form: Aller O–en. G. 4, 149; 11, 151; 16, 118; Sich aller O–en hin begeben. Görres Ver. 47; Immermann M. 3, 381; Jacobi Jr. 1, 2, 68; L. Nath. 2, 1; Sch. 448a; 747a; W. 6, 63; Ein Mensch, der an seinem O–e wichtig ist, glaubt sich daher auch aller O–en wichtig. Zimmermann Nat. 32 etc., ähnlich: Die Pflanzungen sollen dort besser als andrer O–en gerathen. Forster R. 1, 61; Immermann M. 4, 238 etc.; Der selber dieser O–en gereiset. Richey (Weichmann 3, XLIII); Schwab V. 1, 493 etc.; veralt.: Ob man die Ochsen deren O–en begreifen und befühlen müßte? Der Knecht gab zur Antwort: Der Junker hat den Ochsen an dieselbige Örter begriffen, da er von essen will, so muß ich ihn ja da begreifen, da ich von essen soll. Weidner 275 etc., vgl. auch: Daß .. | aller- orts die schwarze Erde berstet. Kapper Chr. 2, 163; Eine Liebesgluth, die solcher Orte glimmt, | ist dieser vorzuziehn, so anderwegen brennet. Scultetus (L. 8, 308); Wie hast du dich dies Orts so wunderbar beweist! 298 = hier; vgl. hier-o–s (s. f und i).
e) Math.: veraltend zur Bez. eines Körpertheils und des von ihm im Körper eingenommenen Raums (gw. Stelle): Jst das O. äderig, also daß viel Nerven daselbst. Ryff Th. 34; Beschier erstlich das O. ganz kahl. 46; 36; 37; 47 etc., so auch: Schlug Asdod .. an heimlichen Örten [im After]. 1. Sam. 5, 6, ferner übertr.: Ich traf den wunden O. [Fleck]. W. 20, 274.
f) (veralt.) = Stelle einer Rede, Schrift, eines Schriftstellers etc., doch noch üblich, wenn nur räumlich der Platz, wo der Satz, der Ausdruck etc. sich findet, hervorgehoben werden soll, vgl.: Die Stelle findet sich an dem angegebnen O–e beim Cicero etc., danach veralt. z. B. Luk. 4, 17; Zwei Örter aus gegenwärtigem Stücke. L. 3, 121; Lesen Sie den ganzen O. bei dem Herrn Klotz selbst. 8, 105; Meursius braucht diesen O. des Cicero sehr glücklich zur Verbesserung einer Stelle des Thucydides. 6, 289: Zeigete uns die Bibel, schlug etliche O–er auf. Olearius Reis. 156a etc., dagegen noch üblich: Am angeführten O. (abgekürzt: a. a. O.); Hier und an andern O–en mehr; Dessen ich an seinem O. gedenken will. G. 28, 57; Wir wollen auf die poetische Satire übergehen; wir thun es hierorts [an dieser Stelle des Buchs]. Gervinus Lit. 3, 322 (s. i); Oder ist Das beim Lukas, eben angezognen O–s, nicht die erste Erscheinung? L. 10, 81; Des O–es [hier in meiner Schrift]. Luther 6, 381b; 498a; Also auch S. Paulus an vielen O–en verbeut. 8, 222a etc. und in veralt. Form: Ephes. 4 und mehr Örten. 224a; An vielen Örten spricht er. 8, 18a; 20b; 130a; 5, 164b etc. Hierher gehört auch: Etwas an seinen O. [= dahin] gestellt sein lassen, das Aufgestellte keiner nähern Untersuchung und Erörtrung unterwerfen, als deren es an diesem O. nicht bedarf, z. B. G. 17, 118; H. Ph. 13, 244; W. Luc. 1, 278; Kann vorläufig an seinen O. gestellt bleiben. Fichte 8, 274; Das lassen wir an seinem O. G. 12, 116 etc., s. auch r. Am gewöhnlichsten aber von Plätzen, Stellen der Erde (s. g—i und demgemäß in Zsstzg., s. d.).
g) ohne Nbnbegriff: An geeigneten O–en Brunnen graben; Der O., da du auf stehest, ist ein heilig Land. 2. Mos. 3, 5; Nun sucht er .. | in Wäldern und Feldern die einsamsten Orter. B. 66b; Der Kiebitz brütet an sumpfichten Örtern. Döbel 1, 53a; Ein Zelt, das man vom O–e rückt, | um überall zu wohnen. G. 4, 5; Schauerliche O–e | mag Oskar gern. Müllner 3, 199 etc.
h) ein Platz des öffentlichen Verkehrs, ein von Menschen besuchter, benutzter Platz (s. i): An öffentlichen O–en; Verdächtige Örter [Häuser] besuchen; Da diese Örter hauptsächlich von der Pariser Bourgeoisie besucht werden, so sind sie des Sonntags am vollsten. Bode Empf. 4, 52; An gemeinen O–en und bei Zusammenläufen. Fichte 8, 146; Ein offenes Gehölze, worin das Jahr Mast ist, gehört unter die beschloßnen Örter. Möser Ph. 3, 198; Bei dem Besuch dieser heiligen Örter. Rückert Mak. 1, 67 etc.
i) (s. h) der Wohnplatz einer bürgerlichen Gemeinschaft, als allgem. Ausdr. für Stadt, Dorf, Flecken etc., zum Untersch. von h auch Ortschaft (s. d.), was jedoch meistens kleinere unselbständige, nam. die zu einem größern O. gehörigen oder umliegenden Orter bez., auch (vgl. Dorf 2 etc.), die Gesammtheit der Bewohner: In einem kleinen O. wohnen; Ein befestigter, ein handeltreibender O.; Der ganze O. spricht davon; Zwischen Darmstadt und Homburg . ., zwei angenehmen O–en. G. 22, 89; Hielten Mittag in einem fröhlichen Örtchen, Lachen genannt. 28, 219; Auf dem Lande in kleinen O–en. L. 11, 79; An Örtern, die kein deutscher Buchhändler wohl ablangen kann. 181; Mit Jemand aus einem O. sein; Der Selicour ist aus meinem O. Sch. 627a etc.; Hier am O–e oder hierorts. Kühne Fr. 174 etc. (s. f); In Grönland freuten sie sich sehr, | mich ihres O. zu sehen. Claudius 5, 113 = bei sich (s. k). k) (veralt.) eine größre Landesabtheilung, Provinz, s. Schm. 1, 113 und so nam. noch schwzr. = Kanton (s. d., Anm. und dafür auch Ortschaft), hier ganz nahe sich berührend mit i, vgl.: Die Stadt ward so hoch ge- acht, | .. daß sie den Eidgenossen hat gefallen, | zu sein das erste O. unter allen. Fischart (Wackern. 2, 142 Z. 6); Zug, unter allen O–en ungefähr das kleinste. JvMüller 24, 255; 56; In einer Fehd, welche die Eidgenossen .. führten, da ein Theil der Orten Dieses, der andere ein Anderes vorschlug. Zinkgräf 2, 60; Die acht alten O–e; Die zugewandten O–e; Die 19 O–e der Schweiz etc. l) Der gute (s. d. 18) O., bei Juden euphem. Bez. des Begräbnisplatzes. m) als verhüllende Bez. des Abtritts: Einen gewissen O. besucht. G. 27, 199; Des O–s, wohin Niemand schicken zu können, Kaiser Karl der Fünfte bedauerte. Immermann M. 2, 10 etc., auch bloß: Weil ihm das Schrecken in den Afterdarm katalogieret, eilet er nach dem O. Gryphius 1, 757 etc., s. Ab-O. n) Forstw.: ein durch besondern Baumwuchs markierter Platz im Walde. o) Mathem.: Geometrischer O., bei unbestimmten geometr. Aufgaben die alle die unzähligen der Aufgabe entsprechenden Punkte in sich fassende Linie, Fläche etc. p) Markscheid.: ein durch Projektion einem best. Punkt der Erdoberfläche in der Grube entsprechender Punkt: Einen oder ein O., eine Ortung an Tag bringen, den entsprechenden Punkt auf der Erdoberfläche bez., z. B. durch einen Pfahl, Pflock (O.-Pfahl, -Pflock) etc. g) Bergb.: O. (Vor-O., Feld-O.), das in einem Grubenbau an seinem Ende anstehende Gestein (eig. das jedesmalige Ende eines Grubenbaues). Scheuchenstuel, dann auch im Ggstz. zum mehr oder minder lothrechten Schacht (s. d.), ein in söhliger oder nur wenig geneigter Richtung geführter Grubenbau (s. Umbruch, Querschlag, Stollen, Strecke): Bei allen Örtern heißt der untre Theil die Sohle; der obere die Förste, die First; die beiden andern Begrenzungsflächen die Wangen. Karmarsch 1, 168; Vor O. kommen, ans Ende, so daß man nicht weiter kann; Vor O. ansitzen (s. d.), die Grubenarbeit beginnend; O. (oder Ortung) angeben, Höhe und Weite durch die angefangne Arbeit bezeichnen; Den O. überhauen, die Strecke zu hoch machen; Breiter O., mehr breit als hoch; Den O. abziehn oder messen, den Punkt bestimmen, nach dem zu die Strecke getrieben werden muß; Orter treiben, das Feld mit Örtern durchlängen (s. d.), die Strecken nach einem vorliegenden Gang weiter treiben; O. und Gegen-O. treiben, von einem Punkt aus den Stollen vor- und rückwärts verlängern; Mit dem O. auffahren, Örter anstellen, zur Auffindung eines verlornen Gangs; Die O–e, Orter sind eingekommen, durchschlägig geworden, die gegen einander getriebnen Strecken sind richtig zusammengetroffen; Bei oder zu Ortern einschlagen, um auf einen Punkt hinzugelangen, Gänge zu vereinigen etc., auch übertr.: Die Sachen mitteln und bei Ortern einschlagen und auf söhnliche Wege richten. Mathesius Lthr. 85b, vgl.: Ich hab bei meinen Tagen | die Sach zu Örtern eingeschlagen; | ich wär sonst zu der Hab nit kommen. HSachs G. 2, 162, etwa: ich habe mühsam und emsig schaffend nach dem Ziel hingestrebt, doch s. Zarncke Br. 413a, wo die Stelle zu I gezogen wird, etwa: ich habe das Geld bei Kleinem, hellerweise zusammengebracht (wogegen doch die Form der Mz. spricht), vgl. auch 1b. Keisersberg. r) Redekunst (s. f): als wörtl. Übersetzung des lat. locus communis: Die Lehre von den gemeinschaftlichen Örtern, s. z. B. Mendelssohn 4, 1, 269 zur Bez. von Sätzen und Sprüchen, die für eine Menge von Fällen passen, häufiger in der Zsstzg.: Gemein-O. und noch gewöhnlicher: Gemeinplatz, zumeist mit tadelndem Nbnsinn des eben seiner zu großen Allgemeinheit wegen Nichtssagenden und Abgedroschnen.
3) in einzelnen Verbind. auch zur Bez. oder Hervorhebung einer Pers., nach der Stelle, die sie einnimmt, gw. nur im Genit.:
a) sich anreihend zunächst an die persönl. Fw.: Ich meines O–s = ich für meine Pers., ich meines Theils, was mich wenigstens anbetrifft, z. B. JvMüller 14, 199; Münchhausen 23; W. 7, 128; 11, 132; 13, 246; 15, 243; 16, 45; 17, 88; Ich danke meines O–s. 10, 91; Da mir meines O–s mit bloßen Vermuthungen nicht gedient war. 18, 267; Sie ihres O–s. 12, 111; Wir unsers O–s. 1, 29; 5, 167; Fichte 7, 6 etc., auch (veraltend): Ich denke meines wenigen O–s. Leibnitz 2, 80 = ich für meine geringe Pers. etc., ferner ähnlich: Und können Alle, ein Jeder seines O–s, ruhig .. arbeiten. Claudius 6, 865 etc.
b) zunächst in der Sprache der Büreaukratie, Kanzleien etc.: Etwas gehörigen O–s melden, an der Stelle, bei der Behörde oder Pers., vor die die Meldung gehört; Ich werde den jungen Mann geeigneten O–s empfehlen; Er hat höhern O–s die Weisung erhalten; Es sei ihm sichern O–es hinterbracht | mit welchen Plänen sich die Zarin brüste. Cham. 4, 74, von sichern zuverlässigen Personen, vgl. veralt.: Darum halten sie sich an das hohe O. [den Kaiser] und wollen den theuren Kaiser einnehmen und bewegen etc. Mathesius Lthr. 19a etc.
Anm. Ahd. ort, n., mhd. ort, n., m. (1; 2). Im heutigen Hochd. ist das masc. durchgedrungen, doch s. techn. Anwend. (z. B. Füll-O.). Belege fürs neutr. s. o., ferner z. B. Eppendorf 35; 59; Fischart B. 9b; Franck Chr. 56b; Gotthelf Sch. 27; Hagenbach (Echtermeyer 147); Hammer RH. 332; Hebel 3, 63 (m. 64); 332; Kurz Sonn. 318; Mathesius Lthr. 68b; Möricke N. 436; Eins der prächtigsten Orte. JvMüller 1, 377; Opitz 1, 35; 89 v. 25; 126; 252; 253 (m. 254); 2, 127 v. 604 (m. 275) etc.; HSachs (Wackern. 2, 57 Z. 18) etc.; Schaidenreißer 8b; 22b; 45b; 57b etc.; Stumpf 430a; 608b etc.; Uhland V. 756b; Müsst ihr euch an ein solch O. begeben . . ., doch der O. etc. Zink- gräf 1, 50; Zwingli 3, 3 etc. und selbst, wo es G. 13, 28 in der Iphig. lautet: Wo ich den gesundsten O. betrete (vgl. 34, 171), hieß es im ersten Entwurf: Ein gesundes O., s. Düntzer Jph. 17; Die herrlichen alten Bäume ums O. G. Stolb. 137; Stein 1, 214; Ein festes O. Schlegel Gd. 1, 122 etc. Die schwankenden Formen der Mz. s. o. (ahd. ort und orter, mhd. ort und örter). Heute gilt Orten nur im adverb. Genit. (s. 2d), sonst gilt Orte und Örter, jenes mehr der gehobnen, dies der gw. Rede angehörend, auch wohl jenes mehr zusammenfassend, dies vereinzelnd (vergl. Lande und Länder, Worte und Wörter etc.). Die übrigen Formen sind veralt., vgl. z. B. Ört (e). Luther 1, 297b; 318a; 229a; 6, 189a; SW. 26, 15; Rollenhagen Fr. 343; Wackern. 2, 104 Z. 10 (HSachs); 241 Z. 33 (Doman) etc. Zu 1d gehört auch II (s. d.) und für I vergleicht Wackern. Mark (= Grenze und Gewichtstheil, halbes Pfund), s. auch Quartier (der Bed. 2k und I entsprechend) etc. S. auch I. Art, Anm. und vgl. die folgenden deutschen Wörter.
Zsstzg. unerschöpflich, vgl. für [2i] die von Stadt nur daß die von O. umfassender z. B. auch von Dörfern, Flecken etc. gelten ferner die von Stelle, Platz, Stätte etc., die aber ft nur einen besondern Punkt des Orts bez. (s. Bade-O.); ferner zu [2q] die von Strecke, leicht zu mehren und zu verstehen nach den folgenden (s. Spate): Áb-: abgelegner Ort: An einen A., den weder Sonne noch Mond je sehen werden. Gott- helf Sch. 99 etc., nam. [2m] und dafür bei Spate Neben- O. Ábbau- [2q].
Áblagerungs-: z. B.: Metallische A–e in der Erdrinde. Burmeister Gsch. 132; 131. Acht- [1]: (veralt.) Achteck, nam. (Bauk.): „,der Grundriß einer germanischen Spitzsäule, welche in mehreren sich verjüngenden Geschossen aufsteigt, denen das regelmäßige Achteck in versch. Versetzungen zu Grunde liegt.“ Otte Kunstarch. 346, auch verderbt: Achtuhr.
Andachts-: G. 23, 294, vergl. Bet-, Wallfahrts-O. etc.
Āūfenthalts-: wo man sich aufhält, vgl. Bleib-O.
Āūs-: (schwzr.) entlegner, einsamer Wohnsitz; ähnlich: Nebenaus-O. Gotthelf G. 264 etc.
Bāde-: nam. Kur-O. (s. d.) für Badegäste: Die Reihe der kleinen thüringischen B–e [2i]. Stahr Weim. 141; Es ist angenehm, wenn in Badeörtern der Bade- platz (oder die Badest elle) nicht zu weit von dem eig. Ort selbst entlegen ist.
Begrä́bnis-: Am B. . ., | wo sie hinzuschleppen ihre Todten | pflegten. Platen 4, 319.
Beōbachtungs-: Humboldt K. 1, 339. Bérg- [2i]: Bergstadt. Scheuchenstuel 30.
Bêt-: Tempel etc.: Scultetus (L. 8, 295), s. Andachts-O.
Blēībe-: Ort des Bleibens, vgl. Wohn-O. etc.: Ihr Ruh- und B. ist in deinen Augen. Olearius Baumg. 39b.
Bránd-: (gw. Brandstätte) Ort einer Feuersbrunst.
Brénn-: (Bergb.) eine unterirdische Stelle, wo das Gestein durch Feuersetzen zerklüftet wird. Brúnnen- [2i]: Kur-O. für Brunnengäste.
Drúck-: Ort, wo ein Buch etc. gedruckt wird: Die Entfernung des Vf. vom D.; Unter dem Schilde eines geheuchelten D–s .. herausgekommen. G. 29, 186 etc.; übertr.: Den Tag seines Eintritts in den großen D. der Erde. IP. 58, 47.
Erzēūgungs-: L. 8, 163.
Fécht-: Fechtplatz. Féld- [2q]: Bei den Strecken werden Feldstrecken oder Feldörter, die der Lagerstätte entlang getrieben werden, dann Wasserstrecken, Förderstrecken u. s. w. unterschieden. Karmarsch 1, 168.
Flīēh-: Zufluchts-O., nam. (Bergb.) für die Arbeiter bei der Sprengarbeit. Flūgel- [2q]: aus einem Stollen seitwärts getrieben. Förder- [2q].
Frēī-: Freistätte: Da mir dein Haus zum holden F. ward. G. 34, 170, vgl.: Da mir dein Haus die freie Stätte gab. 13, 27. Frēūden- [2c]: s. Lust-O. Frīēdens- [2c]: s. Ruh-O. Füll- [2q]: Die Weiterförderung [der Mineralien von der Förderstrecke] an den Schacht geschieht bis auf das F., nämlich die ausgehauene und bis an den einen Stoß des Treibschachtes reichende Sohle der Förderstrecke. Karmarsch 1, 175.
Fúnd-: Die wichtigsten F–e des Goldes. Karmarsch 2, 181.
Gebūrts-: Jene Geisteigenschaft, die an das Pflaster des G–es bindet. Börne 5, 305, ähnl.: Heimats-O. Gêgen- [2q]: einem andern entgegengetrieben. Gemēīn- [2r]: Einen kahlen G. gesagt. H. R. 9, 1; L. 10, 190; Den abgenutzten alten G. Lichtenberg 3, 99; Gemeinörter. 372; Überdies sind gewisse satirische Gemälde von ihm zu Gemeinörtern aller folgenden Wochenblätter geworden. Weiße Rabn. 24; W. 34, 6; Alle Wendungen und Gemeinörter der Schmeichelei erschöpft. Luc. 3, 333; 4, 136 etc. Geríchts- [2i]: ein Ort mit Gerichtsbark. Grénz- [2i]: In dem zweiherrigen G. König Leb. 2, 132. Hāfen- [2i].
Hált-: wo Halt gemacht wird, z. B.: An einem H–e der Eisenbahn. Keller gH. 1, 81. Hándels- [2i]: Der Haupt-H. des Landes.
Hāūpt-: hauptsächlicher Ort, Ggstz. Neben-O., z. B.: Leipzig ist der H. des deutschen Buchhandels; Die Religion ist überhaupt der H. der geschichtlichen Symptome. Vischer Ästh. 2, 270.
Hēīl-:
1) ein Ort zur Heilung Kranker, nam. [2i], Kur-O., z. B. von Karlsbad. G. 27, 253 etc., auch übertr.: Ich werde einen H. für unsre Liebe suchen. G.
2) (selten) ein für das Seelenheil wirksamer od. bestimmter Ort: Schwellen mahometanischer H–e. G. 4, 187, gewöhnlicher: Heils-O. Hēīmats-: s. Geburts-O. Héren-: wo Hexen ihr Wesen treiben, behexter, verdammter Ort. G. 1, 182, ähnl.: Teufels- O. Jámmer- [2c]. Kränk-: z. B.: Der Schenk-O. | ist ein Tränk-O., | nicht ein K. Rückert Mak. 1, 102. Kūr- [2i]:
1) ein Ort, den Kurgäste besuchen, nam. Bade-, Brunnen-, Molken-O. etc.
2) s. Wahl-O. Küsten- [2i]. Lánd(s)-: s. I. Art, Anm. und z. B.: Kam aus allerlei Landarten unter der Sonnen. Luther SW. 46, 218. Lúst-: ein Lust gewährender, zu Lustbarkeiten best. Ort, allgem. und nam. [2h], vgl. Vergnügungs-O., -Lokal: Er besuchte nur aus Gewohnheit . . Lustörter. G. 19, 294; Auf einem L–e Etwas verzehrt. 20, 181; So findet man theils natürliche, theils . . künstlich angelegte Lustörter, einen wie den andern besucht. 21, 188; 216; 25, 262; So sind diese schrecklichen Wohnungen der Rache .. nunmehr in die ange- †Fcrá“ ken-: s. Kur-O. 1. Múster-: z. B. als Muster für andre dienend, oder zur Musterung von Truppen bestimmt etc. Nêben-: s. Haupt- und Ab-O. Nebenāūs-: s. Aus-O. Quāl-: Marter-O.: Die Jdee .. eines Straf- und Quäl-O–es nach dem Tode. G. 17, 132. Ráng-: die Stelle, die Einer oder Etwas nach seinem Range in einer Stufenfolge einnimmt: Der R., | den die Natur uns setzt. H. 11, 152. Rást-: Ort der Rast, zum Rasten, vgl. Bleib-, Halt-, Ruhe-, Wohn-O.: Begeben wir uns zum R–e des Helios. G. 33, 39. Rēīchs- [2i]: reichsunmittelbarer Ort. Weidner 158, s. Reichs-Dorf, -Stadt. Rūh(e)-: s. Bleib-, Rast-O. etc.: Der Friedhof (s. d.) als Friedens- und Ruhe-O. der Todten etc. Sámmel-: Sammelplatz, Versammlungs-O. Schátten-: schattiger. G. 6, 91; auch: Aufenthalts-O. der Schatten. Schénk-: s. Kränk-O. Schīēd-: (schwzr.) ein als Schiedsrichter waltender Ort (oder Kanton), s. [2k]. Stumpf 735b. Schréckens- [2c]: schrecklicher. Cham. 4, 25; FSchlegel Al. 55 etc. Schríft- [2f]: Bibelstelle: Nach Schriftörtern sein System zu bekennen. JvMüller 10, 8. Schútt-: s. Schuttplatz. Schútz-: Schutz bietender Ort, Asyl. G. 6, 290; 13, 19; 86 etc. Sēē-: Küsten-O. Sītz-: Ort, wo man sitzt, nam. [2]: wovor der Bergmann ansitzt. Stámm-: woher Einer oder Etwas stammt, Heimath etc.: Der St. des wilden Ochsen. H. Ph. 4, 279; Unter den sog. ομoις, Flecken oder, wie sie Heilmann nennt, Stammörtern der Athener. W. 34, 270. Stánd-: Ort, wo Jemand oder Etwas seinen Stand hat, z. B.: Während die älteren Blätter abfallen, ..die Narben ihres St–s .. zurücklassend. Burmeister gB. 2, 219; Herr Abbt scheint hier seinen St. [Standpunkt] als Tadler verlassen zu haben. Mendelssohn 5, 396; Musäus M. 3, 100; Sch. 1152a etc. Stāpel-: Ort, wo Etwas aufgestapelt wird und nam. [2i] Ort mit Stapelgerechtigkeit (s. d.), eig. und übertr., z. B.: [Die Merkwürdigkeiten von Montpellier] sind gerade so, wie sie sich für den berühmtesten St. der Medicin schicken; du findest Theater .., aber nur anatomische etc. Thümmel 6, 82. Stérbe-: Ggstz. Geburts-O. etc. Strāf-: s. Quäl-O. Sūch- [2g]: zum Aufsuchen eines verlornen Gangs etc., Versuch-O. Tánz-: gw. Tanzplatz. Fouqué Gd. 1, 179. Tēūfels-: s. Hexen-O. Trä́nk-: wo getränkt wird, s. Kränk-O., z. B. auch = Tränkherd etc. Ubungs-: wo Übungen vorgenommen werden. Un-: öder Ort etc. Spate, vgl. Unland. Vergnügungs-: s. Lust-O.: Ein sehr besuchter V. etc. Versámmlungs-: Sammel-O. Baggesen 4, 111. Versūch(s)-: Such-O. Vōr-: z. B. [2q], aber auch ein Ort, der unter mehrern zusammengehörigen den Vorrang hat, den Vorsitz führt. Wāhl-: wo gewählt wird. Wállfahrts-: wohin gewallfahrtet wird. Wōhn-: Ort des Wohnens [2h und i]: Halt uns für Wilde nicht, miß unsern Sinn | nicht nach dem rauhen W. Tieck Cymb. 3, 6 etc. Wónne-: wo Wonne herrscht: Der W., wo Liebchen weilt, | ist mir das Paradies. Zūfluchts-: wo man Zuflucht findet, s. Flieh-, Schutz-O.: Novalis 1, 44; Wo bleibt mir Elenden ein Z.? Sch. 29a. Zusámmenkunfts-: Ort, wo man zusammenkommt. Gotthelf G. 378 etc.