opfern
Opfern, tr.:
ein Opfer oder Etwas als Opfer darbringen:
1) eig., im relig. Sinn:
a) (s. Opfer 1a) hier auch ohne genanntes Obj. und, in gehobner Rede, mit Genit. st. Obj.: Gott, den Göttern o.; Eine Hekatombe, einen Stier, ein Brand-, Speise-, Dank-, Lob-, Sühn- Opfer o. (od. darbringen); Ich will ihres Trankopfers mit dem Blut nicht o. [an dem blutigen nicht Theil nehmen]. 16, 4; Wer den Göttern opfert ohne [außer] dem Herrn allein. 2. 22, 20 etc.; Sie o. auf dem Dank- altar. 1, 142; Nehm ich .., | o–d es dem Styx zu geben, | mir des Samens goldnes Korn. 54b; Vergeblich ermahnte ihn Plato, den Grazien zu o. 5, 196, um die Gunst derselben und somit Anmuth zu gewinnen (sprchw. geworden); Hält sie sich gut, so opfre ja dem Glück. 10, 69, bringe der Glücksgöttin ein Dankopfer, als Bekenntnis, daß du von ungemeinem Glück zu sagen hast etc., s. 2a am Schluß. —
b) in abgezognerer Bed. des Opfers (s. d. 1b), z. B. — was deutlich den Übergang zeigt —: So wollen wir o. die Farren unserer Lippen [Gebete st. der Thieropfer]. 14, 3; Die sollen ..Dank o. und erzählen seine Werke mit Freuden. 116, 17; 50, 23; Zu o. das Evangelium. 15, 16; 60, 7 etc. —
c) (s. Opfer 1c) Der Kirche Gaben, freiwillige Geschenke o. (widmen etc.), vgl. Opfer-Kasten, -Stock. —
2) mit zurücktretendem Sinn des Religiösen (s. Opfer 2), wobei nam. eine zwiefache Beziehung hervortritt, entweder die auf das Obj. oder auf das Subj., zuw. natürlich auch beide, da sie einander nicht ausschließen:
a) mit Bezug auf das geopferte Obj. oder das Opfer (s. d. 2a und b), das büßt, duldet, (für Etwas) hingegeben wird, bestimmter: hin- oder auf-o., z. B.: Und ob ich geopfert werde [als Opfer falle] über dem Opfer und Gottesdienst eures Glaubens. 2, 17; Ich werde schon geopfert und die Zeit meines Abscheidens ist vorhanden. 2. 4, 6; So will er denn doch nicht den bessern Ausdruck des Gedankens dem Schönklang der Musik o. Lit. 5, 65, ihn diesem zu Liebe aufgeben; Darfst du .. | deine Tochter einem N. o.? 4, 276, sie gleichsam als Opferlamm hingeben, um von ihm Etwas zu erhalten; Er opferte mich seiner Tugend. 290a; Was das Schwert geführt, dem Schwert zu o. [mit dem Schwert zu morden]. 450b; Nimm all den Plunder . . | und opfr’ ihn flugs dem Feuer [verbrenn ihn]. Rom. 15; Er opfert seinem Egoismus Alles, Frau und Kind; Er opfert sich für seine Familie etc. Vgl. nam.: (Großinquisitor:) Darf Einer Gnade finden, | mit welchem Rechte wurden Hunderttausend | geopfert? .. (König:) Er ist auch geopfert. (Großinquisitor:) Nein | er ist ermordet — ruhmlos, freventlich! Das Blut, | das unsrer Ehre glorreich fließen sollte, | hat eines Meuchelmörders Hand verspritzt etc., — wo der König das Wort einfach in dem hier entwickelten Sinn nimmt, der Großinquisitor aber (s. 1) nur von heiligen, religiösen Opfern, Opfern der Jnquisition oder „des heiligen Amts“ wissen will (vgl. 3a: Cäs.). —
b) mit Rücksicht auf das Subj. und die Selbstüberwindung, die diesem das darzubringende Opfer (s. d. 2c) kostet: Man sieht, du bist nicht an Verlust gewohnt, | da du, dem großen Übel zu entgehn, | ein falsches Wort nicht einmal o. [dich dazu entschließen] willst. 13, 69; Alles, was die katholische [Kirche] hingab, opferte sie der Noth und nicht der Gerechtigkeit. 883a etc., s. auch a. —
3) dazu:
a) Fragt einen der Opferer (1a) oder der Seher. Il. 1, 62; Dr. 1, 86 etc.; Schade, daß, in seinem Blut gewälzt, | das Opfer wenig dazu taugt, dem Geist | des Opferers (2a) ein Loblied anzustimmen. 279a; Lasst Opferer uns sein, nicht Schlächter [indem wir Cäsar tödten]. Cäs. 2, 1 (vgl. 2a das letzte Bsp.), u. Zsstzg. z. B.: In der Kollyridianer oder Fladenopferer Schule. B. 52b; Wie der Lebensopferer (2a)- Pelikan (s. d.) | mit meinem Blut sie tränken. Haml. 4, 5 etc. —
b) Welcher gegen den Göttern mit Opferung sich allwege recht gehalten. 2a; 9a etc.; Im Schachspiel mit Opferung (2a) zweier Bauern die Dame nehmen etc.
Zsstzg. z.B.: Āūf-:
1) [1] vralt., z.B.: a)[1a] 2, 107; 9a; b; 45b; 406 u. v.; selbst noch: Orestes, von seiner Schwester, die ihn aufzuopfern im Begriff ist, erkannt. 7, 173 und (in die Bed. von 2 übergehnd): Stolz und Dummheit kamen | aus tiefer Nacht herauf | und opferten, im Namen | der Gottheit, Menschen auf. 2, 208 etc. — b) [1b] Den unsterblichen Göttern mein Gelübd und Gebet aufzuopfern. 53a; Noth und Anliegen, die er täglich vor Gott mit dem Opfer seiner Lefzen trägt und aufopfert. 3, 372 Z. 15 Der Herr, dem ich dich in der heiligen Taufe aufgeopfert. 968 Z. 13 Ihm opfer du auf dein Gesang. 421; 126 etc.; Seine Seele an deren Geber wiederum aufzuopfern [zu sterben]. Baumg. 100a; 13b etc., und so auch bloß: Eberhard opferet seinen Geist auf [starb] Anno 1274. 402b etc. —
2) [2a u. b] Die Häupter .. opfern die Gerechtigkeit und die Tugend ihrem Eigennutz und ihren Lastern auf. 2, 73; In dem Augenblick, da ich die Früchte der aufgeopferten Blüthe einzuernten gedachte. 9, 340; Daß der Mensch recht abwäge, was man a. muß, gegen Das, was zu gewinnen ist. 15, 57; Indem ich mich aufopfre, kann ich fordern. 129; Eine unendliche Arbeit, die nur Dem gelingen kann, der sich ihr ganz widmet und ihr sein Leben a. mag. 39, 3; Das Wesen nicht dem Schein aufzuopfern. 6, 16; Wenn er dem geilen Kitzel eines Augenblicks zehn Jahre eures Lebens aufopfert. 105a; Dem Wohlstand seine Verbeugung machen, ohne die Sache aufzuopfern. G. 6, 300; Die Schönheit darf auch hier nicht verletzt werden, um sie einer ganz unwahren Wahrheit aufzuopfern. DBl. 2, 219; Diesem .. alle die Reichthümer mit Freuden aufzuopfern [für ihn hinzugeben]. 1, 172; Über dem Bestreben, Andere glücklich zu machen, sich selbst a. 5, 195; So viele Beweggründe, einen ganz andern Weg zu nehmen, dem bloßen Verlangen, ihn wiederzusehen. a. 16, 189 etc. Nam. im (adjekt.) Partic. auch ohne ,,sich“ (s. d. †): A–de Liebe, Freundschaft, Hingebung etc. (s. 3a). —
3) dazu (heute gw., wie das Zeitw., nur in Bed. 2):
a) Der edle Aufopfrer für einen Unbekannten. 474b. —
b) Man fodere nicht Aufopferungen und Selbstzwang. SchE. 56; 19, 124; Das Traurigste war, daß diese ungeheuren Aufopferungen nicht einmal ihre [beabsichtigten] Wirkungen erreichten. 457a; Jeder Aufopferung fähig. HB. 1, 7; 135; Mit Aufopferung des eignen Lebens, Vortheils etc.; Eine glorreiche Selbst aufopferung. 17, 151; 1031a etc. — Dahín- [2a]: (gw.) hin-o.: Daß ich all mein Wohlsein d. muß. 1, 84. — Er-: durch Opfern erlangen: Opfre Weihrauch; du wirst’s mit keinem Weihrauch e., | daß etc. 11, 162. –— Hín- [2a]: (s. auf-o. 2 u. dahin-o.) Die Welt mußte ihre junge Freiheit der despotischen Intelligenz der Päpste h. 5, 16; Sie liebte, wie ein Weib, ganz hin sich opfernd. 4, 270; 272; Nachdem ich meine Liebe hingeopfert. 305; Ein ganz an die Idee hingeopfertes Leben. 7, 120; 1, 23; Und diesem Nichtswürdigen wollte ich mein Kind h.! 645a; Ein Leben, das er dem Staat so großmüthig hinopferte. 705b; Der für Baierns Rettung sein Leben hingeopfert hatte. 1001a; Rinder zum Mahl h–d. Od. 1, 56 etc. Dazu: Seine Hinopferun g für Diesen ging so weit. Br. 1, 25; Pr. 3, 117 etc. — z. B. nachträglich opfern, oder: nach dem Muster eines Voropfernden opfern etc. — ungw. st. auf-o., vgl.: Veropferungen, groß oder klein. 2, 96; 98. — z. B. das Voropfer (s. d.) bringen. Ar. 3, 10, s. auch nach-o. etc.
Nāch-: Ver-: Vōr-: Work in progress
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