ofsenbaren
Ofsenbāren: 1) tr. etwas Unbekanntes, Verborgenes, Geheimes offenbar machen, kund thun, zeigen, — so auch refl.; ferner bes. theolog.:
übernatürliche Wahrheiten, die die menschl. Vernunft allein zu finden und zu ergründen nicht im Stande wäre, den Menschen offenbar machen (s. Anm.): Heimlichkeiten 27, 14 ff.; 41, 29; 20, 19; 25, 9 etc.), Verborgenes 2, 47; 5, 16; 42, 20 etc.), Einem sein Geheimnis (Am. 3, 7), Jemand sein Herz 16, 18; 8, 22) o. etc.; Wer ungeduldig ist, der offenbaret seine Thorheit. 14, 29; Offenbare der Stadt Jerusalem ihr Greuel. 16, 2; Darnach offenbarte [zeigte] sich Jesus abermal den Jüngern. 21, 1 etc.; Gleich wird sich’s o., | wer unter euch den Kranz mit Ehren trägt. Was du mir .. warst, | magst in deinem Innern lesen, | wie du dir es offenbarst. 6, 90; Daß ein Gott da droben sei, der sich in Eltern, Lehrern, Vorgesetzten abbildet und offenbart. 18, 186; Freunde o. einander grade Das am deutlichsten, was sie ein- ander verschweigen. 19, 130; Liebe setzt ihr zu, | ihm frei zu o., was ihr Herz | gelüstet. 11, 139 etc. Ferner Belege s. Anm., bei der Doppelf. des Partic. — Dazu: 2) das adjekt. Partic., s. Anm., — auch verneint: Aus dieser verborgenen und ungeoffenbarten Lehr. B. 17b etc. — 3) Der Offenbarer eines Geheimnisses, des Verborgenen etc., auch: Ob es sich wirklich so verhalte, kann die einzige Offenbarerin Dessen, was wirklich ist, die Erfahrung, allein bewähren. 22, 355 etc. — 4) Offenbarung, f.; –en: das O., das Sich-O. und: etwas Offenbartes, nam. im theolog. Verstande (s. 1), z. B.: Offenbarung der Heimlichkeit. 22, 27; Mit O. der Wahrheit. 2. 4, 2; Den Tag des Zorns und der Offenbarung des gerechten Gerichts Gottes. 2, 5, wo sich dies Gericht offenbart, zeigt; Wartet auf die Offenbarung unseres Herrn Jesu Christi. 1. 1, 7, die Zeit seines Erscheinens; So ich nicht mit euch redete durch Offenbarung. 14, 6 ff., durch göttliche Eingebung; Die Offenbarung Johannis, die Apokalypse etc.; Wie hier Herder in einer gewissen Klemme zw. [menschl.] Vernunft und [göttlicher] Offenbarung erscheint. Lit. 5, 318; Dann sammelt sich der Jugend schönste Blüthe | vor eurem [der Dichter] Spiel und lauscht der Offenbarung. 11, 10, Dem, was ihr offenbart; Welcher Wohlschmack, welche Wonne, ja welche lautere Offenbarung enthüllt sich dem Durstenden, Matten in einer einzigen Welle des kühlen Elements! A. 2, 187; Die innern Offenbarungen des Kunstgenies. 11 etc., auch Zsstzg., z. B.: War’s nicht zumeist des Unglücks Stunde, | .. der Himmelsoffenbarung klang vom Munde? 1, 155.
Anm. Mhd. offenbâren, offenbaren. Über die Doppelf. des Partic., s. benedeien, Anm. Darnach gilt, heutigem Sprachgebrauch gemäß, überwiegend in nicht kirchl. Sinn: offenbart, dagegen im kirchl. von Wahrheiten, die auf übernatürliche Weise dem Menschen kund geworden: ge- offenbart, vgl.: Ein offenbartes Geheimnis, und: Die geoffenbarte Religion, — doch finden sich, wie bei Älteren, so auch noch bei Neueren, mannigfache Schwankungen und Abweichungen von dem Angegebnen:
1) Bsp. des nicht adjekt. Partic.:
a) Mein Name „Herr“ ist ihnen nicht of- fenbart worden. 2. 6, 3; 1, 35, 7; 16, 18; Die Herrlichkeit des Herrn soll offenbart werden. 40, 5: Der Herr hat offenbart seinen heiligen Arm vor den Augen aller Heiden. 52, 10; 2, 19; 23; 10, 1; 5, 24; Daß du Solches den Klugen und Weisen verborgen hast und hast es den Unmündigen offenbaret. 11, 25; 17, 6 etc.; Als wär es von oben herab offenbart worden. 32; Es sei ihr offenbaret worden, ihr Sternthal sei nicht todt. 8, 172; Wer sichert den Olymp, vereinet Götter? | Des Menschen Kraft, im Dichter offenbart (s. 2). 11, 9 etc.; Dem wir unser ganzes Herz offenbart haben. 6, 325b; Er wird am Ende der Welt wieder offenbart werden. 8, 14a; Daß ihr Gesetz von Gott dem Mahmet offenbart sei. 16a; Ward er offenbart [als] ein häßlicher Teufel. 253a; Er hatte ihr auch eine Neuigkeit offenbart, die etc. Mus. 2, 236 etc. —
b) Deine Propheten haben dir deine Missethat nicht geoffenbart. 2, 14 [s. u. Uns von Natur durch unsre Sinnen geoffenbart. 9, 437; Allda der Falsch der römischen Päpste ge- offenbart ward. B. 47a; Es werden nur seine [des Lichtes] Fähigkeiten, sein Inhalt geoffenbart. 38, 9; Es hat die Missethat | dir nicht geoffenbart. 2, 50 2, 14, s. o.]; Daß er geoffenbart die eigne Schmach. 247; Daß sich die philosophierende Vernunft weniger Entdeckungen rühmen kann, die der Sinn nicht schon dunkel geahnt und die Poesie nicht geoffenbart hätte. 1109b; Was erst, nachdem Jahrtausende verflossen, | die alternde Vernunft erfand, | lag im Symbol des Schönen und des Großen | voraus ge- offenbart (2) dem kindischen Verstand. 23a; Als mir [durch göttliche Eingebung] geoffenbaret wurde, daß etc. 17, 16; Unser Goethe hat sich der Welt durch seine Stella wieder herrlich geoffenbaret. Merck. 2, 55 etc. —
2) im adjekt. Partic.:
a) Sein Gott ist ein offenbarter Gott. 1, 375; Nun kommt der Schlüssel zu all den offenbarten Geheimnissen. R. 2, 298; Jede in der Schöpfung offenbarte Kraft Gottes. Gott 65 etc. —
b) Geoffenbarte Religion. 20, 159; Die innere geoffenbarte Wahrheit. R. 7, 388; Dem geoffenbarten Dogma. Rom. 308; Eine dem ersten Menschenstamm geoffenbarte Physik. K. 2, 147; Die Theologen aller ge- offenbarten Religionen. 12, 514; 11, 607; 611; Du durch dich selbst in mir Geoffenbarter! 1, 13 etc. — Schwzr.: Die Bäuerin möchte gern was offenieren (o.) G. 415.
Zsstzg. z. B.: Himmel-: (selten) in himmlischer Weise offenbar: Dank der Einen, die sich mir | himmel- offenbarte hier. Baggesen 5, 153, s. auch [4]. —
Ver-: im gw. Leben st. des Grundw. in nicht kirchl. Sinn = kundthun, äußern etc.: Ich werde Ihnen meine Meinung v. Immermann M. 4, 130; Das wird sich in der Folge v. Musäus M. 3, 72; Ph. 1, 133; Das Gute und Nützliche einer Sache veroffenbart sich indessen immer auf mehr als eine Art. 45; Es veroffenbarte sich, daß etc. 3, 19.
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