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Ochs Ochse)
Ochs(~e), m., –en; –en; Öchschen, (e)lein; –en- (spr. ór etc.):
1) das männliche Rind (s. d.): Jagd, auf der .. mehrere wilde [oder Auer-] O–en getödtet wurden; einige Weibchen .. wurden eingefangen. Forster Br. 1, 464 etc. (s. Zsstzg.). Zuw., in naturgeschichtl. Werken = Rind überh., ohne Hervorhebung des Geschlechts, z. B. Oken 7, 1409 etc. Ohne Zusatz gw. das männliche zahme oder gemeine Rind (Haus-O.), Bos taurus oder domesticus und zwar sowohl der unverschnittne Stier, Bull, Brüll-O. (s. d.) etc. als nam. der verschnittne, theils zum Ziehn, bes. vor dem Pflug gebraucht, s. Acker-O. etc., theils zum Schlachten gemästet, s. Mast-O.: Der O. brüllt, brummt, plärrt (Oken 7, 1410; Ryff Th. 51) etc., s. Rind, Kuh etc.; Ohne Denken gleicht | der Mensch dem Öchs- und Eselein. B. 19b; Melken also? .. Nicht gedeiht es . ., | weil .. die Kuh ein O–e war. Cham. 3, 302; Ein Wagen .., | von zwei O–en gezogen. G. 5, 14 (nachher „Stiere“) etc., s. nam. auch Frommann 5, 449 etc. Sprchw.: Du sollst dem Ochsen, der da drischt, das Maul nicht verbinden. 5. Mos. 5, 24; Wer’s Glück hat, Dem kälbert ein O., s. kalben 1; Da stehn die O–en am Berge (s. d. 1e), die Sache hapert etc., z. B. auch: Wozu gab mir’s Gott, wenn ich damit nicht guten Leuten, bei denen die O–en am Berge stehen, über den Berg helfen soll? JGMüller Lind. 4, 202 etc.; Die O–en hinter den Pflug spannen [verkehrt]; Der O. will den Hasen erlaufen!; Was kann man vom O–en anders erwarten (oder verlangen) als Rindfleisch? Grimm M. 41 etc., von Dummen nur Dummheiten etc.; Mit der andern Leichenordnung hat er den O. [s. Anm.] ins Aug (s. d. 11h) geschlagen. Auerbach Gv. 110 etc., s. nam. Körte Sprchw. 4626 —4645.
2) übrtr.: dummer Mensch, nam. dummer Kerl, Dummkopf, vgl. Ochsenkopf 2, Esel, Rindvieh etc.: Ihr O–en, die ihr Alle seid! | euch Flegeln geb’ ich den Bescheid. Gellert 1, 208; Ich müßte ja ein O–e sein. Holtei Ob. 1, 79; Bedeuten Sie dem deutschen O–en, daß er das Maul halten soll. Sch. 167a etc.
3) burschik.: Einer, der ochst und büffelt (s. d.), gleichsam im Joch ziehend, angestrengt arbeitet, Büffel (2). Volmann 345, vgl.: „O–e“ ist bekanntlich, manchem Universitätskomment zufolge, kein Tusch. Holtei Mensch. 24.
4) (s. Ochsenkopf 2) zuw. nach dem Schild Bez. einer Herberge (nam. für Schlachter), eines Wirthshauses: Zum rothen O–en hinab, in dessen Oberstock der angesehenste Tanzplatz des Ortes sich befand. Kinkel E. 402.
Anm. Goth. auhsus, ahd. ohso, mhd. ohse, vgl. skr. ukschan, O. und Pferd (also wohl: Zugthier, vgl. skr. wah, lat. veho, fahren, s. der Wagen). Vereinzelt im Accus.: Der Spieler verachtet den Ochs (2), der keine Karte kennt. Zimmermann Nat. 19; Auerbach Gv. 110 (s. 1). Jm Scherz dazu als fem.: Alsdann | stehen am Berge die Ochsinnen. Heine Rom. 248; Ihr scheltet mich einen Stier und wollt mich noch obendrein jene Öchsin heirathen lassen? EWagner 9, 115.
Zsstzg. vgl. die von Rind, Stier, Kuh etc., z. B.: Ácker-: den Pflug oder Haken ziehend oder schiebend, „Haken-, Joch-, Pflug-, Schieb-, Zug-O.“, z. B.: Hatten weder A–en noch Zugvieh. Fallmerayer Or. 2, 26; O meine Ackeröchschen! W. 34, 330.
Aūer-: Bos urus, s. Auer (u. Anm.). Giebel 219; Den A–en (Ur-O–en, Wisant). Vischer Ästh. 2, 146; Ur-O. Gotthelf U. 2, 154; Ryff Th. 28; VWeber 2, 310 etc.; A–en-Weibchen, -Junges; auch Wald-, Berg-O.
Bêêt-: der Joch-O. links, Hand-O., wie Lein-O., der rechts, in Mecklenb. jener Hott-, dieser Hül-Oss, s. Frommann 6, 229.
Bérg-: Auer-O.
Bīsam-: B. moschatus, Muskus-O. Bīsent-, Bīson-: B. bison, der amerik. Büffel, Buckel-, Höcker-, Wald-O., vgl. Auer-O.
Brüll-: der unverschnittene Stier, nach der Stimme auch Brumm- (V. Ant. 1, 129), Brummel- (Brentano Fr. 1, 66), ferner als der bespringende, die Herde fortpflanzende: Farr-, Fasel-, Hammel-, Herd-, Reit-, Samen-, Spiel-, Spring-, Stamm-, Zucht-O., s. EWagner 10, 34, auch Bull- und Gemeinde-O. und als Ggstz. Stutz-O.
Brúmm(el)-:
1) Brüll-O.
2) Grunz-O. Búckel-: Bisent-O. Büffel-: Büffel, s. d. Búll-:
1) Brüll-O.
2) im Alter verschnittener Ochs; Ochs, der früher ein Bull gewesen.
3) mund- artl. Bez. der Meergrundel, nach ihrem knurrenden Ton. Dórf-: s. Gemeinde-O. Eīch-: Hirschkäfer, Lucanus cervus. Fárr-, Fāsel-: Brüll- O.: Zwei Fasselochsen auf Gemeindekosten gehalten. Presber Wolk. 126. Flúß-: bei Einigen = Flußpferd, Hippopotamus, ebenso Wasser-O. Gemēīn(de)-: Zucht-O. für die Herde einer ganzen (nam. Dorf-) Gemeinde, Dorf-O. Grúnz-: B. gruniens, mit grunzender Stimme, Ziegen-O. Hāken-: Acker- O. Hámmel-: Brüll-O. Hánd-: Beet-O. Hāūpt-: ein bes. großer. Hāūs-: B. domesticus. Vischer Ästh. 2, 2, 146. Hêrd-: Brüll-, Gemeinde-O. Hēū-: (vgl. Heukalb) ein heufressender, ausgewachsner O., auch: Er ist dumm wie ein H–e, ein H–e [2]; Der Kerl schreit wie ein H–e. Klencke Parn. 2, 92; Buchstaben, so groß wie ein H–e, lauter H–en von Buchstaben etc. Hēūl-: Mir ist zu Muth, als möcht’ ich ein Karthäuser und Trappiste,werden, ein rechter H. [2]. Möricke Moz. 80, vgl. Brüll-O. und Beet-O. Hírsch-: eine Antilope mit stierartigem Kopf, Antilope bubulis. Höcker-: Bisent-O. Hühner-: scherzh. Bez. des Haushahns. Rockenph. 3, 125. Jóch-: Acker-O. Lánd-: in Holstein = Marsch-O., aus der Marschgegend. Lēīn-: s. Beet-O. Lȫw-: (vgl. Centaud) ein Fabelgeschöpf, mit Löwenkopf und Ochsenleib. G. 29, 47. Mást-: gemästet und zum Schlachten best., Schlacht-, Stall- O. Mêêr-: Rohrdommel (s. d.), auch Moos-, Wasser-O. Mēīster-: ein großer Mast-O., an dessen Tödtung ein Meister werdender Schlachter sein Meisterstück beweist und der vorher sehr aufgeputzt zur Schau umhergeführt wird: Aufgeputzt wie ein M., vgl. Pfingst-O. Mōōs-: Meer-O. Móschus-, Múskus-: Bisam-O. Pfingst-: ein mit Kränzen etc. aufgeputzter und so auf die Pfingstweide hin- ausgeführter Stier (vgl. Bullenstoß): Auf der Pfingstweide, da wurde unter den großen Linden ein großer Kranz gemacht für den Pf–en. .. Der Brummel-O. ward mit angethan. Brentano Fr. 66; Der immer wie ein Pf. geputzt ging. Heine Sal. 1, 234. Pflūg-: Acker-O. W. Luc. 5, 227. Rēīt-: Brüll-O. Sāmen-: Brüll- O. Döbel 2, 74b, auch „Samenrind“. 73a und 74a. Schīēb-: Zug-O., s. Acker-O., schieben und Stirnplatte, auch vralt. Spottname für die Pikeniere. Freytag Bild. 2, 28. Schlácht-: zum Schlachten best., s. Mast-O. Spīēl-, Spring-: Brüll-O. Stáll-: im Stall gefüttert, Mast-O. Stámm-: Brüll-O. Stútz-: verschnittner, z. B. als Acker- O. Talvj 2, 6. ūr-: Auer-O. Wáld-: Auer- u. Bison-O. Wásser-:
1) Meer-O.
2) Fluß- O. Zēīt-: ein zweijähriger Stier, zur Zucht reif und zeitig, vgl. Zeit-Bock, -Kuh etc. Zīēgen-: Grunz-O. Zīēh-: zum Ziehen dienend, Zug-O., vgl. Schieb- und Acker-O. Zúcht-: Brüll-O. Zwérg-: B. caffer, Nemnich (?, vgl.: Der kapische Büffel ist eins der größten Rinder. Oken 7, 1405).