nutzen
nützen
II. Nútzen, nützen: 1) intr. (haben):
Nutzen (Vortheil, Gewinn) bringen; zum Zweck förderlich dienen, — vergl. helfen, frommen etc. u. als Ggstz.: schaden, — z. B.:
a) ohne (grammat.) Beziehung auf eine Pers. etc., der der Vortheil aus dem genannten Subj. erwächst, zu Gute kommt, z. B. mit Uml.: Weichet nicht dem Eiteln nach, denn es nützet nicht. 1. 1, 21; Nichtige Götter, die Nichts nützen können. 16, 19; Was nützet es, daß wir sein Gebot halten? 3, 14; 3, 1; Was kann dann ein Stückfaß nützen? 1, 135; Ein Liedchen, das gefällt und nützt. 4, 6; Was unerreichbar ist und wär’s erreichbar auch, | nicht nützt noch frommt; ihr aber seid die Nützenden. 10, 277; Wo ich nütze, ist mein Vaterland. 19, 95; Wenn die Lüge einen Augenblick nützen kann, so schadet sie nothwendig auf die Länge; im Gegentheil nutzt die Wahrheit nothwendig auf die Länge, wenn sie auch im Augenblick schadet. 29, 214 U. so o. Uml.: Höre den Rath . ., | doch er nutzt nur, wenn du fähig bist. 4, 39; Er ehrt die Wissenschaft, sofern sie nutzt. 13, 119; 170; Wie es denn dem geselligen Menschen ganz gleichgültig ist, ob er nutzt oder schadet. 22, 9 etc.; Wozu soll Das n.?; Das nutzt od. nützt zu Nichts etc. —
b) mit persönl. Dat., z. B.: mit Uml.: Meine Erfahrung kann dir nützen. 8, 122; Was nützte mir der ganzen Erde Geld? 6, 58; Er schadet uns und nützt sich nicht. 9, 153 etc. (s. u.) u. o. Uml.: Daß er uns schon, ohne sich zu nutzen, unsäglichen Verdruß gemacht hat. Dein Schade soll es nicht sein, daß du mir nutzest. 10, 39; Einer Wissenschaft .., die .. | dem Menschen nutzt, indem sie ihn erhebt. 13, 98; 19, 95; Die große Gunst des Königs habe mir mehr geschadet als genutzt. 28, 242; Das Theater könne .. dem Staat .. unmittelbar nutzen. 35, 337; Was nutzt der Kuh Muskate? R. 1, 344; Wem es nutzen und vortheilen soll. 4, 460 Z. 10); Was nutzt mir’s? 3, 333 etc., — dagegen unterscheidend zw. tr. nutzen (s. 2) und intr. nützen: Nütze Dem, der dir kann nützen, | nutze Den, der dich will nutzen. 6, 103, vgl.: Man hat mich nicht genug ben utzt, als ich noch fähig war zu nützen. 45 etc. —
c) mit persönl. Accus. st. des Dat. (vergl. helfen 3; frommen etc.) nam. obrd., z. B.: Was nützt mich Das Alles? D. 4, 132; Was hat es sie genützt, .. so altklug gewesen zu sein? Frz. 5; Was nützen dich die Papiere? Stillfr. 3, 85; Sklav. 1, 122; 123; Diese Reue kann ihn nichts nützen. Pr. 1, 20; Po. 3, 173; V. 1, 18; 32 etc. und: Es nutzt dich jetzt nichts mehr, daß du etc. D. 4, 96; 2, 501; Sonn. 17; 67, vergl. 2 — 2) tr.: aus Etwas Nutzen ziehn und davon Gebrauch machen, es benutzen (s. d.), z. B. mit Uml.: Die Kinder nützen ihn ja durch ihr ganzes Leben. 1, 228, [zweideutig, s. 1c]; Man nützte die Geldnoth des ausgesogenen Staates, um ihm Bedingungen aufzuzwingen. DeutschGsch. 4, 215; Theuer ist mir der Freund, doch auch den Feind kann ich nützen. 91b etc., häufiger o. Uml.: Um den günstigen Wind ohne allen Aufschub zu nutzen. R. 1, 198; Nutze deine jungen Tage! 1, 104; Sobald der Schatz in unsern Händen ist, wollen wir ihn nutzen. 10, 25; Vieles traf zusammen, | das ich zu unserm Vortheil nutzen konnte. 13, 116; Sie nutzte kühn | des Morgenrittes abgemeßne Stunden | .. zum Zweck. 289; Gewohnt, die Gegenwart zu nutzen- 15, 35; Diesen verlangt nun, so große Vortheile auch .. genutzt zu sehen. 33, 231. 4, 238; Was er vor sich selbst nicht nutzen kann, nutzt er als ein Jngrediens. 6, 508; Daß der Erbprinz mehr darauf gesehen, daß ich die Bibliothek, als daß die Bibliothek [personif.] mich nutzen soll. 12, 252; 276; 451; Er muß der Menschen Leidenschaften nutzen. Al. 18; Eine Bemerkung, die er nutzen sollte. 6, 47; Mit falschem Schein, als spräch ich seinethalb, | nutz ich den Zutritt eignem [für eignes] Liebeswerben. Sh. 6, 157 etc., auch zuw. im Partic. o. Obj.: Möge stets so der Gescheute | nutzend Blumenzierde pflegen. 4, 10 wie beim Mohn, der als Blüthe ziert, als Samen nutzt. — 3) dazu:
a) Nichtsnutzer, m., –s; uv. = Einer, der nichts nutzt oder taugt, Nichtsnutz, s. NutzI2d. —
b) Durch meine Redegaben Nützung [dadurch daß ich die Gaben nützte, benutzte, s. 2] | fand ich bei ihm Beschützung. Mak. 1, 46 etc., gew. o. Uml., auch = Nutzen, Ertrag von Etwas u. die Nutznießung, der Nießbrauch, z. B.: Die Nutzung von Etwas, z. B. von einem Landgut, Wald, Feld etc. haben; Die Nutzungen des Gutes od. von dem Gute betragen jährlich 1000 Thlr. Der Staat würde ihre Nutzung ganz anders ausbeuten. R. 4, 400; Dem nächsten männlichen Agnaten die Vormundschaft und die ganze Nutzung des Hofes während der Minderjährigkeit zu überlassen. Ph. 1, 327; Die Nutzungen an der gemeinen Markung oder Allmand waren ursprünglich hinsichtlich ihres Umfangs und der Zahl der Theilhaber an der Allmand ganz unbeschränkt. Zeitschr. f. d. Recht (1852) 96; 391b etc. So auch: Feld-, Wald-, Weidenutzung etc., ferner: Ein Jsraelit erhielt also kein vollkommnes Eigenthum, an seinem Acker, sondern nur die Erbnutzung [die erbliche] davon. Ph. 1, 142 ff., s. abnutzen 2b. — Auch (Bienenz.): Das, was die Bienen eintragen, s. Geblüme 2.
Zsstzg. nam. zu [2], z. B.: Áb-:
1) durch die Benutzung od. den Gebrauch, den Werth u. die Brauchbarkeit von Etwas vermindern oder zerstören, eig. und übertr., vgl. aufreiben etc., z. B.:
a) tr., o. Uml.: Man lebt lange. .. In Frankreich nutzt man das Leben ungleich schneller ab. Jt. 2. 175; 1, 167; Daß die Schließhaken durch die Zeit abgenutzt und die Bänder wandelbar waren. 19, 294; 10, 214; Seine Augen an einer Menge klein geschriebener Bücher abnutzen. Luc. 1, 389 etc. od. mit Uml.: Wie sehr durch das Rütteln des Postwagens die Hüte gequetscht und abgen ützt würden. 2, 95; So zerbeiß’ ich mir die Nägel, nütze die Stirn ab [sie reibend]. 29, 304; Sie haben durch einen langen abnützenden Gebrauch noch das Triviale nicht etc. 761a; Wenn sie ihre Sinnen durch alle Arten von Schwelgerei abgenützt hatten. Luc. 1, 47 etc. —
b) refl.: Das Leben des fahrenden Musikanten ist aufregend und nutzt sich rasch ab. E. 375 etc.; Das Mitleiden nützt sich ab, wenn es sich nicht in der Bewunderung erholen kann. 12, 50 etc. —
c) im adjekt. Partic. z. B. o. Uml.: Abgenutzte Phrasenschablonen. Tag. 98; Die Natur hat wenige Triebfedern, aber nie abgenutzte, immer wirksam. 40, 387; V. 271; 2, 214; Die .. deutschen Alpen haben etwas viel Jugendlicheres, Frischeres .., die italiänischen sehen abgenutzter und ausgemergelter aus. A. 2, 214; 3, 99; 21, 33; Mak. 1, 65; Ein Mittel, das dem erschlafftesten Gefühle seine Schnellkraft, den abgenutztesten Befriedigungen ihren ersten Firnis wiedergiebt. 4, 192; A. 2, 85 etc. u. mit Uml.: Der eine ganz abgenützte Kurtka anhatte. 4, 231; 2, 174; 1, 90; 3, 278; Diese Moral | ist gar zu abgenützt [vergl. abgedroschen]. 15, 209 etc. Auch im Ggstz.: In noch unabgenutzter Festpracht. Dr. 2, 2, 373 etc. —
d) dazu z. B.: Daß ihm die Bibliotheken ihrer Bestimmung nach wohl ein Recht auf Benutzung, nicht aber auf Abnutzung, ein Recht auf ordentlichen Gebrauch, nimmermehr aber auf Mißbrauch oder Verbrauch der Bücher gewähren. Bibl. 199 etc. —
2) (veralt., Rechtsspr.) = abnießen, den Nießbrauch von Etwas haben, auch nutznießen oder nießnutzen, u. dazu:
a) Abnutzer, Nießnutzer = Nutznießer. —
b) Abnutzung, der Ertrag v. Etwas u. die Nutznießung (od. Nießnutzung), vgl. der Abnutz, z. B.: Doch soll dabei von den Taxatoren nur auf den Graswachs und auf die darin zu nutzende Weide keinesweges aber auf die Beschaffenheit des Bodens oder auf andere Abn ü tzungen gesehen werden. § 20; Abn utzungen. Beil. 50; Alles Land gehöret der Krone und die Landesunterthanen haben nur insofern die Abnutzung davon, als es ihnen diese gestattet. Ph. 1, 142, s. [3b] Erbnutzung. — benutzen aufreiben, gew. aus- od. ver-a. — alles Nutzbare, das in Etwas enthalten, erschöpfend daraus ziehn, wobei theils die Rücksicht auf den größtmöglichen Vortheil des Subj., theils die auf die Erschöpfung des Obj. mehr hervortritt (vergl. ab-n. 1 und ver-n.), z. B. ohne Uml.: In keiner Weise gehindert, sein Grundeigenthum zu bebauen und auszunutzen, wie man den Verstand dazu habe. D. 4, 192; 70; 185; 282; Weit entfernt, diese ausnutzende Klugheit zu schelten. Leb. 1, 142; Leute, welche gut scheinen, so lange sie Jemand ausnutzen, und ist er ausgenutzt, so lassen sie ihn hängen. U. 2, 126; Sei nur Einer jung und gut und die Gesellschaft wird ihn schon auszunutzen wissen. Diak. 92; 3, 722; gH. 1, 299; So nutzt der Klang die Glocke aus, die Fackel | verzehrt sich durch das Licht. Laienbr. 211; 8, 49 etc.; mit Uml.: Dem schweigsamen Manne, der sie Alle ausnützt. Volksk. 125); Ein Mantel, so entfasert, ausgenützt. 3, 3; Den gegenwärtigen Augenblick zum Vortheil ihrer .. Lüste auszunützen. 7, 30; Deren schwache Brust, | ausgenützten Flöten ähnlich, keinen Ton mehr halten kann. 34, 304 etc.; Sich a. etc.; Zur bessern Ausnutzung der Arbeits- und Naturkräfte. D. 4, 86; Nat.-Z. 8, 289; (55) 42a etc. — sich Etwas zu Nutze machen; etwas Nutzbares (od. zu Nutzendes) in seinen Nutzen verwenden; davon für sich Gebrauch machen: es anwenden, z. B. o. Uml.: Aber die Gelegenheit. — „Hab ich nicht gemacht.“ Aber ich benutze sie. 10, 162; Das hat Jtalien so groß gemacht, | daß jeder Nachbar mit dem andern streitet, | die Bessern zu besitzen, zu benutzen. 13, 204; 15, 10; Daß ich meinen Einfluß, meine Verbindungen eifrig benutze. 21; Beispiele solches aufmerksamen Benutzens Dessen, was sonst verloren ginge. 23, 247 etc.; Benutzt es immer und braucht es nie! Chr. 2, 104; 10, 295; Dr. 2, 2, 143; Die Fehler seiner Gegner zu benutzen. 8, 125 etc.; Etwas mitbenutzen etc.; Nichts unbenutzt lassen; Kein unbenutztes Fleckchen etc. Seltner mit Uml.: Die kurze Frist, die dir noch bleibt, benütze | zu frömmerer Betrachtung. Byr. 8, 317; Gr. 1, 304; Als Schüttboden für Frucht benützt. N. 2, 33 etc.; Keine günstige Stunde unben ützt vorübergehen lassen. Sch. 68 etc. — Dazu: deutsches Wörterb. II. Der Forscher und Benutzer. Denkw. 6, 315 etc.; Die Benutzung, Andere von der Mitbenutzung . .. abzuschrecken. 11, 180; In Quellenbenutzung und Forschung sehr verlässig. Lit. 3, 199 etc. — mit Andern gemeinsam nutzen etc. — s. ab-n. 2. — Etwas benutzend verbrauchen (s. d.), ganz ab-, vollständig aus-n. etc., z. B. o. Uml.: Solche Naturen sind nicht gemacht, von den Schlägen des Schicksals gebrochen zu werden, eine glückliche Gleichmäßigkeit des Lebenslaufes vernutzt und verwetzt sie. Y. 1, 22; In kahlen, vernutzten [vgl. verwohnten] Zimmern. M. 1, 101; Kahles vernutztes Leben. 3, 213; 124; Vernutzte Strümpfe. Am. 289; Unter seinem ziemlich vernutzten grauen Filzhut. Nem. 1, 18; Seine Zeit mit Liebeleien zu vernutzen. Sch. 2, 223; Die ew’ge Sorg’ und Arbeit des Gemüths | hat so die Mau’r, die es umschließt, vernutzt, | das Leben blickt schon durch und will heraus. Sh. 6, 331; Vom Krieg vernutzt | die Röcke. 7, 106; Die Zeit hat unsre Sauberkeit vernutzt. 135; Anstatt daheim im dumpfen Traum die Jugend | in zierberaubter Muße zu vernutzen. Sh. 6, 89; Ihre [unsrer Zeit] Fertigkeit, Menschen zu vernutzen und zu vergessen. 9, 164a); Könnt’ ich erneun, was sie vernutzt an mir! Sh. 3, 394 etc., ferner mit Uml.: Wenn der Marmor schon vernützet [ist]. 188; Den Schmetterlingsstaub jämmerlich von den Schwingen gerieben, vernützt, abgeblasst. M. 4, 199; Und mit Nichts-Gutes- Thun die güldne Zeit vernützt. Gehen sie da nicht geistig so mit dem Geistigen um, wie Die neuen Römer leiblich mit Triumpfbogen und Jupiterstempeln, welche sie zu Waschstangen vernützten? 36, 67; Als schnellvernütztes Spielzeug hinwerfen. Nem. 1, 113 etc. Dazu: Du siehst des Herzens Unruh gehn, | du lernst ihr Eilen und ihr Stehn| und die Vernutzung an den Rädern. 133; Sobald der Export derartiger Landesprodukte mehr einbringt als die Vernutzung derselben im Lande selbst. Dem. Stud. 447 etc.
Āūf-: Aūs-: Be-: Mít-: Nīēß-: Ver-: Work in progress
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