Faksimile 0453 | Seite 451
Nudel nudeln
Nūdel, f.; –n; –chen; -:
1) (s. Knollen, Anm.) Kochk.:
a) Speise (in sehr versch. Form) aus gewalgertem (s. d.), getrocknetem (,,abgewelktem“) Teig, s. G. 23, 345; Scheibler Kochb. 16 etc. und nam. Schm. 2, 682, als besondre Arten: Dampf- oder Pumm- (s. Scheibler 371), Eier-, Erdäpfel- (oder Kartoffel-), Facon-, Faden- (s. Makaroni), Kessel-, Kirchtag-, Kraut-, Laibel-, Milch- (Rührmilch-), Rein- oder Röhr(en)- [in einer Rein d. h. flachen Form in der Ofenröhre gebacken], Schmalz-, Speck-, Steck-, Topfen- [aus Teig, dem Topfen d. h. Quark beigemengt ist], Zwetschgen-N–n etc.
b) (s. a) cylinderförmige Körper aus einem trocknen, gewalgertem Teig, von geschrotnem Mehl und Wasser, zum Stopfen (Schopfen, Frecksen, Fretzen, Wulgern etc.) des Federviehs, s. nudeln 1: Auch stopft man Gänse mit N–n. Fichte 6, 17; Rettete sie ihm eins [ein Perlhuhn] vom Pips | und dies auch wird sie mit der N. heilen. HKleist Kr. 116 etc., vgl.: So man der Gans ihr „wolgren“ oder Kleien, die zusammengemacht, zu essen giebt. Eppendorf 149 etc. Zum Untersch. von a: Frecks-, Fretz-, Gänse-, Schopf- oder Schopp-, Stopf-, Wulger-N. etc.
c) (s. a u. b) in Vergleichen, z. B.: Die Matratze, die ganz faul und wie N–n geworden war [so weich]. G. 28, 271; Der Kerl hat eine Zunge wie eine Speck-N. [so geschmeidig]. Zelter 2, 153 etc. Ferner scherzh.: So kann’s spanische N–n absetzen, er meinte Röhrlein. Hebel 3, 307, Hiebe mit dem span. Rohr etc.
2) (mundartl.) wie Knollen (s. d. 1) = Kartoffel.
3) ein Kind, ein Frauenzimmer, das viel und elastisch weiches Fleisch hat. Schm., vgl. n.-dick. 4) Sau-N., dicke Blutwurst. 5) Farben-N–n, Stücke Ocker in Form von Gänse-N–n (s. 2). 6) (mundartl.) = Ludel 1.
~n, tr.:
1) (s. Nudel 1b) Federvieh mit Nudeln stopfen, frecksen etc.: Gänse n. und stopfen. Tieck N. 3, 163; Grimm M. 220; Gutzkow Z. 2, 19; IGMüller Lind. 1, 60; Eine Gans zu Tode genudelt. Landwirthsch. Zeit. (55) 78b; Hat ein Perlhuhn .. den Pips. | Ich soll es n. [um den Pips zu vertreiben]. HKleist Kr. 48 etc., auch überh. mit Nahrung (körperl. und geistig) vollstopfen: Womit Rabenkinder die Alten n. und frecksen. Jahn M. 183; Der Mensch kann auf keinerlei Weise das Pfropfen, Stopfen und N. verdauen. V. 178; Da das Thier [Thierische] in uns nicht so bequemlich dabei genudelt und gehätschelt wurde als in den s. g. guten Gasthäusern der Fall zu sein pflegt. Kohl Südr. 2, 30; Schwegler (46) 52; Da wurden wir durch die Schulklassen gequält und wie Gänse genudelt mit allen möglichen Brocken von Sprachen und Geschichten. Voigts H. 226 etc. Ferner: Eine Wurst n. [stopfen]. Alexis Dor. 1, 93. Zsstzg. z. B.: Eine Gans auf-n., ver-n., todt oder zu Schanden n. etc.
2) = knudeln (s. knollen, Anm.), knüllen (s. d.) etc., auch im obscönen Sinn, s. Schm.; Schütze Holst.; Stalder; Vollmann etc., auch Zsstzg.
3) = ludeln (1 u. 2) und dazu z. B.: So ein altes süßes Genudel und Gedudel. Brachvogel FB. 1, 18, vgl. auch lullen, nullen.