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neuen
Nēūen, tr. etc.:
neu machen, gw. er-n. (s. d.), doch z. B.: Sie macht das weite Feld sich n. [verjüngt es]. Claudius 3, 3; Der menschliche Geist .., wenn er neuet [Neues schafft, Neuerungen macht]. H. Ph. 13, 214 etc. und nam.: Die Bienen n., machen neue Waben. S. auch neuern und Zsstzg.
Zsstzg.: Er-: gw. st. des seltnern Grundw. (s. auch ver-n.), mit ineinanderspielenden Nüancen: 1) tr.: a) etwas schon früher Gewesnes, das aber dann aufgehört oder doch abgenommen hatte, wieder vorhanden sein machen, aufs Neue hervorrufen, erwecken: Wirst in ihrem Arm du kalt und wüst, | will ich zur Sünde dir die Kraft e. Cham. 4, 172; Nur ist, wenn wir sie [ihr, der Gestorbnen, Andenken etc.] e. (s. d.), | unser Leben Etwas werth. G. 6, 87; Magst nun gern verloschnes Bild e. (s. d). 108; 13, 78; Das Kupferwerk . .. erneute das Studium jener ältern Epoche. 27, 349; Nicht zweimal hat der Mond die Lichtgestalt | erneut, seit etc. Sch. 489a; Du sollt’st die Jugend mir e. und häufst | mir nur der Jahre Last. Tieck Cymb. 1, 2; Erneue wieder ceischen Klageton. V. H. 1, 101; Bei den opitzischen Dichtern herrscht der „mehre“, welches Klopstock und Lessing ... mit Recht wieder erneueten. Ders. (Jen. Lit. 1804) 1, 190; Das vor’ge Leben wird an ihrer Statt erneuet. W. 12, 53; Die Schlacht, den Kampf e. etc. Selten ohne Obj.: Auszuruhn vom Getöse der Feldschlacht . ., doch künftig e. wir [sie]. V. Jl. 7, 377; 396 etc. b) (s. a) Etwas wiederholen, nam. so, daß es nicht aufhört, daß es fortbesteht, es bestätigend, bekräftigend etc.: Ein Gelübde, Versprechen, einen Bund, Frieden, Waffenstillstand, Kontrakt, ein Privilegium e.; Lasst uns das Königreich daselbst e. [,,die Königswahl erneuern.“ Zunz]. 1. Sam. 11, 14; Hiob 10, 17; Dreimal traf erneut der Ruf mein Ohr. Cham. 4, 24, wiederholt, aufs Neue; Wenn linder Hauch der Wellen Spiel erneut. Streckfuß Rol. 7, 14 etc. c) (s. d) an die Stelle des Frühern, Alten etwas Andres, Neues treten lassen, z. B. zuw. im Partic.: Sich in erneutem [neuem] Kunstgebrauch zu üben. G. 2, 229; Wodurch das Alte zerstört und ganz Erneutes dagegen herangeführt wird. 30, 469; Sie gaukelt | immer erneute [andre] Gestalt. V. Ov. 2, 215 etc. d) (s. c u. a) Etwas so machen, daß es von den schädlichen, verschlechternden Einwirkungen der Zeit unberührt oder als ein Neues und Frisches erscheint, vgl. in Stand setzen, renovieren, restaurieren, auffrischen, verjüngen etc.: Gemälde, Pflanzungen, Baumschulen, Spargelbeete, Gebäude etc. e.; (Theolog.) Einen e., ihn zum neuen, wiedergebornen Menschen machen etc.; Einer wollte mich e. .. und er hieß ein Patriot. G. 1, 114 [wohl: mich politisch zu den Grundsätzen der Restauration s. d. bekehren]; Was wäre das Haus, was wäre die Stadt, wenn nicht immer | Jeder gedächte mit Lust, zu erhalten und zu e. [ohne Obj.] | und zu verbessern. 5, 25; So sind wir erneute Geschöpfe, | umgebildet und frei. 91; Ein äußerlich Zerstreuen, | das in sich selbst zerschellt, | fordert innerlich E. 6, 53; Die erneuete Menschheit. V. 3, 42; Uns zu e., kehrst du vom Himmel. 71 etc. Dazu Zsstzg. des Partic., z. B.: Entflammten matte Blicke, | halb scham-, halb muth-erneut [von Scham etc. erneut, angefrischt]. Tieck Cymb. 5, 3 etc. 2) refl., ganz dem tr. entsprechend: a) (s. 1a) Hat der Tag sich kaum erneuet. G. 6, 36; Da mag der blutige Kampf sich e. Sch. 491a etc. b) (s. a u. 1b) Wenn sich im Windeshauch der Wellen Spiel erneut etc. c) (s. d u. 1c) Wie wenn Scharen der Bienen daherziehn, dichtes Gewimmels, | aus dem gehöhleten Fels in beständigem Schwarm sich e–d. V. Jl. 2, 88, immer neue; Cyknus erneut sich zum Schwan. Ov. 1, 96, wird ein neuer, bis dahin unbekannter Vogel etc. d) (s. 1d) Meine Herrlichkeit erneuete sich immer an mir. Hiob 29, 20; Daß sich die Seele .. frisch erneue, | geht sie nach Hause in des Schlummers Stunden. WHumboldt Son. 210; Uns verlieh sie das Mark und die Fülle, | die sich immer e–d erschafft. Sch. 491b; Da es [das alte Märchen, die Erinnrung daran] jetzt in ihm gar lebhaft sich erneuet. W. 20, 150 etc. 3) dazu: a) Lebensodem zur Erneuung | weht gewiß auch über mich. B. 11b; In des Frühlings junger Erneuung. V. Od. 19, 519 etc. b) Dir, des Heils allsegnendem Erneuer. Matthisson; Der Jüngling wird dem Greis der Jugendkraft Erneuer. Rückert Rost. 46a. c) Dazu ward meinem Leib die Jugendkraft erneut, | doch unerneubar nun brach sie mit dir mir heut. 112b etc.
Ver-:
1) = dem heute üblichern er-n., s. d., worauf sich die Hinweise in ( ) beziehn, z. B.: Du verneuest (1d) die Gestalt der Erden. Ps. 104, 30 [,verjüngst“ Mendelssohn]; Die verwüsteten Städte v. (1d). Jes. 61, 4; Verneue (1d) unsere Tage wie vor Alters. Klag. 5, 21; Weish. 7, 27; Den Bund v. (1b). 1. Macc. 12, 1; 3; Die Bruderschaft und Freundschaft zwischen uns zu v. (1b) und zu bestätigen. 10; Wie mancher Schauplatz wird dein Trauerspiel e. (1b, wiederholen). Günther 1042; Die Narren .., | die Zunft, die sich immer verneut (2d, nie ausstirbt). Hagedorn 2, 247; Da bei euch . . | sich die lebhafte Spur, so oft ihr wünscht, erneut (2d). Haller 147; Die Todten erstehn | unverweslich und wir sind verneut (1d). H. 16, 274; Gram wird | durch die Klage verneut (1a u. d). Kl. Od. 2, 214; Mache die Erde bald neu, die du zu v. (1d) beschlossest. M. 2, 58; Und wenn er 100000mal durch neuen Vorsatz und Buße .. seine Mönchtaufe verneuete (1b). Luther 6, 27a; Gar verneuet (1d) zu ewiger Klarheit und Herrlichkeit. 267b; Wird .. das Gelübde verneuet (1b). SW. 60, 302; Mit verneuten (1d) und gereinigten Herzen. Mathesius Prof. 159; Seine Güt und Treu verneu sich (2b) alle Morgen. Mühlpforth Leich. 200; 2, 19; Nicht mit mehrern Worten seine Wunder zu v. [1a] und Salz darein zu streuen. Olearius Ros. 14a; Hilf, daß wir uns .. mit dir durch dich v. (2d). Opitz 1, 18; Mit verneutem (1d) Blicke. Pfeffel Po. 3, 4; 101; Im großen Plan, | der uns v. (1d) soll. 156; Die Rede .. | verneu (1a, d) in ihrer Brust die oft gezeigte Gluth. IESchlegel 1, 265; 280; Qual und Klagen | um den Vater stets v. (1b). 459; Der höret | mich oft von alter Zeit, | .. wer Dies und Das verneut (1d). V. 3, 189; Wenn sie gleich werden alt und schwach, | soll’n sie sich doch v. (2d). Waldis Ps. 92, 6; Kömmt unsres Königes verneutes (1a) Sonnenlicht? Weichmann 1, 31; 2, 128 etc.
2) neuern (s. d.), modernisieren und nam.: durch Modernisierung verderben: Wenn Dieser die Bibel .. Sanders, deutsches Wörterb. II. Wort vor Wort bis auf den heutigen Tag für geltend annahm .., so fühlte Jener den unruhigsten Kitzel, Alles zu v. und . . nach eignen einmal gefaßten Grillen umzumodeln. G. 22, 208; Jedes Liedchen, jede Zeile sollte, so viel möglich, in ihrem Duft, in ihre Farbe sein, Nichts verschönert, verneut, verschmäckelt. H. R. 7, 74; In den durch die Über- arbeitung vielfach verneuten Liedern die alten ursprünglichen Lesarten wieder er-n. etc.
3) dazu, nam. zu 1:
a) Du kommst, süße Verneuerin, | ach Erinnerung der Zeit, die floh. Kl. Od. 2, 224 etc.
b) Der Sohn Gottes .. fähet [fängt] in uns an den neuen Gehorsam .. Solcher angefangener Gehorsam, verneuter Wille . . . Die angefangene Verneuung. Mathesius Rechtf. 7 etc.; aber auch zu 2: Nichts ist schwerer bei dergleichen Verneuungen, als die rechte Grenze zu treffen, wo das Alte beizubehalten und wo es zu verändern sei. Hagen Nor. V.