Faksimile 0429 | Seite 427
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genesen
Genêsen, intr. (sein), genas, genäse (genesete); genesen:
1) (veralt.) erhalten werden, am Leben bleiben, gerettet werden (s. 2), z. B.: Ich habe Gott von Angesicht gesehen und meine Seele ist g. [,,gerettet worden“. Zunz]. 1. Mos. 32, 30; Hiob 22, 29; Ps. 80, 4; 119, 117; Spr. 28, 18; Jes. 6, 10; Sache, welche .. unser Aller ewigs G. oder Verderben vor Gott belanget. Luther 6, 420b; Rollenhagen Fr. 323; 454; Welche aus den Griechen verdorben oder g. sind. Schaidenreißer 11a; Ob ich einmal, aus Gefährlichkeit g., in mein Vaterland wiederkommen würde. 35b; Stumpf 673b etc. selbst noch: Durch seinen Rath sind wir hier aller Noth g. Rückert Rost. 39a, s. andre Bsp. Adelung; Schm. 2, 706 etc.
2) (s. 1) heute gw. nur in engrer Bed.: aus dem Zustand des Krankseins in den der Gesundheit übergehn, auch in Bezug auf die Gesundheit des Geistes etc.: Von seiner Krankbeit (2. Kön. 1, 2 etc.), von seinen Wunden g. etc.; auch: Wi(e)der(-)g. (G. 13, 224; Tieck N. 3, 190 etc.) in Bezug auf die Rückkehr in den Zustand der Gesundheit (vgl. zukehren 2b); Soll ich wiederum zu Dem g., | der ich der Natur vom Busen kam? B. 87b; Die Kranke will nicht, | will nicht g. | vom süßen Leiden. G. 4, 96; Bis ich vom Leben endlich selbst genese. 13, 296; Ein so freudiger Empfang wäre dem Gesunden schon wohlthätig gewesen, dem G–den ward er es doppelt. 27, 82 (vgl. Rekonvalescent); Dem halb G–en. 6, 97; Bei dem langsamen G. 21, 173; Weggeschwunden ist die Lippe, | die im Kusse sonst genas [sich erfrischte etc.]. 1, 97; 11, 45; Dort genas er allmählich in eine Mäßigung. Gutzkow G. 61; Es schwur ein Kranker, wenn er genesete | den Göttern 100 Ochsen und er genas. H. 11, 172; Wie ein Kranker hasst’ ich diese Nahrung; | nun zum natürlichen Geschmack g., | begehr’ ich, lieb’ ich sie. Schlegel Somm. 4, 2; Bis die himmelgesendete Purpurlabe gewirkt, daß er zu Jugend und zu Glückg. Stahr (Schwegler 47) 537; Aber nun die hingemoderte | Freiheit Deutschlands frisch aufloderte, | wird zugleich das Lied g. Uhland VII; Diese ruhige Zuversicht [des Sokrates] zu g. aus Schwachheiten in festere Gesundheit. V. Ant. 1, 223; Geheilt von diesem ew’gen Streben. . . . Er glaubt das holde Weib von allem eiteln Wesen | auf immer aus dem Grund g. W. 12, 48 etc. Auch (s. 3) mit Genit. statt ,,von“, z. B.: Seiner Wunden zu g. Droysen Y. 1, 160; Daß sie ihres Fiebers völlig g. Niebuhr Nachg. 124; Des Lagers g. Rockenphil. 2, 314; Du schienest ohne Tod der Sterblichkeit g. (s. 1). Schlegel Gd. 1, 146 etc.
3) (s. 2) Eines Kindes, Knaben, Töchterchens etc. g., damit entbunden werden, niederkommen, es gebären. Jes. 66, 7; Müllner 2, 49; Musäus M. 4, 96; Opitz 2, 121; Sch. 501a; W. 12, 14 etc., vgl. schwzr.: Geniß, Gnist = Geburt. Stalder 1, 460; 2, 239.
4) Zu 2: Die (Wieder-) Genesung eines Kranken; Ohne seine völlige Genesung abzuwarten. G. 16, 291; Sie pflegte die Genesung ihres Mannes. Gutzkow 3, 264 etc.; Zur Genesung! (wie „Zur Gesundheit! Prosit!“ etc.) als heilwünschendex Zuruf für Niesende (s. d.). Auch personif.: Ein Denkmal der Genesung. G. 13, 297; Genesung, Tochter der Schöpfung auch, | aber auch du der Unsterblichk. nicht geboren. Kl. Od. 1, 132.
Anm. S. nähren, Anm., vgl. auch Wackern. Gl. 232 und Schm. 2, 706 ff.