Faksimile 0426 | Seite 424
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Nein
II. Nēīn: 1) im Ggstz. zu „ja“ (s. d. und die Bsp. dort), die einen Satz vertretende Negation, das Nichtstatthaben des in Frage Stehnden bezeichnend, nam. und eig. nach Fragen und Bitten etc.:
„Kommst du?“ N. „Komm doch!“ N. oder: N., ich komme nicht etc. (s. Ne und nä). Seltner st. eines abhäng. Satzes: „Was, ich ein Dummkopf?“ | Meinst du n.? [daß du es nicht bist]. Droysen A. 3, 362; Ich vermuthe n. Niebuhr Nachg. 164, vgl. frz. que non.
a) modificiert durch hinzutretende Partikeln, z. B.: Ach (s. d. I 1d) n. G. 1, 70; Lichtwer 83 etc.; O n., o n., sein Vaterland muß größer sein. Arndt; Was dient bei Hof am treusten? | das Herz? O n.! die Lunge. Logau (L. 5, 250) etc., selbst: Ja (s. d. 1e) n.! Gotthelf Sch. 320 etc. Ferner z. B.: Allzureizend malst du jene Fahrt mir | . . aber n. [= so geht’s nicht], du musst des Vaters Trost sein. Platen 4, 279 etc.; Zuletzt, da schickten sie mir einen Kapuziner. | Ich dacht’, es wär um meiner Sünden willen. | N. doch [s. b], Das war der Mann, mit dem | ich um die Reiterpferde sollte unterhandeln. Sch. 333a etc. Ferner verstärkend, z. B.: N. und abermals n.; In drei Teufels Namen, n.; N., sag ich etc.
b) zwischen zwei Sätzen stehnd, dient n. das Nichtstatthaben des ersten zu bez., an dessen Stelle vielmehr berichtigend der zweite als statthabend tritt, sei es, daß dieser nur eine Steigrung des ersten enthält (wo dann n. sich mit ja, s. d. 1g, berührt) oder daß er den ersten gradezu als Ggstz. etc. aufhebt: Nicht die Gerechten, nicht die Tugendhaften gehen unter, n. schlimmer, die Tugend und die Gerechtigkeit. Börne 1, 395; Die Farben, die wir an den Körpern erblicken, sind nicht etwa dem Auge ein völlig Fremdes .., n.! dieses Organ ist immer in der Disposition, selbst Farben hervorzubringen. G. 37, 250; Als die Völker .. wie ein Schneegestöber, nein [oder ja] wie ein Wolkenbruch in die .. Bundeslande hineinregneten. Hebel 3, 379 etc., s. a: Sch.
c) bei einem verneinten Satz als bekräftigende Verstärkung desselben: Nicht mehr lange fürwahr .. | bleibet er, n., und hielten auch eiserne Band’ ihn etc. V. Od. 1, 205; N., Das geht nicht oder: Das geht nicht, n.! etc. Auch in Bezug auf einen bloß gedachten verneinten Satz: N., was zu arg ist, ist zu arg! Immermann M. 3, 259, etwa: N., Das kann ich nicht dulden etc. 2) substant.: Mit N. antworten; N. zu einer oder auf eine Bitte sagen, sie abschlagen; Du wirst nicht N. mir sagen, noch sagtest du N. mir nie. Cham. 3, 317; O, sprich zu meinem Wunsch nicht N. Haller 182; W. 13, 235 etc.; Als der König .. ihnen eine ungeheure Summe um ihre Venus anbieten ließ, würden sie gewiß keine Thoren gewesen sein, N. zu sagen. 34, 137, das Anerbieten auszuschlagen etc.: Hamlet ist es gleich zufrieden, das Wörtchen N. steht nicht in seinem Wörterbuche. Börne 1, 393; Von meinem guten Nachbar Ja für Nein und Nein für Ja [immer Widerspruch] zu hören. L. 10, 59; So ist dein Jawort wiederum zu N. worden. Luther 6, 85b; Ein scheinheiliger Ja sagender und N. [das Gegentheil] thuender Bösewicht. Rank SchM. 353 etc. Auch: Bei Ja (s. d. 2) und N. = wahrlich; In Ja und N., in kürzester Frist etc. Ferner mit Artikel, wobei Genit. und Mz. ein ,,s“ annehmen kann oder nicht (s. Ja 2): Ihr Männer des ewigen N–s [Widerspruchs]. Benedir 7, 249; Man spricht vergebens Viel, um zu versagen; | der Andre hört von Allem nur das N. G. 13, 20; Ein hartes N. 10, 284; Mit einem leisen N. antworten. 15, 272; 19, 129; Ein entschiedenes N. JKinkel Jb. 2, 47; 127; Den König mit einem barschen N. vor den Kopf stoßen. König Kl. 2, 162; König Helge’s Antlitz blieb sich gleich, | ein bleich aussehend N. auf menschlich Bitten. Mohnike Fr. 37; Scharfe N–s. IP. 2, 44; Er bleibt auf seinem N. Sch. 35b; W. 11, 250 etc. und in Zsstzg. z. B.: Der leere Ertrag des Echo-N–s. IP. Freih. 61. 3) (s. 2 und Ja 3) als Prädik.: Leute, die da haben Ja Ja und N. N. lassen sein. Luther 6, 164a etc. (vgl. Matth. 5, 37), auf deren Wort man sich verlassen konnte; Was sie heut hat geredt, morgen ist’s Alles N. Wackern. 2, 228 Z. 24 etc. und nam. schwzr.: Und wenn es mir Etwas zu Gefallen thun kann, so ist es nie N. [sagt sie nie N., schlägt es nicht ab]. Gotthelf U. 1, 318; 2, 125; Sch. 316; G. 4; Hebel 3, 358 etc.
Anm. Ahd., mhd. nein, s. Wackern. Gl. 401, vgl. goth. nê. Mundartl. Vrkl.: Neinle, neinle, Herr Amtmann, ich bin nicht dabei gewesen. Kurz Sonn. 277.