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neigen
Nēīgen: 1) tr.:
durch Vorüber od. Niederbewegen Etwas aus der senk- od. wagerechten Stellung bringen, so daß es sich der Erde oder einem Ggstde nähert, eig. und übertr.:
a) zumeist mit einem Obj., das alsTheil dem Subj. zugehört (s. 2), z. B.: Das Haupt oder das Antlitz (1. Sam. 24, 9 etc., s. u.) n., grüßend, auch: Das Haupt n., es sterbend sinken lassen. Joh. 19, 30; Tausend Blumen n. auch verblüht . . ihr Haupt zur Erde. Schefer Laienbr. 176; Ragende Bäum’ auch neigten ihm fruchtbare Äst’ um die Scheitel. V. Od. 11, 588 etc.; Seine Schultern n., um eine Last aufzunehmen, zu tragen. 1. Mos. 49, 15 etc.; Hier neigte sie ihre Lippen nach den meinigen [zum Kuß]. Heinse A. 1, 202 etc. und so oft im Ggstz. des Abwendens (s. d.) von Jemand (vgl. 4b und 5): Sein Ohr n., Einem oder zu Einem, zu oder auf Etwas n., um ihn oder es zu hören, zu erhören, es zu erfassen, ihm zu gehorchen etc. Spr. 5, 13; Sir. 6, 34; Ps. 78, 1; 88, 3 u. o.; O neig’ auf mein Leier | dein allgefällig Ohr! B. 7b; Wer sein beständig Ohr zu weisem Rathe neiget. Nicolai 1, 157 etc., ähnlich: Ach neige, | du Schmerzenreiche, | dein Antlitz gnädig meiner Noth! G. 11, 157, blicke gnädig darauf; Meiner | Liebe neige dein verklärtes Antlitz! Platen 4, 292 etc.; ferner: Neiget euer Herz zu dem Herrn! Jos. 24, 23; Ich neige mein Herz, zu thun nach deinen Rechten. Ps. 119, 112 etc.
b) mit einem nicht als Theil zum Subj. gehörigen Obj.: machen, daß Etwas sich neigt (s. 2) oder geneigt ist (s. 4), zumeist in gehobner Rede, z.B.: Ein Gefäß n., um die Flüssigkeit ausfließen zu lassen (s. 4a und Neige 3); Neige deinen Krug und laß mich trinken! 1. Mos. 24, 14 etc.; Gott neigete den Himmel und fuhr herab. Ps. 18, 10; 144, 5 etc.; Absalon neigte [machte sich geneigt, gewann] das Herz aller Männer. 2. Sam. 19, 14; Neige mein Herz zu deinen Zeugnissen! [mache, daß es sich ihnen zuwende] Ps. 119, 36; Neige mein Herz nicht auf etwas Böses. 144, 4; Des Königs Herz ist in der Hand des Herrn ..; er neiget es, wohin er will. Spr. 21, 1; Daß sein Herz von dem Herrn [ab-]geneiget war [zu den fremden Göttern]. 1. Sam. 11, 9, s. nachn. und: Neigten seine Weiber sein Herz zu den fremden Göttern. Hebel 4, 119 etc.; Mich neigt dein mächtig Seelenflehn [zieht mich zu dir nieder]. G. 11, 23; Sie hat ihn geneigt mit der Menge ihres Anziehns. Luther 1, 505a [„sie überredete ihn mit vielen Worten“. Spr. 7, 21]; Daß Gott wollte der Fürsten Herzen erleuchten und n. 8, 171a; Dieser [der Schmerz] neigt | das Herz in seine rechte Lage, | wenn es zu hoch im Glücke steigt. Pfeffel Po. 3, 52; Wem Geister des Friedens das Herz zur Gottesgelahrtheit | neigten von Jugend auf. Rückert 2, 291; Daß viel rohes Obst .. den Magen .. erkälte und zu der Wassersucht neige [geneigt mache]. Ryff Sp. 49a; Du magst dich bittend an ihn wenden, | neig’ ihn durch deinen hochberedten Mund. Sch. 38b; Daß das große Gefolge .. die Überlegenheit auf seine Seite n. möchte. 1043b; Schwärmerei, wozu die Einsamkeit und die schöne Natur den gefühlvollen Menschen so gernn. 1245a; Eine Art, die Alle zu ihm neigt. Tieck 2, 83; Was wird zuletzt des Schäfers Urtheil n.? [dafür den Ausschlag geben] W. 10, 7; Hier hielt er ein, durch das beredte Schweigen | entflammter Sehnsucht sie zum frohen Ja zu n. 12, 250; Welches drum mehr noch das Herz der häuslichen Alten ihr neigte. Zachariä 1, 280 etc. Veralt.: Ich konnte alle meine Müh zu meinem Besten n. Logau (L. 5, 241), wenden, anwenden. 2) refl., s. 1a, z. B. körperlich: Jemand neigt sich [sein Haupt etc.]; Simson neigete sich kräftiglich. Richt. 16, 30; Niederwärts sich n–d, | berührt er sie. Cham. 4, 127; Schweben auf, schweben ab, n. sich, beugen sich. G. 11, 198; Wie der Bischof [die Audienz] endigte und ich mich neigte [mich verabschiedend, s. ver-n.]. 9, 42; Ob sich dein Feind schon neiget und bücket. Sir. 12, 11 etc., s. e; Sich vorwärts, vorüber, nieder(wärts) n. etc., auch: Etwas neigt [senkt etc.] sich, z. B.: Tief n. der Erlen | Kronen sich. Sch. 75a etc.; Hoch wird alles Niedre, Hohes neigt sich gern. G. 6, 79; Die eine Wagschale neigt sich, die andre steigt, s. a und c; Die Ebne neigt sich, s. b und c; Die Sonne, der Tag neigt sich; und übertr.: Es neigt sich schon die Sonne deines Lebens. Cham. 4, 186; Dein Leben neigt sich, nähert sich seinem Ende etc. Ugw. von dem Sinken der (senkrecht bleibenden) Quecksilbersäule im Barometer: Wenn sich lebendig Silber neigt, | so giebt es’Schnee. G. 6, 99. Sehr oft mit abhäng. Präpos., eig. und übertr., z. B.:
a) Sich auf die rechte, linke Seite n.; Auf welche Seite neiget sich die Schale? Cham. 4, 139; Sich auf Jemands Seite n., sich dessen Ansicht zuwenden. L. 5, 32; W. 14, 191 etc. (s. c).
b) Die Gegend neigt sich gegen (gen) Osten, gegen das Meer zu; Eure Garben umher neigeten sich gegen meine Garbe (s. e). 1. Mos. 37, 7; Er neigete sich zur Erde [f] gegen sein Angesicht. 48, 12 etc.; Mein Vater .. neigte sich [seinen Sinn, feindlich] gegen Preußen. G. 20, 51; Caylus neiget sich [seinen Sinn, seine Ansicht] noch immer nicht gegen die [gw.: zu der] Meinung des Buanarotti. L. 8, 54 etc.
c) Sich nach vorn, unten n.; Sich nach der Erde (zu) n.; Der, wie die Wage schwank, sich nach der Seite neigt, | wo etc. (s. a). Rückert Rost. 4a etc., s. nach-n.
d) Götter werden sich vom Himmel n., | Götter vor dir niederknien. Sch. 15b etc., auch: Vom Zenith zum Untergange [s. f] neigt sich | schon der Sonne Bahn. Platen 4, 287 etc.
e) Sich vor Jemand n., als Zeichen der Ehrerbietung etc.: Der Mond und eilf Sterne neigeten sich vor mir. 1. Mos. 37, 9; Vor dir werden deines Vaters Kinder sich n. 49, 8 U. 0.; Der starre Fels, er scheint sich noch zu n. | vor ihrer Hoheit. G. 6, 278; Vor Götzen mich zu n. 13, 146; Platen 4, 285; 291; W. 11, 151 etc., s. g.
f) Sich (mit dem Antlitz) zur Erde, zu Boden n. etc.; Die Sonne neigt sich zum Untergang (s. d): Als schon die Sonne sich zu den Elsasser Bergen neigte. Hedel 3, 248; Etwas neigt sich zum [nähert sich dem] Untergang, Ende, Tod, Grab etc. (od. neigt sich dem Untergang etc. zu); Spr. 2, 18; Zum Abend neigte sich der Sommertag. Lenau Alb. 131; Luther 8, 206b; Platen 1, 207; Es neigt sich die Schlacht zu ihrer Entscheidung. Sch. 964b; 1043a; W. 12, 37 etc. auch: Sich [in seiner Ansicht etc.] zu Etwas n., fich demselben nähern, z. B.: Sich zum Mysticismus, zu einer Partei n. etc.; Zu Keinem neigte noch sich seine Wahl. Cham. 4, 33, sich mehr für den Einen als für den Andern entscheidend; Seine Söhne neigten sich [hatten einen Hang] zum Geiz. 1. Sam. 8, 3 etc. s. 3.
g) in der gehobnen Rede st. „vor“ (s. e) auch mit bloßem Dat. (vergl.: Sich Einem beugen, unterwerfen etc.): Die Andern, | Stehenden neigten sich ihm. G. 5, 100; Kinder .., | die pädagogischem Ernst sogleich sich n. 6, 166; Still und im Gehorchen selig | n. tief sich ihm die Fraun. Platen 4, 292; Wie sie grüßend sich dem goldnen Thron geneigt. Rückert Rost. 51a etc., auch (vgl. 1a): sich Einem huldvoll etc. zuwenden etc.: Der Liebe, dem Sehnen | neigt sich der Nacht unbeweglichster Stern [zu]. G. 10, 303 etc. 3) intr. (haben), s. 2, nicht bloß (s. Sich) im substant. Infin., z. B.: Alle das N. | von Herzen zu Herzen. G. 1, 68; Rastlos bis zu der Sonne N. Lenau Sav. 6 etc. od. im Partic.: Der Geistliche kam n–d. Fouqué 8, 45; Unsrem Gruße freundlich n–d. G. 6, 275; N–de Hügel. V. Ge. 3, 555; Die n–de Sonne. W. 26, 299 etc., sondern z. B.: auch: Daß er [der Magnet] ost- und westwärts neiget. Brockes 2, 60, s. Deklination; Es neigte der Tag. Kosegarten Po. 2, 344; O Grab, in das die Sonnen n., o heiliges Meer. Rückert 2, 497 etc.; vralt. mit Dat.: Tell wollt [sich vor] dem Stecken und Hut nicht n. Peterlein (Wackern. 3, 70 Z. 5 u. 11) etc.: nam. aber (s. 2f), Zu Etwas n., sich demselben nähern, sich dahin wenden: einen Hang dahin haben etc.: Zum Mysticismus n.; Neigte nicht zur städtischen Überfeinerung. Kinkel E. 241; Alle Kunst neigt in ihren ersten Anfängen aus Unbildung zur Übertreibung. Lewald W. 4, 39 etc. 4) das Partic.: ge- neigt:
a) (rein körperlich) sich n–d; von der wage- od. senkrechten Lage od. allgemeiner: von einer als Richtschnur dienenden Ebne abweichend: G–e [schiefe] Ebne, Fläche, Lage; Eine freischwebende Magnetnadel ist gegen die Horizontalebne g.; Die Ebene der Ekliptik ist gegen die Ebene des Äquators unter dem Winkel von 23⁰ 28“ g. Littrow 794; Die zierlich g–en weißen Segel. Stahr Rep. 2, 132 etc. (s. 5a).
b) (s. 1a) Einem wohlwollend etc. zugewendet: Einem ein g–es Ohr, Gehör leihen (schenken); Etwas mit g–em Herzen, Sinn, Willen, Gemüth etc. aufnehmen; Sich zu g–em Andenken empfehlen; Der g–e Leser; Fühl’ ich mein Herz noch jenem Wahn geneigt? G. 11, 3; Ein Unternehmen, bei welchem man meiner auf das g–este gedacht. 33, 170; An gutem, g–em und bereitem Willen. Luther 6, 11a: Wem er g. [ist], Dem sendet der Vater der Menschen und Götter | seinen Adler herab. Sch. 86a, von Campe als Präs. von geneigen (s. d.) aufgefasst; Benda’s männlichem Tone g., abhold dem Geschnirkel. V. 1, 141; Er bittet ein g–es Ohr sich aus. W. 11, 187; Sie wollen g–est [gütigst etc.] entschuldigen etc., auch in Zsstzg., z. B.: Ersuchte die Damen | und Herren allerseits um hoch-g–es Gehör. 15, 277; Ich hinterlasse .. fleißige und unserer Regierung wohl-g–e Unterthanen. 8, 172 etc. und nam. Ggstz.: Heimlich ihren Königen ung. G. 33, 268; Drei Plätz sind Herzog Karolo un-g. [unheilvoll etc.] und schädlich gewesen. Stumpf 741a; Daß un-g–e Winde | von unsern Wünschen stets den besten Theil verwehn. W. 3, 19; Der Sturm, der ihn so un-g. empfangen. 12, 302 etc., s. c, auch Zsstzg. von neigen.
c) Hang od. Neigung (s. 5) zu Etwas habend, dazu gestimmt, bereit, willig etc.: Gleichwie da ist ein g–es Gemüth zu wollen, so sei auch da ein g–es Gemüth, zu thun. 2. Kor. 8, 11; Röm. 1, 15; Grämlich, zu eifern g. Cham. 3, 103; Die aus eigenen liberalen Gesinnungen nachzugeben geneigt ist. G. 10, 191; Sein von [gw. aus] Eifersucht vielleicht zu Gewaltthätigkeiten geneigtes Herz (s. 1b). Gutzkow R. 5, 335; Wie die Leute genaturt und worzu sie geneiget sind. Olearius Ros. 106a; Du fühlst zur Untreu dich zum erstenmal g., | versucht zum wenigsten. W. 12, 314 u. o.; Ggstz. (vgl. b): Zum Kriegsdienst .. untüchtig und un-g. H. Ph. 10, 107; Diese Gedanken sind zum Fall nicht un-g–er denn erforschen und grübeln. Luther SW. 60, 137; Ich bin nicht un-g., . . noch einige Theile hinzuzuthun. Mendelssohn Ph. 1, XVII; Sch. 870b; Zufrieden mit ihren erhaltenen Siegen und un-g., das Übergewicht, in dessen Besitz sie war, in Gefahr zu setzen. W. 14, 192; 29, 198; 31, 425; 511etc.
d) Fortbild.: Geneigtheit, z. B. (s. a): Die G. der Ekliptik gegen den Äquator etc.; ferner (s. b): Durch die Gunst des edlen Heyne . ., dessen nachsichtige G. .. mir ununterbrochen zu „Theil ward. G. 27, 156; 19, 158; 39, 439 etc.; Mir seine Wohl-G. und Gunst bewahren; Er behandelte mich trotz seiner Un-G. gerecht etc.; ferner (s. c): Die G. der Markise, eine . . Vermählung einzugehen. HKleist E. 1, 277; Unsre G., dem Nächsten das Böseste zuzutrauen etc., seltner von etwas Sachl.: Parallelepipeden . ., welche wieder in der Diagonale sich zu durchschneiden die G. haben. G. 40, 168 etc.; Seine Un-G. mir gefällig zu sein. 5) dazu:
a) Neigung, s. u.
b) Neiger, s. Neige 1.
Anm. Goth. hneivan, ahd. hnigan, mhd. nigen, als intr. (sich n.) mit starker Abwandlung und dazu als Faktitiv mit schwacher: goth. hnaivjan, ahd. hneigan, mhd. neigen, welches letztre aber auch, wie n., als intr. gilt, vergl. Anm. zu nieden, Gnade etc. Dazu nicken, ahd. nicchan, mhd. nicken, vgl. lat. nicto etc.
Zsstzg., s. auch die von Neigung und vgl. die von beugen, wenden etc., z. B.: Áb-:
1) tr. u. refl. (selten) fort-, wegwenden, ent-n.: Sobald sich Adam von Gott wieder abneiget. SFranck; Jch neige mich nicht ab der Versöhnung. Rückert Mak. 1, 181; Hat sie die Stirn verschleiert abgeneiget. Schlegel Gd. 1, 57; Wann die Sonn’ ihren Schein von uns abneiget. Weckherlin 207; 391 etc.
2) gw. im Partic. [4]:
a) mit Präpos., gw. „von“ z. B.: Waren daher Alle von ihm abgeneigt. Gervinus Lit. 5, 408; Den von ihr [der Juno] immer abgeneigten Jupiter. L. 4, 226; Weder .. gar zu begierig darnach, noch .. gar zu abgeneigt davon. 12, 350; Von einer Aussöhnung nicht abgeneigt. W. 6, 136 etc. Seltner: Du bist gegen uns .. abgeneigt und feindlich. G. 4, 259 [„ein Feind und Hasser“. Olearius Ros. 69b]; Nicht abgeneigt bist du vor ungerechtem | Gewinn, doch widersteht dir’s, falsch zu spielen. Sch. 560a etc.
b) mit Dat.: Unter wenigen, wenn auch nicht grade Gleichgesinnten, doch Solchen, die sich seiner Denkweise nicht abgeneigt erklärten. G. 21, 193; 6, 192; Es war der Adel bloß uns abgeneigt. Platen 4, 234 etc., seltner: Eine Sache ist mir abgeneigt, z. B.: Beschäftigung, die mir .. sehr fremd und abgeneigt gewesen. Zelter 1, 250 etc.
c) mit Infin. u. ,,zu“: wenig Neigung zu Etwas habend; mit ,,nicht“ = geneigt: Sollten Sie sich wohl nicht abgeneigt finden, mir diesen Ihren Schatten zu überlassen? Cham. 4, 245; Heine Lut. 1, 137; Ihr wisset, wie abgeneigt ich bin, dergleichen Wahrnehmung des innern Sinns in Worte einzuhüllen. Mendelssohn Morg. 1, 316 etc.
d) dazu (vgl.: Ein innres tiefes Abgeneigtsein. Gutzkow R. 2, 402): Die herrschende Abgeneigtheit [Unlust], sich ernstlich zu beschäftigen. Devrient 3, 214; Die Abgeneigtheit, die Alten nachzuahmen. Platen 5, 7; Aus Haß nicht bin ich ihr entfremdet, | aus Abgeneigtheit oder aus Erkaltung. Rückert Mak. 2, 172; Mit höchster Abgeneigtheit will ich gehen. Schlegel Rich. III. 4, 1; W. 2, 73. Án- refl. u. tr. (selten): hin-, zu-n. (s. d.): Die weiche und verletzbare Rosamunde wird sich ebenso oft a. als wegwenden FSchlegel Luc. 74; Der Freund . . wolle .. der Mehrheit [des Guten] .. das Herz a. V. H. 2, 36 etc.
Aūs-:
1) intr.: ausbeugen: Da neigte ich aus, lief, was ich konnte. Höfer Leb. 18.
2) tr.: die Neige (s. d. 3) austrinken: Wacker ausgeneiget! Opitz Werk. 2, 72, auch: ausneigeln. Schm. Ent-: ab-n., entfremden: [Es soll] mehr | mein Herz dir noch e. B. 149a; Entneigter dem Erbarmen [erbarmungsloser]. 96a. Entgêgen-: Sah die goldene Frucht der Garben entgegen sich neigen. G. 5, 33; Jenes Gesicht, das aus dem Kelche sich mir entgegenneigte. Novalis 1, 101; Den Gatten sich zu wählen, dem der Liebe | gelinder Hauch das Herz entgegenneigte. Sch. 215a etc. Ge-, intr.: Einem Geneigtheit beweisen, sich gewogen sein: Mir geneigeten die Herren Pfandträger, ihre Hausbequemlichkeiten anzubieten. Kosegarten Rh. 2, 72; So möge er g., sich zu ihm zu bemühen. IWiggers Unters. 168 etc., als Höflichkeitswendung, vgl. [4b]. Hêr-, Hín-: Sein Haupt, sich her-, hin-, herab-, hinab-, her- unter-, hernieder-, hinüber-n. etc.; Zu einer Religiosität, die ihn zur Schwärmerei hingeneigt hatte. Forster Br. 1, 31; Auf die Harfe hingeneiget. Giesebrecht Ep. 11; Eine Bedeutung, die sich bald gegen die symbolische, bald gegen die allegorische Seite hinneigte. G. 21, 77; Thätigkeiten, zu denen man sich sonst nicht hingeneigt hätte. 22, 8; Nach den westlichen Gegenden waren Furcht und Erwartung hingeneigt. Sch. 896a etc., auch intr. = refl.: Mit Geschmack, der ans Prächtige hinneigt. G. 31, 224; Wenn auch Mancher zu gallischer Sprache und Sitte hinneigte. 22, 41; JKinkel Ib. 2, 1 etc. So hat ein Gott zu dem, was ich geflehet | ein gütig Ohr herabgeneigt. ESchulze 3, 271 etc. Da er andere Thier zur Erden hernieder-n–d gemacht hat, schuf er dich .. aufrecht. Fischart B. 36a; Schon neigte aus der Götter Hand | des ersten Schlummers Wohlthat sich hernieder. Sch. 31b. Indem er sich .. zu sehr hinüber- neigte, stürzt er .. herab. Börne 2, 66. Schon lange neigt hinunter sich mein Sinn. Cham. 4, 99; Indem sie sich zu ihm hinunterneigte. G. 15, 107; Ein Greis, der sich zum Rande des Grabes hinunterneigt. Sch. 316b; Sein Leben neigte sich hinunter. Wackenroder Kl. 268 etc. S. auch vorbei-n. Nāch-: nach Etwas, zu Etwas hin neigen: Ihr Herz neigte sich Abimelech nach. Richt. 9, 3; Sie werden eure Herzen neigen ihren Göttern nach etc. 1. Kön. 11, 2 etc. Nīēder-: hinunter-n. etc.: Neiget das Haupt auch sich nieder | und sinken ohnmächtig ermüdete Glieder. G. 10, 270; Das Schloß . . möchte sich n. | in die spiegelklare Fluth. Uhland. I. Über-: hinüber-n.: Wie sie da vorn übergeneigt über ihrem Nähzeug sitzt! Prutz Mus. 1, 47; Der Mauerring . ., | sich ü–d in die seichte Fluth. Redwitz (Hungari 2, 615); Von solchen Reflexionen bestimmt, neigte sich die Gunst, die Anfangs Loredano zugefallen war, allmählich auf Foscari über. Weht Allrw. 257. II. Über-: mit etwas Übergeneigtem (I) bedecken (selten): Ein Thal .., | von Eichenwäldern überneigt. CMayer (Hungari 1, 98). Um-: neigend umdrehn: A 423 So wird durch Um-n. des Gießhafens der Inhalt über die Tafel ausgegossen. Karmarsch 2, 154 etc., vgl.: Das Blümlein dreht und neigt sich im leisen Windhauche um und um. Auerbach Ab. 234 etc. Ver-, refl.: neigend eine Verbeugung machen: Sich vor od. gegen Jemand ver-n.; auch: Sich Einem ver-n. Cham. 3, 13; Rückert E. 1, 21 etc.; Das junge Frauenzimmer, das einem Liebhaber, den es ver- achtet, den Korb giebt, verneigt sich tief, aber höhnisch. Engel 7, 104 etc. Selten: Die Sonne tief im Westen sich verneigt. Lenau Alb. 9 st. neigt. Vōr-: vorwärts, nach vorn neigen: Ihr Kopf neigt sich sanft vor über ihn. Forster A. 1, 222; Horchte .., neigte sich vor. G. 5, 173; Sie drückt sich vorgeneigt .. an den Rand des Nachens. Möricke N. 7. Vorbēī-: (mit „sein“) vorbeiknicksen: Wenn ich die Staatspuppen [die dressierten Kinder] .. v. sehe. Möser Ph. 2, 85, ähnl.: her-, hin-, hinzu-n. etc. Vorǖber-:
1) vorbei-n. 2) nach vorn über-n., vgl.: Das Haupt vorunter neigend. Lenau Alb. 67. Zū-: hin-n. etc., Ggns.: ab-n., z. B. tr.: Ein kleines Ereignis entscheidet oft, wo schwankende Gesinnungen obwalten, die Wage dieser oder jener Seite z–d. G. 18, 265; Er hat sein Ohr mir zugeneigt. Mendelssohn Ps. 116, 2; Der Brief .. neigte in meiner Seele die Sonnenblume der Liebe bloß noch näher gegen die Gute zu. IP. Fat. 1, 39; Daß mein Herz ihm Amor zugeneigt. Strecksuß Rol. 13, 6 etc., auch im Partic.: [Zeus,] milde und gewährend dem Beschauer zugeneigt. Guhl GrR. 1, 36 etc.; refl.: Die Menschen neigen sich in ihrem Wesen augenfällig ihren deutschen Nachbaren zu. Kohl A. 2, 252; Die Sonne neigte sich dem Abende zu. König Jer. 2, 239; Die sich mit begeistertem Glauben den Lehren z. Lewald W. 4, 156 etc. Zurück-: nach hinten oder nach dem Ausgangspunkt zu neigen: Indem es sich oft zu diesem seinem Ursprunge zurückneigt. G. 39, 47 etc. Zusámmen-: neigend zusammenbringen oder zusammenkommen: Wie so süße | Herz und Herz zusammenneigt. Tieck 10, 260 etc.