Faksimile 0422 | Seite 420
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nehmlich
Nêhmlich, a.:
1) nämlich. 2) in einigen Zsstzg. nam.: so beschaffen, daß es leicht genommen werden kann (vgl. nehmbar), nam.: An-:
1) leicht annehmbar (s. d.): Wir werden einer solchen Annahme .. beipflichten können, weil sie .. a–er erscheint als das Gegentheil. Burmeister Gsch. 137; 512; Ob eure Werbung ehrlich und a. ist. Freytag DW. 75; Da .. den Verehrern .. der Elemente jene verrückte monstrose Religion, dem Lebemenschen aber eine abstruse Philosophie keineswegs a. sein konnte. G. 4, 178; Er soll Vorschläge thun, die a. sind. 9, 174; Die Damen haben den Beutel selbst gestrickt und ihre Absicht war, durch das Gefäß dem Inhalt die a–ste Form zu geben. 16, 243; 292; Um den Preis a. zu machen, der den Käufern etwas zu hoch geschienen. 18, 10; Sch. 1, 118; JvMüller 24, 221 etc.; seltner: Die Deutlichkeit ihrer Theile widerspricht der a–en [anzunehmenden] Entfernung. L. 11, 158 etc.
2) (s. 1) veraltend: angenehm, lieblich etc.: Von dieser a–en Dirne. G. 14, 203; Diejenige, deren moralische Zeichnung, soferne sie in den Mienen oder Gesichtszügen sich kennbar macht, die Eigenschaften des Schönen ankündigt, ist a. und, wenn sie es in einem höhern Grade ist, reizend. Kant SchE. 66; Die Schönheit der menschlichen Bildung, die a–en Farben. Mendelssohn Ph. 1, 29; Olearius Baumg. 17b; 95a; Welches ein nicht a–es Gelächter im Publikum nach sich zog. Schütze HambTh. 530; A–ster Krystall! Weichmann 1, 223 (Richey); A–ste Dorinde. 233 (Brockes) etc.
3) als Ggstz. (selten): Un-a., z. B. (2): Zu einer an sich selbst schweren und dem Ansehen nach un-a–en Untersuchung. Leib- nitz (Guhrauer Leibn. 1, 24) etc.
4) dazu: A–keit, f.; –en:
a) selten zu 1 ohne Mz. (vgl. Annehmbarkeit): Die (Un-)A–keit einer Bedingung, eines Vorschlags etc. (s. b).
b) gw. zu 2 (vgl. das seltne Angenehmheit): etwas Angenehmes (vgl. Anmuth, Reiz etc.): Wir können von seiner Nähe uns nur Vortheil und A–keit versprechen. G. 15, 6; Unter solchen daraus entspringenden allerliebsten A–keiten. 18, 253; Der Gips dagegen, beraubt er ihn nicht einer Quelle von A–keiten, die sowohl die Malerei als die Bildhauerkunst erheben? 31, 16; Erhielten sie sich .. durch die A–keit ihres Geistes eine Menge Freunde. 9, 260; Du liebst das Landleben und du wirst Gelegenheit haben, alle seine A–keiten zu schmecken. W. 4, 171; Dieser letzte Beweis einer vollkommnen Liebe, welche .. alle A–keiten der Neuheit für sie hatte. 199; Von den A–keiten des Mondscheins. 5, 40 etc. (s. c), auch (veraltend) von den körperl. Reizen einer Pers.: Sich durch ihre persönlichen A–keiten zu unterscheiden. 1, 1; Die bejahrten A–keiten seiner Grausamen. 62; 2, 81; Mit jenen äußerlichen A–keiten, welche in meinem System den natürlichen Schmuck der Tugend ausmachten. 5, 21; 33, 241; Mit so außerordentlichen A–keiten als Klärchen besitzt. Thümmel 2, 86 etc. Vgl. vralt.: Bewegungen nach Maß und Regel haben ihre Angenehmlichkeit von der Ordnung. Leibnitz (Wackern. 3, 1, 980 Z. 12); Merkurius giebt seinen Kindern Angenehmlichkeit. Schaidenreißer 64b etc.
c) (s. b) Un-A–keit, etwas Unangenehmes: Die Reise war mit manchen Un-A–keiten verbunden; Das Stichblatt aller Un-A–keiten sein. Droysen Y. 1, 248; Lieber die einzelnen Un-A–keiten des Tags, denen man sich meist noch gewachsen fühlt, übertragen. G. 22, 373 etc., s. auch a.
d) zu b auch: Verannehmlichen, tr.: a. machen, und z. B.: Zu Erhaltung und Verannehmlichung des Lebens. JvMüller 1, 377. (selten) Etwas, das mitzunehmen (s. d. 1) ist, das man sich gefallen lassen kann: Der Unterschied zwischen den m–en [πρoγμμé] und abweislichen [cπoπρoημμενc] Dingen. W. Luc. 1, 386. so daß es wohl vernommen (s. d. 3), d. h. deutlich gehört und verstanden werden kann: Ein lautes, v–es Ja; Wie die ersten Laute er schon v. lallt, | „Mama, Papa!“ Cham. 3, 59; Ganz leise spricht ein Gott in unsrer Brust, | ganz leise, ganz v. zeigt uns an, | was zu ergreifen ist. G. 13, 158; Wenn dein Herz v–er sich einst erklärt. L. Nath. 2, 4; Rabner 1, 12; V. Ar. 1, 159; W. 7, 71 etc. Ggstz.: Ängstliche, un-v–e Töne stammeln. G. 16, 46; Ich besorge, durch zu weitläufige Erläuterung einer so einfachen Idee un-v. zu werden. Kant SW. 1, 174; Un-v. blieb des Prinzen Antwort. Platen 4, 324 etc.
Mít-: Ver-: Vōr-:
1) als Ew. vralt. s. vornehm 2 u. 2d.
2) adv. (s. ebd. 1) vor Anderm, in höherm Grade als Dieses; vorzüglich: Da nun „vornämlich“ konnt’ es gar nicht fehlen, | daß an die Heimat lechzend du gedacht. Freiligrath Garb. 115; Die Zärtlichkeit Derer, die „vornämlich“ über Trockenheit klagen. Kant SW. 1, 175; „Vornehmlich“ den moralischen Ausdruck. SchE. 66; Er spart seine Theaterspiele auf den Tod Derjenigen, für die er uns v. einnehmen will. L. 4, 249; V. die Vormünde. 3, 247; 11, 54.