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nebeln
Nêbeln, intr. (haben):
1) Nebel aushauchen, entstehn lassen etc., z. B.: Die tiefer gelegenen Wiesen hauchten leichte, feine Dünste aus, die fernen Weiher nebelten. Willkomm Sag. 1, 127 etc. u. übrtr.: Nicht Wolke und Nebel, denn das Auge hat hier Nichts zu n. H. 11, 268.
a) nam. oft unpers.: Es (s. d. 7) nebelt [ist neblig] und regnet. Immermann M. 2, 179; Scherr Sch. 2, 102 etc.; Wenn es nicht so nebelte, so könnte man dort das Schloß sehen. Gotthelf Oberamtm. 42; Während es langweilig und verdrießlich vom Himmel herab regnete oder nebelte, es war nicht zu unterscheiden, welches von Beidem Statt hatte. Hartmann E. 45 etc. u. übrtr.: Ist mein Auge trüber? | nebelt’s mir um’s Angesicht? Sch. 9b etc.
b) im Partic.: N–d, Nebel aushauchend und danach auch: in Nebel gehüllt: Ein n–des, sonnenbeleuchtetes Land. Kinkel E. 41; Au’n, aus denen Bäche des Todes | dunkel von n–dem Quell nach Satans Throne sich wälzen. Kl. M. 2, 372 etc. 2) nebelhaft schweben (bei hervorzuhebender Ortsver- ändrung mit „sein“, s. Flattern, Anm.), z. B.:
a) Geheimnissen, welche um die Persönlichkeit des Freiherrn nebelten. Immermann M. 3, 245 etc.
b) nam. oft in unbestimmten, verfließenden u. verschwimmenden, unklaren Gefühlsäußrungen, der bestimmten Wesenheit od. Realität entbehrenden Gestaltungen, faselnden Ansichten etc. sich ergehen: häufig in der Reimverbindung: N. und schwebeln; Der theoretische Theil n–d, lose, schielend. Arndt Ber. 173; Mehr Sicherheit und Klarheit in der Zeitung . ., welche in dem .. Buche gar noch sehr nebelt und schwebelt. 204; N–de ästhetische Bestrebungen. Ense Denkw. 6, 189; Damit meine Poetisierer keine Phantasmisten werden oder sich gar ins Schwebeln und N. verlieren. G. 30, 383; Beim Anhören dieses N–s und Schwebelns kindisch bornierter Gemüthsgründe. Gutzkow R. 8, 88; Die Poeten haben Unheil genug angerichtet mit ihrem idealistischen N. und Schwebeln. Scherr Gr. 1, 200; Voigts H. 151; So nebelt er. V. Ant. 1, 269 etc. 3) dazu:
a) Neb(e)ler, m., –s; uv.: ein N–der (2b): Schwebler und Nebler. G. 30, 381; Nebler und Dunstlinge. Jahn V. 386 etc. (s. Nebulist); Augennebeler. Fischart Garg. 17b, der Nebel vor den Augen macht.
b) Neb(e)lung, f.; –en: Nebel: Morgennebelung verblindet | mir des Blickes scharfe Sehe. G. 4, 9, vgl. Nachtnebel 2 etc.
Zsstzg. z. B.: Āūf-: nebelhaft emporschweben, z. B.: Das donnernde Anbrausen des Stromes, die feuchten a–den Schauer der brandenden und stäubenden Wellen. Appel Rhein 97; auch [2b]: Sie schwebeln und nebeln als feine Diplomaten, Rhetoren und Publicisten zwischen Volk und Fürsten auf und nieder und thun geschäftig Nichts. Walesrode (Demokr. Stud. 485), auch: empor-, hinauf-n. (s. d.).
Āūs-:
1) aufhören zu nebeln.
2) in Nebel od. Nebelhaftigkeit über- u. ausgehn, ver-n.: Der Zeichner ohne innere Empfindung wird . . nur einen in Unbestimmtheit a–den [2b] Schatten des Naturcharakters erhalten. nater 4, 2, 1; Ein Schmerz der nebelt aus [sich ergießt] in Worte, Seufzer, Zähren | erleichtert Herz und Brust. Lohenstein IbrS. 67. Be-, tr.: mit Nebel erfüllen, s. um-, ver-n., z. B.:
1) eig., nam. im Part. = neblig: Wenn das Abendroth über einen solchen benebelten Weinberg fällt. Bettine 1, 252; Brockes 1, 133; Lieblich lächelt itzt die Sonne durch die dünnbenebelte Luft. Geß- ner 3, 13; Der Mond .., der braunroth geschwollen und benebelt aufsteigt. JP. 31, 87; 8, 28; Der benebelte Steinweg. Thümmel 7, 152 etc., auch (s. 2): Das Zimmer benebelte gleichsam ein Lichterdampf. IP. 10, 56 etc.
2) übrtr., nam.:
a) Den Blick, das Auge b., so daß man nicht klar sieht, körperlich u. geistig, so auch: Den Kopf, die Sinne, die Vernunft, den Verstand b. (s. b), vgl.: trüben, verblenden etc. u. Dämel, Anm.; Einem von Vorurtheilen benebelten Beobachter. G. 38, 22; 39, 349; Schwermüthige Gedanken | b. die Vernunft. Gryphius Fr. 323; 322; Heine Lut. 2, 12; Hat mit dem Dampf von seinem Weihrauchkessel .. den Leuten das Gehirn benebelt. Heinse A. 1, 267; Bei ihnen konnte kein Lärmmacher .. das erfahrne Ohr übertäuben, das scharfe geübte Auge b. 315; Nach langen Jahrhunderten gräßlicher Nacht, die in diesen Gegenden die Menschheit benebelte. 2, 57; H. 9, 37; Da an dem bloßen Schein des Dichters, seiner künstlichen, nicht wirklichen Magie schon die ganze neuere Kritik sich benebelt .hat. Schubarth Goeth. 2, 198; Wie er, von des Schmauchpfeifchens mystischem Qualme dusselig, auch seine Andächtigen benebelt. V. Ant. 1, 107; Das .. Wort benebelt euer Hirn. Waldau N. 3, 84; Der Anblick seiner Gluth und ihre Trunkenheit | benebelt ihr Gesicht, macht ihre Sinne rege. W. 12, 309; 15, 141; 18, 99; Zschokke 1, 174 etc.; Ergreifen mit unbenebeltem Blick den Zügel der Zeit. Voigts H. 142 etc.
b) (s. a) nam. auch = berauschen: War so benebelt, daß er kaum auf den Beinen stehen konnte. Bodenstedt 2, 35; Danzel 265; Kein Madera hätte ihm den Kopf mehr b. [s. a] können, als diese lieblichen Worte. Engel 12, 333; Als sie mit dem Weine sich benebelt. Gerhard W. 1, 321; Hackländer Stillfr. 6; „Benebelt [1] heraufgekommen und benebelt hinuntergegangen!“ ist ein stehender Witz [im Brockenbuch]. Heine Reis. 1, 211; Bloß die Beine sind benebelt, im Übrigen ist der wüste Kerl vernünftig. Immermann M. 4, 104; W. 15, 127 etc.
3) dazu (nam. 2): Die Unenthaltsamkeit im gesellschaftlichen Trinken, die bis zur Beneblung der Sinne geht. Kant Anthr. 73; Riemer G. 1, 52; Vom Weintrunk tief in Beneblung. V. Th. 14, 29 etc. Durch-: mit durchdringendem Nebel erfüllen, nam. im Partic.: Ein seltsam durchnebelter Morgen. König Leb. 2, 62; So finster wie eine durchnebelte Winternacht. Thümmel 7, 181 etc. Empōr-: auf-n. Ent-, tr.: von dem Nebel freimachen, eig. u. übrtr.: Im entnebelten Thal. Baggesen 1, 171; Selber ja bin ich | blind, entnebelt den Geist mir nicht dein himmlischer Huldblick. 2, 316; Ense Denkw. 1, 178; In entnebelter Luft. H. 16, 32; In Manchem hat sich seitdem der Gesichtskreis so erweitert und entnebelt. Ph. 10, 66; Kl. M. 1, 606; Die umwölkte Stirn | entnebelt sich. Nicolai 4, 11; Athene entnebelt ihm Jthaka. V. Od. 13 (Inhalt); Mit entnebeltem Geist den Umfang deiner Werke durchschauen. W. 26, 216; 25, 14 etc. Hināūf-: auf-n. [2b]: In der echten Gedankentiefe einer Weltanschauung, welche, statt in die blaue Leere einer transcendenten Jenseitigkeit hinaufzunebeln, sich vielmehr in die lebendige Fülle des gegenwärtigen realen Daseins liebend versenkt. Stahr (Schwegler 1847) 530. Über-, tr.; mit Nebel od. Nebelhaftem überdecken: Bei einer neuen bald eintretenden Überneblung des Bildes. G. 30, 63. Um-, tr.: mit einem Nebel (eig. u. übrtr.) umhüllen, vgl. be-n., trüben, verfinstern, verdunkeln, umwölken etc., z. B.: Wie die blauumnebelten Hügel den Horizont begrenzen. Forster Ans. 3, 104; Nun schien der heitere morgendliche Gesichtskreis umnebelt. G. 19, 398; Umnebelte Landschaften. Hartmann BB. 210; Vom umnebelten Pol. WHumboldt 1, 380; War der reine Himmel Neapel’s wie umnebelt. Platen 7, 202 etc. Ferner, wobei wir, der übersichtlichkeit halber, Stellen mit demselben Obj. (zuerst Etwas an einer Pers., dann eine Pers. u. endlich Sachen) zusammenstellen: Indem . . süßer Tod ihr schwarzes Aug’ umnebelt. Alxinger D. 74; G. 2, 210; Augen, die Dunkel und Nacht nun ewig u. Kl. M. 2, 598 etc.; So umnebelt er | die Stirn des Fürsten und der Fürstin Blick. G. 13, 200; Ein grauer Flor umnebelt ihren Blick. W. 20, 140; Die Wonn’ . . | umnebelt seinen Blick, berauscht ihn ganz und gar. 148 etc.; Manchen Lichtstrahl in eine finstere Nacht werfen, die so manchen Kopf umnebelt. Forster Br. 2, 646; Pz 1, 20; Einige Gläser Punsch. Diese umnebelten völlig meinen Kopf. Holtei Jahr 2, 81; Soll’n meinen Kopf allzeit umn. schnöde Dünste. Lohenstein Ros. 52 etc.; Laß | .. ein Meer von Schmausereien den Wüstling decken, | sein Hirn u–d. Shakespeare Ant. 2, 1; Hirn-u–de [See-] Krankheit. Stahr (Hausbl. 56) 1, 72 etc.; Die Verblendung, die deine Sinne umnebelt. Forster Voln. 14; Des Thürmers Sinne will ich u. G. 11, 197; Du klarer Sinn, | laß hier dich nicht u. 13, 202; Dem der Branntwein die Sinne zu u. begann. vHorn rhD. 2, 65; Die neue Lust umnebelt deine Sinne. Müllner 3, 130; Schatten des Todes umnebelten ihre Sinne. Musäus M. 3, 144; Leichenhafter Geruch umnebelte meine Sinnen. 86; Hätte . . | nicht eines Gottes Macht umnebelt seine Sinne. Sch. 29a; Weiße Lyr. 76 etc.; Bald | umnebl’ ich die Besinnung Wacher. Rückert Mak. 1, 109 ꝛ.; Meinen Dichtergeist umn. leichte Träume. Uz 1, 169; In geist-u–dem Weinrausch. Wiedasch Od. 19, 122 etc.; Ärgernis und verbissene Wuth hatten meine ganze Seele umnebelt. L. 1, 588 etc.; Ist mein Gemüth bei den traurigen Umständen so umnebelt. Rabner Br. 92 etc.; Die umnebelte Vernunft. Sch. 751a; Seinen Verstand u. lassen. Reinhard G. 35 etc.; Die Wolke des Argwohns, des Kummers, der Mühe und Sorgen umnebelt ein Gesicht. H. Ph. 4, 190 etc. Die Wach’.. umnebelte der Schlaf. Alxinger D. 356; Jeder schmauchte seine Pfeife. . . Die Damen, von der Wolke umnebelt. CFBahrdt 3, 276; Von der Liebe Rausch umnebelt. B. 38b; Aus Schlummer und aus Wachen ein Gemisch| umnebelt ihn. Giesebrecht Ep. 68; Wenn winterlicher Trübsinn mich umnebelt. Heine Lut. 2, 299; Du suchst mir Fehler aufzubürden, | womit du selbst umnebelt bist [die in dir liegen]. Lichtwer 28; Hochmuth und Eigendünkel hatten euch umnebelt. Pz 1, 41; Umnebelt von dem Trugphantome. Rückert 2, 15; Einen Verblendeten, den .. Leidenschaft umnebelt. Sch. 359b; Von Wein umnebelt [berauscht]. Tiedge Ep. 1, 231; Dank dir, daß ich entzaubert bin! | Hoff nicht, ein Thränchen werd’ auch mich u. [täuschen, berücken] können. W. 20, 171; Die Unwissenheit und die Täuschung u. sie. Luc. 1, 79 etc. Ferner: Mit der Sorge grauem Spinnenflor | der Hoffnung reizendes Gebild u. G. 6, 356; Name ist Schall und Rauch, | u–d Himmelsgluth. 11, 151; Das verfluchte Bim-Baum-Bimmel, | u–d heitern Abendhimmel, | mischt sich in jegliches Begegnis. 12, 277; Die Phantasie und ihre Zauberschatten, | die auch der Wahrheit Glanz mit Rauch umnebelt hatten. Mendelssohn (L. 13, 56); Gecken. . die das Fräulein, wie ein dichter Dunstkreis einen Schweifstern, umnebelten. Musäus M. 4, 161; Das Licht ihrer Seele zu u. W. 16, 193; In Geschichten | des grauen Alterthums, umnebelt von Gedichten. 25, 29; Was die Zukunft vor uns umnebelt, ist dir .. gegenwärtig. 26, 211 etc., seltner: Wo die Schönheit der Kunst die nervichte Landnatur wie ein feuchter Schleier umnebelt. V. Br. 2, 182, im lobenden Sinn von der Idealisierung. Im Partic. auch ohne Obj.: Dergleichen [mich od. den Geist] u–de hypochondrische Dünste zu entfernen. G. Reinh. 322; In des Schnees [die Gegend etc.] u–den Wirbeln. V. 2, 155 etc.; ferner im verneinten Partic.: Charakter .. von gesundem, unumnebelten Blick. Gervinus Lit. 5, 67 etc.; ferner refl.: Der Himmel, die Gegend umnebelt sich; Ihre Sinnen umnebelten sich. Musäus M. 1, 8; 5, 131 etc. Ferner: Aus solchen Umneblungen und Verfinsterungen. Arndt E. 61; V. Arat. 177 etc. Ver-:
1) tr.: be-, um-n.: Bis der Tod mir die Augen vernebelt. Arndt E. 223; Sein vernebelt[er] Kopf, den ihm der Wahn erhöht | und Dünkel ausgefüllt. Gryphius Fr. 381; Vernebelt und verdunkelt ganz. Schottel 960 etc.
2) intr.: aus-n. 2.