Faksimile 0395 | Seite 393
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Narbe
Nárbe, f.; –n; Närbchen, lein; –n-:
1) die von Wunden, dann auch von Blattern etc. nach der Heilung rückbleibende Spur, bei Menschen und Thieren (vgl. Wundenmal, Mase, Schmarre etc.), oft auch übrtr.: Eine N. im Gesicht haben: Die Wunde lässt eine N. zurück; Des Helden Brust voller N–n; Haut-, Wunden-N–n; Blatter- oder Pocken-N–n (oder -Gruben) s. u.; Während die älteren untersten [Blätter] abfallen, noch spät die N–n ihres Standortes am Stamm zurücklassend. Burmeister gB. 2, 219; Ihr Tod schlug mir Wunden, deren N–n ich jetzt noch nicht gern ansehe. G. 17, 161; Dies ist’s, warum mein blutend Herz nicht heilt. .. So tiefe N–n blieben von jenem alten Schaden in der Brust, daß weder neue Freude noch Hoffnung darin gedeihen kann. 34, 157; 4, 32 etc.; Das Laster kennet sich auch in der Tugend Farben; | wo Wunden zugeheilt, erkennt man doch die N–n. Haller 75; Alle Wunden bluteten wieder, alle N–n gingen auf. Sch. 707b; Des grausamen Zahnes | Gift und umher die Narb’ im benageten Stamme [des Weinstocks] gezeichnet. V. Georg. 133; Die bloße Schönheit zeugt Bewundrung, Liebe nie | und lässt, auch wenn sie uns verwundet, keine N–n. W. 12, 314; Ich bezahlte also meine Tugend mit .. einer Verwundung meiner Ehre, wovon ich die N. bis an meinen Tod behielt. 16, 71; Ich trug zu tiefe N–n von Allem, was ich durch ihren Leichtsinn .. gelitten hatte, in meiner Seele. 17, 69 etc. Selten, wo keine Heilung und Verwachsung statthat: Den runden Tisch mit allen seinen Furchen und N–n. Tieck 16, 62 etc. Zsstzg. übrtr., nam.: Zwar ist die Freiheit schön trotz ihrer Pocken-N–n. Börne 3, 249; Ich verflachte meine idealische Schweiz, die dem Propst Reuter wie eine Sammlung logischer Pocken-N–n erschienen war. Gutzkow Bl. 1, 189, von einer Predigt, die dem Vf. schön wie die bergige Schweiz, dem Propst voller entstellender Auswüchse u. Flecken etc. erscheint. 2) (s. 1) Etwas von n–n-ähnl. Aussehn, nam.:
a) N–n der Eierstöcke, die sog. gelben Körper [s. d. 4].
b) Auf dem Dotter [des Eies], und zwar in der Mitte seiner leichtern Hälfte, liegt ein weißer runder Fleck, wie ein Häutchen von 1““ im Durchmesser, den man das Auge [s. d. 12k], die N. oder den Hahnentritt [s. d.] nennt und woraus sich der Keim oder das Küchelchen entwickelt. Oken 4, 307.
c) Bot.: Das Ende des Griffels heißt N., Stigma. 2, 73; G. 36, 42; Da sank das erste Stäubchen in die N. Novalis 1, 152 etc.
d) Bot.: = Nabel 2d, hilum, auch: Samen-N. Burmeister. 3) Gärb.: die auf der Haarseite nach Wegnahme der Haare sich zeigenden Erhöhungen und Vertiefungen (auch m.: der Narben) und dann auch: die Haar- (od. N–n-) Seite selbst: N. und Aas [s. d. 2e], außen und innen; Das Leder hat feine N–n, ist feinnärbig etc.; Den N–n der zu gärbenden Felle abzustoßen. Ist der N–n herunter. Gerstäcker Miss. 3, 347; Daß der Korduan nicht plattiert, sondern gekrispelt (s. d.) wird und folglich stets die natürliche N. zeigt. Knapp Techn. 2, 577 etc.; Gekrispelte N–en, Ggstz.: Platt- oder Zug-N–n etc., s. narben. 4) Landwirthsch.: (vgl. 3 u. nam. benarben 2) die mit Gras, Heidekraut etc. bewachsne Bodenschicht, soweit die Wurzeln reichen, vgl. Stalder 2, 231 (s. abnarben, Plagge etc.): Kröpelten auf der großen Heide herum, um die dürre N. davon ab und in die Viehställe zu fahren. Möser Ph. 2, 128; 192; Auf dem gemeinen Anger liegen und solchem die elende N. abschaben. 3, 215; Man sieht noch ganz genau die nun übergrünte Berg-N., welche der Runs vormals als Rinnsal diente. Körner Sch. 3, 305 (Tschudi); Wo es sich darum handelt, eine Dreesch- N. mürbe zu machen. Landwirthsch. Zeit. (55) 362b; Die Winzer müssen den Boden, damit sich keine dichte Gras- u. Unkraut-N. bilde, im Sommer abermals graben. Grube 3, 251 (Kohl); Bei Anlegung eines Weinberges, welcher 2—3 Jahre ruhen und eine Gras-N. bilden muß. Kecht Weinb. VII etc. 5) Schlosser.: (bair.) bei einem Vorlegeschloß die Krampe (s. d. 6) od. Anlage (s. d. 5) etc., auch ,Arw.“ Schm. 2, 704, vgl.: Verband 50 das Schloß und „nerben“ mit einem hanfen Strick. Schaidenreißer 90b [21, 391].
Anm. Ahd. narwa, mhd. narwe, narbe, auch arbe (1482, s. Adelung). Zuw. mit Uml.: Von bluttriefenden Närben. Melissus (Wackern. 2, 124 Z. 10).
Zsstzg. s. o.: Blátter- [1], Bérg- [4], Drēesch- [4], Gräs- [4], Häūt- [1], Plätt- [3], Pöcken- [1], Sāmen- [2d], ünkraut- [4], Wünden- [1], Zūg- [3] N. etc.