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nähern
Nǟhern, tr., refl. u. intr. (haben):
nahen (s. d.): 1) tr.: näher bringen: Die Finger der Flamme n.; Nähert man dem aufgehängten Magnete nach einander zwei verschiedene Magnete. Pouillet 1, 328; Wie von der Fackel der Zaun aufflammt, die der Wanderer sorglos | näherte. V. Ov. 1, 39; Etwas der Vollkommenheit n. etc.; im Partic.: Den 49 großen und der Wahrheit mehr genäherten Ansichten. Hum- boldt K. 1, 390; Die erste wiewohl nur genäherte Bestimmung. 113 etc. Selten mit Fortlassung des Obj. (vgl. 3): Es erben wohl die Brüder und n. [das Geerbte etc.] hinfort der Vollendung. Cham. 5, 107. 2) refl. (s. 1): näher kommen: Sich der Flamme, der Vollkommenheit, dem Tod, dem Ende, der Katastrophe n.; Die Zeit, das Fest, der Tod, das Ende, die Katastrophe nähert sich; Du nahst dich jeder Festung still | .. Wenn ich mich einer n. will. Blumauer 1, 140; Daß sein Herz und seine Einbildungskraft sich ebenso sehr diesem Vorschlage näherten, als sein Verstand und seine Vernunft sich davon entfernten. G. 16, 300; Einigen Landthieren, die sich von innen seiner Gestalt n. H. Ph. 3, 97. Seltner mit ,,zu“ statt Dat.: Ein Bad, zu dem Almansor selbst .. sich niemals n. darf. W. 20, 285 etc., nach Adelung auch oberd.: Er näherte sich meiner. 3) zuw. intr., nicht nur (s. Sich) im substant. Jnfin. und Partic.: Im N. wächst der Wahrheit Zier. Haller 132, indem wir uns ihr nähern; Furchtsam n–d sprach er zu ihr. W., sondern auch (nam. schwzr.): Alles nähert großen Veränderungen [geht ihnen entgegen]. JvMüller 14, 43; Dem näheret kein Wolf. Ryff Th. 60; Mit meinem Unglück, was mir nähert, anzustecken. W. 20, 199 etc. 4) Dazu: Der seiner Näherung geharret. B. 148b, häufiger: Annäherung, vergl.: Ich habe mich den Männern der Lilien genähert und sie haben meine Annäherung angenommen. LHerbert Nap. 3, 131.
Zsstzg. nam.: An-:
1) tr.: näher bringen, gew. nicht rein örtl., sondern nach innern, geistigen Beziehungen: Wo Vorsätze, Wünsche, Hoffnungen .. un- erwartet angenähert, erfüllt und bestätigt werden. G. 19, 233; Durchgedacht und der Vollendung angenähert. 22, 157; Diese betrachtende Darstellung einer lebendigen Anschauung, einem jugendlichen Mitgefühl anzunähern. 297; So wurden die wechselseitigen Bezüge im Allgemeinen versinnlicht und dadurch einer Prüfung angenähert. 27, 334; Ward der „wunderbare Magus“ durch Griesens Übersetzung uns angenähert. 290; Er findet keine .. Symbole, um sich und Andern schwer auszusprechende Erscheinungen anzunähern. 39, 154; Wenn ein Mangel an Vermögen | mich dir anzunähern scheint. H. Cid 11; Wiewohl die urzeitliche Einfachheit seines Gegenstandes ihn den Alten annäherte. Platen 5, 37; Der durch die Furcht vergrößerten und angenäherten Gefahr. W. 32, 260.
2) refl.: ugw. von der Zeit (vgl.: Die Zeit nähert sich, doch s. 4), selten rein örtl.: Er trat, wie sie sich annäherte, in die Kirche zurück. Tieck 4, 35, gW. (vgl.
1) nach mehr innern geistigen Beziehungen, mit Dat. oder abhäng. Präpos. (an, zu): So würde die Menschheit sich ihrem großen Ziele allmählich a. Fichte 6, 102; Jhrem angebeteten Monarchen sich | in ehrerbietiger Entfernung anzunähern. G. 13, 234; Durch meine vorjährige Reise . . hatte ich mich an Fritz Jacobi .. mehr angenähert. 27, 31; Wenn wir .. uns in eine obere Region erheben und an das erste Wesen a. sollen. 40, 424; Nicht ebenso gelang es mir, mich den kantischen Schülern anzunähern. 422; Schwer, fremde Meinungen zu referieren, besonders, wenn sie sich nachbarlich a., kreuzen und decken. 39, 2; Etwas Ähnliches oder sich A–des [s. 3b]. 19, 171 etc. 3) intr. [3], z. B.:
a) (s. Sich) im substant. Infin.: Alles weitere A. zu verbieten. G. 18, 249 etc., vgl. 4.
b) im Partic. (s. Sich): Des lieben Mädchens immer mehr a–des zutrauliches Betragen. 22, 16; Ihm seinen Vortrag .. mit a–der Freiheit und nicht ganz unähnlichem geistigem Wesen zu wiederholen. 19, 137; In der Wirklichk. eine a–de Gestalt suchen. 31, 77; Tilly, dessen gewohnte Festigkeit der a–de Tod überwältigt hatte. Sch. 946b; Das Vh. des Kreisumfanges zum Durchmesser ist inkommensurabel und lässt sich nur a–d [oder (an)näherungsweise] bestimmen, es beträgt nach Archimedes a–d ²², genauer angenähert nach Metius 3³t³ g etc.; Etwas a–d [ungefähr etc.] bestimmen, berechnen etc.; In a–der oder angenäherter Berechnung, vgl. c und 1.
c) seltner sonst (mit „sein“): Wenn endlich der Tod a. wird. Adelung; Die Truppen a. lassen. Ders.; Sonst war noch Manches uns zur Betrachtung angenähert [vgl. 1: worden]. G. 27, 332; Personen, bei denen die Mannbark. annähert. Scholz Strafs. 1, 500 (Wurm); Angenäherte Angabe, Berechnung etc. (s. 1 und b). 4) Dazu (vgl. 3a): Ob nicht eine Annäherung Ottiliens zu Eduard denkbar sei. G. 15, 284; Mit der Annäherung des Frühlings. 20, 177; Daß die Nektarien Annäherungen der Kronenblätter zu den Staubgefäßen seien. 36, 37; Wenn Das, was ich empfinde, Annäherungen des Todes sind, so sind die Annäherungen des Todes so bitter nicht. L. Samps. 5, 7 etc. und in Zsstzg.: Das Interesse an einer allgemeinen Länder- und Welt- Annäherung zu vermehren. G. 33, 174; Liebesannähe- rung und Bewerbung. 30, 405; Ich durfte eine Wieder- annäherung hoffen. 27, 142 etc.