Faksimile 0377 | Seite 375
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Nacke Nacken
Náck~e, m., –n; –n. ~en, m., –s; uv.; -:
1) ,,der hintre (gewölbte) Theil des Halses, bestimmt durch die Halswirbel“ (Oken 4, 328), z. B.: Die Dame hat einen weißen, blendenden, Alabaster-N–n; Den Lilien- N–en umspielt’ ein zartes Gekräusel. V. 1, 107; Die üppigste Fülle goldner Haare floß .. um ihren blendenden Lilien-N–n. W. 19, 237 etc.; Sein Haupt vom Marmor-N–n gerissen. Stolberg Gd. 243; Bei ihres Rosen-N–en Purpurglühen. WHumboldt Son. 18, in Bezug auf den rosigen Anhauch etc. Zuw. statt Hals: Sie fällt entzückt der Amme um den N–n. W. 5, 111 etc., ferner statt Genick (s. d.): Enttaumelt er, daß ihm der N–en | aus dem Gelenk abbrach. V. Od. 10, 559; 11, 64 etc. In manchen (mehr oder minder) stehnden Verbind. (vgl. Schulter, Hals etc.), z. B.:
a) als Subj. oder Obj.: Jemandes N–en ist hart (s. hartnäckig), eisern, unbeugsam, starr, störrig etc.; Den N–en [den eignen oder den eines Andern, zunächst vom Zugvieh] ins oder unters Joch (s. d.) biegen, beugen; Den N–en (unters Joch) beugen, bücken, schmiegen; Den N–en dem Joch bequemen, aus dem Joch ziehn etc.; Den N–en hoch und steif (Rückert Rost. 53b), aufrecht tragen, als Zeichen stolzen Sinns, ungebeugten Muths, hohen Selbstgefühls etc.; Einem den N–en schmieren (s. d.), Einen prügeln (zunächst wohl, um ihn geschmeidig und fügsam zu machen) etc.; Das Alter krümmt (W. 20, 216), beugt Jemandes N–en etc.; Ich weiß, daß du hart bist und dein N–e ist eine eiserne Ader etc. Jes. 48, 4; Sie gehorchten nicht, sondern härteten ihren N–en, wie der N–e ihrer Väter. 2. Kön. 17, 14; Sein N–en war krumm und gebückt. Engel 1, 16; Die Väter müssen selbst den N–en bücken. Fischart B. 34b; Er streichelte und koste den N–en, der gegen ihn störrig zurückschlug. Sch. 117a; Des Vaters Macht .. beugete gewaltsam | der Jugend starren N–en in das Joch. 495b; Daß sie den N–en | mir lernen beugen, den sie aufrecht tragen. 545b; Sie hatten ihren N–en mit Widerwillen unter das baierische Joch gebeugt. 973b; Ihren ungelehrigen N–en geschmeidiger zu machen. W. HB. 1, 16 etc. Ferner abhäng. von Präpos. (alphab.):
b) Einem ein Joch, eine Last auf den N–en laden, legen; Etwas auf dem N–en [oder Hals, s. d. 2] haben, z. B.: ein halbes Jahrhundert (Holtei Mensch. 2, 10), es zu schleppen haben, so alt sein (vgl. d); Einem auf dem N–en [Hals] liegen, sitzen, z. B.: Denen der Feind auf dem N–en liegt. Sch. 933b; Da sie uns nun so ganz unversehens auf den N. kamen. W. Luc. 4, 47, vgl. auf den Hacken, Fersen etc.; Einem ein Gewitter auf den N–en schicken. W. 11, 230 etc.; Den Fuß auf Jemandes N–en setzen, wie auf einen unterwürfigen Sklaven; Auf Jemandes N–en treten, um so emporzusteigen, s. e.
c) Vom Hacken bis N–en, ganz und gar, vergl. von Kopf bis Fuß, von der Scheitel bis zum Zeh etc., z. B. Volksz. 8, 36, s. Brem. Wörterb. 3, 215.
d) Etwas im N–en haben, im Rücken, hinter sich, vgl.: Hochburg blieb im N–en. B. 53b, sie ließen es davon eilend hinter sich, auch (vgl. b): Seine 80 Jahre im N–en haben. Ferner: Einen Schelm im N–en haben, ein Schelm oder Schalk, schelmisch sein, Schelmereien im Sinn haben, vgl.: Es steckt hinter ihm, hinter seinem arglosen Aussehn ein Schelm, z. B.: Hat blaue Augen, gelbes Haar | und Schelm im N–en immerdar. Claudius 3, 16; Hoch, wer den Schelm trug im N–en, | hoch Taubmann und hoch auch Kyau! Freiligrath Garb. 133 etc., vgl.: Es daumensdick hinter dem N–en [den Ohren] haben. Spate; Etwas schlägt Einem oder Einen in den N–en, es kommt, als in ihm steckend, wenn auch eine Zeitlang verborgen, doch immer wieder zum Vorschein, duckt auf und äußert sich; Der alte Lutheraner würde mich noch zu oft in den N–en schlagen. L. 10, 201; Denen doch auf jedem Schritt und Tritt .. der Theolog allemal richtig in den N–en schlägt. Prutz DM. 1, 2, 516 etc., s. auch Nackenschlag; Kratzen (oder Krauen) im N–en kömmt nach. Sprchw., s. Kniesenack, Anm. und z. B.: Nur der Vater bekam das Kratzen im N. [die unangenehmen Folgen zu spüren]. Freytag Bild. 1, 245.—
e) (s. c) Weg über meinen N–en schreitet er, |mein Fallmuß ihm die Rettungsbrücke bauen. Sch. 433b e 4W etc.
f) Das Joch vom N–en schleudern, werfen u. z. B.: Trotzig wirft das Sklavenjoch | Washington vom Löwen-N–en [dem starken etc.]. Pfeffel Po. 3, 193 etc.
g) in Zsstzg. auch ein Wesen mit so und so beschaffnem N., z. B.: Der Weiß-N., Art Sperling. Adelung etc. 2) (s. 1) = Chignon (s. d.): Einem Frauenzimmer den N–n machen. Adelung Und Campe.
Anm. Ahd. (h)nacch, mhd. nac, nacke, vgl. Knochen, Anm. Dazu: Das Duck-Nacken, s. ducken 1, ferner nackig, a.: mit einem so oder so beschaffnen N–en, in Zsstzg. z. B.: Ducknackig. Jahn M. 262; Hochnackige [Rosse]. Rückert Nal 231; Krumm-, Lilien-, marmor-, rosen-nackig; Der gedrängten steinnackigen athletischen Bildung. Vischer Ästh. 2, 212 etc., dagegen übertr. mit Uml.: hartnäckig (s. d.). Die Form N–e heute veralt.