Faksimile 0369 | Seite 367
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mutzen
Mútzen, tr. (s. Mutz, Anm.):
1) stutzen, kurz. abschneiden, mit Zsstzg.: Ab-, ver-, zer-m.
2) aufstutzen, putzen: Kein’ ohn den Spiegel Etwas thut. | Eh sie sich schleiern recht davor | u. m., geht wohl hin ein Jahr. Brant Narr. 60, 22; Sich zum Tanz m. Keisersberg Post. 121 etc., gw. Zsstzg. (s. d.).
3) s. mucksen, Anm.
Zsstzg.: Áb- [1]. An- [2]: (veralt.) Einen in ein kläglich Kleid a. SFranck Weltb. 59a.
Āūf-: [2]:
1) putzen, anputzen, schmuck machen: Wann sie [d. Fraun] sich also reisig a. und zerzerren, Busen offen stand [stehn], der Hals, es ist als gefitzt und gefetzt. Eck Dꝛ 1 (Oberlin 67); Von einem aufgemutzten Weib wende dein Angesicht. Ders. (Sir. 9, 9); Dgl. Kleinod und Gezierd, damit alle die Kirchen der Heiligen überreichlich gestaffiert, geschmückt, aufgemutzt. u. geputzt worden. Fischart B. VII; Die Kirche mit schönen Bildern a. 155b; Sich a. zum Tanz. Franck Spr. 289b; Schön aufgemutzt. Weltb. 193a; Mann oder Frau, die sich a. Keisersberg Post. 132; Fremdes Haar der Abgestorbnen unter ihres vermischen und dasselbe zum Schauspiegel a. Narr. 13; Da Nichts dahinter ist, Etwas a. Melissus (Wackern. 2, 123 Z. 18); Mit Kleidung sie sich schön aufmutzt. HSachs 3, 3, 96; Wie Weiber sich a. G. 2, 49; Die Pflänzlein | sich lieblich mutzen auf. Spee Tr. 83 etc.; Zu Aufmutzung der Rede. Opitz Poet. 34.
2) (s. 1) Etwas a., es aufstutzen, schmuck und ansehnlich erscheinen machen (z. B. zu verkaufende Waare), es hervor-, herausstreichen, hervorheben u. somit augenfällig machen, viel Wesens davon machen (s. 3 und hervor-m.), nam. rühmend: Die mit . . Listen und Tücken umgehen u. dieselben für billig, redlich, rechtmäßig dargeben, ufmutzen und rühmen. Lor. Fries († 1550), s. Frommann 3, 21; Er soll ja den alten Orden der Tempelherrn wieder a. [aufstutzen und erneuen] wollen. Klencke Parn. 2, 72; Die Papisten .. mutzen hoch auf [heben bes. hervor etc.] daß die Kirche sei heilig und möge nicht irren. Luther 5, 292b; „Sage meinen Brüdern.“ Dies mutzet die Epistel an die Ebräer hoch auf u. spricht: Derhalben schämet er sich’s nicht, daß er sie seine Brüder heißet etc. 317b; Des trefflichen Scheins willen, den sie machen und groß a. konnten. 371b, 446b; Die ihn ver- achten und tadeln und sich so a. 6, 220a; Also kann S. Paulus den Herrn Christum predigen, preisen und a. 278b; 532a; Vielleicht werden sie auch vor dem einfältigen Pöbel .. a. [den Umstand hervorheben] wie sie noch nicht von der Kirche für .. falsche Lehrer erkannt werden. 8, 6a; SW. 21, 54; Die Papisten rühmen viel und mutzen hoch auf der Bischöfe Autorität. 60, 225; Da ein Kranker seine . . Schmerzen groß machte und aufmutzte. 61, 410; Manchen kleinen Fehler bedecken, manche kleine Schönheit a. Mendelssohn 4, 2, 424; Die Waare fälschen und fürher [hervor, heraus] putzen| mit Worten loben und a. HSachs 1, 258c; Die Kopien mißrathen gw. durch den damit verbundenen Versuch, das Franzosenthum schlesisch aufzumutzen [aufzustutzen]. Waldau N. 2, 111; Trutzt auf ihr Macht, ihr falsche Lehr | aufmutzt und hoch verblümet. Waldis Ps. 48, 2; 45, 2; Als Flavius der Römer Großmächtigkeit aufgemutzet. Zinkgräf 1, 290 etc. Dazu (s. v.: HSachs): Ein Aufmutzer und Verkäufer der .. Pferde und anderer Dinge, die man aufputzet, ausstreichet u. zieret auf den Kauf. Dasypodius. 3) (s. 2) heute gw.: Etwas Nachtheiliges, Unrechtes, einen Fehler etc. a., tadelnd hervorheben, durch scharfe Beleuchtung augenfällig machen u. viel Wesens davon machen, z. B.: Wenn ein Armer nicht recht gethan hat, so kann mans a. Sir. 13, 27; Man mutzt an ihnen stets auch Alles haarklein auf. Günther 487; Wegen des spöttischen Tones habe ich nicht Zeit, dieses „dein“ nochmals aufzumutzen. L. 1, 572; Dgl. grobe Verstoßungen wider die historische Wahrheit schärfer aufgemutzet. 7, 102; Die alle meine widerwärtige Rede wissen aufzumutzen. Luther 6, 154b etc., und nam. mit persönl. Dat.: Einem Etwas a., sehr, hoch, scharf, groß etc. a., es ihm a–d vorrücken (vgl. aufrupfen). Danzel 35; 384 ff.; G. 32, 253; L. 1, 403; 6, 4; 115; 8, 42; 391; 409; 10, 99; 228; 12, 102; 297; 13, 468; Liscov 26;. 511; 660; Mendelssohn 4, 2, 3; Sch. G. 1, 275; W. 9, 144; Luc. 1, 68 etc., auch: Brach sie [die Nadel] aus Gebrechlichkeit, so ist kein Grund, | daß er ein Verbrechen mir aufmutze [mir daraus ein Verbrechen mache]. Rückert Mak. 1, 65 etc. Hervōr- [2]: auf-m. (s. d. 2 u. 3), tadelnd hervorheben: Was zu tadeln war, das war ketzerisch und er mutzt es herfür und exagitieret’s; was aber gut war, Das [ver]schwieg er. Luther SW. 61, 303, s. Suchenwirt 48, 369. Ver-, Zer- [1].