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Muth
I. Mūth, m., –(e)s; 0; Müthchen, lein; -:
1) in der alten Spr.: die geistige Kraft des Denkens, Empfindens, Wollens, Sinn, Seele, Geist und die Beschaffenheit oder Stimmung derselben, s. Wackernagel Gloss. 394 und Benecke 2, 242 etc., vgl. Gemüth. Von dieser allgem. Bed. haben sich nhd. nur wenige Anwendungen erhalten:
a) mit besitzanzeig. Fw. oder mit persönl. im Dat., oft als Umschreibung der Pers.: Gott verhärtete seinen M. [Sinn, = ihn] und verstockte ihm sein Herz. 5. Mos. 2, 30; Was nimmt dein Herz vor? . .. was setzet sich dein M. [was setzest du dich] wider Gott? Hiob 15, 13; Handele ich denn mit einem Menschen, daß mein M. hierinnen nicht sollte unwillig sein? 21, 4; Der seines M–es Herr ist. Spr. 16, 32, der sich, die Erregungen seines Gemüths beherrscht, vgl. 25, 28; Ulenspiegel gedacht in seinem M. [bei sich]. Murner Ul. 81; Der Bauer dacht’ in seinem M.: | hundert Thaler schmecken gut. Volksl. etc.; Stund ihm sein M. [Sinn, Verlangen] wiederum in sein Vaterland. Stumpf 391b; Nach einem Dinge steht uns ..Herz und M. Simrock Gudr. 435; Worauf ihr sinnt der M. Nib. 429b; Zornig war ihr M. 435 etc.; Nie labe Schönes euren M.! Schlegel (Wackernagel 2, 1273 Z. 30), auch zuw. verkl.: [Man] erfreut mit manchem jungen Liedlein | und Jugendschwank sein junges Müthlein [Herz]. V. 4, 152 (vrsch. 2).
b) zuw. in Bezug auf den Wechsel des Sinns, z. B.: Es ist kein Mann so gut, er hat wohl zweierlei M. Sprchw., z. B. Auerbach Leb. 2, 325; Ich will ihm einen andern M. machen [seinen Sinn ändern]. Jes. 37, 7; Dann spricht sie honigsüß, bald wendet sie den M. Rachel 1, 103 etc.
c) bes. oft noch mit Ew., theils zur Bez. des Zustandes, in dem man sich (geistig) befindet, z. B.: Bei regem Augenlicht und wahrem M. [wachend]. Cham. 4, 161; Des Illo trunkner M. hat’s dir verrathen. Sch. 357a; Es wär geschehen in gähem M. sin Übereilung]. Murner Ul. 56 etc., theils von der in Einem herrschenden Gesinnung und Gemüthsart, z. B.: Ich mag Deß nicht, der stolze Gebärden und hohen (s. d. 2a) M. hat. Ps. 101, 5 = Stolz, Hoch-M. (s. d.), gw. ohne den Nebenbegriff des Uberhebens: ein hochstrebender, von freudigem Vertrauen zu sich und der eignen Kraft erfüllter, edler Sinn etc., s. auch 3; Hoffährtige Augen und stolzer M. Spr. 21, 4; Hiob 8, 2 etc.; Welch edler M., | wenn man dem Feinde Gutes thut. Lichwer 38; Noch setzt in dich mein gläubiger M. indeß | sein fest Vertraun. Platen 2, 174; Zager M., mit Überdruß beladen. Rückert 6, 340; Der frevle M. Tieck 2, 4; Wann zu Lethe’s friedlichem Schattenquell | du gleiches M–es hinwallst. V. 3, 74, gw.: mit Gleichmuth (s. d.), gleichmüthig; Doch daß sie nach und nach ihn zum Gehorsam bringe, | zu zweifeln, fällt ihr gar nicht ein; | sie kennt das Herz zu gut, so kleines M–s zu sein. W. 12, 316, von solchem Kleinmuth (s. d.), so kleinmüthig etc., auch: Wer solches M–s sich rühmen kann, | Den lohnt kein Gold, Den lohnt Gesang. B. 37a, wer sich solchen Sinnes wie er im Vorangehnden geschildert ist —, solcher Bravheit rühmen kann etc. und ugw.: Wer Einer [von solcher Schönheit] abhold wäre, litte wohl an schwachem M. [Sinn, Verstand]. Simrock N. 533 (,,besäße eine un- edle Denkungsart“. Benecke). Theils endlich oft von der frohen Stimmung, von der (freudig-getrosten) oder trüben, z. B.: Froher, freudiger, getroster, guter (s. Schm. 2, 655 und vgl. Kindtaufe), heitrer, leichter etc. —, düstrer, schwerer, trüber, verdroßner M. etc.; So flüsterte die Sorge .., auf der andern Seite sprach der gute M. mit weit zuverlässigerer Stimme. G. 14, 218; Wir waren stumm; die düstre Seele schien | sich aus dem Weine düstern M. zu saugen. Freiligrath Garb. 64; Das, wenn der Trübsinn oft ihn lähmend zügelt, | den schweren M. des Dichters froh beflügelt. Platen 1, 306; Sie hatten fröhlichen M. Simrock N. 531; Sie hatten zornigen M. 1546 etc.; abhängig von „mit“, z. B.: Da galt’s die Kinder zu ernähren, | sie griff es an mit heiterm M. Cham. 3, 62 etc. oder im Genit., theils = diesem „mit“, theils abhäng. von ausgedrücktem oder zu ergänzendem „sein“, z. B.: Bei allen diesen Unfällen war ich getrost und gutes M–s. G. 10, 182; Ich fand den Pater noch so munter und gutes M–s. 26, 156; 2, 61; Doch gutes M–s! ein lichter Sinn trägt Alles. 14, 72; 28, 263; 29, 87; 93; Musäus Ph. 4, 105; W. 24, 216 u. o., seltner hier in der formelhaften Verbind. (s. II. Ein, Anm. 1a) mit schwacher Abwandl. des Ew.: Seid guten [„ gutes“ 9, 21] M–s. G. 35, 21; Wenn du gerne mich gesund | und guten M–es sehen willst. W. HB. 1, 139 etc., dagegen: Verdroßnen M–s, am Ziel sich nicht zu finden. G. 13, 234; Ging der Schneider . ., sonst so frohen, leichten M–es, still und nachdenklich herum. Hebel 3, 402; Getrosten M–es. Sch. 530a; Ich möchte wohl nur einmal noch | recht frohen M–es sein. Uhland 11 etc., doch auch: Nur zarte Blüthen gehn zu Scheiter, | sei grünes M–s! Rückert 6, 386 und nam. bei V.: Gesund und frohes M–es. 3, 100 etc.
d) abhäng. von „zu“: Einem ist (wird) so oder so zu M–e, er fühlt sich in der angegebnen Weise, hat die angegebne Empfindung, z. B.: Reiche wissen nicht, wie einem Armen zu M–e ist. Sprchw.; Mir war schon lang unheimlich, ja graulich zu M–e. Cham. 4, 242; Ich sah sie an, mir ward sonderbar zu M–e. G. 19, 59; Jch vergesse ganz, daß mir’s eig. gar nicht appetitlich zu M–e sein sollte. Gutzkow R. 5, 54; Damals war so sonnengoldig | und so purpurn mir zu M–e. Heine Rom. 238; Wurde uns so grauslich zu M–e. Laube DW. 5, 180; Es wurde | schier andächtig ihm zu M. Scheffel Tr. 171 etc., auch: So ungefähr machte mir die Jagd zu M–e. Goltz 1, 139 etc. und zuw.: Man ist [statt: Einem ist] immer wohl zu M–e, wenn man redlich ist. Geß- ner 4, 6; Jch bin sehr darnach zu M–e, mich in eure Stelle zu setzen. Perthes Leb. 2, 51 etc. Veralt.: [Er] zog diesen Schimpf zu M. Gryphius Fr. 275, er zog ihn, nahm ihn sich zu Sinn, zu Herzen, empfand ihn tiefetc.
e) Über die Wendung: Einem Etwas an oder am (Goltz 1, 153; 181; 299; 336 etc.) M–en sein, = an Sinnen sein, anmuthen (s. d.). 2) Groll, Zorn, z. B.: Mußtest du nie denn | .. mir vergessen den Unmuth? . .. Bezwinge den M. des erhabenen Herzens. V. Od. 11, 562. Nam. in der Verbind.: Seinen M. und oft verkl.: sein Müthlein, Müthchen (an Einem oder Etwas) kühlen, s. d. 1b, auch die Belege und vgl.: Daß er den einmal in ihm erregten bösen M. [1c] an einem Unschuldigen gekühlt. G. 20, 119 etc. (versch. 3: Cham.). 3) in der heute gw. Bed.: beherzte, unverzagte, getroste, freudig zuversichtliche Gemüthsstimmung, bes. Drohendem, Gefährlichen gegen- über oder: ein Gemüth von solcher Stimmung, s. Herzhaftigkeit, Freudigkeit (oder Freidigkeit), Kourage etc., vgl. Kühnheit etc., Ggstz.: Zagheit, Verzagtheit, Feigheit, Muthlosigkeit, Kleinmuth etc.: Die Fassung des Gemüths, die Gefahr mit Überlegung zu übernehmen ist der M. etc. Kant Anthr. 209; M., großen, hohen (versch. 1c), heldenmäßigen, tapfern, tollkühnen M., vielen, keinen M. (zu etwas zu Wagendem) haben; Den M. verlieren, sinken oder fallen lassen; (Wieder) M. fassen; M. [Vertrauen] zu Etwas fassen, seltner: M. nehmen (G. 16, 53 etc.); Der M. (zu Etwas) sinkt, entsinkt, fällt, vergeht Einem, wächst Einem (wieder), steigt, entflammt (sich), entbrennt; Jemandes M. entflammen, anflammen, anfachen, erregen, beleben, erfrischen, steigern, erhöhen, stärken; Ihn in seinem M. (be)stärken; Einem oder sich M. machen, einsprechen; Einem allen M. (be)nehmen; Jemandes M. schwächen, dämpfen, ersticken, brechen; Voll M(–s), voller M. sein; Vielen oder großen M. bei einer Gelegenheit zeigen, beweisen; Mit M., mit dem M. der Verzweiflung gegen Tausende von Feinden kämpfen; Wo ist nun dein M. geblieben oder hin? etc.; Gut macht M., M. macht Über-M., Über-M. macht Armuth, Armuth macht Demuth. Sprchw.; Ihr Herz verzagte und war kein M. mehr in ihnen. Jos. 5, 1; Wenn der M. liegt. Spr. 18, 14 etc.; Den Vater haben sie gefangen, | er kühlt im Kerker seinen M. [versch. 2]. Cham. 3, 179; Für mich zu sterben, wahrlich, Deß [dazu] hättest du wohl M. HJCollin (Kais. Albr’s Hund); Sich selbst dadurch einen ganz erneueten M. ins Herz gesprochen. Fouqué 8, 100; Vielen Gattungen der Thiere schreiben wir M. zu, als z. B. den Pferden, den Löwen. Garve Pfl. 1, 32; Ein Zug, der am meisten, auch in den Augen des großen Haufen glänzt. Das ist der M., ein beherzter, über die Zufälle und Gefahren des menschlichen Lebens sich erhebender Geist. 38; Angedenken an das Gute | hält uns immer frisch bei M–e. G. 2, 270; Als er die vielen | Feinde beisammen erblickte .., | fiel ihm der M. 5, 233; Daß wir noch Arm und M. genug haben, uns .. zu vertheidigen. 10, 10; Stieg ihnen der M. und Dünkel. 19, 72; Nun habe ich mir aber einen Muth gefasst [ich will’s wagen]. 23, 212; Faßte M. [Zutraun] auf meine tiefe Treue. Heinse A. 2, 260; Tückisch tritt List nun an des M–es Stelle. WHumboldt 1, 368; Der solchen Trotz und M. wider den Teufel .. in euer Herz gegeben. Luther 6, 11b; Besaß er zwar viel Keckheit, aber wenig M. Pfarrius Soonw. 185; Solche Wagestücke fodern | den kecken M. der Jugend. Sch. 420b; Weil kluge Vorsicht mehr als toller M. | den Feldherrn ziemt. 241b; Wenn sie der M. sticht, dem Befehl zu trotzen. 535a; Sie, gnädiger Herr, halten sich wacker! M., Dreistigkeit, Unverschämtheit, wenn’s nöthig ist. 649a; Es giebt gegen eine Stunde des M–s und Vertrauens immer zehn, wo ich kleinmüthig bin. G. 1, 232; Er faßte etwas mehr M. zu dem meinigen [zu meinem M.]. Seume Sp. 310; Mich bei M. zu erhalten. Thümmel 4, 105; Da ward mir der M. des erhabnen Herzens, | wiederum in der Brust, wie bekümmert ich war, doch getröstet. V. Od. 4, 548 etc. hAnm. Goth. möds, m., Unwille, Zorn (s. 2), ahd. muot, n., mhd. muot, m. (s. 1), wobei im spätern Mhd. die heute gw. Bed. (3) vorbricht. In Bezug auf die Zsstzg. ist zu bemerken, daß von dem Ew. goth. –mōds, ahd. -muoti, mhd. –muote, –müete (vgl. -müthig, ahd. muotîc, mhd. müetic) viele Zsstzg. vorkommen, an die sich abstrakte weibl. Hw. anschließen, goth. auch –môdei, ahd. –muotî, mhd. –müete und –muote, bei denen schon im Ahd. und nam. im Mhd. häufig der Ableitungsvokal abgeschnitten wurde (–muot), z. B. diemuot (Demuth) = ahd. deomuotî, mhd. diemüete etc. Manche dieser weibl. Hw. sind nhd. ins männl. Geschlecht übergetreten, z. B.: Der Hoch-M., ahd. fem.: hóhmuot(î) etc. Wir führen nach dieser Bem. unter den Zsstzg. männl. und weibl. Hw. neben einander auf, die nöthigen Bem. wegen des Geschlechts beifügend. In Betreff der zugehörigen Ew. auf „ig“ ist zu bem., daß sie meist den Uml. haben (doch findet sich schon mhd. gw. unmuotec, s. Benecke 2, 265a, während nhd. die Form zw. mißmüthig und mißmuthig schwankt und anmuthig für das ältre an- müthig durchgedrungen ist) während das von Muth in Bed. 3 abgeleitete muthig (mhd. muotec, Benecke 2, 253b) umlautlos ist und so auch die dazu gehörigen Zsstzg., wonach z. B. sich untersch.: übermüthig, von Übermuth erfüllt, und: übermuthig, allzumuthig, von zu großem Muth erfüllt; vgl.: löwenmuthig, muthig wie ein Löwe; schafmüthig: das Gemüth, die Sinnesart eines Schafs habend; heldenmuthig und heldenmüthig, Jenes: muthig wie ein Held, Dies: den Muth (1), d. h. das Gemüth, die Sinnesart eines Helden habend etc., vgl. auch: muthvoll neben den Doppelf.: anmuth- und an- muthsvoll etc. für die Zsstzg. Über die Mz. s. Über- M. Nicht zu den Zsstzg. von M. gehören Armuth (s. d.), Bismuth (s. d.) oder Wismuth, Leumut (s. Leumund) und Wermuth (s. d.).
Zsstzg., s. nam. in Bezug auf das Geschlecht [Anm.], vielfach, vgl. die von muthig und müthig, wozu die Abstrakta auf „keit“ wenig üblich sind, wenn die Zsstzg. von M. gw. ist, und umgekehrt, oder doch sonst -Müthigkeit nur einen dauernden Zustand des Gemüths, -M. auch eine einzelne Stimmung bez. etc., z. B.: Án-:
1) (veralt) überwiegend masc.: Lust, Begier, Neigung zu und sinnliches Wohlgefallen an Etwas haben, s. viele Stellen aus Keisersberg und SFranck etc. bei Grimm, wie aus Opitz bei Adelung, ferner Frisch 1, 678a; Stalder 2, 225 etc., vgl. auch: Hör ich [Mars] den Klang der beherzten Trompeten, | so wacht mein A., zu fechten, zu tödten. Gryphius Fr. 468; Aus besonderem A. und Liebe, so ich allzeit zu loblicher Eidgenossenschaft getragen. Stumpf IV; 487a; Sintemal die Natur selbst eine solche innigliche A. und herzbrünstige Lieb [zum Vaterlande] von unserer Geburt an in uns gezielet. Zinkgräf 1, XII etc. und selbst noch: O Anblick, der mich fröhlich macht! | Mein Weinstock reift und Doris lacht | und mir zur A. [Lust] wachsen beide. Hagedorn 3, 136; Ich denk noch der Zeiten mit A. H. 9, 147 etc., s. Anmuthung.
2) in heute gw. Bed.: das durch die Art, wie Etwas in die Erscheinung tritt, A. (1) oder sinnliches Wohlgefallen daran Erregende (vgl. Reiz, nam. Sch. 1124b): Auch im Kriege der Gedanken Muth mit A. verbinden. Börne 2, 122; Jedes Kunstwerk muß sich als ein solches anzeigen und Das kann es allein durch Das, was wir sinnliche Schönheit oder A. nennen. G. 30, 307; Frauenschönheit will Nichts heißen, | ist gar zuoft ein starres Bild; | nur solch ein Wesen kann ich preisen, | das froh und lebenslustig quillt. | Die Schönheit bleibt sich selber selig, | die A. macht unwiderstehlich. 12, 118 (s. u. Sch. 1108); Der Schmerz erhöhte ihre Schönheit, der Schleier ihre Reize, die Harfe ihre A. 19, 335; Die A. des gewählten Gegenstandes zeugt für die A. seines Geistes. 39, 91; Die das Wissen mit A. behandelten etc. 92; Wie er nun in aller Herzens-A. lächelt’ und erröthete. Hölderlin H. 2, 33; Über A. und Würde: Die griech. Fabel legt der Göttin der Schönheit einen Gürtel bei, der die Kraft besitzt, Dem, der ihn trägt, A. zu verleihen und Liebe zu erwerben ... Die Griechen unterscheiden also die A. und die Grazie noch von der Schönheit . . Alle A. ist schön, denn der Gürtel des Liebreizes ist ein Eigenthum der Göttin von Gnidus; aber nicht alles Schöne ist A., denn auch ohne diesen Gürtel bleibt Venus, was sie ist ... Was ist aber nun die A., wenn sie sich mit dem Schönen zwar am liebsten, aber doch nicht ausschließlich verbindet? wenn sie zwar von dem Schönen herstammt, aber die Wirkungen desselben auch dem Nichtschönen offenbart? wenn die Schönheit zwar ohne sie bestehen, aber durch sie allein Neigung einflößen kann? . . . A. ist eine bewegliche Schönheit, eine Schönheit nämlich, die an ihrem Subjekte zufällig entstehen und ebenso aufhören kann; dadurch unterscheidet sie sich von der fixen Schönheit, die mit dem Subjekt selbst nothwendig gegeben ist. .. Ohne ihren Gürtel ist sie nicht mehr die rei- zende Venus, ohne Schönheit ist sie nicht Venus mehr. Sch. 1108; A. ist die Schönheit der Gestalt unter dem Einfluß der Freiheit, die Schönheit derjenigen Erscheinungen, die die Pers. bestimmt. 1112b; Die A. der Ausdruck einer schönen Seele. 1120a etc.; Kraft erwart’ ich vom Mann, des Gesetzes Würde behaupt’ er, | aber durch A. allein herrschet und herrsche das Weib. 85b; Diese Bewegung im Schönen als harmonisches Hinüberfließen in das Subjekt heißt A. oder Grazie etc. Vischer Ästh. 1, 184; So unterscheidet man Schönheit und A., wovon die letzte, eben deßwegen weil sie unmittelbar aus der Seele fließet, weit edler ist als die erste ... Daß viele Personen, ohne schön zu sein, eine gewisse namenlose A. besitzen, die Einem das Herz abgewinnt. W. 33, 213 etc. Auch mehr oder minder personif. (vgl. Grazie): Sie, welche schmückt, was weise | was glänzend ist und schön, | die A. warnet leise | vor tobendem Getön. V. 4, 58; A. kränzt den ernsten Fleiß. 59 etc. Ugw. noch masc.: Er belebt durch seinen A. jede Gesellschaft. Oe 4 G. Knebel 349. Dazu anmuthig (s. d. und anmuthen). Árbeits-, m.: ein in Arbeiten sich gefallender und darin stählender Muth: Eine Art rauhen Kriegs- und A–es. H. Ph. 4, 171. Bǟren-[3], m.: der Muth, die Herzhaftigkeit eines Bären, vgl. Löwenmuth: Bern, die .. Stadt, | die .. ein B. hat. Fischart (Wackernagel 2, 145 Z. 4). Bīēder- [1], m.: biedre Gesinnung: B. und Christenkraft. Schubart 1, 25; V. 3, 64 etc. Bīēr- [3], m.: Kourage, Herzhaftigkeit in Folge von Biergenuß, ähnlich: Wein-M. etc. Dāūer- [1; 3], m.: dauernder, ausharrender Muth: Solches Üben giebt den D., der den Römern die Weltherrschaft gab. Bucher Nat. Z. 14, 389. Dē-: f.: s. in D. Dichter- [3], m.: Das Ärgernis der werthen Christenheit | macht meinen D. erblassen. W. 11, 202. Dúld- [1], f.: Geduld, duldender Sinn (vergl. Lang-M.): Durch D. und Ertragen. Rückert W. 2, 132; Zwingli 1, 666. Dünkel- [1], m.: dünkelhafter Sinn, Dünkelhaftigkeit: Von D. und Lastern. Alexis H. 2, 2, 239. Edel- [1], m.: edle Gesinnung: E. ist die durch Menschenliebe hervorgebrachte Willigkeit zur Selbstverleugnung aus Pflicht. Delbrück Syn. 1, 155; Dieser wahre und weise E. Garve Pfl. 1, 40; G. 14, 148 etc., s. Groß-M. Eīfer- [1], m.: eifernder oder eifriger Sinn, Eifer: So nun ist geschlichtet, | was ein poetisch Blut | vorwitzig angerichtet | in Hast und E. Freiligrath Garb. 55; Immermann 12, 349; Wann [du] brennst in E. Spee Tr. 78 etc. Eīgen- [1], m.: (veralt.) Eigensinn. Spate. Eīn- [1], f.: Eintracht, gw. Einmüthigkeit: Mit was vor E. wir .. die Erlösung beschlossen. Kl. M. 1, 90; 4, 1237; Mit herzlicher E. 19, 917; Mit E. hat hierauf die Bundesversammlung .. nachstehenden Beschluß gefasst. Proklam. d. schweiz. Bundesraths a. d. schweiz. Volk v. 3. Jan. 1857. Erden- [3], m.: irdischer. Gries Jerus. 13, 52. Fést- [1; 3], m.: fester Muth oder Sinn, Festigkeit. Campe (ugw.). Fēūer- [3], m.: feurige Beherztheit. Flátter- [1], m.: Flattersinn: Jch will das Blei sein, das euren F. niederdrückt. Alexis H. 2, 3, 163. Fréch- [1], m.: Frechheit: O F., o Verworfenheit! Haug Ep. 4, 81. Frēī- [1: 3], m.: der Sinn, der sich frei und offen, ohne Rückhalt und Scheu zu äußern und kund zu geben wagt, vgl. Freimüthigkeit: Ihre Freisinnigkeit oder doch Ihr F. König Kl. 2, 207; Falschen Schein | hab ich verschmäht mit königlichem F. Sch. 428b. Frēīheit(s)- [3], m.: Muth, den die Freiheit giebt od. der nach Freiheit strebt: In dem barbarischstolzen Freiheit- und Kriegs-M. H. Ph. 4, 51. Frêvel- [1], m.: frevelhafter Sinn, nam. Über-M.: Sie tritt aus F. | die heil’ge Gottesgabe verächtlich in den Koth. Cham. 3, 304; 4, 81; V. Od. 24, 458 etc. Frōh- [1], m.: froher Muth od. Sinn, Freudigkeitetc.: Wie spannten sich alle seine Muskeln im F.! Auerbach Ab. 240; Den F. und den unverwüstlichen Kern des Volkes wachzurufen. SchV. 6; Wußte Deren natürliches Temperament .. von dem hastigen F–e zu unterscheiden, womit etc. Klencke Parn. 1, 377. Glēīch- [1], m., selten f.: ein Sinn, der in den Wechselfällen des Lebens nicht aus seinem Gleichgewicht, aus seiner Ruhe kommt: Dein G., der erträgt, was zu ertragen | der Edle bald, der Eitle selten lernt. G. 13, 180; Wie er sein Haus .. verliert, ohne auch im mindesten seinen G. erschüttert, seine Heiterkeit getrübt zu sehen. 21, 56; Ihr G. gegen das Unglück ihres Mannes. Gutzkow 3, 257; Mit ganz spaßhafter G. JP. 22, 215; Jene, wiewohl fröhliche, | doch kaltblütige G., | wiegend in Ruhe, Begier und Kraft. Platen 2, 165; Rückert W. 5, 349; Erhalte sorgsam, waltet die böse Zeit, | dein Herz in G. V. H. 1, 104; Das bewahrt uns in edelm G. gegen den Über-M. und den Klein-M. Zschokke 1, 245. Grōß- [1], f. (m., Logau, s. L. 5, 322):
1) beherzte oder hochherzige Gesinnung überh.: Diese Stärke der Seele, die sich in Übernehmung von Gefahren und Ertragung großer Beschwerden äußert, wenn sie nicht mit Gerechtigkeit verbunden ist, wenn sie nicht für das gemeine Beste, sondern für eigne Vortheile streitet, ist nicht mehr Tugend. . .. Man verlangt daher von Männern, die den Ruhm der Tapferkeit und der G. haben, daß sie etc. Garve Pfl. 1, 40; Die Gelassenheit wird zur Herzhaftigkeit, wenn wir der Gefahr entgegengehen müssen und zur G., wenn wir die Übel des Lebens um des höhern Gutes 1 der Seele willen freiwillig zu übernehmen berufen werden. Gelert etc., vgl. großmüthig 1.
2) (s. 1) nam. die Eigenschaft des Gemüths, vermöge deren man mit Hindannsetzung der eigenen Jnteressen od. der Befriedigung seiner Leidenschaft, gegen Andre hochherzig zu handeln, nam. ihnen wohlzuthun strebt: G. gegen den Feind beweisen; Des Feindes, des Schwachen aus G. schonen; Jemandes G. anflehn; Hinter Einem an G. nicht zurückbleiben (zurückstehn) wollen; In Lessing’s Minna von Barnhelm sehen wir einen Kampf der G. zwischen Tellheim und Minna; Die G., mit der Augustus dem Cinna verzieh; G. ist Edelmuth (s. d.) mit Selbstbesiegung. Delbrück Syn. 1, 155; Du rührst mich, du hast G. ausgeübt | an mir allein. Sch. 473b etc.
3) (s. 2) zuw. in abgeschliffner Bed.: Freigebigkeit, Generosität: Preisend des Richters Gütigkeit | G. und Edelmüthigkeit. Rückert Mak. 1, 70 etc.
4) ugw. ohne sittl. Beziehung: die Vortrefflichkeit: Die G. ihrer [der Kamel-] Hufe. 2, 38. Hāsen- [3], m.: Muth, wie ihn ein Hase hat, Feigheit. Hélden- [3], m.: Aus seinem Feuerauge blitzte Kühnheit und H. Musäus M. 1, 66; In der Traube goldnem Blut | trinken Sanft-M. Kannibalen, | die Verzweiflung H. Sch. 19b; Die an diesem blutigen Tage Beweise ihres H–es gaben. 964b; Dem H–e, womit du die Thorheiten .. bekämpftest. W. 17, 107 etc.; Hat sich mein Weib mit Liebes-H. [dem H. der Liebe] | mich in der Welt zu suchen unterwunden. Cham. 4, 57. Hōch- (veralt. z. B. bei Luther Hōh-) [1], m.: dünkelhafter Stolz (s. d.), nach heutigem Gebrauch versch. von „hoher Muth“ womit es mhd. noch zusammenfiel, s. Benecke 2, 244b und 261a und z. B. noch: [Der] den Feind mit H. überwand. Gleim, vgl. auch veralt. die Bed. Frevel (allgm.) Adelung —: H. kommt vor dem Fall. Sprchw.; „Hohmut“ thut nimmer gut. Sir. 3, 13; Da musst er von seinem „hohmut“ ablassen und sich erkennen. 2. Macc. 9, 11; Ich will des „hohmuths“ der Stolzen ein Ende machen und die Hoffahrt der Gewaltigen demüthigen. Jes. 13, 11 etc.; Viel Klagen hör’ ich oft erheben | vom H., den der Große übt. | Der Großen H. wird sich geben, | wenn unsre Kriecherei sich giebt. B. 79b; Ein an Wahnsinn grenzender H. des Menschen, dessen Ansinnen, daß Andere sich selbst in Vergleichung mit ihm verachten sollen. Kant Anthr. 125; 235; Die Empfindung für die Ehre ist am Franzosen Eitelkeit, an dem Spanier H., an dem Engländer Stolz, an dem Deutschen Hoffahrt und an dem Holländer Aufgeblasenheit. SchE. 93; Wenn du ihn kenntest, den H. ihrer Makellosigkeit, der mich verzweifeln macht. Lewald W. 4, 281; Sie wollen nicht recht sich erkennen noch demüthig sein, stärken ihren „Hohmut“ selbst. Luther 1, 380b; 547b etc.; Der preußische H. ist noch lange kein Nationalstolz. Ruge Rev. 1, 132; So nährt sie sünd’gen H. in dem Herzen | und H. ist’s, wodurch die Engel fielen. Sch. 449b; Zank über den Titel Majestät, den der französische H. dem schwedischen Stolze verweigerte. 926b; Es giebt einen albernen kindischen National-H. ..., aber es giebt auch einen edeln tugendhaften Nationalstolz. W. 8, 279; Ein edler Stolz, da es hingegen keinen edeln H. giebt, weil dieser immer eine unrichtige und übertriebene Selbstschätzung ist. Zimmermann Nat. 3 etc.
a) Was denkt Jungfer H.? [die hochmüthige Pers.] etc.
b) (vgl.
a) H., Name mehrerer Pflanzen, bes.: Dianthus superbus (hohe oder stolze Nelke); Lychnis flos cuculi (Kuckucksblume); Delphinium (Rittersporn) etc. Húnde- [1; 3], m.: hündische Gesinnung, nam. auch derartige Beherztheit: Für blanke Majestät und weiter Nichts verbluten | .. Das ist H., der eingepeitscht mit Ruthen | und eingefüttert mit des Hofmahls Brocken wird. B. 102a etc., vgl. als Ggstz. Mannes-M. etc. In- [1], m.: (oberd.) inniges, herzliches Behagen. Schm. Jūgend- [1; 3], m.: der frische fröhliche oder wagende Muth der Jugend. Kámpfes- [3], m.: Muth zu kämpfen, vergl. Kriegs-, Schlacht-M.: Sein edles Antlitz ist durchlichtet | von Liebesmacht und K. Lenau Sav. 33. Klēīn- [1; 3]: Niedergeschlagenheit und Verzagtheit aus fehlendem Vertraun des Gelingens oder zu den eignen Kräften etc., theils m., z. B.: War’s möglich, daß in ihrer Gegenwart | der K. dich ergriff und dich bezwang? G. 13, 218; Frug da dein K. auch die Götter erst um Rath? Gotter 2, 24; Gutzkow R. 5, 187; Hebel 3, 369; Verfällt in zaghaften K. WHumboldt 1, 27; Zwischen dem K–e unserer Verbündeten vor dem Angriffe meiner Regimenter und dem Hochmuthe am Tage nach der Schlacht ist ein so großer Unterschied. Pz 3, 186; Schäme dich des K–s. Rückert Morg. 1, 25; In Sparta verbreitete die Nachricht großen K. Rüstow gK. 77; Nicht Englands und Burgunds vereinte Macht, | dich stürzt der eigne K. von dem Thron. Sch. 456b; Über den K. erhaben, der ungleich mächtigere Fürsten unter Ferdinand’s Allgewalt beugte, war Landgraf Wilhelm der Erste, der seinen Heldenarm freiwillig dem schwedischen Helden brachte. 905b; Das bewahrt uns in edelm Gleichmuth gegen den Übermuth und K. Zschokke 1, 245 etc., theils fem.: In sinnlose K. oder in Verzweiflung das Gemüth stürzen. H. 13, 131; Lohenstein Soph. 11; Reiske (L. 13, 398); Mein Geist, der K. Raub. Schubart 1, 47; Stolberg Sch. 1, 211; Entreiße das Herz der verzagenden K. V. Od. 4, 285; Die K., daß sie vielleicht dazu nicht Reiz genug hätte, | war nicht in ihrem Charakter. W. 15, 49 etc. Jn andern Stellen bleibt das Geschlecht unentschieden, z. B.: Daß ich mich nicht aus K. so geduldig gezeigt. G. 28, 157; K. ist die höchste Gefahr. Sch. 172b; K. und Verdacht zu hegen. W. 20, 276 etc. Krīēgs- [3], m.: Euer flammender K. Tieck NKr. 3, 327, s. Freiheit-, Kampf-M. Kǖhn- [3], m.: kühner Muth: K. gegen herrschende Vorurtheile. Jenisch (Campe). Láng- [1], f.: möglichst lange Nachsicht und Geduld übender Sinn oder solche Gemüthsstimmung: 2. Tim. 3, 10; Die L. des Publikums. Devrient 3, 112; Der Herr nach seiner L. drauf, | hebt selber das Huf- eisen auf. G. 2, 225; Kestn. 257; Gutzkow R. 5, 25; 8, 37; 9, 534; Platen 4, 343; Stellen, welche alle ästhetische L. erschöpfen. FSchlegel GrR. 353; Er stürmt .. auf ihre L. ein. W. 12, 117; Unterlag auch oft die sanfte L. schier, | so nagt sie lächelnd .. die Nägel. 318; 14, 8 u. o. Ugw. statt Geduld, Ausdauer: Es gehört .. die L. einer Aristokratie dazu, um dgl. zu unternehmen und auszuführen. G. 26, 338. Lêbens- [1], m.: lebensfroher Sinn, Lebensfreudigkeit: Wen die Göttin der Langweile angähnt, Dem versickert im Herzen der letzte Tropfen L. Heine Lut. 2, 262; Ist mir doch Ihr griesgrames Wesen nicht fatal. so dulden sie auch meinen L. Jffland etc. leichter Muth, vgl. als Ggstz. Schwer-M. und das immer tadelnde Leichtsinn. Lēīd- [1], m.: Traurigkeit (oberd.), vgl. Weh-M.: Aller L. ist von mir weg. Auerbach Leb. 1, 314; König Fam. 1, 56. Lȫwen- [3], m.: löwenhafter Muth. Rückert Rost. 10a; Sch. 109b; W. 11, 124 etc. Mánnes-, Mä́nner- [3], m.: männlicher, mannhafter Muth. Míß- [1], m.: mißgelaunte, unzufrieden-verdroßne Stimmung oder solcher Sinn, vgl. Unmuth, sich vom M., wie Arger (s. d., Anm.) vom Verdruß unterscheidend: Welche Masse von Entwürfen war mehr aus M. als aus Überzeugung in Rauch aufgegangen! G. 21, 82; Voll M. über gescheiterte Hoffnungen. Guhrauer Less. 1, 118; Tödte die reine Freude nicht durch M.! Hölderlin H. 1, 131; 39; Klinger F. 160; Lewald W. 2, 26; Platen 1, 334; Den allgemeinen M. gegen den Kirchenfürsten. Roquette Hühn. 275; Lächle ich in dem Gefühl meines Wohlbehagens dies treue Ebenbild meines vorigen M–s an. Thümmel 1, 6 etc. Opfer- [3; 1], m.. zu Opfern bereiter oder opferfroher Muth, vgl. Todes-M.: [Wie] Leonidas mit O. | dem Tod entgegengeht. Rēū- [1], m.: reuiger Sinn. Rítter- [3], m. Sánft- [1], f.: sanfter, milder, gelaßner Sinn, der nicht leicht in Zorn und Aufwallung geräth, Ggstz. Eifer-M.: Der die Bösen tragen kann mit S. 2. Tim. 2, 24; 1, 6, 11 etc.; Deine S., dein gefällig Wesen. G. 13, 180; Seine S. und Gutmüthigkeit. Holtei Jahr. 1, 7; Mit Lindigkeit und S. Matthesius Pr. 91; Sch. 19b etc. Sánges- [1], m.: Sanges-Lust, -Freudigkeit etc.: Liebe zugleich und S. | ward im Jünglinge helle. Rückert Morg. 1, 137. Schēīn- [3], m.: Sein Trotz ist nur ein Sch., hinter den sich Feigheit birgt. Schlácht- [3], m.: s. Kampf-M.: Manches edle Roß, dem der feurigste Sch. aus den Nüstern schnaubt. Heine Lut. 2, 18. Schwách- [1], m.: Klein-M. Schwêr- [1], f.: durch traurige Gedanken, denen man nachhängt, das Gemüth beschwerende und niederdrückende Stimmung oder solcher Sinn, auch personif.: Zuerst eine mehr süße als unangenehme Sch., aber bald dar- auf eine finstere und traurige Melancholie. Garve Br. 3; Auch glaubte ich recht in den Geist der Rolle [Hamlet’s] einzudringen, wenn ich die Last der tiefen Sch. gleichsam selbst auf mich nähme. G. 16, 259; [Liebe] macht das Herz der Sch. frühlingsheiter. Hölty 84; Daß er sie von der Freude grünen Auen | zur Sch., die dem Tode hold, entführt. Lenau Alb. 40; Stolz haben Sie in Würde, Hohn in Lächeln, Ansatz zu trübsinniger Schwärmerei in sanfte Sch. verwandelt. L. Gal. 1, 4; Die Sch. hatte tiefe Wurzel in ihr geschlagen. Lewald W. 3, 115; 159; Meine Sch. wiegte mich | in schwarze, martervolle Träume. Pfeffel Po. 3, 101; Nicht Trauer bloß . ., | in süße Sch. wiegt auch unsern Busen Glück; | denn wer genießt als nur der ruhig Sinnende? Platen 3, 23; Tiefe Sch., immer tiefre nährte | Harun. 4, 278; 2, 33; Düstrer Sch. Schauernacht. Sch. 2b; Wie? so gebeugt, so muthlos? .. | Wart ihr doch sonst so froh . . | und eher musst’ ich euren Flattersinn | als eure Sch. schelten. 408a; Ihm ist ’was im Gemüth, | worüber seine Sch. brütend sitzt. Schlegel Haml. 3, 1; Der Sch. Rabenflügel | schattet nimmer über dir. Schubart 2, 135; Jenen umhüllte der Sch. finstere Wolke. V. Il. 18, 22; In solche .Sch. fallen. W. 11, 146; Eine verhehlte Sch. nagt an der Blüthe ihres jungen Lebens. Zschokke 1, 133 etc. Sēē- [1; 3], m.: Muth und starke Seelenstimmung eines Seemanns: Ob der kecke schmucke S. von früher noch in dir steckt. Höfer Leb. 41 etc. Sīēges- [3], m.: siegesgewisser, siegesfroher Muth: Eines Feindes, der auf dem letzten Loche pfeift und eben deßhalb noch die schrillendsten Töne herauspresst. Die Gewalt derselben stammt nicht vom S–e, sie rührt vom Todeskampfe her. Schwegler (1847) 1082; Voll S. sie dringen | ins weite Meer hinaus. WZimmermann (Hungari 2, 85). Stánd- [3], m.: Standhaftigkeit. Fischart (Wackern. 2, 141Z. 3). Stárk- [1], m., f.: starker Sinn, Gemüthsstärke: Die St. lernen von dem Amboß. SClara EfA. 1, 299; Der St. Hiob’s. Kosegarten Rh. 1, 109; Tieck Makb. 4, 3 etc. Stíll- [3], m.: sich im Stillen bewährender Muth (selten): Der duldende St., der bescheidene Rechtsinn. Heine Verm. 1, 296. Strēīt-, m.: s. Kampf-M. Tōdes- [3], m.: Muth, in den Tod zu gehn, Ggstz. Todesfurcht, vgl. Todesverachtung: Er [der Glaube] giebt dem Märt’rer T. Trótz- [3], m., trotziger Muth: Ohne den kecken T. früherer Zeit. Droysen A. 1, 126. Über- [1], m.: die Stimmung oder der Sinn, die für ihre Außrungen und Kundgebungen kein Maß und keine Schranken kennen und sich Alles erlaubt, gw. mit Überhebung verbunden (vgl. die mhd. Bedd. Benecke 2, 264a und Muthwille): Ü. thut nimmer gut. Sprchw.; Gut macht Muth, Muth macht Ü., Ü. macht Armuth, Armuth macht Demuth. Sprchw.; Vor Ü. nicht wissen, was man thun soll; Aus Ü. das Geld zum Fenster hinauswerfen; Junkerlicher Ü.; Seinen Ü. an Einem oder gegen ihn auslassen; Jemandes Ü. dämpfen, zähmen, bezwingen, demüthigen, strafen; Weil der Gottlose Ü. treibet. Ps. 10, 2; 2. Kön. 19, 28; Noch im Ü–e wird man den Muth, noch in der Frechheit den Ü. der Natur anstaunen. Börne 2, 452; Nicht aus Ü., aus Angst waren sie witzig. 354; 5, 198; Dichten ist ein Ü.! | Niemand schelte mich! | habt getrost ein warmes Blut, | froh und frei wie ich. G. 4, 13; Befreundete man sich in unmuthigem Ü. mit dem Gedanken, das Leben .. nach eignem Belieben allenfalls verlassen zu können. 22, 165; Wer Pracht und Ü. | in Speis’ und Kleidung treibet. WKoner Sinnspr. 268 (JGrob); Da des Frevels Ü. die Armen jagt. Mendelssohn Ps. 10, 2; Eine solche Nation in ihrer genialischen Kraft, ja selbst im Ü–e ihres Muthes. FNicolai Mös. 38; Sie war so sanft, sie war so gut, | doch auch der Laune Ü. | hätt’ er geeifert, zu erfüllen. Sch. 67a; Daß es [dies Herz] der Ü. nicht schwellend hebe. 492a; Der Ü. der Unwissenheit. Stahr Par. 1, 224; Das bewahrt uns in edelm Gleichmuth gegen den Ü. und den Kleinmuth. Zschokke 1, 245.
Lēīcht-:
a) personif.: Ü. ist mit der Fülle gegangen, hat Sattigkeit funden, | Überdruß kam noch hinzu, bracht’ mit der Reu ihn nach Haus. Knebel 1, 100.
b) einzelne übermüthige Stimmung (Laune) oder Kundgebung, auch mit (seltner) Mz.: Möglich, daß ihre jüngsten Übermüthe aus ähnlichen Gründen entstanden. Heine Lut. 1, 143; Gegen die Übermüthen des Genius. TrollX; Bestrafung seiner Jugendkühnheiten und Übermüthen. Stahr Weim. 287.
c) übermüthige Pers.: „Was Kurländer!“ dachte der junge Ü. Laube Band. 1, 38; Der Ü. trotzte und spottete. Hebel (s. a); Die letzte Strophe war allein an mich gerichtet, die Stimme der gekränkten Liebe, die von Un-M. und Ü. [von mir, dem unmuthig Übermüthigen] Abschied nimmt. G. 19, 71. Un- [1], m.: unzufrieden-unwillige Stimmung (vgl. Miß-M.): Als nur ein Wölkchen des U–s ihre Stirn trübte. Böttger Sab. 253; Biß voll U–s die Lippen. Engel 12, 64; Voll U. und Verdruß. G. 1, 79; Nährt er Verdruß und U. gegen mich? 13, 10 [vgl.: „Ist er unmuthig gegen mich?“ 34, 159]; Jenen Beiden bestürzt’ U. die erhabene Seele. V. Od. 4, 658 etc., s. auch Über-M. c und vgl. die imperativische Bildung: Der Wend-ll. (vgl. Zeitvertreib etc.). Bibl., alterthüml.: U–s [unmuthig] sein, werden (über Etwas). 1. Kön. 21, 5; Mark. 10, 22; Luther 1, 115a; U–s sein dir die Götter gesammt. V. etc. Verzwēīflungs- [3], m.: Muth aus Verzweiflung. Wāge- [3], m.: kühner, wagender Muth. B. 174a; Mit kühnem W. Droysen A. 3, 395; Die pochende Brust voll Wag-M. 2, 56; Gutzkow R. 9, 346 etc. Wándel- [1], m.: wandelbarer Sinn. Hungari 2, 328 (HChezy). Wánkel- [1], m.: ohne Festigkeit und Halt hin und her wankender Sinn: Von dem uns angeborenen W–e. G. 39, 371; 3, 346; 19, 363; 30, 19 etc., selten fem.: Ihrer List Nichts gleich als ihre W. W. 20, 162. Wēh- [1], f.: eine schmelzende, das Gemüth mit sanftem (oder selbst süßem) Reiz umstrickende traurige Stimmung, vgl. Leid-M.: Das dämmernde träumerische Gefühl der W., das uns nur einlullt zum süßen Nichtsthun etc. Gutzkow R. 2, 106; Neben der Freude an der errungenen Erkenntnis liegt, wie mit W. gemischt, in dem aufstrebenden von der Gegenwart unbefriedigten Geiste die Sehnsucht nach noch nicht aufgeschlossenen unbekannten Regionen des Wissens. Humboldt K. 1, 81; Das Flöten der W. [die Klage der Nachtigall]. Kl. Od. 2, 184; Dies Alles stimmt mich wunderbar zu jener frohen W. des Frühlings. König Kl. 1, 319; Den stummen | starren Schmerz zu mildern in heilende W. Kosegarten Po. 1, 21; Weinen Sie! .. Ihre W. wird gerechter gegen mich sein als Ihre Entrüstung. Sch. 212a; Stilling war zwar noch immer wehmüthig, allein es war die Wonne der W. Stilling 4, 193; V. 3, 45 etc. Selten: Wehe-M. Kosegarten (Hungari 1, 353) und masc.: Leid, das seinen Geist bestrickte | und W., unter dem die Seele fast verschmacht. Mühlpforth Hochz. 3 etc. Wēīch- [1], m.: weiche Stimmung, Rührung: Es regte sich Etwas wie Rührung . .. Der Weihe dieses W–es. König Fam. 1, 59. Wēīn-, m.: s. Bier- M. Wíll- [1], m.: (ugw.) Ein muth’ger Will’ istgut, noch besser will’ger Muth, | doch W. und Muthwill’ ist eine böse Brut. Rückert W. 2, 187, ob etwa: Eigensinn, auf seinem Willen beharren der Sinn? Zāge- [1], m.: Zaghaftigkeit: Zu großem Wage-M. folgt Z. Zórn- [1], m.: Zorn: Ihren Z. daran zu erkühlen. Stumpf 620b; Vom Vater hat er den Zornes-M. ohne dessen leichtschmelzende Weichheit. Demokr. Stud. 403. Zwēīfel- [1], m.: zu zweifeln geneigter Sinn. Rückert 6, 325; Wiewohl dein Z. dich kränkt. W. 11, 196 etc., auch: Wohl kennt sie | den Z. [Wankel-M., die Un- entschlossenheit] der Königin. Sch. 414b etc. u. ä. m.