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murren
Múrren, intr. (haben):
knurren (s. d., womit es oft verbunden erscheint, wie auch mit schnurren etc.), brummen, grollen etc., z. B.
1) von Thieren, so (s. marren): Der murrt wie ein Hund. SFranck LastF. 2b; Der Hund gab Laut, murrte. Pestalozzi 1, 48; Wie ein Hund murrt und schnurrt. Waldis Ps. 59, 6 etc., ferner: Die Murmelthiere m. und bellen wie die jungen Hündle. Stumpf 610a etc.; Hervorschoß mit vergnüglichem M. der Marder. Keller gH. 2, 18 etc.; Sein Brummen glich dem M. [s. schnurren, spinnen] einer Katze, der man den Rücken streicht. W. 12, 234; Streckt er [der Tiger] sich m–d | zur Seite nieder. Sch. 70b etc.; Käfer m. [schwirren] hören. Börne 3, 443. Ferner auch: Die drohende Thurmeswoge verschwand m–d und murmelnd. Fouqué 8, 106; Die Erde dröhnt von seines Hufes Schlägen, | als ob Gewitter ihr im Schoße murrten. Freiligrath Ven. 22; Verzog sich fern m–d das Wetter. König Kl. 2, 33, vgl. grollen; So begunnte ihm sein Magen gewaltig zu m. [knurren, bellen]. Olearius Baumg. 67a; Den m–den Fagott. Schubart 2, 315; So murrt und knurrt von innen unverständlich | die Myrth’ etc. Streckfuß Rol. 6, 27 etc.
2) (s. 1) nam. aber von Pers.: seine Unzufriedenheit brummend und knurrend, dann verallgemeinert: in dumpf verhaltner Weise und übellaunig an den Tag legen, z. B. (vergl. 1): Trotze dem Rather, |. dem m–den Kater [Murr-Kater oder -Kopf]. Rückert Mak. 1, 100. So: Wider Jemand (2. Mos. 15, 24; 16, 7 ff. u. o.) oder Etwas (Klag. 3, 39 etc.), gegen Jemand oder Etwas (Cham. 4, 33; 216; Geßner 1, 24), über Jemand (Mark. 14, 5) oder Etwas (Joh. 6, 41; 61), mit Jemand (2. Chron. 16, 10; 26, 19 etc.; Rabner 1, 20 etc.), auf Jemand (Luther 6, 361b), um oder wegen Etwas m., auch mit abhäng. „daß“ (Luk. 19, 7 etc.), seltner: Murr ihm nicht. Gleim 6, 119; Daß sie vor dem Guten und Schönen, | das ihnen oft beschwerlich ist, m. G. 11, 51 etc. Oft = m–d sagen, mit Angabe des Gesagten: Er murrte: „was ich schwöre, halt’ ich auch“. Cham. 4, 137; Pestalozzi 1, 29; „Immer mehr Geschäfte“, murrte eine dumpfe verdrießliche Stimme. Cieck N. 3, 23 u. o. Zuw. refl. mit Angabe der Wirkung: Meine Frau murrte mich krank, brächte ich ihr nicht einen mit. Grabbe Hann. 105. Sehr oft im subst. Infin.: Das M., Mustern, Meistern, Mäkeln. Dingelstedt (Monatbl. 1, 339a); Das Ausbleiben des Soldes hatte sie längst schon zu einem geheimen M. gereizt, welches stündlich in eine offenbare Meuterei auszubrechen drohte. Sch. 865a etc.
Anm. Tonw., s. murmeln, marren, knurren etc.
Zsstzg. vgl. die von murmeln, grollen etc., z. B.: Meine auswendig gelernten . . Antworten wurden sehr unwillig abgemurrt. König Leb. 1, 27 etc.; Sie m. die Fehler der Menschen an, anstatt daß sie mit ihnen lachen sollten. Rabner 1, 13; Doch murrten ’s [= sie] wieder an | gegen Mosen. Waldis Ps. 106, 6; Das gereizte Thier [Hund] stürzte heiser auf-m–d gegen die Gestalt. PHeyse Nov. 132; Daß sie [die Katzen] Alles bemurrten. Rollenhagen Fr. 660 etc.; Einen durch Histörchen in Schlaf ein-m. [s. einmurmeln]. Knebel 1, 131; Empor-m. gegen Gott. Geßner 1, 24; [Die von den Äxten getroffne Esche] murrt erzürnt herab, die schwanke Krone nickt. Sch. 35b; Murrete unverständliche Worte verdrossen vor sich hin. Tieck N. 4, 14; Philipp murrte Allerlei in das Dickicht hinein. Spindler Stadt 1, 38; Dem Weggehnden nach-m. [vgl. nachrufen etc.]; Von neidischen Hunden rings ummurret und umknurrt; Ein Sauertopf, der seines Lebens Lenz vermurrt; Sie haben sich bis daher zerlogen und zermurret wider den Jesum. Luther 8, 129a etc.