Faksimile 0341 | Seite 339
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Müh Müh~e
Müh(~eMüh(~e), f.; –en (selten); -:
(veralt., mundartl., nam. noch schwzr.) Kummer, Sorge, Gram, Herzeleid und etwas Dies Bewirkendes, Noth etc. (oft mit 3 sich nahe berührend): Achte nicht gering alle die M–e, die uns [ge]troffen hat. Neh. 9, 32; Alle M–e, die uns betreten hat. 4. Mos. 20, 14; Wer mit Augen winket, wird M–e anrichten. Spr. 10, 10; Da will ich mich meiner M–e und meines Herzenleids ergetzen. Jer. 8, 18; Er hat mich mit Galle und M. umgeben. Klag. 3, 5; Hiob 5, 6; 11, 16 etc., s. auch Müde II; Was mir M–e macht, ist, daß ich fürchte etc. JvMüller 13, 139; Pestalozzi 4, 135; 188 (s. Kummer, Anm.); Man schafft so gern sich Sorg’ und M.,| sucht Dornen auf und findet sie | und lässt das Veilchen un- 43* bemerkt, | das uns am Wege blühet. Nägeli; Sie wollen ihre M. auch in Gebärden zeigen. Roberthin (WhMüller Bibl. 5, 178) etc. 2) (s. 1) bibl. auch: Böses, Unrecht, insofern es M–e (1) schafft und im Gefolge hat, z.B.: Wenn vertilgt sein werden alle Die, so wachen, M–e anzurichten. Jes. 29, 20 mit der Randgl.: d. i. falsche Lehre und Werk; Ihr Werk ist M–e und in ihren Händen ist Frevel. Ihre Gedanken sind M–e, ihr Weg ist eitel Verderben und Schaden. Jes. 59, 6 ff.; Hiob 4, 8 etc. 3) (s. 1) in heute gw. Bed.: Beschwerde und Anstrengung, die mit einem Thun, mit Erreichung eines Ziels etc. verbunden ist: M. und Arbeit; Sich M–e geben, sich anstrengen, sich bemühen; selten: Daß wir uns aus leerer Furcht die M–e gegeben [gw. gemacht] hätten, zu Fuße zu gehen. G. 28, 223 etc.; Sich um Etwas M. geben (G. 39, 252 etc.); Sich mit Jemand, mit Etwas M. geben, ihm M. widmen, M. mit oder von Einem, Etwas haben; M. und Arbeit, M. und Noth, M. und Sorge mit Einem, mit oder von Etwas haben; Jemand oder Etwas macht, giebt (Schweinichen 3, 71), ver- ursacht Einem M–e, viel M–e, große M–e, wenig, keine M–e; Das ist eine leichte, geringe M–e; Etwas mit M–e, mit vieler, mit großer, mit harter (Auerbach Dicht. 1, 221), schwerer, saurer M–e, mit M. und Anstrengung, mit M. und Noth bewirken, erreichen etc.; Ohne M. etc.; Verlorne (Cham. 4, 33; W. 16, 153 etc.), vergebene (Mendelssohn 4, 1, 175), vergebliche M–e; Alle M. ist umsonst; Etwas ist der M–e werth, lohnt (s. d.) oder lohnt nicht, kaum die M. (G. 39, 145 etc.) oder der M–e (Forster R. 1, 332; Sch. 121a), es lohnt sich der M. (W. 12, 11), es verlohnt die M–e (8, 232), vergilt die M–e; So lohnt es auch gewiß die Mühen. Tiedge Ep. 1, 165 (s. u.) etc.; Etwas kostet M–e, M. und Anstrengung, seltner: es hat M. (Luther 5, 235b; Möser Ph. 1, 190); Sich die M–e nicht oder sich keine M. verdrießen lassen; Viel M–e an Etwas wenden; Geld und M–e aufwenden (G. 15, 28) etc.; Einem oder sich die M–e (er)sparen; Einen der M–e überheben; Wenn Sie Sich die M–e nehmen wollen und (s. d. †) es durchsehen oder es durchzusehen etc., nam. oft als Höflichkeitswendung in Bezug auf die M–e, welche mit der Durchsicht etc. verbunden ist etc.; Wie kann ich allein solche M–e und Last und Hader von euch ertragen? 5. Mos. 1, 12 etc.; Warum nimmt er sich nicht die kleine M., zu beobachten etc. G. 29, 428, vgl.: Wenn ich mir die M. geben wollte. 433 etc.; Diesen ist nicht, den treu arbeitenden Männern | in der M–e selbst der M–e Labung gegeben. 5, 119; Wenn jene Thaten | zu M. und Streben damals dich entflammten. 13, 126; Zu neuer M–e auszuruhen. 171; Alles, was zu thun und zu besorgen war, blieb nicht bloß hoffnungsvolle M–e, wie bisher, sondern-ward zum heitern Genusse. 15, 229; Da du ihn ehrst, kann dir’s nicht M–e [schwer, lästig] sein, ihm freundlich und vertraulich zu begegnen. 34, 160; Der ihm seine M–e und Arbeit wenig Dank wuste. Musäus M. 2, 7; Trugst des ganzen Zuges größere M–e. Platen 4, 283 etc. In gehobner Rede auch in Mz.: Von dem Schweiße deiner M–en | werden dort einst Blumen blühen. B.; Belohnt des Herzens M–en [oder sachl. Infin. ?] | der Ruhe Vorgefühl. Hölderlin (Sch. Mus. 152); In dem langem Schlafe waren die M–en der vorigen Wandertage so ganz hinweggebannt worden. Kinkel E. 36; Den .. Schall menschlicher M–en und Lust. Sch. 77a etc., seltner, aber „so schön als kühn“ (L. 8, 285) für den Ggstd. der M–e selbst: Des Rindes lange M–en, | die Äcker. Scultetus.
Anm. Ahd. muohî, mhd. müeje, mit mannigfach wechselnder Form, s. Benecke 2, 228 ff., so auch mühen, ahd. muojan, mhd. müejen etc., vgl. gr. μóγις, Mühe; μ0γ́ω, sich mühen etc. Niederd. moi(e) etc. in Bed. 1 und 3 (Brem. Wörterb.). Ableit. s. Mühsal (mhd. müesal, n.), mühsam und müde.
Zsstzg. z. B.: Daß das Herz sich um so freudiger bewegt inmitten aller Arbeits-M–en. Auerbach D. 4, 327; Die prosaīschen Gefilde des täglichen Fleißes, der Einzel- M–e. Keller gH. 3, 6; Erden-M–en. Knittel Kurzg. 2, 5; Die Tugenden der Deutschen . ., Nothwerk sind sie nur, aus feiger Angst, mit Sklaven-M–e, dem wüsten Herzen abgedrungen. Hölderlin H. 2, 114; Trägt sie mit ihm vereint .. | des .. Lebens Wechsel-M–en. Ferrand (Hungari 1, 615) etc.