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Mucke Mücke
Múcke, Mücke, f.; –n; Mückchen, lein; –n-:
1) Name vieler Insekten, z. B.: im weitesten Sinne bei Oken 5, 723, die Ordnung der Zweiflüger, Diptera (s. Zsstzg.), darunter nam. die Tanzfliegen, Empis, die Stechschnaken, Culex u. die Erdschnaken, Tipula, oft auch ohne wissenschaftliche Genauigkeit, nam. obrd. = Fliege (s. d.) etc.: Die Mücken [Empis] tanzen, spielen oder geigen (s. d. 2) in der Luft; Die Mücken schwirren, summen, stechen etc.; Sprchw.: Eine Mücke führet es auf dem Schwanz hinweg. Schottel 1136a etc., von etwas höchst Geringem, Unbedeutendem; Die ihr Mucken seiget und Kamel [s. d. 1] verschluckt. Matth. 23, 24; Luther 3, 10b; Die Mucken fahen und Elephanten (s. d.) lassen fahren. 1, 264b etc.; Mücken zu Kamelen machen (Lichtwer 245), aus der Mücke einen Elephanten machen (Waldau N. 3, 42), eine Mücke zu einem Elephanten anschwellen (Kosegarten Rh. 3, 260) etc., ungemein übertreiben und vergrößern; Noch nie eine Mucke bekehret. Luther 8, 43b [nicht das Geringste]; Nie ein einiges Wunder, einer Mücken werth, gethan. 88b etc. Wenn sie nur ein Gelsen [s. d.] oder Mucken heckt [sticht]. SClara EfA. 2, 626; Der König der Mucken, genannt Beelzebub. Fischart B. 197b, s. Fliegenkönig; Diese Schnaken. .. Daß diese Mücken .. im Paradiese nur angenehm gesummet und nicht gestochen. G. 22, 21; 4; 16; Muggen. Gotthelf G. 177; Musca, ein Muck oder Flieg. Ryff Th. 316; Schwarz von Fliegen und Mucken, so auf ihm saßen. Schaidenreißer 73a; Mütterchen, die den Säuglingen die Mücken wehrten. Sch. 120b; Wie Mücken bei der Frühlingswärme, fliegen plötzlich alle schiefe Köpfe aus ihren Ritzen. Zimmermann Nat. 29 etc. Dazu zahlreiche Zsstzg., z. B. Oken Reg. 269 (der überall die umlautlose Form anwendet), ferner z. B.: Bach-M., Tipula rivalis; Bader-M., Phryganea; Dassel- od. Hirn- M. (s. 7), Oestrus, s. Dassel; Hundsmucken (s. 7), Schnaken, z. B. Brant 27. 23, als eine der ägypt. Plagen. HSachs (Wackernagel 2, 103 Z. 29); Licht mucken (Culex pipiens). Fischart B. 272a; Maimucken. Eppendorf 203 = Eintagsfliegen (s. d.), vgl.: Wenn wir nur als spielende Eintagmücken, eigentlich Einabendmücken in den Strahlen der untergehenden Sonne uns sonnen. IP. 1, XXXIX; Die kleinen Weinmücken, die sich im Keller an die Weinfässer setzen. Kohl Südr. 2, 173, bei Oken: Essigmucken, Mosillus cellarius etc., s. Ohrling. 2) (s. 1) übrtr. auf Pers., z. B.: nach Campe: eine schwächliche Pers.; ferner: Blutsaugende Beamten: Im Fall er ihnen etwa hungerige Mucken wieder dahin setzte, würden die armen Leute gar ausgesogen werden. Zinkgräf 1, 227 etc., vgl. : Die Ketzermeister sammt ihren Inquisitormucken. Fischart B. VII; Dem beschwerlichen Mückenschwarm | der Höflinge. W. 10, 268, die die Fürsten mückengleich umschwärmen etc. 3) Fliegende M., eine Erscheinung, die sich zuw. krankhaften Augen zeigt (vgl.: Hypochondristen sehen häufig schwarze Figuren, als Fäden, Haare, Spinnen, Fliegen, Wespen. Diese Erscheinungen zeigen sich auch bei anfangendem schwarzen Staar. G. 37, 50 etc.): Wie im Auge mit fliegenden Mücken, | so ist’s mit Sorgen ganz genau etc. G. 3, 138; Bemerkte nur eine fliegende Mücke (mouche volante), einen Täuschungspunkt seiner schwachen Augen. Gutzkow Bl. 1, 199 etc. 4) zuw. nach frz. mouche (s. Musche): Schönfleckchen (s. d.), Schönpflästerchen: Sie puderte das lange Haar, | besprengte das Gesicht mit Mücken. IGSchmidt (Morgenbl. 1809 Nr. 52). 5) Mücke = Fliege (s. d. 5) od. Korn, Visier eines Gewehrs. Bobrik 638b, s. Mick, Anm. 6) (s. Mick2) in manchen Fällen ein gabelförmiges Werkzeug, z.B.:
a) weidm. (vgl. Forke, Forkel etc.): Eine 14 16“ über der Erde stehende Mücke einschlagen und in dieser einen Querstab festbinden etc. Winkell 1, 376; Zum Aufstellen .. bedarf man einiger zollstarker, 12“ langer unten zugespitzter Strebemücken, welche da von außen gegen die Wände [des Treibzeugs] gestemmt werden, wo sie nicht grade aufrecht und fest stehen. 2, 316, vgl. Strebestange, -Steife etc.
b) Weinb.: eine hölzerne Gabel, die zu kelternden Weinbeeren von den Stielen zu reißen. 7) üble, böse, wunderliche Laune und Eigenheit, die in Einem steckt u. spukt, auch Das, worin sie sich äußert, z.B.: Grimassen etc. (s. 1; vergl. frz. prendre la mouche; Welche Fliege s. d. sticht euch? G. 25, 257; Grille I 2; Motte 2; Raupe; Schnake etc., doch auch das, wenigstens mithineinspielende mucken; vgl. auch span. mueca, Grimasse, s. Diez 691); Nichts als Mucken und Nucken im Kopf. Alexis H. 1, 1, 195; Waren ihm doch mit den ersten Strahlen des Glücks alle Mücken aufgewacht, die ihm in früherer Zeit in den Kopf gesetzt waren, und die ehrlichen Leute schienen ihm alle zu schlecht. Arnim 295; Daß die Stute muthig und voller Mucken war. CFBahrdt 3, 17; Wenn ich oft so sitz und Mücken fange, | die selbst Liebe nicht noch Wein | aus dem Kopf mir jagen. Blumauer 1, 212; Mir ist, als müßte ich mit einem Mückenplätscher [Fliegenklatsche] diese närrischen Mücken von dir alle todt schlagen. Brentano Fr. 1, 314; Ich wollt .. euren Weibern die Mücken wehren, | die ihr nicht gedenkt, ihnen zu vertreiben. G. 7, 203; Ihm die Mucken ausklopfen. Gotthelf U. 2, 29; Nach und nach flogen ihn allerlei Mücken an. 101; Daß es aus Uli’s Kopf die Mücken ausjagte. 102; Muggen im Kopf. G. 336; Dennoch will der Rauch der Cigarre da gewisse Mücken nicht verjagen, Mücken, die mir im Kopfe schwirren. Gutzkow Lenz 4; Die kleinen hierarchischen Mucken, die Gelbsatteln zuweilen anflogen. R. 3, 252; 5, 106; 333; Konnte immer noch seine Mücken gegen den Sekretär nicht verwinden. Hackländer KrFr. 1, 211; Laß dir dadurch keine Mucken in den Kopf setzen. SGsch. 3, 97; Nam. 1, 300; Mit ähnlichen Mucken. Höfer V. 22; Hat gar keine Mucken und Nücken und Tücken. Holtei Lammf. 1, 109; Er hatte Nachsicht mit meinen städtischen Mucken. Jahr. 2, 5; Nobl. 1, 177; Zudem hat die Nordsee ihre Mucken durchs ganze Jahr. vHorn Schmj. 87; Der wetterwendische Monat hatte alle die alten Mucken abgelegt. rhD. 2, 12; Schlag dir doch dergleichen Mucken aus dem Sinn. Keller (Auerbach Kal. 31); Er konnte sich nicht immer seiner adeligen Mucken erwehren. König Kl. 1, 184; So fiel er bald in seine Mucken wieder. Langbein 2, 30; Gleich fallen ihm die schwarzen Mucken, | die Todesgedanken in den Wein. Lenau Sav. 111; Ich kenne seine Mucken. L. 1, 230; Mügge NLeb. 1, 46; Sind mir doch kuriose Mucken aufgestiegen. Scherr Gr. 2, 78; 1, 264; Nem. 2, 42; In seine Mucken zurückfallen. Seydelmann 241; Steht noch immer die Mucke nicht ganz? V. 2, 75, mit Anm.: Mucke, ein Anfall von übler Laune, der durch heimliches Murren oder Mucken [s. d.] sich äußert; Sie hatten freilich ihre Launen und Mucken. W. 13, 248; Er macht mir eine Menge Mucken [fataler Umstände]; Mucken [Grimassen] machen, ziehn (oft in Mecklenb.) etc., vgl. mucken, Anm. und s. nam. auch Frisch und im Brem. Wörterb. Muke. Zsstzg. z. B.: Dem Paul die Bauermucken auszutreiben. ThKönig PW. 1, 64; Sich die Hochzeits- mucken [die Heiraths-Gedanken, -Grillen] aus dem Kopf schlagen. Höfer V. 82 u. ä. m., aber auch (s. 1): Wann auch zur heißen Sommerzeit | begrillt mit Hirnenmücken [s. Dreh-Wurm, -Krankheit]| die Böcklein stolzen Stirnenstreit | mit Köpfen sammen rücken. Spee Tr. 191; Treibt .. wunderlich abgerieben Ränk, | gut Zoten, Schnacken und Hundsmucken [Possen]. HSachs G. 1, 60 etc.
Anm. In Bed. 1 ahd. mucca, mugga; mhd. mucke, mücke etc.; urvrwdt. russ. MyXA, gr. μμcα, lat. musca (dazu franz. mouche, s. Musche; span. mosquito). Für 1 5 hochd. am üblichsten Mücke, für 7 Mucke; 6 wohl andrem Stamm angehörig, s. Mick.
Zsstzg., s. 1 (vgl. die von Fliege und Schnake); 2; 6a und 7, ferner: Grās(e)-:
1) (vralt.) Eine sehr große Menge Heuschrecken oder Grasemücken. Mandelslo 121b.
2) ein kleiner Singvogel mit mehrern Arten, z. B.: Garten-Grasmücke, Sylvia hortensis; Mönchs- Grasmücke, S. atricapilla, vgl.: Ein Mönch- oder Grasmückenpaar. vHorn Maje 3, 463; Zaungras- mücke, S. curruca, vgl.: Die geschwätzige Grasmücke, S. curruca, auch Müllerchen oder Hagspatz genannt. Tschudi Th. 98 etc.; Amsel, Stieglitz, Zeischen, | Grasmück’ und der Gauch. Rückert 6, 185; Die Gras-M. pflegte den Kuckuk so gut, | bis ihr den Kopf abbiß die eigne Brut. Kauf- mann Sh. 1, 42; Shakespeare 8, 265 etc.; s. Brant Narr. 33, 90: Grasmuck; Der Kuckuck, der [der Grasemück’] so gern ins Nestchen heckt. Schlegel Sh. 1, 223. Auch (vralt., mundartl.): Rohrsperling und Grasmusch. Rollenhagen Fr. 26, wie mundartl. (am Niederrhein etc.): Musch, Mösch, m., Muschel, f.; = Sperling etc., z. B.: Von der Holzmuschel oder dem wilden Sperlinge. Döbel 1, 67 etc. (s. nam. Diez 690), meist gedeutet auf die Kleinheit des Vogels (vgl. Fliege 7), doch dürfte auch, in Bezug auf 1 vgl. Grille 1 u. 2 auf die Stimme dabei gesehn sein. Erwähnt mag noch werden, daß Ryff Th. 24 unter den vierfüßigen Thieren aufführt: Cyrogyrillus, ein Heumuck [„hewmuck“], ist ein klein schwach Thierlein, doch anderen Thierlein, so auch wie dieses im Erdreich ihre Wohnung haben, aufsätzige etc. Vgl. auch Muheim und Heime.