Faksimile 0334 | Seite 332
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Mörder Mörderin
Mö́rder, m., –s; uv. (~in, f.; –nen):
1) Pers., die mordet (eig. und übertr.): Diebe, M., Ehebrecher. Jer. 7, 9 etc.; Die ungöttlichen Opferer und unbarmherzigen M. ihrer Söhne. Weish. 12, 5; Der Arme hat Nichts denn ein wenig Brots; wer ihn darum bringet, ist ein M. Sir. 34, 25; Du M. edler Lebenszeit! Gleim 6, 306; Sind wir denn nicht Alle M. an einander? Einer dem Andern die Schuld seiner Leiden, ja seines Todes? Gutzkow R. 7, 374; Es kann der Mord bisweilen | den Königen, der M. nie gefallen. Sch. 392a; 397b; Eh sich ein Henker für mich findet, wird | noch eher sich ein M. dingen lassen. 411a; Lasst Opferer uns sein, nicht Schlächter! . . O könnten wir des Cäsar’s Geist erreichen | und Cäsarn nicht zerstücken .. Zerlegen lasst uns ihn, ein Mahl für Götter. . . [Dann] | wird man uns Reiniger nicht M. nennen. Schlegel Cäs. 2, 1; Weh dir, verruchter M.! Uhland 445; Der M. unsrer Ruh. W. etc.
2) (s. 1) Naturgesch.:
a) der rothe Seidenschwanz, Ampelis carnifex (vgl. Rothmantel etc.).
b) bei Oken (7, 17; 26) die Zunft der insektenfressenden Vögel.
c) bei den Walfischfängern: der Schwertwal, Delphinus gladiator, weil sie junge Walfische tödten. Oken 7, 1010; 1074.
d) M., Baum-M., eine tropische Schlingpflanze, Cipos matador (s. Cipos).
Zsstzg. zu 1 unerschöpflich nach dem gemordeten Obj. (vgl. die von Mord), theilw. übrtr.: Es gab kein großes Spiel, keinen Selbst- oder Bank-M. [der die Spielbank todt macht, sprengt]. Waldau N. 3, 65; Der als Baum-M. [Vernichter, Zerstörer von Bäumen oder Baumpflanzungen] in der Egelsthaler Halde geistet. Auerbach D. 1, 173, s. auch [2d]; Brand-M., Mordbrenner; Kaīn, der Bruder-M.; Doppel-, Eigen-, Eltern-M.; Erz-M., ein sehr verruchter. Luther 3, 148b; Freiheits-, Fürsten-, Gatten-M.; Gift- M., der Leute vergiftet; Werd’ ich für dich um Segen flehen dürfen? | um Segen für den Kinder-M. flehn? [Agamemnon, der die eigne Tochter geopfert]. Sch. 229a; Schlegel Sh. 8, 237 etc.; Medea, die Kinder- M–in; Die Kindes-M–in [die ihr neugebornes Kind getödtet]. Sch. 5a; Eine Bande von Königs-M–n. Gentz Rev. 39; Ein blutiger Tyrann und Menschen-M. Schlegel Rich. III. 5, 3, auch (wie „Menschendieb“, s. d.) Bez. einer Pflanze, Seidelbast; Meuchel. M. Aposg. 21, 38; G. 3, 25 etc.; Orest, der Mutter-M.; Raub- M., Einer der Zwecks des Raubens mordet; Den Gottesfeind und Seel-M., den Papst. Luther SW. 56, 78; Selbst-M.; Ein Ehebrecher oder Straßen-M. Luther 8, 19a, M. auf öffentlicher Straße, wegelagernder M.; Strauch-M. (vergl. Strauchdieb). vHorn Gemsj. 39; Tyrannen-M.; Ein von den Furien hin und her getriebner Vater-M. W. 17, 96 etc., aber auch als ein Theil der Herrenkleidung: eine Art Halskragen von Leinwand etc., z. B.: Band einen steifen Vater-M. um. Hartmann E. 91; Schwegler (46) 545 etc. Der Grund dieser Benennung ist mir unklar; mehr witzig als wahr scheint die Deutung, weil diese Kragen „um den Hals kommen“ (wie ein Vater-M. im eig. Sinn) etc.