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Moral moralisch moralisieren Moralist Moralität
* Morāl (lat.), f.; –en, –i-en; -:
Sittenlehre (s. d.), sowohl als Gesammtheit (ohne Mz., auch ein Werk darüber, Mz.: M–en), wie auch eine einzelne gute Lehre, z. B.: Die M. der Fabel; Die M. des „rasenden Herkules“. L. 4, 255; Ich habe mir diese M. daraus gezogen, daß etc. W. Luc. 1, 362 etc. Hierzu als Mz.: Eine Spreutonne kahler M–en. H. R. 7, 91; Langweilige M–en darüber. Sulzer 2, 356b etc. und häufiger: M–ien (vgl. lat. moralia). G. 4, 6; L. 4, 129 etc. Zsstzg. z. B.: Sie gängelt die kindische Vernunft mit der gemeinen Haus-M. V. Ant. 1, 219; Schul-M. etc.
~isch, a.:
1) der Sittenlehre angehörig, darauf bezüglich, darin begründet etc.: Und hinten der m–e Satz nach wie in einer Leichenpredigt. Klinger Leid W. 29; JvMül- ler 6, 4; Ein Mensch in diesem Zustand empört nicht bloß den m–en Sinn .., auch der ästhetische Sinn etc. Sch. 1117b; Eine physische Möglichkeit scheint gegeben, das Gesetz auf den Thron zu stellen. .. Vergebliche Hoffnung! Die m–e Möglichkeit fehlt (s. 3). 1154a etc. Dazu: Einen M–en haben, s. Katzenjammer. Ungw.: So ist der Geschmack entweder auf Das, was in der Gestalt und dem Ausdrucke des Gesichts m. ist, oder auf das Un-M–e geheftet. Ein Frauenzimmer wird in Ansehung von Annehmlichkeiten von der letztern Art hübsch genannt. Kant SchE. 65, wo m. bez.: was das Gemüth erregt, zum Herzen spricht, un-m., den Ggstz.: was kalt lässt etc. 2) der Moral gemäß, sittlich, sittlich gut, Ggstz. unm., unsittlich: Ein m–er Wandel etc.; Sie können einen ungesitteten Gegner vielleicht in mir finden, aber sicherlich keinen un-m–en etc. L. 10, 179. 3) nur gedanklich, nicht wirklich vorhanden: Eine m–e Person, Etwas, das als Person nur gedacht wird, es nicht ist.
~isīēren, intr. (haben):
Moralien machen, Sitten predigen, tadeln, vgl.: Ich bemoralisiere Niemanden, suche immer die gute Seite auszuspähen. Goethe’s Mutter (an Fr. v. Stein); Daß er sich bemühe, aus unserer Welt hinauszulachen, was unsere Weisen hinaus-m. wollen. IG Müller Lind. 1, 21 etc.
~ist, m., –en; –en:
Morallehrer etc.: Sch. 139b; Als Pedant, als Schul-M. Börne 1, 266.
~itǟt, f.; –en:
1) (ohne Mz.) das Moralisch-Sein, die Sittlichkeit, Ggstz. Im-M. 2) eine früher in England übliche Art Dramen. Gervinus Sh. 1, 90; Schlegel Dr. 2, 2, 379 etc.