Miene
* Mīēne (frz.), f.; –n; –n-:
Gebärde (s. d.) des Gesichts, als Ausdruck des Innern und des darin Vorgehnden: Vorzüglich dient das Gesicht zu den Gebärden und hier heißen die Gebärden M–n. 7, 70; M–n sind ins Spiel gesetzte Gesichtszüge. Anthr. 279 etc.; M. und Gebärde, Punkt für Punkt, von der Natur selbst abzukonterfeien. A. 1, 296; Jene stolze, höhnische M., die auch das Gesicht einer Grazie entstellen würde. Gal. 1, 4; Seine M–n schienen mir zu verbürgen, | daß unter ihnen sich keine Minen [s. d.] verbürgen. Mak. 1, 146; Nun birgt er seines Sinnes Unhuld | unter der M–n Unschuld. 74; Jemandes M–n beobachten, in seinen M–n lesen etc., vgl.: Sein ohnehin schon m–n-loses Gesicht schien sich ganz zu versteinern. Th. 2, 258; 1, 11 etc. Seltner (nach dem Frz.) allgemeiner von dem Aussehn des Gesichts, nicht als Ausdruck des im Innern Vorgehnden, z. B.: Eine M. von Gesundheit, Wohlsein und Kraft, welche man in den Heide-Katen selten findet. Nachg. 1, 5 etc. Häufig in best. Verbind., z. B. als Obj.: Eine so oder so beschaffne M. machen (s. u.), annehmen, aufsetzen, aufstecken, schneiden (s. d.) etc., so: Gute M. zum bösen Spiel machen, sprchw., vgl.: Zum sauren Apfel ein süßes Gesichtchen machen etc.; Wenn sie schwieg, schien sie Etwas bedeuten zu wollen und machte mit der Oberlippe eine fatale M. 23, 8; Sahe nach der Wunde | und machte saure M–n [ein bedenkliches Gesicht]. 1, 39; Keine Unantwort mehr geben, keine saure M. [verdrießliches Gesicht] machen. G. 258 etc.; Die M. eines Unschuldigen, eine unschuldige M., eine fromme, ernste, düstre, freundliche, nachdenkliche M. annehmen etc.; Schnitt so demuthsvoll-verlegene M–n. 2, 32; Eine abscheulich gleichgültige M. schneidend. R. 1, 31; Schnitt eine ironische M. 169 etc.; Der Leutnant setzte eine geheimnisvolle M. auf. Lat. Mag. 98 etc.; ferner: Die M., keine M. verziehn, z. B.: Sie leiden innerlich an aller möglichen Misere, aber äußerlich verziehn sie keine M. W. 2, 125 etc. Auch: Ohne M. zu machen [zu thun], als ob Dies seine wahre Absicht sei. HB. 2, 184; M. zu Etwas machen, zu erkennen geben, daß man sich dazu anschicke, verallgemeinert auch von (personif.) Sachen: Die Festung macht noch keine M. zur Übergabe etc. Ferner abhäng. von Präpos.: Der, seiner M. nach, die eingelaufnen Schulden | .übersann. 1, 142 etc.; Seine Späße mit der trockensten M. vorbringen; Der die verhaßten Paradoxen mit einer so aufrichtigen M. von Wohlmeinenheit vorbringt. 29, 165; Mit der M. eines Menschen, dem etc. Luc. 1, 118; Unter der M. [dem Schein] des Scherzes Einem die Wahrheit sagen; Östreich hat unter der M. bequemen Thuns mehr verrichtet als Preußen mit unzeitiger zappelnder Geschäftigkeit. 2, 65. — S. auch Mine und Mies, Anm.
Anm. Frz. mine, Haltung, Gebärde, Ansehen, s. 229, vgl. schwzr. (vrkl.): Mineli [das Aussehn, Gesicht etc.]. G. 46.
Zsstzg. keiner Erklärung bedürftig und leicht zu mehren nach den folgenden: Das häufige Annehmen der wichtigthuenden Amts-M. bei seinen Kollegen. Gutzkow Börne 86; Starrte er mit der Angst- M. des Weinens, aber ohne Thränen auf einen Fleck. Stilling 4, 178; Kamst du nicht mit der Bruder-M. zu mir? Schubart 2, 315, Bruderantlitz, hier etwas Echtes, nicht Angenommenes; Wenn du jetzt eine Lüge wüßtest, mir hinwärfest mit der offenen Engel-M. Sch. 209a; Mit diesen Engels- M–n. Körner 88a; Essig-M–n [saure]. IP. 9, 12; Mit einer wahren Gönner-M. G. 20, 127; Als Todter noch mit dieser Helden-M.; Ihre todte Jammer-M. ruft Himmel und Erde zur Rache. Hölderlin H. 2, 45; So trockenweg und so weinerlich! .. Mit einer wahren Leichenbitters-M. Sch. 148a; Zum Gatten hätte nie genommen ihn Tehmine, | wär’ er gekommen ihr mit solcher Löwen- M. Rückert Rost. 88a; Den Kopf aufwerfen und die Protektions-M. annehmen. Forster Jt. 2, 127; Daß der Bauerjunge alles dies abgeschmackte Zeug mit einer so verwünschten ehrlichen Schafs-M. vorbrachte. W. 1, 181; Ist er dir nie erschienen, | der Fürst von Jthaka, | wenn deine Sünder- M–n | in seinem Reich er sah? Herwegh 1, 9; Schritt sie ihm mit Todesblässe und einer armen [s. d., Anm.] Sünder-M. entgegen. Stilling 4, 178; Damit dich meine Todes-M. nicht erschrecke. LPHahn Hohn. 114; Man merkte . . an seiner Weltkinds-M., | ihn ziehe nicht die heilige Kathrine [in die Kirche]. W. 11, 159.
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