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messen Um-Messen
II. Méssen, tr. (und refl.), maß, mäße; gemessen; misst, misst; miß! (s. Anm.):
1) die Größe von Etwas nach dem Maß (s. d) bestimmen, zunächst in Bezug auf räuml. Dimensionen, räuml. Inhalt, dann verallgemeinert, z. B. auf Zeitliches, auf den Grad der Intensität und mit anzulegendem geistigem Maßstab auf den Grad der Vollkommenheit, des innern Werths etc.: Die Länge, Breite, Höhe, Dicke, von Etwas m., mit Etwas [als dem Meßwerkzeug], nach Etwas [als der Maßeinheit] m.; Die Länge einer Linie, die Linie mit dem Zirkel, mit der Meßschnur, mit oder nach der Elle, nach Fußen, Zollen, einen Winkel mit dem Transporteur nach Graden, Getreide mit oder nach Scheffeln m.; Der Thermometer dient, die Grade der Wärme zu m.; Die Wärme T 4 mit dem Thermometer m.; Die Stärke der Salzsoole, des Biers, Spiritus, Essigs etc. mit dem Aräometer m.; Silben m., nach ihrer Quantität etc.; Etwas mit dem Auge [vgl. 6a] oder nach dem Augenmaß m., nach der Schätzung des Auges die Größe bestimmen; Etwas genau, aufs genauste, aufs Haar, bis auf Zoll und Linie m.; Alles nach demselben Maß(stab), nach derselben Elle (s. d. und Beamten-Elle) m., vgl.: über einen Kamm scheren; Etwas an (oder nach) einem Maßstab m., diesen zur Beurtheilung anlegend; Zwei Gegenstände an, gegen, mit einander m., vergleichend (s. 4) etc.; Wie Sand am Meer, den man weder m. noch zählen kann. Hos. 1, 10; Jnwendig lernt kein Mensch sein Innerstes | erkennen; denn er misst nach eignem Maß | sich bald zu klein und leider oft zu groß. G. 13, 141; Ich fühle keine Zeit; denn sie ist hin, | an deren Wachsthum ich die Jahre maß. 297; Nie wurden noch die Silben mehr gemessen. Herwegh 1, 139; Misst man [nimmt man m–d] noch die . . Nebenhäuser hinzu, so ist das Ganze ein gothisches Gebäude-Ensemble von 700“Länge. Kohl Engl. 1, 111; M–d führet sie die Kette | um des Hügels grünen Saum. Sch. 56a etc., s. die folgenden hieher gehörenden oder doch eng sich anschließenden, nur der Übersichtlichkeit halber getrennten Nummern. 2) (s. 1) ein angegebnes Maß halten (s. d. 4), ohne Pass.: Ein Kondorweibchen maß 3 Schuh 2 Zoll. Oken 7, 473 etc. 3) (s. 1) in Bezug auf etwas zu Fertigendes: das Maß, das es erhalten soll, bestimmen: es nach diesem Maß einrichten; ihm das rechte Maß geben etc.: Der Andere zimmert Holz und misst es nach der Schnur. Jes. 44, 13; Daß ich Jerusalem messe und sehe, wie lang und weit sie sein solle. Zach. 2, 2; Wer hat zuvor gemessen, wie hoch der Himmel, wie breit die Erde, wie tief das Meer sein sollte? Sir. 1, 3; Verse m., nach best. Versmaß bilden etc., s. 9b. 4) (s. 1) Zwei Gegenstände an, gegen, mit ein- ander m., vergleichen (s. d. 3):
a) um das Verh. der Größe etc. beider zu erkennen, z. B.: Demüthig misst sich, mit beschämtem Angesicht, | an deiner Heldengröße meine Weiblichkeit. Platen 3, 25; Vittoria maß ihren jetzigen Zustand mit jenem kindlichen von damals. Tieck A. 2, 253 etc., so auch: Wir, tief-versenktes Volk, erkennen kaum | den kleinsten Theil vom ungeheuren Raum | und unsre Wissenschaft misst sich nach unsrer Erde. Creuz 81, sie steht ihrer Ausdehnung und Größe nach im Verh. zu der (gegen den ungeheuren Raum winzigen) Erde, entspricht ihr etc. Ferner: Seine Kraft, Geschicklichkeit etc., sich mit Einem m., einen Kampf mit ihm eingehn zur Entscheidung, wer der Uberlegne (vgl. b): Uns mit der blutigen Elle gegen die Franzosen m. Arndt (Dorow 1. 229); Wie werd' ich mich, ein ungelehrtes Weib, | mit so kunstfert’gem Redner m. [es aufnehmen] können! Sch. 412b etc.
b) Beides einander gleich stellen: Gegen wem messet ihr mich [Gott], dem ich gleich soll? Jes. 46, 5; Ich kenne kaum Einen, den ich mit Ihnen m. möchte. JvMüller 13, 10 etc. und nam. oft: Sich mit Einem m., es ihm gleichthun oder gleichzuthun suchen etc. (s. a): Jener Fuß, der an der Klippe | sich mit Gemsenfreche maß. G. 1, 97; Mit Göttern | soll sich nicht m. | irgend ein Mensch. 2, 66; Weil sich ein Ort wie Lingen mit Frankfurt keineswegs m. dürfe. 20, 87; Ich glaube, daß diese Ekloge sich mit jeder antiken Idylle m. kann. Platen 7, 76 etc. 5) (s. 1) mit Bezug auf einen Empfänger, z. B. zunächst von Waaren, die nach dem Maß verkauft, von Getränken, die nach dem Maß geschenkt werden und dann verallgemeinert: eine dem Maß nach best. Gabe geben, reichen etc.: Gut, reichlich, gehäuft, knapp, schlecht m.; Gebet, so wird euch gegeben; ein voll, gedrückt, gerüttelt und geschüttelt Maß wird man in euren Schoß geben; denn mit eben dem Maß, da ihr mit messet, wird man euch wieder m. Luk. 6, 38; Daß so klein die Gift [Gabe, das Almosen] sie einem Baal Teschuba misst. Cham. 4, 123; Hänsel, noch ein Glas Branntwein und meß |s. Anm.] christlich. G. 9, 5; Früchte, die man gehäuft misst. Hebel 3, 471; Mit dem gerechten Stab | misst sie [Themis] Jedem seine Rechte [zu]. Sch. 56a; Wederllngebühr noch Böses | muthet man dir zu; | Arbeit nur wird dir [zu-] gemessen. V. 3, 191 etc., s. 9a. 6) (s. 1) Etwas nach seinem ganzen Umfang umfassen, zu Ende oder aus-m. (s. d. u. 7): Wer misset die Wasser mit der Faust und fasset die Himmel mit der Spanne und begreifet die Erde mit einem Dreiling etc.? Jes. 40, 12; Eng ist nun 38 deine Wohnung! .. mit drei Schritten mess’ ich dein Grab. G. 14, 138; Der hellste Seraphim fühlt, daß er sterblich ist, | ob seine Dauer gleich kein Lauf der Sterne misst. W. 25, 60 etc. Dazu:
a) Jemand mit einem Blick (Cham. 4, 237 etc.), mit den Augen (Sch. 551a etc.) m., ihn von oben bis unten mit prüfendem Blick ansehn etc., s. b.
b) Einen Raum, Weg etc. m., ihn durchschreiten, durchschneiden etc., z. B.: Es spart Euch ohnehin auch die Mühe, den Weg zweimal zu m., wenn ihr dem König etwas umständlichere Nachricht abstatten könnt. B. 288a; Sie hatte ihre Lust daran, die schreckende Tiefe zu m. und sich hinab zu verlieren in die Nacht der Wälder. Hölderlin H. 1, 97; Ein treu ergebner Pilger wird nicht müd’ | und misst manch Land mit seinem schwachen Schritt. PhKaufmann Sh. 3, 60; Man geht aus | und, wenn man die Allée wohl auf, wohl ab gemessen. Müllner 7, 134; Das ist der Herr der Erde, | wer ihre Tiefen misst [der sie durchdringende Bergmann]. Novalis 1, 66; Nicht lebendig mehr | zurücke m. werdet ihr das heil’ge Meer. Sch. 464b; Als Englands Heer den eignen Grund zurückmaß | mit mattem Zug. Schlegel Joh. 5, 5; Dem Geier, der die Lüfte misst, | er hat ihm widerstanden. Schlegel; Das ganze Weltall ist | ein uferloses Meer, das kein Erschaffner misst. W. 25, 60 etc., s. durchm., vgl. 8c. 7) (s. 6) Etwas nach seinem ganzen Umfang geistig erfassen, erkennen, beurtheilen, er-m. (s. d.): Wer kann seine großen Wunder begreifen? wer kann seine große Macht m.? Sir. 18, 3; Und misst [erwägt, sie sich ganz ausmalend] die nächste Zukunft mit grenzenlosem Schmerz. Cham. 3, 341; Halt nicht für roh uns; miß [bemiß, beurtheile] nicht unsern Sinn | nach diesem rauhen Aufenthalt. PhKaufmann Sh. 2, 291 (Shaksp. 9, 370); Zu dem süßen traurigen Vergnügen, | welches nie des Weltlings Seele maß. Seume Gd. 61, in seiner ganzen Fülle und Ausdehnung erkannte, genoß; Wer misst [begreift, fasst] die Ewigkeit? W. 25, 60; vgl. minder gew. (s. 6a): Du ruhtest mir zur Seite, | deine schönen Blicke maß ich. Platen 2, 78, etwa: ich genoß sie ganz, in Anschaun verloren etc. 8) (s. 1) Sich m., sich der vollen Länge nach hinstrecken, z. B. (veralt.): Er maß sich über dem Kinde dreimal. 1. Kön. 17, 21, vgl.: Als ich . . ihm die Wänglein also gar | mit Bäcklein ab wollt m. Spee, sie daran schmiegend; [Die Ketzer] sollt man nach des trocknen Scherers Messer und Brandpfahl m. [martern und verbrennen]. Fischart B. 79a; Soll ich dich mit einem Knüttel m.? [schlagen] Rollenhagen Fr. 426 etc., s. an-m. etc., heutegw. nur spöttisch von einem Hinfallenden, zu Boden Schlagenden: Daß ich mich, lang wie ich bin, in dem Koth messe. HKleist E. 1, 25; Bis du deine Narrenlänge am Boden gemessen. PhKaufmann Sh. 2, 203; 1, 36; Wollt ihr eure Flegelslänge noch mal m.? Shaksp. 8, 260; Bis du gemessen hättest, wie lang ein Narr ist, wenn er auf der Erde liegt. 9, 295 etc. 9) Das Partic.: Gemessen (s. o.), auch adjekt., nam.:
a) zu 5, mit beigefügtem Adv.: Gut, schlecht, reichlich, knapp g. etc.; Ich empfing ..| mein wohlgemeßnes Theil davon. G. 11, 128; Wir haben ! deiner Gaben | voll-g. [in vollem Maße]. 1, 186, auch: Forschend übersieht dein Blick | eine groß-gemeßne Weite. 41, eine sich in großer Ausdehnung erstreckende etc.
b) (s. 3) fest und genau bestimmt, und: in den fest bestimmten Schranken, Formeln, Regeln etc. ohne irgend eine Verletzung durch Überschreitung sich haltend und bewegend etc., vgl. gebunden, ab-, zu-g. etc.: G–e Frohndienste; G–er Befehl, ein genau bestimmter, keine Abweichung zulassender, z. B. Kant Anthr. 117 etc.; Sie grüßen ihn staunend, g. [förmlich] und kalt. Cham. 6, 236; Die antike Tragödie ist durch und durch eine in g–er Würde und genau umschränkten Formen einherschreitende Darstellung. Danzel 145; Die Gestalten jener Welt, | die sich lebendig, rastlos, ungeheuer | um einen großen, einzig klugen Mann | g. dreht und ihren Lauf vollendet, | den ihn der Halbgott vorzuschreiben wagt. G. 13, 124; Dich in gemeßnen Worten [in gebundner Rede, vgl. Versmaß] ausgesprochen. 269; Sie die Natur] ist fest, ihr Tritt ist g., ihre Ausnahmen selten, ihr Gesetz unwandelbar. 40, 386; Die Zeit nahet mit g–en Schritten heran. Möser Ph. 2, 103; Schreitet | mehr im Lauf als im gemeßnen Wandel. Platen 4, 283; Ehre das Gesetz der Zeiten | und der Monde heil’gen Gang, | welche still g. schreiten | in melodischem Gesang. Sch. 55b; Vom Berge stürzt der ungeheure Strom, | wühlt sich sein Bette selbst und bricht sich Bahn, | nicht des gemeßnen Pfades achtet er etc. 502b; Indem er im Gesetzbuche selbst die Priester g–st [auf das g–ste, strengste] anwies, sich aller willkührlichen Auslegungen .. zu enthalten. W. 8, 296 etc. Als Adv. zuw.: So lösten .. zwei andre dergestalt ab, daß sie aus den Koulissen ganz strack vor jene hintraten, welche sich dann ebenso gemessentlich zurückzogen. G. 20, 111, s. Sanders Orth. 67. Als Ggstz.: Un-g., durch kein Maß beschränkt; kein Maß haltend, vgl. ungebunden, un- ermeßlich etc., z. B.: Un-g–e Frohndienste; In un-g–er Gier. Cham. 4, 84; Nicht zum Argen deute | der ungemeßnen Rede flücht’ge Hast. 60; Wir rühmen uns aber nicht ins Un-g–e hin, sondern nach dem Maße des Bezirkes, welchen uns Gott zugemesfen. (2. Kor. 10, 13); Dem Ungemeßnen beugt sich die Gefahr, | beschlichen wird der Mäßige von ihr. G. 13, 255; Zu ungemesner Wonne. 270; Die Blicke frei und fessellos | ergehen sich in ungemeßnen Räumen. Sch. 425b etc. Dazu: Die (Un-)Gemessenheit, das (Un-)G.-sein und etwas (Un)gemeßnes, z. B.: Ung–heiten und Unschicklichkeiten in einzelnen Worten. Arndt Ber. 9; Dieser verbot mit G–heit [streng etc.] jedes weitre solcher Worte. Auerbach D. 4, 258; Die Anstalten verscheuchten meine anfängliche G–heit [g–es Betragen]. Meißner Sans. 2, 39 etc.
c) veralt. statt angemessen, gleich etc.: Es ist kein edler Stein, | der ihr am mindsten auch nur kann gemessen sein. Opitz 2, 35. 10) Dazu: Méssung, f.; –en: das Messen, das Verfahren und die Handhabung dabei und das Ergebnis, die Kunst des Messens etc.: Die M. der Länge, Höhe, Breite eines Körpers; Das Mittel aus vielen genauen M–en; Hat man mit der größten Schärfe eigentliche, unmittelbare M–en der Erde vorgenommen und dadurch nicht nur die Größe, sondern auch die Gestalt derselben auf das genaueste zu bestimmen gesucht. Die Resultate dieser Ver- M–en etc. Littrow 44 etc. Auch mit Bstw. z. B.: Berg-M. Humboldt K. 2, 508; Barometrische Höhen-M. etc.; Erd-, Feld-, Land-M., als Theile der prakt. Geometrie, bei Einzelnen auch für Geometrie überh., wie Flächen-M. für Planimetrie und Körper-M. für Stereometrie; Wärme-M., Kalorimetrie; Aus verschiedenen Grad- M–en auf der Erde ihre Abplattung bestimmen; Alle zur Winkel- M. dienenden Instrumente haben in Grade, eingetheilte Kreisbogen etc.; Die Zeit-M., z. B. nam. die Bestimmung der Quantität der Silben, vgl. 11. 11) Mésser, m., –s; uv.:
a) messende Pers. (weibl. M–in), z. B. = Eichmeister. Bobrick; Frage den falschen M., den falschen Wäger. Claudius 6, 29; Wegen beeideter M., Probierer, Handelsrechter. Möser Ph. 2, 312; Die Erde, zuvor wie Luft und Sonne gemeinsam, | zeichnete jetzt vorsichtig mit langer Grenze der M. V. Ov. 1, 13 und personif. (s. b): Fug ist ein gleicher und genauer M. Sh. 2, 491 etc. Mit Bstw. (s. 10) z. B.: Zwar bin ich kein Aspektenmesser [Wahrsager aus den Aspekten, s. d.]. Hagedorn 2, 226; Deich- M., Deiche ausmessend; Erd-, Feld-, Land-, Wald- M.; Die Waldgänger und Holz-M. [das gefällte Holz nach best. Maß, in Klafter etc. setzend]. Auerbach Tag. 44; Kalk-M., den Maurern beim Bau den Kalk zumessend; Kohlen-M.; Korn-M. etc.; Zeit(en)-M., z. B. von der Sonne (person. s. b): Zeiten-M., du Ordner, der irdischen, himmlischen Dinge. Knebel 1, 4, aber auch s. 10 = Metriker und in spöttelnder Verkleinrung: Die Zeitmeßler und Metrikanten. Zelter 6, 22 etc.; ferner: „Daß er die Meß hab gemessen wohl | in Läng und Breit wie man soll, | aber um ein ganz Ellenmäß | befinde er’s der Schrift nit gemäß.“ O solche Meß-M. Fischart B. 79a u. ä. m., s. b.
b) (s. a) einigermaßen personif.: ein zum Messen dienendes Werkzeug, z. B.: Gewiß sind die Sinne die feinsten und erregbarsten M. und Reagenten der ihnen gehörigen Qualitäten etc. G. 40, 408 (Purkinje), nam. aber in zahlreichen Zsstzg., zum großen Theil als wörtliche, selten durchgedrungne Ubersetzungen von griech. Kunstwörtern auf –Meter, wovon einige leicht zu mehrende Bsp. genügen: Baum-M. [versch. n.], Dendrometer, zur Berechnung des kubischen Jnhalts von Bäumen etc.; Bläue-M., Cyanometer; Elektricitäts-M., Elektrometer; Feuchtigkeits-M., Hygrometer; Die Arme vom Gas-M. abzuschrauben .. Den M. etc. Publicist (1855) Nr. 12; Klein-M., Mikrometer (s. d.); Mit Hilfe eines Meilen-M–s könnte ich genau die Entfernung angeben. Thümmel 1, 5; Milch-M. .., die zur Prüfung der Milch auf etwaige Verdünnung mit Wasser bestimmten Instrumente. Karmarsch 2, 659; Nil-M., woran das Steigen des Nilstroms beobachtet wurde. W. 23, 188, auch übertr.: Zeigt der Nil-M. unserer dramatischen Kunst auf großes Wasser und befruchtenden Schlamm. Börne 5, 331; Der Nil-M. des Geistes. Vischer Ästh. 2, 270 etc.; Röhr-M., ein Werkzeug der Blattmacher, dem gespaltnen Rohr zu den Rohrstiften der Blätter glättend die gehörige Dicke zu geben (versch.: das Rohrmesser, s. d.); (Luft-) Schwere-M., Barometer; Nenne mir doch Den, der als Prototypus der Menschheit überhaupt zum Verstandes-M. aufgestellt worden und dann nach der Thermometerskala seines Kopfs genau bestimmen soll, auf welchem Grad der Verstand des Patienten steht. ETAHoffmann Ausgw. 7, 125; Daß der Wärme-M. [s. Thermometer] | von seiner Liebe bis auf „lau“ | zu fallen droht. W. 12, 38; Winkel-M., Instrument zum Winkelmessen, namentl. Transporteur; Zeiten-M. [Chronometer]. G. 3, 145 (versch. a) u. ä. m.
c) (s. 6b) in der Zsstzg.: Dúrch-M., Diameter einer geschloßnen Fläche, eine grade Linie, die sie in ihrer größten Ausdehnung durchschneidet, z. B.: Im Allgem. ist der Längsdurchmesser dieser Blätter größer als 1“ und ihr querer selten unter 10—12“. Burmeister gB. 2, 247, nam. beim Kreise und bei der Kugel: eine durch den Mittelpunkt gehnde Sehne, und die Hälfte derselben (vom Mittelpunkt): Halb-M. 1
Anm. S. Maß und Benecke 2, 199. Die gedehnten Formen: du missest, er misset bei Luther etc., in der heutigen Prosa veralt., vgl. die entsprechenden Formen von missen (s. Sanders Orth. 69), vgl.: Wer messet ihn[en] den Athem zu? Spee (Wackernagel 2, 282 Z. 2) etc. und noch vereinzelt Imper.: Meß! G. 9, 5 (35, 5); messe! Lichtenberg 2, 95; Vermesse dich! G. 11, 31 etc.
Zsstzg. vergl. die von wägen, zählen etc., z. B.: Áb-:
1) Etwas genau messen; abpassen; messen und einrichten in Bezug auf Etwas, wozu es passen, wonach es sich richten soll, eig. und übertr.: Den Acker mit der Meßruthe, das Tuch mit der Elle, die Verse an den Fingern, nach einem Versmaß (Schema, Metrum), den Lohn nach der Arbeit, einen Ort zum Lager, einen Platz zum Haus a. etc.; Uns unter einander zu dulden | und zu vertragen, wenn auch nicht Jeder die Handlungen abmisst [genau so wie sie sollten, einrichtet]. G. 5, 49; Meine Lebensgeschichte ist kurz, weil ich dieselbe nach dem Genuß abmesse. H. 11, 374; Das Maß, das das Glück der Sterblichen abmisst. 418; Er maß die eine Wand ab, um zu prüfen, ob er wohl seinen Flügel daran stellen könne. Kinkel E. 222; Es messe der Lohn streng an der Mühe sich ab. Sch. 87a; Insofern Einer sein Leben nach diesen Vorschriften abmisst und einrichtet. W. Luc. 1, 429 etc. Bes. oft [vgl. 9b]: Dieses abgemessene Betragen. Börne 1, 262; In abgemeßnen Stunden. G. 6, 355; Sie nutzte kühn | des Morgenrittes abgemeßne Stunden. 13, 289; Welche, wie abgemessen, von beiden Seiten zu gleicher Zeit in den Schloßhof hineinfuhren. 15, 83; Was ist doch ein Lebendiges für ein köstliches herrliches Ding! wie abgemessen zu seinem Zustande! 23, 106; In einem Zustande, der nach seinem Wesen abgemessen ist. L. 5, 10; 11 etc. und dazu: Daß diese Schwingungen und ihre Abgemessenheiten Das, was wir im Allgemeinen Musik nennen, hervorbringen mögen. G. 39, 307; Obgleich der subtile Forscher .. allerwärts die Demonstration und die Abgemessenheit genau bestimmter Begriffe oder regelmäßig verknüpfter Vernunftschlüsse vermisst. Kant SW. 1, 163 etc., s. an-m.
2) s. 6b.
3) s. 8. An-: Einem Etwas a., es ihm an den Leib messen, das Maß nehmen, um es paßrecht zu machen (s. auf-m. 2), nam.: Der Schneider misst Einem Kleider, der Schuster Stiefel, der Tischler (Schreiner) den Sarg an; Miß dem Junker Kleider | und miß ihm Hosen an. G. 11, 91; Der Schneider hat euch nimmer viel anzumessen, aber der Schreiner. Hebel 3, 121 [ihr sterbt bald]; Wir wollen uns ein Gewissen nach der neusten Facon a. lassen, um es hübsch weiter aufzuschnallen, wie wir zulegen. Sch. 106a etc., auch: Der Jungfer ein Kind a., ihr eins machen, sie schwängern. Wagner Kind. 31, ferner (s. 8 und auf-m. 3): Was hindert mich, daß ich nicht eine der Schnuren ergreife und sie, wo nicht eurem Hals, doch eurem Rücken anmesse? G. 20, 71, euch damit wenn auch nicht aufhänge, doch durchprügle; Der Lehrer maß ihm das Lineal an. vHorn Schmj. 6 etc. Ferner allgem.: Einem Ggstd. Etwas a., es demselben gemäß oder passend einrichten, machen, z. B.: Prosaīsche Maler sind diejenigen, welche die Dinge, die sie nachahmen wollen, nicht dem Wesen ihrer Zeichen a. L. 11, 157; Kant 6, 318 etc., nam. im Partic.: Angemessen: entsprechend, gemäß, passend etc., z. B.: Eine seinen Kenntnissen (un) angemessene Beschäftigung, Stelle; Der Finder erhält eine angemessene Belohnung; So wenig ist unsere Sprache den .. griechischen Versarten angemessen. B. 177b; Den Trieb nach angemeßnen Gütern. Haller 145; Eine dem Ort und der Würde der Versammlung durchaus unangemeßne Äußrung etc. Dazu: Noch weit von der Angemessenheit zur Jdeenentwicklung entfernt. WHumboldt 3, 276; Ense Denkw. 6, 323; So wie nun Zulänglichkeit (sufficientia) und Abgemessenheit (pracisio) vereinigt die Angemessenheit, d. i. die Beschaffenheit des Begriffs ausmacht, nicht mehr, auch nicht weniger als der Ggstd. erfordert zu enthalten (conceptus rem adaequans). Kant Anthr. 116; 115 etc. Āūf-:
1) Getreide a., behufs der Aufspeichrung, des Bringens auf den Boden messen.
2) Die Rolle ist ihr aufgemessen [auf den Leib geschrieben, passend, s. an-m.]. Zelter 4, 241.
3) Einem Eins mit dem Stock a. (vgl. an-m.), einen Schlag versetzen; Er werde dem Säubub 25 a. lassen. Gotthelf Oberamtm. 55; 68 etc.
4) (veralt.) Einem Etwas a., bei-m., zur Last legen; Er misset ihm zu einem Hochmuth und Stolz auf, daß etc. Garzoni 8a; Daß etliche Bücher den Landleuten hie etwas Unglimpfs a. Stumpf 662a etc. Aūs-:
1) vollständig, erschöpfend, bis auf den Grund, nach allen Richtungen sich ausdehnend messen, eig. und übertr.: Einen hohlen Raum, die Tiefe, einen Brunnen etc.; ein Feld, einen Wald, ein Lager, ein Stück Zeug a. etc.; So muß er das Feld der poetischen Literatur noch vollkommner a. [nach allen Richtungen durchschreiten und durch-m.] als es der Künstler selbst nöthig hat. G. 31, 348; Jmmer weiter bohren will ich, bis ich ganz | hab ausgemessen diesen Sumpf der Schändlichkeit [auf den Grund gelangt, ihn ganz erkannt, er-m.]. Prutz W. 26; Ein groß, geräumig Haus | .. Es misst’s und geht’s kein Wandrer aus. Sch. 73b; Nur, wenn wir die Tiefe seiner Bedrängnisse a., dürfen wir das Urtheil über ihn aussprechen. 704b; Wer über den schwindligen Graben vom letzten Seraph zum Unendlichen setzt, wird auch diesen Sprung a. [ihn in seiner ganzen weiten Ausdehnung durch-m.]. 162a; Dessen Macht kein Maß der Erschaffenen ausmisst. V. 3, 42; Die wohlgesparte Kraft, die abgewogne Zeit, | der ausgemeßne Raum. W. 25, 32 etc. Dazu: Wie viel Aufseher und Ausmesser [Kornmesser] hätte der Staat nicht erspart! Musäus Ph. 2, 55 etc.; Die Ausmessung des Hauses geschah des andern Morgens. G. 22, 11; Um es Liebhabern solcher Ausmessungen leichter zu machen, die Fortschritte .. zu bestimmen. W. 33, 200 etc.
2) Etwas nach dem Maße vereinzeln, austheilen, verkaufen: Daß keine Pfaffen mehr würden die Meß für ander Leut mögen a. Fischart B. 78b; Soldaten ließen sich in großen Blechgefäßen . den Landwein a. Hackländer SoldKr. 173; Wenn die Milch ausgemessen wurde. JGMüller Lind. 4, 194; Wenn diese Dinge in gleichen Theilen unter alle Bürger ausgemessen waren. IESchlegel 3, 332; Den Sammt an den längsten Ellen a. [ihn den Kaufleuten wegelagernd in ganzen Stücken wegnehmen]. Schweinichen 1, 249 etc. Dazu wohl auch: Das Volk, das hie und da ausgemessen [vertheilt] und zertreten ist. Jes. 18, 2.
3) (Bergb.) Einen a., als der Altre in Folge des Vierungsrechts (s. d.), das der Andre leiden muß, ihn austreiben. Be-: zum Ggstd. des Messens machen, messen: Die wirkliche Dicke der Stämme des Urwaldes genau zu b. Burmeister gB. 2, 195; Der nach keinem Vorbild zu b–de, von keinem Nachfolger zu verdunkelnde Gogol. Ense Denkw. 6, 406; Von diesem .. so oft besprochenen, beschriebenen, b–en, berechneten und bemeinten Naturkörper. G. 37, 342; Wenn sie .. seine [Gottes] Vollkommenheit theilten [zerlegten, analysierten], mit Menschenmaß sie bemaßen. Kl. M. 18, 648; Bemiß nicht nach ihm | des Volks Kultur. Platen 3, 180 etc.; Etwas mit edlem Blick (Kl. Od. 1, 109), mit den Augen (Stolberg 9, 176) b. [6a]. Im Partic. [9b] = abgemessen etc.: Sehr zurückhaltend und b. im Ausdruck. Falk G. 85; Ist die Kraft .. so eng b. Volger EE. 165. Dazu: Bemessenheit. Bēī-: Einem Etwas b., ermessend oder urtheilend es ihm zuschreiben, beilegen, zu-m.: Einem, seinen Worten (G. 18, 205) Glauben b.; Einem, sich, einem Umstande die Schuld von Etwas b.; Einer Ohnmacht nahe, die ich mehr ihrer dürftigen entnervenden Diät als meiner Physiognomie beimesse. IP. Fat. 2, 110: Der Alte misst sich den Tod seines Sohnes bei. Sch. 114a; Daß man die Schuld seiner seltsamen Aufführung unmöglich seinen Geschäften b. konnte. W. 6, 61; Hatte sie mich mit vorzüglicher Gütigkeit angesehen, welche ich einer mütterlichen Gesinnung beimaß. 5, 22. I. Dúrch-: vollständig, nach allen Richtungen hin messen oder auch [6] durchlaufen, durchschreiten etc. (s. II): Noch einmal durchgemessen, ob wohl auch Alles passt. G. 6, 318; Messt alle Räume durch, von Stern zu Stern! CRudolphi NGd. 9 etc. Dazu: Durchmesser [11c]. II. Durch-: gw. statt I übertr. [6]: Ich fand mich in einem neuen, unabsehlichen Felde, welches zu d. ich mich nicht geeignet fühlte. G. 1, 451; Unsere harrenden Wanderer, die wohl schon zehnmal Park und Garten auf und ab d. hatten. Gutzkow R. 3, 100; Die schauerliche Öde zu d. Kosegarten Rh. 3, 312; Der .. die Welt durchmisst fortstrebenden Gangs. Platen 4, 248; Er .. durchmisst die Welt am Wanderstabe. Sch. 77b etc.; auch: Sein Auge durchmaß den Raum etc. Eīn-:
1) messen und in ein Gefäß thun: Sich das Mehl in den Sack, das Ol ins Faß e. lassen etc.
2) refl.: dem Maß nach weniger werden (vgl. einschrumpfen etc.). Krünitz 9, 576, s. Einmaß. Er-:
1) aus-m.; Etwas in seiner ganzen Ausdehnung umfassend messen, eig. und übertr. z. B. [6b] nach allen Seiten hin durchschreiten oder [7] Etwas nach seinem ganzen Umfang geistig erfassen, gründlich erkennen (s. 2), z. B.: Ein unermeßner Bau. Sch. 23a, s. unermeßlich; Endlos liegt die Welt vor deinen Blicken | und die Schiffahrt selbst ermisst [6b] sie kaum; | doch auf ihrem unermesnen Rücken | ist für zehen Glückliche nicht Raum. 101b; Die Tiefe des Jammer, das Unglück, Elend, der Schaden ist nicht zu e. [7], vgl. 2; O, der Sieche nur ermisst im Jammer | ganz den Preis des frischen vollen Lebens. Cham. 6, 255; Darin ein Leidensabgrund un-e. | und dennoch alles Segens Fülle lag. D Museum 5, 1, 27 (Geibel); Daß sie [die Vernunft] will gen Himmel klettern und göttlich Ding unterstehet zu e. und kann doch, das vor Augen liegt, nicht gewahr werden. Luther 6, 67a etc.
2) (vgl.
1) eine Sache im Geiste nach ihrem Wesen, ihrer Beschaffenheit, Gründen etc. messen oder erwägen (s. d.) und danach urtheilen, s. heraus-m.: Wie der Pflüger die helle Mitte des Tages an seinem eignen Schatten zu e. [abmessend erkennen] versteht. Arnim Kron. 1, 2; Dem Armen, der die Sach’ ermisst. Cham. 3, 210; Wie er es hört, die Ungebühr ermisst, | die ihm von der Gewaltigen geschehen. 4, 64; Reiche den Puls, laß mich e., | welch ein Übel in dir steckt. G. 8, 233; Das lässt sich leicht e. L. 1, 1; Zu Rathe, wo mit mir sie diese [Ge]Fahr ermaßen. Rückert Rost. 44a; Ermesset recht, o ihr Vermessenen! Mak. 1, 82; Das nennt man, wohl-e., | für unser Volk ein Herz. Uhland 125 etc. Nam. auch im subst. Infin.: Ich überlasse Das ganz Deinem E.; Es hängt von Deinem E., wie viel Du mir geben willst: Zu erweisen wodurch sie, [die Tragödie] entsteht, liegt nicht in des Lustspieldichters E. Platen 4, 106; Unsers wenigen E–s. W. 35, 33 = nach unserm geringen E. etc. 3) zuw.: ein Ziel, den Weg dazu durchmessend oder durchschreitend, erreichen: Wer weiß, was er noch erreicht und ermisst! Sch. 324a. 4) zuw. refl. = sich ver-m. (s. d. 4), etwas Gewagtes, über seine Kräfte Gehndes unternehmen: Daß er sich e. habe, ihn im Schachspiel zu überwinden. Tieck 13, 19 etc. Fórt-:
1) wegm.
2) fortfahren zu messen. Hêr-, Hín- etc., z. B.: Sein Bier so theuer hin-m. [aus-m. 2]. Hammer RH. 319; Alle Erdengröße, die an Ihm sich hinaufmisst [die Entfernung durch-m–d sich hinaufzubringen trachtet], | leckt seine Fußsohle kaum. Schubart 2, 305; Der .. gewissermaßen aus dem Gesichte des Angeschauten heraus- misst [messend und abwägend herauszubringen sucht, ermisst], ober wohl näherer Berührung würdig sei. Sealsfield Leg. 1, 179 etc. Nāch-: nam.: etwas bereits Gemeßnes messen, um die Richtigkeit zu prüfen: Ich wollte .. den Reichszepter n. und den Reichsapfel nachwägen. IP. Fat. 2, 56. I. Über-: 1) tr.:
a) messend einen lberschlag machen, das ungefähre Maß von Etwas angeben: Einen Haufen Getreide, ein Feld, einen Garten, ein Stück Leinwand ü., s. II1.
b) [6a etc.] in seiner ganzen Ausdehnung, bis ans Ende hin überblicken etc.: Mein Blick übermaß die Länge der Schatten nicht. L. 6, 101.
c) (vralt.) über ein Maß hinausgehn, s. Benecke 2, 213. 2) refl.: (selten) sich messend übernehmen; Messungen vornehmen, denen die Kräfte nicht gewachsen sind, s. ver-m.: Indeß . . der Jünger des Pythagoras | den wallenden Kontour gewisser Sphären maß, | woran die Lambert selbst sich ü. könnten. W. 3, 34. II. Úber-: 1) = 11a. 2) reichlich messen; beim Messen ein Übermaß geben.
3) beim Messen sogleich aus einem Raum in einen andern bringen: Das Getreide aus dem Kahn in die Säcke, aus einem Sack in den andern ü. I. Um-: 1) Das Getreide umm. Schweinichen 1, 337 etc., es beim Umschaufeln, Umlagern aufs Neue messen, vgl. Einmaß. 2) Die krumme Linie zur graden umzumessen. Börne 2, 209, sie darein umwandeln, durch Messung eine grade von gleicher Länge mit der krummen finden. II.
Um-: den Umfang von Etwas messen; es umspannend messen, auch z. B. [6a]:
Mit einem Blick ummisst er unsres Lebens Bahn etc. Ver-:
1) tr.: das Maß von Etwas durch Messungen bestimmen, es vollständig, nach allen Dimensionen hin messen, nam. in Bezug auf Theile der Erde: Ein Land trigonometrisch ver-m.; Ein Feld verm.; Im Bergbau Fundgruben und Maßen verm. etc.; Trigonometrische Vermessungen etc.
2) (s. 1) tr.: mit Dat. oder „an“ etc. Etwas an Pers. nach best. Maße vertheilen: Das Korn an oder unter die Armen, das Land an die Anbauer verm.; Einem Fundgrubner sein Feld verm.; Ein V. vornehmen etc.
3) refl.: sich beim Messen versehn oder irren. 4) refl.: seine Kräfte in Bezug auf etwas zu Leistendes messend oder schätzend, sich kühn dazu anheischig machen oder es wirklich unternehmen, oft vgl.: sich verwägen und verwegen mit Uberhebung und Anmaßung oder mit Überschreitung des Maßes und der Schranken, also: zu Etwas, dem die Kräfte kaum oder nicht gewachsen sind, oder zu Etwas, das nicht sein sollte, zu etwas Ungehörigem entw. sich anheischig machen oder es unternehmen, vgl. 5; er-m. 4; über-m. I2; sich er- und überheben; sich einer Sache erkühnen, unterfangen, unterwinden; sich Etwas unterstehn, herausnehmen etc. u. s. Benecke 2, 214:
a) mit abhäng. Genit.: Wenn der Squire sich dieser That | verm. hat auf eigene Gefahr. Sch. 446b; Da wir beisammen saßen | und uns mancher Heerfahrt zu unsern Widersachern vermaßen [uns dazu anheischig machten, sie gelobten]. Simrock Gudr. 236; Weß Jene sich vermaßen, Das ging aus Furcht nun nicht an. Nib. 1731, s. b: Luther 8, 255b etc., nam. bei allgm. Fw. auch mit Acc. st. Genit.: Besser, daß Einer seines Thuns warte, dabei er gedeihet, denn sich Viel vermesse und dabei ein Bettler bleibe. Sir. 10, 30; Selbst die Billigen | sehn es nicht gern, | wenn man sich ’was vermisst [herausnimmt, erdreistet]. G. 10, 279; Wenn die Bestien, die Franzosen sich nur Etwas gegen mich verm. sollten. 29, 4; Entblößt hier die ergrimmten Waffen | in unserm Beisein? dürft ihr’s euch e.? Schlegel Sh. 8, 103 etc. Ferner ohne abhäng. Vh.: Und wenn den Hals der Eine brach, | der Andre bleibt verwegen. | Verzeihe, Meister, wie du weißt, | daß ich mich oft vermesse. G. 4, 25; Wie, Kardinal? vermisst sich euer Priesterthum? Schlegel Sh. 8, 43 und m. Adv.: Ich bedenke wohl, daß es mir nicht wird unverweist bleiben, als vermäß ich mich zu hoch, daß ich etc. Luther 1, 288a.
b) mit abhäng. Präpos. etc., einigermaßen ellipt., z. B.: Er fing an zu hadern und sich zu verm. über die Zeit und über die Abgaben. Hebel 3, 314, sich kühn und ohne ängstlich in seinen Schranken zu bleiben darüber äußern; Wer auf seine Rüstung, Klugheit oder Stärke sich verlässt und vermisset, Der .. verachtet Gott, dem er allein vertrauen und sich seiner bloßen Güte und Gnade ver-m. sollt. Luther 8, 255b, wo der Genit. (s. a) ungw. nicht das zu Leistende bez., sondern Das, worauf bauend man es wagen darf; Zu den Göttern vermaß sich [erhob sich in Überschätzung] der stolze Sinn. Mahlmann 39; Nicht wider mich verm. [erheben] darf sich deine Hand: | ich bin ein reicher König etc. Simrock N. 117 etc.
c) m. Inf. und „zu“: Du vermissest dich zu sein ein Leiter der Blinden. Röm. 2, 19, du willst es in deiner Selbstüber- 38* schätzung sein, denkst es zu sein; Als Einer, den sie schlugen, noch am Verscheiden war, | vermaß sich [wagte, erkühnte sich] die Gemeinde, bedrängt von der Gefahr, | den Jesuiten- Obern zu klagen ihre Noth. Cham. 3, 330; Jch, mehr als Cherub, dessen freie Kraft | schon durch die Adern der Natur zu fließen, | und schaffend, Götterleben zu genießen, | sich ahnungsvoll vermaß, wie muß ich’s büßen! | Ein Donnerwort hat mich hinweggerafft. | Nicht darf ich dir zu gleichen mich verm. etc. G. 11, 28; Vermesse [Anm.] dich, die Pforten aufzureißen, | vor denen Jeder gern vorüberschleicht. 31; Als Athen, doch unklug leider! mit der ewigen Roma, der Weltherrscherin zu kämpfen sich vermaß. 27, 453; Wo ich mich vermaß, einige liebenswürdige Schwachheiten geschätzter Freunde zu belächeln. 30, 349; Jetzt dacht’ er wenig an sein Schwert und an | die Ritterspflicht, wozu es Den verband| der nach dem wackern Hektor es zu führen, sich | vermaß. W. 11, 145; Den losen Mann . ., der sich vermaß [ältre Les- art: verwog], der Christen Gott zu lästern. 20, 119; Aristipp’s Philosophie begnügt sich, menschliche Thiere zu Menschen zu bilden, was Jenen zu Wenig ist; die ihrige vermisst sich, Menschen zu Göttern umzuschaffen, was ihm zu viel scheint. 24, 259 etc.
d) mit abhäng. „daß“ oder mit direkter Rede = sich rühmend äußern oder dünken, daß etc., z. B.: Die sich selbst vermaßen, daß sie fromm wären. Luk. 18, 9; Nur muß ein Gipfelchen sich nicht verm., | daß es allein der Erde nicht [s. d.] entschossen. L. Nath. 2, 5 etc., oder auch versichern, betheuren, daß Etwas, das von Einem abhängt, geschehen werde oder solle: Vermaß er sich theuer, vermaß er sich hoch: | „Lieb Mädel. es soll dich nicht reuen.“ B. 61a; Sich in lauter und geräuschiger Art v–d, daß sie der Fahne tüchtig Eins versetzen wollten. Immermann M. 4, 21 etc. 5) (s. 4) das adjekt. Partic.: Ver-m., früher = kühn, s. Benecke 2, 21, heute nur tadelnd wie „verwegen“ (s. d.): in Uberhebung und Anmaßung Ungehöriges oder die Kräfte Ubersteigendes unternehmend oder wagend etc.: Wo Jemand verm. handeln würde, daß er dem Priester nicht gehorchte. 5. Mos. 17, 12; Wenn ein Prophet verm. ist, zu reden in meinem Namen, das ich ihm nicht geboten habe zu reden. 18, 20, 1, 43; Verm. und stolz. Spr. 21, 24; Da ihr verm. | und schamlos eure Pflicht vergessen | und eigenmächtig, unbefragt | mit Makbeth solches Spiel gewagt. Sch. 572a; Der mürr’sche York, der nach dem Monde greift | und deß vermeßnen Arm ich rückwärts riß. Schlegel Sh. 8, 80 etc., nam. als Adv. auch: Vermessentlich und (vralt.): Vermeßlich. Luther 1, 544a; 5, 304b; Matthesius Lthr. 11a etc. Dazu: Vermessenheit, f.; –en: das V.- Sein (o. Mz.) und eine v–e Handlung: Ihre V–heit hat sie gestürzt, denn wer sich gern in Fahr giebt, Der verdirbt drinne und einem ver-m. Menschen gehet’s endlich übel aus. Sir. 3, 26 ff.; 1. Sam. 17, 28; Diese V–heit bekam ihm auch sehr übel. L. 11, 71; Auf der Mittelstraße zwischen V–heit und Verzagen, in rechter Demuth und Zuversicht. Luther 5, 235b; 1, 382a; 6, 320; Voll ungezähmter V–heit. V. Od. 1, 228 etc. Einem v., vor seinen Augen messen, z. B. als Muster des Nach-M–s, nam. aber um ihn von der Richtigkeit zu überzeugen. Indem er die Schritte seines Lebens bedächtig vorausmisst. G. 22, 226, voraus erwägt etc. messend wegschaffen, z. B.: Das Getreide aus der Scheune w. etc., auch übrtr.: Ich hörte den Schlag meiner Uhr, die sein [des Sterbenden] kurzes Leben wegmaß. IP. 3, 171; 175 etc.
Vōr-: Vorāūs-: Wég-: Zū-:
1) drauf los messen: Miß zu!
2) messend hinzufügen: Mach den Sack noch nicht zu, ich will noch eine Metze Mehl z.
3) Einem Etwas z. (vrsch. 4), es ihm messend, im bestimmten Maße als sein Theil geben, reichen, eig. und übrtr.: Dem Schneider das Zeug z.; Zugemeßne [genau vorgeschriebne, bestimmte] Rhythmen reizen freilich. G. 4, 23; Der Himmel, karg nur zugemessen, | der zwischen Thurm und Mauer gähnt. Gottschall G. 45; Eben dies innre Gefühl misst ihm auch jede Spanne des Kolossus mit Weisheit des Eindrucks und Standorts zu, auf den er sein Werk richtet. H. 11, 349; Eine kurze Spanne Zeit | ward uns zugemessen. Hölty 176; Spee [Anm.]; Will ich dir mit meinem Grabscheit eine gute Anzahl Kopfnüsse z. W. Luc. 1, 103 etc.; Eine Strafe, welche bei der Strafzumessung nicht berücksichtigt sei. IWiggers Unters. 216.
4) (veraltend) Einem Etwas z. (vrsch. 3), bei-m. (s. d.), zuschreiben: Ich bin nicht flüchtig worden von dem Text, wie mir Doktor Martin böslich zumisset [Schuld giebt]. Luther 1, 156a (Eck); Wie Herzog Georg .. solche ungegründete Schuld .. mir zumisset. 6, 9a; Zumessung [Beschuldigung]. 6a etc. Zurück-: z. B.: Ich habe Ihnen 8 Metzen geliehn, Sie bringen mir einen Sack mit 10 Metzen, ich muß Ihnen also 2 Metzen daraus z.; Das nenn’ ich in der That nicht nur mit dem nämlichen Maß, sondern noch besser z., miß also immer zu! W. Luc. 3, 299 etc., auch [6b]. Zwéck-: Alles nach einem best. Zweck abmessen und abpassen: Wer immer emsig zappelt und zweckmisst. Keller gH. 4, 167 etc.