Faksimile 0290 | Seite 288
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mengen
Méngen, tr. und refl.:
mang (s. d.) oder unter und durch einander rühren und bringen, so daß die versch. Theile sich berühren, vgl. mischen (s. d. und Menge, Anm.), das eine innigere Durchdringung und Verbindung des Zusammengebrachten bez., weßhalb m. meist von versch. festen Bestandtheilen gilt oder, wenn auch von Flüssigkeiten, doch nam. mit Hervorhebung des Rührens, Schüttelns, Knetens etc., wodurch die Theile durch einander gebracht werden, doch greifen m. und mischen (s. d.) vielfach in einander über: 1) Dinge m., eig. und übrtr., z. B.: Gerste unter den Rocken, den Hafer unter den Häcksel, dem Pferde das Korn, die Ingredienzien zur Glas-, zur Smaltebereitung (unter einander), Mehl und Wasser zu einem Teig m.; Meng 3 Maß Semmelmehl. 1. Mos. 18, 6; Ungesäuerte Kuchen mit Öle gemengt. 2, 29, 2; Kleid, das mit Wolle u. Leinen gemenget ist. 3, 19, 19; Gemengetes Futter. Jes. 30, 30; Er rühret das Meer in einander, wie man eine Salbe menget. Hiob 41, 22; Sie sind nur gemengt unter einander, nicht wahlverwandtschaftlich gemischt. Börne 5, 239; Wenn die Reiterschlacht sich mengt. Fouqué Gd. 1, 71 [s. Handgemenge]; Das Leben mengt und mischt ohnehin Alles durcheinander. G. 18, 196; Daß in zärtlichen Gesängen | deine Liebe sanften Schmerz | mit der Freude weiß zu m. Göckingk Lieb. 112; Um aus dem Saflor Smalte zu bereiten, mengt man denselben mit Sand .. und lässt der innigeren Mengung wegen beide Theile zusammen mahlen etc. Karmarsch 2, 451; Die spülten, | die wühlten, | die mengten, die mischten. Kopisch Heinzelmännchen; Gossen und panschten | und mengten und manschten. ebd.; Wer Nutz und wer Ergetz recht schneidet und recht mengt. Logau (L. 5, 146); Alles in Alles m. und in einen Haufen stoßen. Luther 5, 10b; Dem Papst, der ein gemengter Gott und Mensch wäre und nicht ein lauter Mensch. 220b; Das Niedrigste und Höchste menget sie [in ein- ander]. Sch. 100a; [Die Erinnyen fangen das Blut] auf in schwarzen Gefäßen, | rühren und m. die schreckliche Rache. 507b etc.; Sobald du Gekochtes | unter Gebratenes mengst. V. H. 2, 120; Mengte zum Honige starken Falerner. 157; Das Hundertste (s. d. und Hundert III) in das Tausendste m. etc. So auch refl.: Der Mäusedreck will sich immer unter den Pfeffer m. Sprchw.; Wer sich unter die Kleie mengt, Den fressen die Schweine. Sprchw.; Jsrael mengte sich unter die Heiden. Ps. 106, 35; Spr. 24, 21; Sir. 11, 9; Wenn mitten | im Junius der Schnee mit Blüthen | .. recht kunterbunt sich durch einander mengten. Blumauer 1, 184; Um gekerbte Buchten | dehnte reich sich eine Stadt, es mengten | am Gestade Masten sich und Thürme. Platen 4, 282; Es zischt, | wie wenn Wasser mit Feuer sich menget. Sch. 63b; Wo Hecken und Büsche fein dicht sich in einander m. W. 15, 8 etc. Dazu (s. o. u. vgl. Mischung): So findet .. eine gleichförmige Mengung [ein Sich-M.] beider Gasarten statt. Mitscherlich 1, 142 etc. 2) mit persönl. Obj.: Einen oder sich in Etwas m. (oder mischen), als Betheiligten darunter bringen: Sich in fremde Händel (Spr. 26, 17), in fremde Sachen (Sir. 11, 9) m.; Der sich in ihre Sünde menget. Sir. 12, 13; Menge dich ja nicht in ein Spiel, das so offenbar verloren ist. Sch. 208b; Ich will Nichts damit zu schaffen haben, meng mich nicht hinein etc., s. be-m., ver-m. 3.
Anm. S. Menge, Anm. Mundartl. Vrkl.: mengeln, mengelieren (vgl. melieren), auch z. B.: So brauchte ich mich nicht drein zu mengelieren. JGMüller Lind. 3, 110 etc., dazu: Mengeler, m., –s; uv.: Einer, der sich in Alles mengt oder einmischt. Vgl. auch mäkeln, Anm.
Zsstzg. vgl. die von mischen etc., z.B.: Án-: mengend anrühren, ein wenig mengen: Den Lehm mit Stroh, das Futter mit Kleie, Schrot, Salz etc. a.
Āūf-:
1) in best. Vh. mengen, z. B.: Futter a.; Die Schafe a., bei der Gemengschäferei etc.
2) neu mengen: Die Blätter [Karten] werden aufgemengt und frisch | gelegt in neuer Ord- f67. nung auf den Tisch. Lenau, gemischt. Be-, refl. [2]: Sich mit Etwas b., befassen, abgeben, sich darein mengen. Engel 1, 65; Forster Br. 1, 162; Kl. Gel. 146; L. 7, 405; 8, 212; 12, 481; Möser Ph. 1, 58; Seume Sp. 468; Thümmel 3, 7; W. 14, 36; 24, 131 etc., s. ver-m. 3. Bēī-: mengend beifügen: Hierauf wird noch etwas Kohlenlösche beigemengt. Landwirthsch. Zeit. (1855) 80. I. Dúrch-: vollständig mengen. II. Durch-: Etwas mit etwas Anderm d., dies darunter mengen: Dies mit Läuschchen zu d. Pröhle J. 223. Eīn-: in Etwas mengen [1 und 2]: Die Mennige enthält gew. eine geringe Menge gelbes Oxyd eingemengt. Karmarsch 2, 629; Nahm Scherb’ und Topf | und mengte [rührte] bunte Farben ein. Kind (Echtermeyer 136); An dem Meisterstreich liegt Das, den er selbst meinen Anstalten mit einzumengen die Gnade hatte. L. Gal. 4, 1; Die Hochzeitkuchen e. Musäus M. 3, 109; Ein süßer Vorschmack schon dem Bittern eingemengt. Rückert W. 1, 138; Mit viel Jammers angefochten, darin die Deutschen . . mit eingemengt waren. Stumpf 64a; Die verwünschten Dissertationen, die der Autor überall einmengt. W. 15, II; Sich in Alles e. etc. Über-: s. Menge, Anm. Um-: mengend umrühren, umschütteln etc. I. Unter-: Etwas u., es unter Andres mengen, es darunter mengen. II. Unter-: mit Unter- oder Daruntergemengtem versehen, vermischen: Das Wetter war gelinde, mit Regenschauern untermengt. Forster R. 1, 33; Hagel, untermengt mit Regen. Humboldt Kl. Schr. 1, 77; Die Klugen und Thoren sind in der Welt untermengt. L. 4, 153; Da gehen seine Küh | mit Lämmern untermengt. Opitz 1, 99; Früchte, mit Blumen untermengt. W. 9, 213; 13, 76 etc., auch (I): Ein wildes Volk den Thieren untermengt. L. 1, 180. Ver-:
1) verstärkt st. des Grundm.; gehörig unter einander mengen (s. 2): Eisen mit Thon vermenget. Dan. 2, 41; Sie vermengete den Sauerteig unter drei Scheffel Mehl. Matth. 13, 33; Noch glücklich, wenn das Schwert .. | nicht Raub mit Mord vermengt. Lichtwer 243; Ungewis, ob sie kein Traum betrüge | .. vermengten sich auf ihrem Angesicht | mit Todesangst der Freude Züge. Nicolai 2, 17; [Wein, der im Gesicht] bald Berg, bald wieder Thal mit Roth und Weiß vermengt. Opitz 1, 93; Wenn sie an meine Brust sich drängen | und ihre Seelen, frei und froh, | mit meiner Seele sich verm. Pfeffel Pr. 3, 70; Alles ist | in Staub vermengt. Ich kann Nichts unterscheiden. Sch. 484b; auch (s. Handgemenge): Eh sie im Treffen feindlich sich verm. 237a; Wild nun vermengt’ er den Streit. V. Th. 22, 90 etc., auch: Sich mit Jemand verm. Luther 8, 18a, sich mit ihm fleischlich vermischen (s. d. 2), vom Beischlaf. Ferner (s. 2): Jemehr das bloße mitleidige Gefühl einem mit Bewunderung und Ehrfurcht unvermengten Mitleiden nachzusetzen ist. Mendelssohn (L. 13, 40), seltner: Kein solcher Genuß ist unvermengt [frei] von Furcht. JvMüler 14, 100 etc.
2) (s. 1) bes. oft: Etwas, das gesondert, getrennt bleiben sollte, verwirrend durch einander bringen, z. B.: Eitelkeit, | die das Entbehrliche und Nöthige vermenget. Nicolai 1, 112; Darfst du der Ehrsucht blut’ge Schuld verm. | mit der gerechten Nothwehr eines Vaters? Sch. 551a; Jndem er den gewöhnlichen Begriff der Gerechtigkeit mit seiner Idee von der höchsten .. Vollkommenheit .. bald vermengt, bald verwechselt. W. 24, 63; 222 etc., auch: Des Scheins und des Wesens Vermenger, | frei herrscht er im Liede, der Wahn. Müllner 6, 28 etc.
3) [2] Sich mit Etwas verm., be-m., befassen: Die sich nicht gern mit [solchen] Empfindungen .. abgaben und vermengten. G. 21, 194; Damit vermenge ich mich nicht [gebe ich mich nicht ab]. L. 3, 307; Den Regeln der Klugheit gemäß, sich mit einer so gefährlichen Arbeit gar nicht zu ver-m. Rabner 1, 161. Zū-: hinzum., bei-m., mengend zufügen. Zusámmen-: mit oder unter einander mengen etc.