Meißel
Mēīßel, m., –s; uv.; –chen, ein; -:
ein schmales Eisen mit einer Schneide als ein Werkzeug vieler Gewerbe, darunter nam. der Bildhauerkunst, die oft dadurch bez. wird, vgl. außer den Zsstzg. nam. Stemm- eisen, Beißel, Betel2, Beutel4, Bunze, Durchschlag etc.: M. der Holz- und der Metallarbeiter, der Bildhauer, Steinmetzen etc. zum Bearbeiten, Aushöhlen etc. der harten Stoffe; M. mit oder ohne Griff, mit flacher, röhrenförmiger, vierkantiger Klinge, mit grader, schräger, mondförmiger, gezähnter, zugespitzter, rautenförmiger Schneide etc.; M. der Anatomen, z. B. zum Öffnen der Knochenhöhlen etc.; M. der Hüttenleute zum Abstoßen des sich im Ofenloch Ansetzenden; M. der Wundärzte, vralt. st. Sonde, z. B.: Der zeig dem Arzte recht die Wund | und leid sich, so man die aufbrech oder mit „Meißlin“ darin stech. Narr. 38, 15 etc.; Hammer, womit ich auf die Meiselchen .. schlug, so daß die Figuren von Erde und Rost gereinigt wurden. 29, 80; Die unvollendete Bildsäule .. Ein M. und ein Schlägel lagen neben ihm. Pr. 3, 168; Von M. beseelt, redet der fühlende Stein [die Bildsäule]. 76a; Sah er [Gott] einen Engel unter dem M. hervorgehen und half diesem Irrthum mit einem desto schlechtern Herzen ab? 212a; Ich .. soll zum M. mich erniedern, | wo ich der Künstler könnte sein? 277b; Daß mit M. und Farb’ und in gestimmtem Klang | Deutschlands Genius schafft. 3, 7 etc.
Anm. V. goth. maitan, ahd. meizan, mhd. meizen, schneiden, hauen, schlagen, ahd. meizil, mhd. meizel (wie meize), sowohl der Häuer, z. B. steinmeize(l) = Steinmetz (s. d.), als auch das Werkzeug desselben. Nam. noch bair.: maißen: Holz fällen. 2, 627, mit Zsstzg., z. B.: ab- (s. abtreiben), aus-; über-maißen (vgl. überpflügen etc.): auf des Grenznachbars Grunde Holz fällen etc. (vgl. abschmatzen); Maißhacke(n), Holzaxt; ferner: Der (Holz-) Maiß: der Holzschlag, das Gehau etc., s. auch maien 3. Ferner: Die Maisen: Brotschnitte. Vgl. als vielleicht stammverwandt bei und Müsel, Müßel, Musel f. (m. abgesägter Klotz eines Baumstamms und daraus gespaltner Holzscheit u. müseln, museln, müßeln etc.: Klötze sägen und spalten etc., wie auch bei Miesel (m.?, s. bei den Böttchern die kleinen oder abfallenden Stücklein Holz. — M. (nach auch = Stutzohr und Thiere ohne Hörner, die sonst gew. damit versehn sind (vgl. Hummel, s. Hammel, Anm.), — wo beidemal der Begriff des Verstümmelns, „Verschneidens“ zu Grunde zu liegen scheint, doch vgl.: „Mäuseln oder Mauseohren machen“, die Ohren eines Pferds stutzend verkleinern. bei meißeln; ferner: M. (m. u. f.): Charpie, s. 2, 133a und das dort Angeführte, ob etwa = Schabsel?, auch Feder-M., s. Quell-M.; ferner (in Östr.) M. n.: Korb aus Weidenruthen. Termin. 359b etc.
Zsstzg. vgl. die von Betel, ferner nach den versch. Gewerben: Bildhauer-, Feilenhauer-, Drechsler-, Steinmetz-, Tischler-M. etc., z. B.: Schafft Künstler-M. athmende Gebilde. WHumboldt 4, 350 etc., ferner z. B.: Āūfhau-, Āūshau-: s. Hauer 3d und Aushub-M. —
Āūshub-: Aushau-M., nam. (Hüttenw.) Hohl-M., Stücke von geschmolznem Erz herauszuhaun, z. B. das zum Probieren nöthige Silber aus dem Brandsilber. —
Bánd-: mit halbmondförmiger Schneide, zur Verfertigung der Thürbänder. —
Bánk-: der Schlosser, das Eisen kalt zuzuhauen. —
Bāūm-: der Gärtner, zum Abstoßen unnützer Äste, vgl.: Zu den Bäumen brauchet man .. Stoß-M., Spalt-M. [wohl zum Pfropfen, heute gew.: Spaltmesser]. Garzoni 588a. —
Bréch-: der Schlosser, zum Aufbrechen v. Thüren etc. —
Brēīt-: der Bildhauer, zum Ebnen grader Flächen, s. Breiteisen. —
Dēmant-: von ganz besondrer Härte und Festigkeit, z. B. beim Bohren artesischer Brunnen für härtere Gesteinsmassen, von sternförmigem Querschnitt und ganz von Stahl. Karmarsch 1, 70. —
Drêh-: Dreh-Eisen, -Stahl, Grabstichel zum Ausdrehn von Metall etc. —
Dúrch-: durchbrochner Meißel. — Fêder- [Anm.]. —
Flách-: mit flacher oder ebner Schneide (Platt-M.) im Ggstz. zum Hohl- (oder Rohr-)M.: Die Leute arbeiten .. mit Flach- und Hohlmeißeln. G. 26, 78. —
Grāb-: Grabstichel. —
Háft-: der Büchsenmacher zu den den Lauf an den Schaft befestigenden Haften. —
Hárt-: z. B.: der Schmiede, die Eisenstäbe zu durchschroten. —
Hāū-: z. B.: der Windenmacher, die Zwischenräume zw. den Zähnen auszuhaun. —
Hōhl-: s. Flach-M. —
Hólz-: in Holz zu stemmen. —
Kált-: zur Bearbeitung kalten Eisens. —
Knóchen-: der Anatomen, zum Offnen von Knochenhöhlen. —
Krēūz-: mit kreuzförmiger Schneide, z. B.: der Schlosser, zum Aushauen der Einrichtung eines Bartschlüssels. —
Plátt-: Flach-M. —
Pútz-: der Klempner, mit abgekürzter Spitze die Löcher eines Durchschlags auf dem Werkblei durchzuschlagen. — Quéll- [Anm.]: Schwamm, der gefeuchtet in enge Wunden gebracht wird, um quellend sie zu erweitern. —
Rōhr-: Hohl- M. Spate. —
Schlícht-: Schlichteisen. —
Schrōt-: der Metallarbeiter, Etwas zu durchschroten. —
Sétz-: der Schlosser, Art Hammer mit eisernem Stiel. —
Sílber-: in den Schmelzhütten, das Blicksilber vom Herd abzuheben. —
Spált-: Etwas zu spalten, s. Baum-M. —
Spítz-: spitzer Meißel, nam. der Steinmetzen und Bildhauer, Spitzeisen. —
Stēīn-:
1) zur Bearbeitung von Steinen. — 2) (Hüttenw.) den Bleistein vom Herde abzuziehn. — Stémm-: Etwas auszustemmen, Stemmeisen. — Stōß-: zum Ab- und Ausstoßen, s. Baum-M. — Strēīch-: (Hüttenw.) zum Abstreichen der Schlacken vom flüssigen Erz u. v. ä.
Work in progress
Die Arbeiten am Wörterbuch sind noch nicht abgeschlossen. Beachten Sie daher folgende Hinweise:
- Artikel können falsch segmentiert sein.
- Lemmata können falsch aufgelöst sein.
- Die Struktur, v. a. von Lesarten, kann falsch ausgezeichnet sein.
- Falsch erkannte Zeichen sind nicht auszuschließen.
- Faksimiles können fehlen oder falsch beschnitten sein.
- Das generierte TEI/XML kann invalide sein.