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meinen
II. Mēīnen, intr. (haben) und tr., auch zuw. (s. 1f und 2a und 3b) gemeint sein:
1) eine subjektive Ansicht über Etwas hegen, glauben (s. d. für die Fügungen, nam. 2a d), dafür halten (s. d. 7), denken (s. d. 1c), vermuthen: Ich weiß nicht, ich meine nur (so); Er meinte Wunder (s. d.), was er thäte; Was m. Sie dazu, davon, darüber?; Das will (od. wollte) ich m., als Ausdruck der Uberzeugung von Etwas, des festen Dafürhaltens, dagegen: Das sollte ich (doch) m., wobei schon ein Zweifel an der Richtigkeit der subjektiven Ansicht auftaucht etc.; Des Menschen Sohn wird kommen zu einer Stunde, da ihr nicht meinet. Matth. 24, 44; Aus der Region des Blinzens u. M–s in die Region des Schauens und Erkennens übergegangen. G. 40, 11; 130; Was ich ahnete, ward mir klar und was ich meinte, lernte ich anschauen. 17, 199; Was man darüber phantasiert, gewähnt, gemeint und gedacht. 37, XVIII; „Meinst du denn Alles, was du sagst?“ | Meinst du denn ernstlich, was du fragst? | Wen kümmert’s, was ich meine und sage? | denn alles M. ist nur Frage. 3, 128; Neben dem sicheren Wissen steht das Vermuthen und M. Humboldt K. 1, 248; Sie haben zuletzt das elende Klaglied singen müssen; „Ich hätt’ es nicht gemeinet.“ Ja Lieber, das gute M. macht viel Leute weinen. Luther 6, 142b, vgl. Zarncke Br. 320a etc.; Wer spricht davon? ich meinte nur. FSchlegel Flor. 1, 219 etc. Mit abhäng. Sätzen, z.B.: Ich meine, daß du Recht hast; Ich meine du hast Recht; Du hast, mein’ ich, Recht; Du hast Recht, mein’ ich; Du hast, wie ich meine, Recht; Ich meinte, daß du Recht hättest; Ich meinte, du hättest Recht etc., ferner bei gleichem Subj. im abhäng. Satz: Ich meine, daß ich Recht habe, Recht zu haben, mhd. ohne ,,zu“ (s. e) und so auch im ältern Nhd. (s. Zarncke Br. 319b und z. B.: Die da m., ihre Sünde mit Genugthuung tilgen und ablegen. . . Darum m. sie, etwas Anders zu finden. Luther 1, 186a; Jch meint’, ein Adler haben erzogen. .. Jch meint, ich hätt ein Sammet geweben, | so hat’s mir einen lautern Filz geben. HSachs G. 2, 151 etc.):
a) Bsp. mit abhäng. Bindew.: Meinest du, daß der Herr Lust habe am Opfer? Sam. 15, 22; 2, 10, 3; Meinst du, daß Hiob umsonst Gott fürchtet? Hiob 1, 9; Meinest du, daß Gott unrecht richte etc.? 8, 3; 11, 7; 13, 9; Meinst du, daß Gott sein Schreien hören wird? 27, 9; 36, 19; Wer hätte Das gemeint, daß Tyro, der Kronen, so gehn sollt? Jes. 23, 8, u. v., auch zuw.: So dumm solle man ihn nichtm., daß er sei. Gotthelf G. 346; Der Eine, den [gw.: von dem] ich meinte, | daß er nicht fehlen dürfe. Rückert Morg. 1, 232 etc., ferner: Was meinst du denn, was bei der Sache zu thun sei? Leisewitz Jul. 25 etc.; ferner: Sie dürfen aber nicht m., als wenn diese Vorurtheile . .. alle wären begraben worden. L. 11, 2 etc.
b) Bsp. von abhäng. Sätzen ohne Bindew.: [Da] meinte er, es wäre eine Hure. 1. Mos. 38, 15; Da meinte Eli, sie wäre trunken 1. Sam. 1, 13; 2, 4, 10; Meinst du, des Herrn Geist sei verkürzt? Mich. 2, 7; Sie m., sie thun wohl daran. 7, 6; Mal. 1, 9; Sir. 29, 4; Matth. 6, 7; Mark. 6, 49; Joh. 16, 2; 1. Tim. 6, 5 etc. Bsp. vom abhäng. Infin.: Jch mein’, in Ohnmacht zu sinken [sinken zu müssen]. Sch. 196b; Nicht rachlos mein’ [hoff’] ich zu sterben. V. Ov. 2, 132 etc. d) Bsp. der Einschiebung: Was, meinst du, will aus dem Kindlein werden? Luk. 1, 66; Wir fördern es, mein’ ich, sogleich an das Licht. Cham. 3, 236; Dieser Rain, | der sollte, meint ihr, euer sein? Gellert 1, 41; Doch bliebe, meint der Patriarch, noch immer Saladin ein Feind der Christenheit. L. 2, 220 etc., seltner: Der Sturm, ich mein, wird da sein, eh wir’s denken. Sch. 517a etc. oder umgekehrt in abhäng. Satz: Das übermannt mich so sehr, | daß, wo er nur mag zu uns treten, | mein ich sogar, ich liebte dich nicht mehr. G. 11, 152 etc. e) (vgl. glauben 2c) mit Obj. und diesem sich anschließenden Prädik.: Wie im Traum ein Bild uns erscheint, | das längst wir todt und verschollen gemeint. Cham. 3, 238; Ich durfte wohlgemuth mich glücklich m. 4, 65; Verlassen selbst vom treusten Freund, | den er am redlichsten gemeint. Kosegarten Rh. 3, 9; Ein Mädchen .., | das baden will und unbelauscht sich meinet. W. 12 284 etc. f) selten statt m.: gemeinet sein (s. 2a), z. B.: Der Dichter muß gemeint [der Ansicht] gewesen sein, daß der Leidende auch schuldig sei. Herrig 26, 133; So sind wir alle in den Unflath gesteckt der eigen Heiligkeit und gemeinet, wir sollten mit unserm Leben und Worten Gottes Gericht stillen. Luther 6, 232a. 2) seinen Sinn in best. Absicht auf einen Ggstd. richten, ihn so ins Auge fassen, eine Absicht hegen:
a) m. Infin. und zu, = beabsichtigen, wollen, denken, z. B.: Sie ging nicht, sie wandelte, wenn man verstehen will, was ich damit auszusprechen meine. Bettine 1, 77; Den Namen Schlingnatter, den ich ihr zu schöpfen meine. Linck Schl. 80 etc., auch mit ,,es“ als Ersatz eines Infin. (sich der Bed. 1 nähernd): Doch ist es, wie ihr wisst, genug, die Göttin loszusagen [frei zu sprechen], | daß sie es nicht gemeint. W. 10, 20 etc., häusiger (vgl. 1f, 3b und gesinnt, gewillt sein etc.): gemeint sein, der Bed. nach aktives Präs., nicht zu verwechseln mit dem gleichlautenden Pass. (s. b), z. B.: So wäre ich wohl gemeint, aber ein Büchel herauszugeben. Claudius 4, V; Wir sind nicht gemeint, zu leugnen. Fichte 8, 362; Sie lehnte den wohlgesinnten Antrag ab, weil sie nicht gemeint war, in ihrer Umgebung Etwas zuzulassen etc. G. 15, 256; Schelling 2, 2, 649; Juden, die dadurch keineswegs der Religion ihrer Väter zu entsagen gemeint waren. W. 18, 313 etc.
b) mit Angabe des Obj. (vgl. 3), das man bei seinem Thun oder Reden als das eig. Ziel im Auge hat, das man obgleich es nicht so offen zu Tage liegt damit treffen will, dem es gilt, auf das es gerichtet ist etc., so auch: mit einem Ausdruck eig. das durch das Obj. Bezeichnete sagen wollen etc.: Den Sack schlagen und den Esel m. Sprchw.; Etwas Andres sagen und etwas Andres m.; Ja sagen und nein m.; Er meint mit seinen Komplimenten an die Mutter eig. die Tochter; Wen oder was m. Sie damit, mit Ihrer Bemerkung? und meton. auch mit sachl. Subj.: Wen meint [auf wen geht, ist gerichtet, gemünzt] diese Ihre Bemerkung?, auch zuw. sich nahe mit 1 berührend: Ich weiß nicht, was Sie m., was Sie sagen wollen, ich verstehe Sie nicht, entw.: Jhre eig. Absicht oder auch nur (1): Jhre Ansicht, vgl.: Wie m. Sie?, Frage Dessen, der den Sprechenden nicht verstanden, entw. seine Worte nicht deutlich gehört oder ihren Sinn nicht gefasst hat; Wie m. Sie Das?, welchen Sinn oder welche Absicht verbinden sie mit Ihrer Rede? etc.; Die nichts-m–den [oder -sagenden, bedeutenden] Worte. Forster Br. 1, 90 (vgl. 3c); Also daß es sei ein Segen und nicht ein Geiz. Ich meine aber Dás: wer da kärglich säet, Der wird auch kärglich ernten etc. 2. Kor. 9, 6; In der achten Strophe unter „Vater der Liebe“ das Wesen gemeint, welchem etc. G. 2, 356; Wohl-m–d [s. 3c] ist er, nämlich er meint [hat im Auge, zielt auf] sein eignes Wohl. Prutz Wuch. 13; Doch Geister, was die Herrn mit Jhren Geistern m., | nie sah ich einen Geist. Rückert W. 4, 322; Aber sein Genie, ich meine sein Geist | sich nicht auf der Wachtparade weist. Sch. 322a; Von unserm alten Brummbär, ich meine unsern Kapitän. Sealssield Leg. 1, 121; Ich seh sie leichte Harnische an dem Leibe tragen. | Was sie damit m. [ihre Absicht], Das hör ich Niemand sagen. Simrock N. 171, 3; Was meinet [bedeutet] eure Reise? 398, welche Absicht habt ihr dabei; Er ist damit gemeint etc., Ungw.: Derjenige der Dieses schreibt, merkt wohl, daß er es [damit] gemeint ist. Hebel 8, 208, daß es ihm gelten soll etc., versch. a. Zuw., nam. pass., mit Angabe der Richtung, des Wohin, z. B.: Wohin er [d. Seufzer] gemeint sei. Musäus M. 3, 153 u. bes. mit „es“, „Das“ u. ähnl. allgm. Fw. (s. 3.): Nicht wenig neugierig, wohin Das Alles gemeint [gezielt, abgesehn, gemünzt etc.] sei. Engel 12, 194; Dahin war’s auch nicht gemeint. Musäus Ph. 2, 224; Daß es mit diesem teuflischen Affenspiel auf seine Seele gemeint sei. M. 5, 167; Brach Melde aus, es wäre auf mich gemeint gewesen. Schweinichen 2, 202; Sie wäre so ruhig dabei geblieben, | als wär es nicht auf sie gemeint [als gelte es ihr nicht]. W. 10, 173 etc. Zuw. auch der Infin. als sächl. Hw.: Schwer ist zu einen | menschliches M. [Wollen etc.]. .. Männliches M. | soll sich nicht einen. Werner Osts. 1, 34 etc., s. 3a. 3) (s. 2, nam. 2b). Es (s. d. 8) so oder so m., die bez. Gesinnung als Grundlage des daraus entspringenden, darin wurzelnden Thuns hegen, es so und so im Sinne haben etc.: Folg ihm, er meint es gut, treu, redlich, ehrlich, brav etc. mit dir, gegen dich etc.; Nimm dich vor ihm in Acht, er meint es falsch, schlecht, böse mit dir, gegen dich etc., auch: Er meint es mit seinem Schimpfen oder: sein Schimpfen meint es nicht so arg; Sein Schimpfen ist nicht so arg gemeint (s. b) etc.; Er hat es zu mir nie ehrlich gemeint. Freytag DW. 95; Nie | vergrämten sie zu Schmerz | sich selbst und die’s so wohl gemeint. H. 15, 159; Sehen Sie, daß ich es nicht übel meinte, wenn ich sie Jhnen ehedem zufreien wollte? L. 13, 357; Trau ihnen nicht, sie m.’s falsch. Sch. 348a; Wie er es damit meine [welche Absicht und Gesinnung er dabei hege]. Simrock N. 2108; Wo hat ein Mann mit seinem Herrn es je gemeint | wie dieser Mann? W. 20, 178 etc. Vralt. auch: Daß er’s mit der Reformation herzlich gemeine. Fischart B. 225a. Auch zuw. mit sachl. (einigermaßen personif.) Subj.: Es gut m., von einer fich stark äußernden angenehmen, nam. erwärmenden Wirksamkeit; Die Sonne meint es gut [sie wärmt stark], sie brennt fast gar zu sehr. Gellert; Der Ofen meint’s gut, es ist im Zimmer sehr warm; Der Wein meint’s gar zu gut, macht Einen sehr warm, erregt Einen etc. Auch mit Wegfall des „es“:
a) im subst. Infin. (s. d): Das Wohl-M., Wohlwollen, wohlwollende Gesinnung. 2. Kor. 8, 10; Was seine eigentlichen Plagegeister mit ihm trieben, thaten sie verdeckt, sogar unter dem Schein von Gut-M. Gotthelf Sch. 276; Wer auch sein Gut-M. zeigt, Den grännet ihr an. 365; 236; In solchem seinem Gut-M. gegen mir fortzufahren. Opitz 2, 64 etc.
b) im pass. Partic. (adjekt.): Bei der wohlgemeintesten und wohlgesprochen sten Ermahnung. Immermann M. 4, 141; Die bestgemeinte Ermahnung; Gut gemeint mag die Sammlung sein. Rosenkranz (Kant SW. 1, XXIX) etc. Versch. mit akt. Bed. (s. 2a): Die, so Schwerter brauchen, | sind feindlich auch gemeint [gesinnt]. Arndt 61 etc.
c) im Partic. Präs. (adjekt.): Den redlichsten wohl-m–dsten Mann. Forster Br. 1, 110; Eine solche zufällige Verletzung auch durch Wohlwollende und Gut-m–de. G. 15, 239; Was für eine Stelle dir die Menschheit im allgemeinen Leben wohl-m–d zugestehen werden. 18, 38; Gotthelf G. 5; Nicht alle falsche Propheten sind übel-m–de Leute. JvMüller 6, 35; Dem wohl-m–den Urheber einer Gesellschaft wohlthätiger Kosmopoliten. W. 18, 253; 14, 199; Er īst die wohl-m–dste Seele von der Welt. 23, 349 etc., vgl. auch 2b.
d) zu c als Fortbild. (s. bedeutend, Anm.): Daß auf des Meisters Seite die größere Gutmeinenheit sei. Gotthelf U. 1, 41 [das Gut-M., s. a]; 44; 108; 117; G. 306; Sch. 337 etc.; Gerade seine Wohlmeinenheit wurde dem Meister nun so übel ausgelegt. U. 1, 43; 2, 63; Wir wünschen aus wahrer Wohl-m–heit gegen das Beste der Menschen etc. W. 5, 157; Mit einer so aufrichtigen Miene von Wohl-m–heit. 29, 165 etc.
e) s. 5a und Wohlmeinung. 4) tr.: (s. 2 u. 3) lieben, eig.: als Ziel des Wohlwollens und Gutmeinens im Auge und im Sinne haben, vgl. sprchw.: Die sich m., werfen sich mit Steinen. vHorn Schmj. 6, was sich liebt, neckt sich; Was wir m.! Trinkspruch etc., sonst nur noch alterthümlich und in gehobner Rede (dichterisch): Die Holde, die ich meine. B. 37b; Ich denke sie, die mich nur meint, | sie, die mir ihre Treue gab. Cham. 3, 70; Erblühet zum Gesang mein heimlich M. 6; Wo man die Kriegeskinder | gar gut und glimpflich meint und bloß die feisten Rinder | ... lässt seine Feinde sein. Logau (L. 5, 283); Die nicht Die sind, die sie scheinen, | sondern unser Gut gut m. (115 vgl. 332); Was das Herz nicht meinet und lieb hat, da sorge ich Nichts für. Luther 5, 421a; [Wenn] du mich meinst, wie dich mein Herze liebt. Opitz; Ich hasse Den, der deine Bahn nicht meint. Ders.; Freiheit, die ich meine, | die mein Herz erfüllt. Schenkendorf (Wackernagel 2, 1493); Die Eine, | die ich minne [s. d.], die ich meine. ESchulze 3, 183 etc. 5) dazu:
a) Meiner, m., –s; uv., z. B. (1): Einer der eine Meinung, Ansicht hegt: Wenn nach hundert Jahren ein Meiner | deiner Werke gedenkt. G. 6, 161; Die Leser und Meiner. Zelt. 2, 347 etc.; Der Selbstdenker sinkt zum Mitmeiner. Jahn M. 28 etc., ferner (3): Diesen Rath nehmen Sie dem alten Gut-Meiner [dem gut-m–den Freunde] nicht übel. Gleim (B. 493a) etc.
b) Meinung, s. u.
c) das M. u. Zsstzg. s. 3a, eu. 4.
Anm. Ahd. meinan, mhd. meinen, wohl mit dem Grundbegriff des Denkens, Gedenkens und stammvrwdt. mkt mahnen (s. d.), wie lat. moneo (mahnen etc.), memini (sich erinnern, gedenken), mens (Geist), vgl. Anm. zu Mann und Minne. Mundartl.: Sich m.: sich Etwas dünken etc. Stalder.
Zsstzg. nam. zu [1], z. B.: Be-: Etwas b. (selten), Ansichten und Meinungen darüber aussprechen; Bon diesem so oft besprochenen und bemeinten Naturkörper. G. 37, 342.
Dúrch-: Etwas d. (selten), allseitig be-m.: Hier ist .. nicht schon durchdachter und durchgemeinter Vortrag: wir gewinnen eine klare Anschauung jener Gegenwart, wir lassen auf uns einwirken, wie von Person zu Person. G. (1827) 49, 100. Ge-[3]. Hín- und hêr-: schwankende Ansichten und Meinungen haben; bald so, bald anders meinen: Über Alles hin- und herzu-m., Nichts aber zu ergründen und auszumachen. Fichte 8, 50, vgl.: Das Schwanken, Meinen, Um- und Wieder- M. G. 15, 226 = das anders und wieder anders Meinen.
Mít-: mit Andern und so wie sie Etwas meinen, s. [5a].
Nāch-: die von einem Vorgänger ausgesprochne Meinung unselbständig sich aneignen: Etwas n., was ein Andrer vorgemeint hat etc.
Um-: s. hin- und her-m.
Ver-: aus rein subjektiven Gründen glauben:
1) Ich vermeine, daß ich Das nicht thun darf, Das nicht thun zu dürfen; Da man die absolut nothwendige Existenz wirklich vermeint hat durch den Satz des Widerspruchs zu begreifen. Kant SW. 1, 184; Diejenigesn], so mit eig[n]en Werken Vergebung der Sünden zu verdienen „furhaben“ und „vormeinen“ Gott zu Gefallen um ihrer Werk willen. Luther 6, 374a, ohne Grund, fälschlich meinen (s. 2a) etc. Bei Alteren auch mit Accus. und Infin., z. B.: Die Geschriften, in denen ihr v–d euch das ewig Leben haben [Joh. 5, 39]. Zwingli 3, 3; Wo er ihn vermeint verführisch gelehrt haben. 2, 16, und noch: Mit Dingen, die er anders sein zu können vermeint. L. 11, 454 etc. Häufiger mit Wegfall des Jnfin. zu „sein“: Vermeint ihr mich zu jung und schwach. Uhland 392 etc.
2) das pass. Partic. (adjekt.):
a) aus rein subjektiven Gründen (u. daher oft unbegründet, fälschlich, s. 1) für Etwas gehalten, vgl. gewähnt etc.: „Der vermeinte Prinz ist ein Abenteurer,“ Ist vielmehr ein wirklicher Prinz; Ohne auch nur .. die Kennzeichen anzugeben, an welchen man diesen vermeinten allgemeinen Willen erkennen kann. Gentz Rev. 21; Zur Rettung der vermeint [wie er meint] verletzten Ehre solcher Gelehrten als auch zu seiner [eignen] Entbürdung. Leibnitz 1, 375; Noch glücklich, wenn die vermeinte Göttin an seinem Busen in eine Wolke zerflossen wäre. W. 16, 177 etc., oft auch: Auf ihre vermeintlichen Rechte bestehen. Gutzkow R. 9, 311 etc.
b) nam. im Ggstz.: Unvermeint, unerwartet, unverhofft, z. B.: Geht ein Bürger unvermeint in seines Knechts Kammer. Hammer RH. 346. s. nachm. und ver-m. 1. s. hin- und her-m.
Vōr-: Wīēder-: