Faksimile 0273 | Seite 271
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mehren
Mêhren: 1) tr.:
mehr, d. h. an Zahl und Menge, aber auch an Intensität größer, wachsen machen, und refl.: mehr, größer werden, wachsen, zunehmen, s. ver-m.: Seid fruchtbar und mehret euch. 1. Mos. 1, 22; 6, 1; Ich will euren Samen m., wie die Sterne. 2, 32, 13; Ich will euch wachsen und m. lassen. 3. 26, 9 [mit Fortfall eines „euch“, s. lassen 8]; Jch will sie m. und nicht mindern. Jer. 30, 19; Mehre dein Heer! Richt. 9, 29; Wer sein Gut mehret mit Wucher. Spr. 28, 8 etc.; Ans Erhalten denkt er [der König, s. a] zwar, | mehr noch, wie er mehre. G. 1, 99; Unsre Lust zu m. 111; Wenige Thiere nur versteht er m–d zu ziehen. 5, 42; Gegenwart des Herrn | mehrt jedes Gute. 10, 305; Welcher Lehrer spricht | die Wahrheit uns direkt ins Angesicht? | Ein jeder weiß zu m. und zu mindern 12, 90 [Etwas zuzusetzen oder wegzulassen von der Wahrheit]; Es mehrt sich das Gerücht. 13, 73; Wie mehrte sich im Umgang das Verlangen, | sich mehr zu kennen! 166; Kummer-m–d. WHumboldt 3, 47; Mein .. Ringen, | das Christenthum zu halten und zu m. Lenau Alb. 61; Kein Tag verstrich, der nicht mein kleines Wissen mehrte. L. 1, 192; Die Menschen zu m. und nähren. Luther 5, 468a; Friede mehrt [oft: nährt], Unfriede verzehrt. Ring Kurf. 1, 106; Bereit, der Opfer Zahl zu m. Sch. 36a; Sie .. mehrt den Gewinn | mit ordnendem Sinn. 78a; Ein Freund, .. der’s [das Glück] theilend mehrt. 399b; Er konnte | ein Vater seiner Völker sein, doch ihm | gefiel es, nur zu sorgen für die Seinen. | Die er gemehrt hat, mögen um ihn weinen. 550, für deren Wachsthum u. Größe er besorgt war, s. a etc. Im Infin. auch mit Wegfall des „sich“ (s. d. †): Täglich fühl ich sie m. [wachsen]. Klinger Gris. 38. Dazu:
a) Der göttlichen Gnade Mehrer | sind die Lehrer. Rückert Erb. 1, 125; nam.: Der Mehrer [Vergrößrer] des Staats (W. 3, 239), des Reichs (Thümmel 7, 29) etc. als Titel nach dem auf augere (m.) umgedeuteten lat. augustus, s. Stumpf 707b etc.
b) Die Mehrung. Luther SW. 56, 107 etc., gw. Vermehrung. 2) (schwzr.) intr. (haben) und tr.: durch Stimmenmehrheit entscheiden und das Mehr der Stimmen erforschen, s. Stalder 2, 204; Zarncke Br. 304b und Zsstzg. Dazu vralt.: Mehrung, nach Adelung auch vralt.: die Beschwörung der (durch Majorität angenommnen?) Kriegsartikel durch die Truppen.
Anm. Adelung erwähnt noch als andern Stamms: m., ab-m.: abtheilen, abfinden (bei Auseinandersetzungen) und Mehrung = Kloake. Abzug.
Zsstzg. z. B.: Áb-:
1) [2]:
a) durch Stimmenmehrheit ablehnen, verwerfen. Stalder; JvMüler Schweiz α7⏑ 2, 205.
b) das Stimmenmehr erforschen: Dann zählen die Abmehrer, hier in der Landsgemeinde die Weibel. „Herr Großweibel, habt ihr ein Mehr?“ Kohl A. 1, 315.
2) [Anm.]. Er-:
1) [1] vralt.: Gott woll dein Kraft und Macht e.! s. Grimm. 2) [2] durch Stimmenmehr erwählen, beschließen. Über- [2]: an Mehrzahl übertreffen: Wiewohl sie von den „Schatten“ übermehrt waren, so trieb sie doch ihre Herzhaftigkeit, die wörtlichen Beleidigungen mit so nachdrücklichen Hieben und Stößen zu erwidern. W. 14, 51. Ver- [1]: Der Tod des Hahns soll ihre Plage mindern | und er vermehrte sie noch mehr. Gellert 1, 176; Wie er die Leidenschaft dieses jungen Mannes zu brauchen, sie zu v. weiß! G. 10, 5; Indem ich ihre volle Schuld mir denke, | die nur durch ihren Rang sich noch vermehrt. 35, 275; Ich weiß, wie gern man eines Verfassers Werke bei neuen Auflagen vermehrt, aber ich weiß auch, wie sehr man seinen Ruhm damit vermindert. Haller 227; Jetzt kann euer Unglück Nichts als meins v. Sch. 604b; Am folgenden Abend wurde die Gesellschaft .. mit einem Baron vermehrt. W. 19, 326 etc.; Seiner Freunde Gramvermehrer. Rückert Nal 180 etc.; Was durch neue Erfindungen den Wissenschaften für eine Vermehrung zuwächst. G. 39, 122 etc.