Faksimile 0249 | Seite 247
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Maske masken maskenhaft Maskerade maskieren
* Másk~e (frz. s. Diez 219), –n; Mäskchen; –n-:
1) künstliches hohles Gesicht, um das eigne damit zu bedecken, es dahinter zu verstecken: Der Mann mit der eisernen M.; Knabe (hebt die komische M. empor und hält sie vors Gesicht). G. 6, 342; Mit zwei großen M–n, einer tragischen und komischen in Händen [s. 4]. 340 etc., s. 3. vgl. Larve (s. d. 2) mit dem Nbnbgriff des Häßlichen, Verzerrten, z. B. (vgl. 3): Es kann sich ja jeder, auch der verkehrte Gehalt in seine [des Talents] leicht gearbeiteten M–n stecken; dieser wird sie aber auch zu Larven verdrehen. Vischer Ästh. 2, 391 etc. Dazu z. B.: Charakter- M. (G. 6, 289 etc.), die eine besondere Personificirung des ganzen Kostüms bedingt s. 6; Halb-M., nur die obre Hälfte des Gesichts bedeckend (G. 27, 263; Gutzkow R. 4, 266); Leder-M.; Die Nacht-M–n unserer Damen aus feinem Leder. Böttiger Sab. 33, womit das Gesicht beim Schlafen bedeckt ist; Todten-M., nach einem Gipsabguß über die Leiche geformt; Ihre Haut hatte die gelbliche Bleiche und todte Färbung einer Wachs- M. Paalzow Th. 1, 52 etc.
2) (s. 1) erweitert: die ganze Tracht, in die man sich hüllte, um ein Andrer zu scheinen als man ist, z. B.: Gieb mir deinen Rock und Mütze! | Die M. muß mir köstlich stehn. 11, 75; Als Greis in Bärenfelle gekleidet. . . Aus der rohen thierischen Maske tritt ein Heldenjüngling hervor. 33, 287; Berede dich, wir Beide hätten uns | auf einem Ball mit M–n eingefunden, | in Sklavenkleider du und ich, aus Laune, | in einen Purpur eingemummt. Sch. 253b etc., s. 3.
3) übrtr. u. bildl. zu 1 und 2: etwas das wahre Wesen unter einem angenommnen Schein Verhüllendes; ein so angenommner Schein etc., z. B.: Unter der M. der Liebe und Aufrichtigkeit Einen hintergehn. Gellert 3, 74; Alle Bemühungen eines Fremden, Französisch zu reden würden immer ohne Erfolg bleiben; denn ein geübtes Ohr höre den Deutschen .. unter seiner französischen M. gar wohl heraus. G. 22, 39; Unter der M. eines patriotischen Eifers. Sch. 961a; Die unzähligen Auftritte von Ungerechtigkeit .. u. s. w., welche unter diesen ehrwürdigen M–n gespielt wurden. W. 7, 204 etc.; Des Kindes, dessen M. mich verdroß und das mir doch in dieser M. reizender vorkam als jemals. G. 20, 213; Wir haben sie lange genug in ihrer M. gesehn | und .. ließen von ihrer M. uns keine Nase drehn. W. 15, 165 etc.; 0)2⏑ Wir glauben, einen höhern Sinn .. hinter der M. zu entdecken. G. 32, 327 etc.; Wo das Laster sich ohne M. zeigt. G. 29, 264 etc.; Eine M. nehmen (Sch. 129b); vors Gesicht nehmen (W. 9, 65) od. halten (Lichtwer 247); sich vorheften (Voigts H. 332), tragen (Sch. 159b) etc.; Die M. abnehmen; fahren lassen (G. 12, 133); fallen lassen (Platen 4, 313; Sch. 363b); von sich werfen (375b); abwerfen (977b; 992b); ablegen (Möser Osn. 1, 147), lüften (Gutzkow R. 6, 71) etc.; Einem die M. abziehn (Sch. 704a; W. 9, 96), vom Gesicht reißen (Vogt Köhl. 16) etc.; Daß ich der Heuchelei dürftige M. verschmäht. G. 1, 262; Falsche Worte gelten zum höchsten, wenn sie M–n unserer Thaten sind; ein Vermummter, der kenntlich ist, spielt eine armselige Rolle. 9, 53; Die Sorge .. deckt sich stets mit immer neuen M–n zu. | Sie mag als Haus und Hof, als Weib und Kind erscheinen etc. 11, 29; 33, 262; Lächelnden Beifall auf den M–n [s. 5], Neid und Haß in dem Herzen. Klinger Giaf. 242; 248; Nach der M. der Verstellung greifen. 259; Überzeugt, die Weisheit würde uns die M. (s. 4) nicht ablegen heißen, wenn wir unsere Rolle [des Lebens] nicht ge- endigt. L. 11, 28; Bald wird mir meine M. unerträglich. Sch. 200b; 262a; Sie verlieren die Geduld, | weil du so krumme Wege machst. | Was sollen alle diese M–n? 340; Fast jeder Mensch hat seine M. und so ist dies die meinige. Ich bewege mich bequem und leicht in ihr und darum sehen sie so Viele für meinen Charakter an. Tieck N. 5, 197; 236; Gesichter u. M–n [Wesen u. Schein] nicht zu unterscheiden wissen. W. 9, 65; 6, 58; 86; Sein Haß gegen die Philosophie war bloß eine M. für den natürlichen Groll eines Dummkopfes gegen Alle, die mehr Verstand und Wissenschaft haben als er. 14, 33 etc. Zsstzg. z. B.: Gauner [mögen] durch Apostel-M–n schielen. Sch. 6b; Der unter der Husaren-M. dieses Arztes einen Gesandten Gottes entdeckte. Thümmel 1, 15 etc.
4) (s. 1) als Symbol der Schauspielkunst: Der scherzenden, der ernsten M. Spiel etc. Sch. 318a; Schauspielkunst mit einer Doppel-M. 555b etc.
5) zuw. wie Larve für das Gesicht selbst: Die Physiognomie versteht sie meisterlich | . . . Mein Mäskchen da weissagt verborgnen Sinn. G. 11, 154 etc.
6) ein Maskierter (z. B. auch von stehenden Charakterrollen in Lustspielen etc.): Die aalglatt entschlüpfte M. hatte inzwischen den Tunnel verlassen. Gutzkow R. 4, 264; Ihn von den beiden Weiß-M–n zu entfernen. 266; Umgekleidete M., wir kennen euch doch wieder. L. 11, 465; Eine M. kommt. . . Die M. steigt ab. Gal. 3, 1; Es waren wenig Charakter-M–n auf dem Ball etc., auch z. B. vom Teufel: M. des Menschen, fahr in die Hölle zurück! Klinger F. 69 etc.
7) ein Maskenspiel: Die Aufführung einer von Beaumont gedichteten M. Herrig 27, 69, s. nam. 60.
8) (s. 1):
a) Die Freßwerkzeuge von allen [Wasserjungfern] bilden eine Art M. .. Die M. der langen rundköpfigen Art ist platt. Oken 5, 1492.
b) eine den ganzen vordern Theil eines Pferdekopfs einnehmende Blässe etc.
c) Befestig.: die vorderste Brustwehr einer verdeckten Batterie, s. M–n-Mauer.
9) Art Fledermaus, die sogen. Hufeisennase.
~en, tr.:
maskieren, nam. in Zsstzg.: Ent-m.: demaskieren. JvMüller 13, 330; In Blumauer’s vermasketem Äneas. Jahn M. 221 etc.
~enhaft, a.:
in der Weise einer Maske: Verbannung des m–en Spaßmachers [s. Maske 6]. Devrient 2, 36; 3, 378; G. 6, 353; M. starr blickt sie vor sich hin. 30, 458 etc.
~erāde, f.; –n:
Maskenball, Mummenschanz.
~īēren, tr.:
1) mit einer Maske (eig. und übrtr.) verhüllen: Sich m.; Sich in einen Türken m.; Ins Orientalische maskiert. G. 26, 330; Gieb her die Larv’! Ich will mich jetzt m. | in einen Lumpenkerl. Heine Lied. 96; Kommt auch Hanswurst vor, maskiert zwar unter dem Namen eines Scherenschleifers. Prutz GschTh. 170; Bloß um seine Kargheit zu m. W. HB. 1, 179 etc., auch: An einem ver- maskierten Ball. JvMüller 13, 330 etc. und Nbnf.: Der Bauer isst, trinkt .. simpel weg und kümmert sich den Henker drum, in was für Firlfanzereien man all Das in den Städten und am Hof vermaskeriert hat. G. 34, 278 etc.
2) zuw. verallgemeinert = verdecken, z. B.: Als sie in der Nähe des Waldes in eine von Ellerbüschen maskierte Biegung kommen. Waldau N. 2, 89 etc., s. Maskenmauer.; M. heißt: angerichtete Speise mit Sauce etc. überziehen, daß die Oberfläche der Speisen damit gedeckt wird. Scheibler Kochb. 10.