Marter
II. Márter, f.; –n; -:
ein hoher Grad tiefbedrängenden Schmerzes, womit Einer gequält und gepeinigt wird, zunächst die Blutzeugen (Märtyrer) der Religion: Alle Geister, die voll Klarheit | wurden Märtyrer der Wahrheit, | kämpften für das Heiligthum, | suchten nicht der M. Ruhm. Jr. 6, 294 etc., vgl.: Gotts, Botz, Bocks, Potz M.! als Schwur (wohl zunächst beim Krucifir), dann als Fluch, Verwünschung etc.; ferner Folter: 2. 6, 29; So der Gefragte [Inquisit] der angezogenen Missethat durch die M. bekenntlich ist. § 48; SW. 32, 34; 38; 61, 316; Sich mit dem Eide oder wohl gar mit der M. reinigen. Ph. 3, 81 etc., und verallgemeinert, wie Folterschmerz, Qual etc.: Du denkst, die einfachste Geschicht von Marianens Tod und Leid werde mich nicht empfindlich genug kränken, daß du noch solche höllische Kunstgriffe brauchst, um meine M. zu schärfen. 17, 240; Zwar nicht ohne Schmerz, aber doch ohne M. leben. Pr. 3, 191; Meine Schwermuth wiegte mich | in schwarze m.-volle Träume. Po. 3, 101; In M–n will ich sterben, .. wenn etc. 483a; Ihr M.- Knechte . ., | zerfleischt mich! .. Beider Namen weiß ich, | doch keine M. presst sie von mir aus. 598a; Was eine der größten M–n des Übersetzers ausmacht. 34, 238 etc.
Anm. Aus gr. μἁρēυρ, Zeuge, dann im christl. Sinn: Blutzeuge, Märtyrer (s. d.) und dem dazu gehörigen μαρ- τóρ-oν, Blutzeugnis entwickelte sich die oben angegebne Bed., ahd. martira, martara, mhd. marter und martel (vgl. Körpel als Nbnf. zu Körper, Marmel zu Marmor etc.), wie für Märtyrer ahd. martir, martirâre. mhd. mart(er)are, mert(er)er, merteler, martelare, marteler und noch im (nam. ältern) Nhd.: Marterer. 1, 166b; 5, 214a; 6, 232b; 477b; Des Teusels Marterern (wie man spricht) wird die Hölle viel saurer zu verdienen denn der Himmel den rechten Heiligen. 8, 178b u. o., jetzt öfter mit Uml.: Märterer. B. 56a u. o.; [Unwissenheit] schliff das Märtrerschwert. 187; An Eifer gab er keinem Märtrer nach. 20, 147 etc., und als fem.: Der Jungfrau- Märtrerin. 11, 233, und (s. Abenteurer, Anm. u. † Er) Märterin. vgl. vrkl.: Ihr liebes Söhnlein . ., daß es ein heiligs „merterlein“ worden ist. Pr. 35 (s. 2, 621: Die Marter, das Märterlein, die Martersäule = Krucifix, aufgerichtetes Kreuz etc.); ferner für Märtyrer auch: Märtler. B. 35a; 56a; 139a; 187b etc. (scherzh. auch: ein abgelöschter Kohlenbrand, der in den neuen Meiler kommt), und ohne Uml.: Martler. 158; 294 etc., und selbst noch: Nicht mag ich mich zu einem außerordentlichen Marteler [Dulder für die Wahrheit] stempeln lassen. Ber. XII, vgl.: marteln = martern. 390; 411 etc.; Der Zwang war [durch das Pudern etc.] verdoppelt, der eigene Kopf mußte täglich stundenlang „gemartelt“ und den ganzen Tag peinlich geschont werden. Ästh. 2, 286 etc., plattd. maddeln: quälen, übel handhaben. 3, 108 (vgl. makeln 1 und malkern, s. melken 2c wie auch matten 1b).
Zsstzg. vgl. die von Folter, Qual, Pein, Schmerz etc., z. B.: Ungewißheit ist mir Höllen-M. FLSchröder Beitr. 1, 3, 108; Newton hat hier mit Kreuzes-M. und Gewalt die Natur zu beseitigen gesucht. G. 39, 337; Ohren-M. JKinkel Ib. 1, 353; Den Betrognen, die der heil’gen Liebe | nicht um ihretwillen nur sich weihn, | haucht sie rächend ungestüme Triebe | zur verdienten Seelen-M. ein. B. 96b; Die Folgen dieser Selbst-M–n. Kompert Pfl. 2, 197.
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