mangeln
I. Mángeln, intr. (haben) und zuw. (s. 2d; 3) tr.:
1) Etwas, ein Gegenstand mangelt, fehlt (s. d. 6), ist nicht da, mangelt mir, fehlt mir, nam. insofern ich seiner bedarf, er zu meinem Zweck erforderlich ist, — so auch mit einer Nüance: Es mangelt (mir) an Etwas, auch = ich habe dessen nicht genug, und st. ,,an“ auch mit partitivem Genit., z. B.: Es mangelt ihm — ein Freund, — an einem Freunde, — an Freunden; an Fleiß, Ausdauer, Kraft, gutem Willen, Geld etc.; Es mangelt ihm noch Viel zur Vollendung, — zum vollendeten Künstler; Was dir mangelt, findest du bei mir. 19, 20; Der Herr ist mein Hirt, mir wird Nichts m. 23, 1; 28, 27; Dem wird Nahrung nicht m. 31, 11; Dem des Brots mangelt. 12, 9; Daß es an Brot und Wasser m. wird. 4, 17; Ein runder Becher, dem nimmer Getränke mangelt. 7, 8; Das Mehl .. soll nicht verzehret werden und dem Ölkrug soll Nichts m. 1. 17, 14; Laß deinem Haupte Salbe nicht m. 9, 8; Er wird kein Guts m. lassen den Frommen. 84, 12 etc.; Daß ihm der erfoderliche Mangel an Verstand mangle, um eine Hofzeitung gehörig schreiben zu können. 2, 221; Was da ist, frag’ ich bloß; was mangelt, du. 4, 146; Dem mangelt es | an einem Worte der Entschuld’gung nie. 13, 61; Das Gemüth .. strebt, | die goldne Zeit, die ihm von außen mangelt, | in seinem Innern wieder herzustellen. 131; Ein Herz, das sucht, fühlt wohl, daß ihm Etwas mangle; ein Herz, das verloren hat, fühlt, daß es entbehre. 15, 138; Sie ruft Hülfe von da her, wo ein zartes Herz die größte Fülle zu finden hofft, wenn es überall mangelt [wenn über- all Mangel ist]. 272; Noch mangelt, unser Bündnis zu vollenden, | die dritte wichtigste Person. Der Tapferkeit mangelt dir Vieles. Il. etc., und mehr mund- artlich: Viel werde es nicht m., bis [nicht daran fehlen, s. d. 5, daß] er überlüpft sei. Sch. 211; Es mangle Nichts wann [als] kaufen, 243, — wann anrichten, 307, es sei weiter Nichts mehr nöthig; Es mangle nicht so Viele. G. 332, und refl.: Nachzulaufen mangle es sich nicht [sei nicht nöthig]. 201; Deß mangelt es sich nicht [daran fehlt’s, hapert’s nicht]. Sch. 105 etc. —
2) mit persönl. Subj.:
a) allein: Mangel leiden, Noth haben; Etwas brauchen: Wer gerne in Wollust lebet, wird m. 21, 17; 5; 22, 16; Du sollst .. ihm leihen, nachdem er mangelt [braucht, bedarf]. 5. 15, 8; Wenn ich dann mangle [Etwas brauche], komme ich zu dir. Sch. 152; Ihr und die Euren mangelt [leidet Mangel], sie leben in Saus. Ph. 13, 94; So lang ich hab, sollen Sie nicht m. LeidW. 34 etc. —
b) zuw. mit ,,an“ zur Angabe des Fehlenden: Es müsse nicht aufhören im Hause Joab, der .. an Brot mangele. 2. 3, 29. —
c) häufiger (s. b) mit Genit.: ohne das Genannte sein, es entbehren etc.: Sie m. des Ruhms. 3, 23; Du hast ihn .. der Engel m. lassen. 2, 7; 9; Richt zu dem Himmlischen dein Gemüth, auf daß du des Irdischen . m. lernest. B. 36a; Du mangelst nun bald des selbstgefälligen Ruhmes. 5, 98; Daß ich selbst des Trostes bald | auf immer m. würde. 8, 119; Daß sie der blut’gen, alten Opfer mangelt. 13, 8; M–d des Lichts der Sonne zugleich und der heiligen Weihung. Verm. 2, 10; Es kann ja nicht ein jeglicher Pfarrherr eines Weibes m. 1, 304a; Daß der Unterricht gleichsam noch in der Luft schwebe und eigentlich aller wahren Kunst mangle. 4, 321; Der sanftesten Freuden zu m. Gd. 282; Diese tragen beständig im Jahr, nie m–d des Obstes. Od. 7, 117; 16, 479; Nicht mangelt ihr Herz des gemeinsamen Mahles. Il. 1, 468; 23, 56; Fern von der Heimath | sank er und mangelte meiner, des Fluchs Abwehrer zu werden. 18, 100; Die als Gerechte mangelten selbst des lieben Brots. Ar. 3, 312 etc., s. er-m. —
d) st. des Genit. (c) zuw. mit Obj. oder tr., nam. schwzr.: So aber Jemand unter euch Weisheit mangelt [es ihm daran fehlt]. 1, 5; Sie mangle [brauche] baares Geld. Sch. 104; G. 106; 175; 287; Ich mangelte Das so übel [entbehrte es sehr, brauchte es nothwendig], ich gespür’s wohl, wie nöthig ich es hatte. 203; 52 etc.; Wenn er gemangelt [vermisst] wird. 3, 65; Eilte .. zurück, ohne den Schlafkameraden zu m. 102 etc.; Wenn er seine Kinder Brot m. sah [sah, daß ihnen Brot mangelte]. 1, 3 etc.
Zsstzg. vgl. mängeln, z. B.: Ab-: mangeln, abgehn (Kanzleispr.): Die noch a–den Erörterungen. Wiener Kongreßakt. 1, 103. —
Ent-: (schwzr.) entbehren: Wenn man etwa ein Roß e. kann. Gotthelf G. 240; Sch. 175 etc. — Er-:
1) [1] Etwas ermangelt (Einem), z. B.: Daß keine Vollkommenheit zum Ruin des Ganzen übertrieben werde und doch auch keine ermangle. 4, 12; Bei e–der Besonnenheit. 7, 18; Speis’ und Trank e. 4, 270; Wo Nichts ermangelt, Nichts gefehlt. 6, 6; [Dies] wagten wir nicht zu schildern, aus Furcht, hier möchte uns die jugendliche Gluth e. 18, 253; Ein Trauerspiel des Alfieri. Da die Vertrauten völlig e. 19, 14; Eines solchen Vortheils .. ermangelt [2] die unsrige [die Hand des in einer kleinen Stadt lebenden Künstlers] so gut wie gänzlich. .. Hierdurch aber hat auch dieses Blatt ein gewisses Leben, eine gewisse Anmuth gewonnen, welche gar oft einer ausschließlich angewandten Technik [Dativ] zu e. pflegt. 31, 371; Wozu ihr denn auch wohl Ernst, Mittel und Gelegenheit oft e. mögen. ebd.; Daß in der Vorstellung, die das höchste Wesen von ihnen hat, nicht eine einzige ermangle. SW. 1, 171; Nie ermangelt ihrem Herzen | süßer inniger Genuß. Rh. 1, 158; Nimmer ermangelt der Herr Denen, die etc. Dicht. 1, 135; Wo die Fingerzeige . . e. 10, 305; Bei e–dem Solde mißvergnügt. 1, 283; Sich mit einer Verworfenheit brüsten, zu der ihnen doch der Muth ermangle. N. 3, 11 etc. Auch:
a) Es ermangelt (Einem) an Etwas, z. B.: Neue Mittel auszuforschen, weil es an den herrkömmlichen durchaus ermangelt. 19, 29; Ließ man sich’s an keinem Genuß e. 22, 13; Dort mangelt’s an den Worten, | .. hier ermangelt’s an den Dingen. 3, 151; Einen Staat, dem es an Kredit nicht ermangelt. Ph. 2, 321; Der es nie an Treue gegen den König hatte e. lassen. 835a; Leg. 2, 213 etc. —
b) seltner mit partit. Genit.: Es ermangelt uns des Brots etc. —
c) dazu: Die Ermangelung eines Chesterfield’s [daß mir ein Ch. mangelt] ist für mich ein Unglück. 13, 67; Wodurch .. bei Ermangelung nöthiger Vorsicht bald Mangel entstand. 1, 471 etc. —
2) [2] Ich ermangle:
a) mit Genit. [2c]: Skandinavien scheint ihrer zu e. Gsch. 228; Indem er derjenigen Seelenkraft, die Ahndung eines Höhern heißt, gänzlich ermangelte. 8, 15; Die Früchte seiner Leidenschaft zu entbehren und der Achtung seiner Familie zu e. 18, 71; 20, 13; 31, 14; So haben wir, um eines durchgehenden Fadens nicht zu e., allgemeine Betrachtungen eingeschaltet. 39, 5 etc.; Wo tausend zarte Keime, e–d Raums, ersticken. BE. 454; Um Vieles ermangelten Alle der Stärke. Od. 21, 185; Sh. 3, 214; 6, 60 u. o. —
b) verneint mit Jnfin. und „zu“, vgl. verfehlen 4: Dieser Umstand ermangelte nicht, das schwache Gehirn .. vollends in Verwirrung zu setzen. 1, 97; Agathon ermangelte nicht, ihr .. Gelegenheit dazu zu geben. 4, 238; 6, 302; Er hatte nicht ermangelt, ihr Alles zu hinterbringen. 8, 279; Er ermangelte nicht, Seine Hoheit .. zu unterhalten. 283; Ich will nicht e. dir zu melden u. o. als verstärkende Umschreibung des Zeitw. In der Kanzleispr. auch: Werden auch Solchem nachzuleben ohn-e.
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