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Manch
Mánch, pron. adj.:
einzeln, doch nicht nur ein oder wenige mal, sondern in öftrer Wiederholung sich findend. 1) M. bez. somit eine größre Zahl als „einige“ oder „wenige“,dagegen eine geringre als das nicht auf Einzelnes gehnde, sondern Massenhaftigk. ausdrückende „viel“ (s. 7), z. B.: Einige wenige Gedichte der Sammlung sind gut, m–e mittelmäßig, viele oder die meisten schlecht etc. Zuw. verstärkt durch Wiederholung: Kräftig reizt ihn m. und m–es Bild. G. 2, 159, und ähnlich: Viel und Manchmal (s. 3). Prutz Woch. 89 etc. 2) der Bed. gemäß, insofern m. eine mehrfache Zahl und zugleich die Vereinzelung des wiederholt Vorkommenden bez., findet es sich verbunden mit Mz. und Ez., z. B.: M. (s. b) bunte Blumen sind an dem Strand, | mein Mutter hat m. gülden Gewand. G. 1, 146; So m–e (s. 8) Stadt, so m–e Götter hast du, Juda, und so m–e Gassen zu Jerusalem sind, so m–en Schandenaltar habt ihr aufgerichtet. Jer. 11, 13, vgl.: So viel deiner Städte, waren deiner Götter, Jehuda, und so viel Straßen in Jeruschalajim, so viel habt ihr Altäre gemacht etc. Zunz ebd., s. das Folg. 3) M. mit unmittelbar folgendem Hw. oder ohne solches, substantivisch, wird wie artikellose Ew. überh. abgewandelt, vgl.: Guter Wein, gute Milch, gutes Wasser etc.; M–er Mann, m–e Frau, m–es Kind (s. u.) weiß das Nicht; M–em Mann, m–er Frau, m–em Kind begegnet so Etwas; Auch m–en Mann, auch m–en Held | .. gebar das Schwabenland. Sch. 12a; M–e Leute; Eine Eigenheit m–er Leute; Bei m–en Leuten etc. und subst.: M–em wehret seine Armuth, daß etc. .. M–er thut lieber das Ärgste etc. Sir. 20, 23 ff.; M–e [Dame], die sich schminkt; Wie M–e, deren Gräber sprechen, | erlangten Kronen durch Verbrechen! Platen 6, 34; Er hat M–es gesehn und gehört; [Welcher] M–em auch M–es gewährt. V. Th. 14, 63; Belehrt er dich von M–em, das du besser | .. fühltest. G. 13, 182, vgl. 5 u. s. Das 5 und Etwas, Anm. etc. Bes. zu beachten ist hier:
a) dieschwankende Form des Genit. in der männl. und sächl. Ez., vgl.: Gutes und: guten Muths sein; Heutiges Tags. G. 33, 43; Feines Silbers genug und rothen Goldes. 5, 180 etc., wo bei Ew. jetzt im Allgem. die schwache Form auf „en“ durchgedrungen ist, während die starke durchgängig nam. V. gebraucht; dagegen bei Fw. allgem.: Dieses, jenes Mannes etc., z. B.: M–er Fabriken befliß man sich da und manches Gewerbes. G. 5, 5; Nicht jede Absicht ist offenbar und manch es Mannes Absicht ist zu mißdeuten. 9, 212 etc., heute fast häufiger: Manchen Schweizers Übertreibungen. Kohl A. 2, 264. etc. vgl. nam.: Wir fanden genug solches Hagels, den etc. G. 29, 7 etc.
b) ferner im sächl. Nomin. u. Accus. der Fortfall des „es“ (vgl.: Ein borstenumstarrt Schwein; Lieb Kind! etc.), z. B.: M. Jährlein hab’ ich gesungen. Uhland 403; Da wallte m. Panier, m. Herze schwoll. ebd. etc. Ungew. aber masc.: M. Hofschranz. B. 26a etc., s. 6. 4) tritt zw. m. und das folgende Hw. noch ein Ew., so kann m. flektiert werden oder flexionslos bleiben und das folgende Ew. hat nach allgem. heutigen Gebrauch schwache Form, wo die starke in der Flexion von m. hervortritt; wo diese nicht ist, starke, also z. B.: M. starker Mann u.: mancher starke Mann; M. liebes Kind und: manches lieb e Kind; Mit m. tapfrem Mann und: Mit manchem tapfern Mann; M. oder m–en tapfern Mann; M. tapfre Männer und: manch e tapfern Männer (s. u.); Er gedachte m. tapfrer Männer und: mancher tapfern Männer; M. bunte Blumen. G. 1, 146; Er gedachte mit Lust m. friedlicher, in sich begnügter Tage. Lewald Ferd. 3, 154; Es ist von manchem hohen Stamme | die Wurzel faul. Platen 6, 34; Von Roland sang er und manch em frommen Held. Uhland 403 etc. und ohne Hw. mit subst. Ew.: M.Tapfrerund: mancher Tapfre; Vor Agamemnon lebten manche Braven. G. 33, 150 etc. Abweichungen finden sich hier freilich, z. B.: oft bei Möser: Wie mancher christlicher Bauer . . ., wie mancher freier Mann würde etc. 1, 167; Wie mancher ehrlicher Kerl ist darüber nicht an eine schlechte Frau gefesselt worden? 2, 121; M–er saurer Wind. Olearius Reis. 38b; M–er zu strenger Ordensmann. Bode Empf. 3, 15; Wie m–er braver Kerl. Klinger Seid. 46 etc.; So mancher Weiser [weise Mann]. Göckingk 1, 158; Mancher Armer. Oehlenschläger Gd. 164; In so manchem verdrießlichem Buche. Tieck A. 1, 10, welche Bsp. dem heutigen Gebrauch entschieden widerstreben; schwankender ist er im Nom. und Accus. der Mz., wo sich, wie bei ,,viel“ (s. d.) neben: M. (oder viel) tapfre Männer und: Manche (oder viele) tapfern Männer, fast häufiger: Manche (oder viele) tapfre Männer findet und substant.: Manche (oder viele) Tapfre. Für konsequente Durchführung der oben aufgestellten Regel, auch hier dürften vielleicht Bsp. sprechen, wie: M–e Schöne (Ez.) und: M–e Schönen (Mz.); Ich schließe nicht, wie m–e Spröden schließen. W. 12, 293 u. ferner: (s. Dies 5): Manche tapfern Männer haben hier gelebt und: Manche, tapfre Männer freilich, doch nicht unüberwindlich, haben hier abstehn müssen = Manche, die tapfre Männer waren etc., doch vgl. Anm. zu III. Einig. und 5. 5) zuw. kann vor m. (wie vor viel) der best. Artikel oder ein hinzeigendes Fw. treten, zumal in Mz. oder sonst vor subst. Ew. sächl. Geschlechts. Dann hat m. und die folgenden Ew. natürlich schwache Flerion, z. B.: „Ich kenne m–en tapfern Mann, der etc. oder: m–e tapfre (s. 4) Männer, die etc.; Die (oder diese) manchen tapfern Männer, die du kennst; Das m–e Gute, das (s. 3) du von ihm erzählst, wird von manchem Bösen, das ich von ihm gehört, überwogen; Die m–en Verbesserungen, die er ihm anzudrehen beliebt hat. H. 4, 21; „Gar M–e sind’s, die’s thaten“. . . . Die M–en hätten nicht gewagt den Frevel, | wenn etc. V. Sh. 2, 172. Daraus erklärt sich viell. (s. 4) die starke Form der Mz. o. Artikel: Manche tapfr e Männer. 6) mundartl. und nur vereinzelt in der Schriftspr. findet sich auch der unbest. Artikel vor stark flektiertem m., s. Ein II 2b: Daß ein Mancher unschuldigerweise angegeben worden. Berlichingen 219; SClara EfA. 1, 300; Kretzschmer V. 1, 3; Kurz Sonn. 12; Ein manches Jahr. Schwab 380 etc. Allgem. üblich dagegen ist ein nach dem dann immer unflektierten m., z. B.: M. ein Mann, m. eine Frau, m. ein Kind; Das Schicksal | m. eines braven Manns hängt davon ab; Wie m. einer guten Mutter bebt das Herz bei dem Gedanken etc.! und ohne Hw. (zuw. m. Flerion): Manch (oder Mancher) Einer sagt so Etwas leicht hin; Manch(e) Eine hätte ihn nicht so leichten Kaufs fahren lassen etc. 7) vor best. Zahlw. steht m. nur, insofern dieselben mit dem nachfolgenden Hw. gleichsam zu einer Einheit zusammengefasst werden, vgl.: Schon m–en Monat und: Schon m–e 4 Wochen. Zelter 4, 237; M–e halbe Stunde; M–es Viergroschenstück und: M–e vier Groschen; M–e zehn Skudi werth. G. 28, 224 u. ö., und so nam. bei runden Zahlen: M–e hundert, m–e tausend Thaler, vgl.: M–e Million, und z. B.: Wie die See .. so m–en Mast verschlinget, | so mannig [s. Anm.] tausend Mann um Leib und Leben bringet. Rachel 4, 338 etc. Dagegen nur mund- artl.: Wie manche viele Anzüge sie mit sich nehmen solle. Gotthelf U. 254. 8) Verstärkung und Hervorhebung durch: gar, so, wie etc., z. B.: Du hast gar Manchen fälschlich in Verdacht. G. 13, 182; So (od. wie) mancher biedre Mann lebt, wird verkannt! etc., auch vergleichend: So m–e Stadt, so m–e Götter hast du etc. (s. 2). 9) abhängig. Präpos. oder partitiver Genit.: Manche(r) von oder unter den Gefangnen; Manche der Gefangnen oder vorangestellt. Der Gefangnen m–e, so nam.: Es waren ihrer oder deren M–e, vgl.: Dorthin beschieden sie die Fürsten | und ihrer Völker m–en Mann. Schwab 468 etc. 10) Wechsel mit ,,man“ (s. d. 2h).
Anm. Goth. manags, ahd. manac, manc, manch, mhd. manec, manich, manch, s. rss. nnor0 (viel) etc. und vgl. das von Mann stammende männiglich. Vereinzelt und dichterisch noch: Durch mannigen Sieg. G. 1, 156 (doch vgl. auch: Manniglich s. d. 1 siegen etc.); So mannig tausend Mann. Rachel 4, 338; Mannich Mägdlein. Stilling 1, 35 etc. (plattd. Männig), wie noch allgem.: Mannig-fach, -falt, -fältig etc., selten: Manchfach. Kohl Südr. 2, 26; 94 etc.; Manchfeltig. Eph. 3, 10; Weish. 7, 22; Eph. 3, 10; Jak. 3, 2; Manchfeltiglich. Luther 5, 235b etc. Vralt.: Meng mal. Zwingli 2, 2; Mancker. Rollenhagen Fr. 646, s. Menge.