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Gemälde
Gemǟlde, n.. –s; uv.; Gemäldchen, lein; -:
ein gemaltes Bild:
1) eig. ein mit Farben auf einer Fläche dargestelltes Bild, s. malen und als finnvrwdt.: Malerei; vralt.: Malwerk (z. B. Günther 1089; Hammer RH. 357 etc.), Schilderei etc., und als Ggstz. z. B.: Zeichnung, Skizze etc.; Eins der schönsten G. in der Dresdner Gallerie; Die Handzeichnung ist neben dem G. aufgehängt; Ein G. in Öl, in oder mit Wasserfarben etc., im Kleinen, in Miniatur, auf Elfenbein, auf Leinwand etc.; Ein G. mit kostbarem Rahmen; Ein altes G. restaurieren; Ein G. Rafael’s, subjekt. Genit.; Ein G. dieser Zusammenkunft, objekt. Genit. = ein diese Zusammenkunft darstellendes G. (s. 2); Drei ganz kleine Gemäldchen. Heinse A. 2, 202; Das ebenso leicht erworbene als leichtfertige Gemäldchen. W. 23, 213 etc. Auch mit der prägn. Bed. des wirklichen Kunstwerks: Je weniger ihm Schranken gesetzt werden, das Bildnis [Porträt] zum G. zu erheben. WHumboldt 3, 324 etc.
2) (s. 1) übrtr. auf Alles, was Einem einen Ggstd lebhaft und sinnlich anschaulich wie in einem G. (1) entgegentreten lässt, nam. von einer solchen Darstellung, Schilderung (s. d.) in Worten etc.: Es ist das widerliche G. einer schwachen Raupe [objekt. Genit.], die sich gegen die tückische Nadel bäumt. Börne 1, 210; Freilich wird da an die Stelle des G–s ein nur flüchtiger unvollendeter Schattenriß, ein Entwurf der äußersten Linien treten; aber zu dem vollen redenden und beseelten G. fehlen die Farben. Engel 4, 8; Nie herabfallend bis zum Porträt bleibt die Charakteristik in der Sphäre des idealisirten G–s. Fichte 7, 14; Ausarbeitung des G–s aller Schicksale der Staaten. JvMüller 5, 219; Das G. des Ganges der Literatur. 6, 382; Daß ich dieses G. so wenig nur allein Räubern vorhalte, als die Satire des Spaniers nur allein Ritter geißelt. Sch. 102a; Graut dir vor diesem Karl? Ekelt dir schon vor dem matten G.? Geh, gaff ihn selbst an! 111b; Von dem einzelnen Roß erweitert sich jetzt das G. [die Beschreibung der Viehseuche] über das ganze Geschlecht. V. Georg. 227; Welch ein G. macht dies einzige Wort! W. 6, 62 etc. Auch: Man nennt in der Musik diejenigen Stellen einer Melodie, dadurch man Töne und Bewegungen aus der leblosen Natur genau nachzuahmen sucht, G. oder Malereien. Sulzer 2, 57 etc.
3) zuw.: etwas nur Gemaltes, dem das körperliche Sein, das Wesenhafte fehlt, Schemen etc., s. Bild 2e und malen 3m: Schlafende und Todte sind Nichts als G. .. Kinderaugen nur fürchten sich vor dem gemalten Teufel. B. 295a; Sch. 564a etc., vgl. andrerseits G. im Ggstz. zum Rahmen der wirkliche, wesenhafte Inhalt von Etwas: Am Ende sind’s [die Namen der Geschichte] ja auch nur Rahmen | und Schalen; das Gemäld, der Kern | macht Alles aus. W. 12, 3 etc.
Anm. Ahd. gimâlidi, mhd. gemalde von malen (s. I Mal, Anm.). Die Form ohne End-e bei W. (s. 3) und Sulzer 2, 344 ff. etc., ferner vralt. vgl. Begier(de), Zier(de), Gebäu(de) etc. auch: Gemäl, z. B. Fischart B. 39a; 49a; 191b; 203a; Luther 1, 156a [,gemelde“ 6, 9b]; SW. 60, 235; Mühlpforth 2, 26; Stumpf 360a; In den Gemälen. Zinkgräf 2, 81 etc.
Zsstzg. vielfach z. B. nach der Art und Weise, wie die Farben hergestellt werden, s. Malerei; ferner nach der Art des dargestellten Ggstds, s. im eig. Sinn [1] die häufigern Zsstzg. von Stück und vgl. übrtr. [2] die von Schilderung, z. B.: Ein historisches Vorzeitsfamilienmord-G. bühnenhaft | dem Publikum vorbeizuführen. Platen 4, 98 etc., wie auch ferner überh. die von Bild und malen, leicht zu verstehn und zu mehren nach den folgenden: Aquaréll-.
Bránd-: Den Beschauern der von den Stabsängern auf unsern Jahrmärkten ausgedeuteten Mord- und B. Stahr (Schwegler 2, 263).
Charákter-: Hier sind nicht Ch., wo ein glänzendes Farbenspiel das Auge blendet und reiche Draperien die falschen Umrisse bedecken, sondern Charakterbildwerke, treu und vollendet der Natur nachgeahmt. Börne 1, 257, s. Sitten-G.
Dōsen-: auf einer Dose, Dosenstück. Famīli-en- [1; 2]: Wahre F., in denen man sogleich zu Hause ist; jeder Zuschauer glaubt einen Vetter, einen Schwager, ein Mühmchen aus seiner eignen Verwandtschaft darin zu erkennen. L. 7, 97; Vergröberte Kopie echter F. Musäus Ph. 1, 88. Frésko-. Gesámmt- [1; 2]: dessen Inhalt eine größre Gesammtheit bildet; einen Überblick über eine Gesammtheit gewährend, s. Total-G. Geschíchts- [1; 2]: historisches Gemälde; geschichtlichen Inhalts. Geséllschafts- [1; 2]: eine Gesellschaft darstellend, nam. eine dazu vereinigte Gruppe von Porträts. Sulzer 2, 348a.
Glās-: Erzeugnis der Glasmalerei.
Hāūpt-: Das H. [hauptsächlichste Gemälde] der ganzen Sammlung. Hírn- [2]: vgl. Hirngespinnst: Solche H., eingewebte Züge der Phantasie. H. Ph. 4, 140.
Karrikatūr-: Schütze HambTh. 36.
Kêhr-: Revers (s. d.), ein Gemälde als Gegenstück und Ggstz. zu einem andern [1; 2]: Überall sind Chr. Weise’s Lieder wie K. gegen die gewöhnlichen Liebeslieder der Zeit, gegen das reifröckische Schäferkostüm. Gervinus Lit. 3, 477.
Klēīn-: Miniatur-G. [1; 2]: Unzahl von K–n und weinerlichen Bagatellen. Tieck DBl. 2, 229.
Kúnst-: Dies fortlaufende reiche Natur- und K. Thümmel 6, 152, der malerische Anblick, den die Fahrt auf dem durch Kunst geschaffnen Kanal gewährt. Lándschafts-.
Lúft-: Ein solches wunderliches L., daß Fata (s. d.) Morgana selbst es nicht seltsamer hätte durcheinanderwirken können. G. 16, 246. Miniatūr- [1; 2]: s. Miniatur und Klein-G.
Mórd-: s. Brand-G.
Mosaīk-: Alles ist mit byzantinischen M–en bedeckt. Stahr It. 2, 100 etc.,
Nāch-: ein Gemälde als Nach- ahmung, Nachbildung eines Ggstds [1; 2]: Daß das Urbild schöner gewesen als mein N. König Canitz Leb. 112. Natūr- [1; 2]: dessen Inhalt die Natur (oder ein Theil der Natur) bildet: In dem geologischen Theile des N–s. Humboldt K. 1, 299; 393 etc., s. Kunst-G.
Nêben-: das neben einem andern sich befindet, z. B. Pendant etc.: Der stille Zauber des N–s. Heine Sal. 1, 96.
Öl-: mit Olfarben gemalt.
Pastéll-: in Pastell gemalt.
Porcellān-: auf Porcellan gemalt.
Rúnd-: Rundbild, nam. ein eine Rundschau darstellendes Gemälde, Panorama.
Schlácht-: Schlachtstück.
Schmélz-: Erzeugnis der Schmelzmalerei.
Sítten-: nam. [2] Sittenschildrung etc.: Die Scene [Bühne] mit lebendigen S–n beschenken. W. 23, 343.
Staffelēī-: auf der Staffelei gemalt, Ggstz. Wand-G. etc. G. 30, 150 etc.
Tōn-: ein Musikstück, insofern es Etwas malt, s. malen 3.
Totāl-: Gesammt-G.: Das T., so sie von dem damaligen Zustande in der Einbildungskraft zurücklässt. W. Att. 2, 1, V.
Vāsen-: auf Vasen befindlich. G. 31, 131; 146. Völker- [2]. H. Ph. 4, 36.
Wáchs-: Erzeugnis der Wachsmalerei.
Wánd-: eine Wand verzierend, nam. Fresko-G. Wásser- (farben)- u. ä. m.