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makeln mäkeln
Mākeln, mäkeln, tr. u. intr. (haben):
1) (ver- alt.) ohne Uml.: beflecken, besudeln (s. Makel): Du meinest, du mackelst allhie [bei der Ketzerverbrennung] deine Hände nicht im christlichen Blute. Luther 1, 376b. So nur noch zuw. im adjekt. Partic., zumal als Ggstz.: Trotzte [an Weiße] den ganz ungemakelten Tauben. V. Ov. 1, 107 = flecken-, makellos; ferner die veraltende Zsstzg.: Bemakeln (vgl. Makel, Anm.: bemailigen etc.): Daß er sein königlichen Stand | bemackeln wollt mit solcher Schand. Ayrer 393a; Wenn mir ein Bube meine Bildsäulen bemakelte. JGMüller Lind. 4, 345; Daß ihre zarte Haut durch das Haarpulver so schlimm bemackelt wird. Simplicissimus 1, 139 etc., auch: durch vieles Anfassen, Hin- und Herzerren etc. niederd. maddeln (s. martern, Anm.) und schles. malkern (s. melken 2c) verderben: Drei ausgeschälter und doch mit bloßer Hand nicht viel bemakelter oder berührter Knoblochzehen. Thurneißer Beschreib. influent. Wirk. aller Erdgewächse (1578) 143. 2) geflissentlich, weil Einem Nichts unbedingt recht ist, nach kleinen Fehlern und Makeln suchen und so aufgefunden kleinlich tadeln, zumeist mit Uml.: Alles mäkeln; An Etwas mäkeln, so z. B.: an der Persönlichkeit. G. 3, 69; an einem Buch. 109; Haben da und dort zu mäkeln, | an dem äußern Rand zu häkeln. 113; Daran mäkeln und häkeln. 307; Ihr Herren wisst an Allem ’was zu mäkeln. 12, 78; Gegenwärtig wollten wir nur freudig thêilnehmen, lebendig nachbilden und bei so großem Genuß an dem Manne, der ihn uns gab, nicht forschen und mäkeln; vielmehr that es uns wohl, ihn unbedingt zu verehren. 22, 57; Wenn schon die Kritik daran immerfort bedingt und mäkelt. 33, 190; Der Wiener glaubt Alles in höchster Vollkommenheit zu besitzen und dadurch wird er z. B. auf Reisen nergelnd, mäkelnd. Gutzkow 3, 287; An einander zu mäkeln und zu reiben. Königsl. 107; Daß sie immer mäkelnd über Vergangnes im Genusse mißtrauisch sind. R. 6, 25; Nur muß der Eine nicht den Andern mäkeln, | nur muß der Knorr den Knubben hübsch vertragen. L. Nath. 2, 5; Das ewige Mäckeln, Bohren, Nergeln. LSchückingk (Monatbl. 1, 267a); An unserm Ariost oder Dante noch mäkeln, diese Stelle so, jene anders wünschen. Tieck A. 1, 271 etc. Seltner ohne Uml.: So find’ ich ’was zumakeln an dem Bett. V. Sh. 3, 412; Wie hätte ich ein Recht, an Ihrer Handlungsweise zu makeln? Waldau N, 130 und (vgl. die Zusammenstellung: kauen und käuen. Rückert Mak. 1, 71): Wir makeln und mä- keln an ihrem Wesen und an ihrer Form umher. Goltz 3, 393 etc.
a) nam. oft: Beim Kauf mäkeln, an der Waare, am Preise etc., um Etwas billiger zu erhalten und so sinnvrwdt und oft zusammengestellt mit „markten“ (eig. und übrtr.): Um einen Preis mäkeln. Benedir 2, 197; Ihre Tugenden lassen sich nicht von ihren Fehlern trennen .. und man muß sie gelten lassen ohne Mäkeln und Markten. G. 4, 277; Man solle mit Dem, was sie .. geleistet, wenn es Einem auch nicht durchgängig behage, zufrieden sein und nicht immer daran mäkeln und markten. 20, 133; An dem hohen Sinne markten und mäkeln. 21, 125; Kauf ist Kauf; hinterdrein mäkeln zeigt keinen rechten Mann. Grabbe Hann. 112 etc. 3) bei kaufmännischen Geschäften den Umsatz vermitteln, der Zwischen- oder Unterhändler, der Unterkäufler, Vermittler sein, als solcher Geld verdienen etc., s. 4b und vgl. dremmeln, unterkaufen, auch übrtr.: Da [bei dem Liebeshandel] hat sich ’was makeln [als Vermittlerin kuppelnd, verdienen] lassen! Da hat sich ’was fischen lassen! Sch. 192b; Man sagt, ein schlauer Schelm braucht keinen Mäkler [s. 4], | doch mäkl’ ich Suffolk und dem Kardinal. Schlegel Sh. 8, 23, ich bin ihr vermittelnder Helfer; Die Kron’ aus mäkelnder Verpfändung lösen. Rich. II. 2, 2, die Krone, die wie ein feiles Gut verschachert und verpfändet wird etc.; auch mit Angabe des Erfolgs: Er hat sich reich gemäkelt. Campe; s. Zsstzg., nam. ver-m. 4) dazu: Mäkler etc.:
a) (s. 2) kleinlicher Tadler: Droysen A. 3, 500; Er wies die Mäkler an seiner Undeutlichkeit zurück. Gervinus Lit. 5, 61; Alle seine Neider und „Mäckler“. H. 11, 378; Diese „Schönheitsmäkler“, die arbitros elegantiorum. 73; Ein süßlicher „Schönheitmäckler“. 382; Nur der Ge- schmacksmäkler mäkelt, dem großen Haufen aber behagt viel Neuheit und viel Aufwand. Schütze HambTh. 686; 698; Die krittelnden Wortmäkler. Jahn V. 375 etc.
b) (s. 3) ein kaufmännischer Zwischen- oder Unterhändler (im Kohlenhandel Redemeister); Einer, der Geschäfte, nam. den Abschluß von Geschäften zwischen Käufern und Verkäufern vermittelt, so z. B.: Vereidete Makler [Sensalen], Ggstz. Pfuschmakler; Das Beiläufer- und Mäklerhandwerk und die Übernahme von allerlei Aufträgen und Besorgungen für unbehülfliche Wohlhabende. G. 20, 207; Wie demüthigt’s mich, daß ich jetzt [bei dem Juwelenkauf] nur den Mäkler [statt des Käufers für die Geliebte] machen kann. 10, 45; Eine eigene Gattung von Geschäftsleuten stößt uns in Hamburg sogleich auf, es sind die Mäkler . ., die vereideten, unvereideten und Winkelmäkler. . . Man hat für jede Art der Geschäfte besondere Mäkler, z. B. Schiffsmäkler, die mit dem Befrachten der Schiffe sich beschäftigen und alles darauf Bezügliche bewerkstelligen, ferner Zuckermäkler, Ta- backs mäkler,Wein- und Kolonialwaarenmäkler, Papiermäkler, Häusermäkler, die Häuserkäufe abschließen und Wohnungen jeder Art besorgen, Wechsel-, Fonds- und Speciesmäkler, die ausschließlich mit dem Gelde zu thun haben. .. Es giebt auch Raritäten- und Kunst- mäkler, die z. B. aus Ostindien angekommene Pagoden, Kiosks u. dgl. verkaufen etc. Grube 3, 172; Man sagt, du seiest ein so fürtrefflicher Mackler, kein Weibsbild könne deiner Kunst widerstehen. LPHahn Hohn. 109 (s. u. W.: Mädchen- M.); Rothschild .., wie das kleinste Maklerchen. Heine Reis. 3, 325; Essoll Ammenmäkler dort geben. Monatbl. 1, 438b; Die Weisheit wäre also eine wahrhafte Mäklerin. Sch. 700b; Der Satan mag seine Leute kennen, daß er dich zu seinem Mäkler gemacht hat. 118b; Ein schlechter Streich | von diesem Illo. Dies Geschlecht von Maklern etc. [,,Mäklern.“ Wallenst. 1, 221] 357a; Richard nur lebt, der Hölle schwarzer Spürer, | als Mäkler aufbewahrt, der Seelen kauft | und hin sie sendet. Schlegel Rich. III. 4, 4; Der Mäkler, der die Treu zur Makel macht, | der Alltags-Meineid etc. Joh. 2, 2; Seines Zeichens | ein Mäkler [Trödler]. W. HB. 1, 142, vgl.: Der ihnen Trödel verkauft. 143; Das Haus eines Mäd- ch enmäklers [Kupplers]. 71; Der Wechsler . . Das Herz des Geldmäklers. Luc. 3, 374; Ein schelmischer Geldmäkler, der mir falsche Dukaten gegen Münze verwechselt. 1, 180 etc.
c) Mäkler, übrtr. zu b, wie Knecht (s. d. 3), auch auf Sachen, insofern sie Dienst leisten, stützen etc., nam. (s. Mönch 3a): Bauk.: Pfahl der Wendeltreppe, woran die Tritte befestigt sind; Pfosten in der Spitze des Giebels, auf den der Knopf gesetzt wird. Müller.: der die Windmühle tragende Baum, Hausbaum. Schiff.: ein Stechknie hinten auf dem Deck, worin der Fuß des Flaggenstocks gesteckt wird etc.
d) zu a und b: Die Mäklerei = Mäkelei. Campe; Spate; Mäklerisch, adj.: einem Mäkler (a und b) gemäß; auf sein (b) Gewerbe bezüglich etc.; s auch mäkelig.
Anm. In Bed. 1; 2 s. Makel. In Bed. 3 aber, zunächst niederd., entspricht Mäkler buchstäblich dem hochd. Mächler und gehört somit wohl zur Verkl. von machen (s. d. 3d), insofern dies = Geschäfte machen, oder auch = einen Kauf machen (abschließen), niederd. maken, vgl. niederl.: maecken, unterhandeln und altfries. mekere, Unterhändler und frz. maquereau (Kuppler), s. Diez 681, doch vgl. auch das alte: Der Manger (Menger, Mengeler, Mengling) = Händler, lat. mango, und mangeln, mängeln, mänkeln = einen Handel machen, tauschen, mäkeln, s. Schm. 2, 599 ff.; Stalder 2, 195. Vielleicht hat in 3 die Bed. 2a mit hineingespielt, aber schwerlich ist umgekehrt wie das Brem. Wörterb. 3, 115 annimmt die Bed. 2 aus 3 hervorgegangen.
Zsstzg. z. B.: Áb-: Einem Etwas abmäkeln, es ihm mäkelnd abnehmen, entziehn, z. B. [2a] abmarkten, abdingen: Zwei Groschen vom Preis ab-, herunter- mäkeln etc.
An-: Einem Etwas a., nam. [3] als Vermittler ihn zu dem Kauf bereden, es ihm mäkelnd anschnacken.
Aūs-:
1) das Makelhafte ausstoßen od. ausmerzen, ent-m., vgl. entmängeln: Der mancherlei Unvers’ auszumakeln beginnt. V. H. 2, 93; Nicht einmal ausgemakelt, nur geschwellt durch Zusätze. Antis. 1, 22 etc.
2) [2] mäkelig u. häkelig (od. heikel) auswählen: Was ist das Leben, wenn man den Genuß desselben so ausmäkeln muß? L. 12, 533. Be-:
1) [1].
2) [2] gewöhnl. mit Umlaut: Etwas bemäkeln, daran mäkeln; Jetzt kommt .. jedes Produkt an den Markt der Welt, wird wie ein allgemeiner Besitz behandelt, besprochen, bemäkelt. Gervinus Lit. 3, 497; Sie hungern und dursten und bemäkeln schon die Speise, die Ihnen gespendet wird. Gutzkow Z. 4, 137; Jedes zu bemäkeln und den Satz aufrecht zu erhalten, daß selbst das Ausgezeichnetste in der Welt nicht ohne Widerspruch sein dürfe. Börne 319; Wenn Ihr .. mich nicht immer so bezweifeln und bemäkeln wollt. Immermann M. 3, 39; Das Bemäkeln, Bekritteln etc. Stahr Weim. 77; Steger Biogr. 33; Waldau N. 2, 186 etc.; Die unangenehmsten Bezweifler und Bemäkler. Keller gH. 2, 305. Seltner ohne Uml.: Die arge Welt | wird nicht mehr kikelkakeln | und unser Thun bemakeln. Campe. Durch-: mäkelnd durchstöbern, z.B. von Kritikern: Daß die Säu .nicht .. die Blumenbeet’ uns | wo durchmäkeln mit Schnauz und dickem Rüssel. V. (Wackernagel 2, 904 Z. 23). Er-: durch Mäkeln erwerben, nam. [3]: Wenn ich mir dabei auch Zutrauen gegen die Weiber ermäkeln könnte. G. 17, 238. Hêr- etc.: z. B. Daran herummäkeln [2]. Auerbach Dicht. 2, 26; Herunter-m., s. ab-m. etc. Ver- [3]: Etwas als Mäkler oder auch als Trödler verkaufen, vgl. verschachern, vertrödeln etc.: Der Prediger hat Schiff und Geschirr vermakelt. Musäus Ph. 1, 174; [Bücher] an die Gewürzhändler vermakeln. 4, 113; Mit den schimpflichen Verhandlungen und Vermäkelungen, worin Talleyrand und Maret des Vaterlandes Los und Lose ausschnitten und ausfeilschten. Arndt E. 87 u. ä. m.