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Magd
Māgd, f.; Mägde; Mägd(e)lein etc. (s. 3); Mägde-:
1) nur noch alterthüml. und in gehobner Rede: jugendliche (unverheirathete) Pers. weibl. Geschlechts, zumal von unverletzter Keuschheit, Jungfrau, z. B.: Weil sie noch eine M. ist in ihres Vaters Hause. 4. Mos. 30, 17; 3, 22, 13; Darum lieben dich die Mägde. Hohel. 1, 3; Spr. 9, 5; 30, 17; Eine Jungfrau oder M., die noch in Haaren und im Kranze geht und keine Frau worden ist. Luther SW. 32, 340; 29, 56; In die Lust liegt hier [im Brautbett] begraben | eine Magd mit ihrem Knaben. Logau 568, s. L. 5, 331; Der auserwählten M. [Jungfrau Maria]. Opitz 1, 14 v. 172; Zur Braut mir zu kiesen die holdeste M. Platen 2, 325; Wie kann ich solcher That | mich unterwinden, eine zarte M.? . . . Eine reine Jungfrau | vollbringt jedwedes Herrliche auf Erden etc. Sch. 459a; „Mit Gewalt erwerben kann Niemand die M. [maget].“ ... Nicht mit einer Heerfahrt Das wäre mir wohl leid, | sollt ich damit erzwingen diese herrliche Maid lmeit]. Simrock Nib. 58 ff.; Die schönste Blum’ im Garten, | die spart er seiner M. Uhland 258; So eilt die schöne M., den Ritter zu empfangen. W. 20, 62 mit Anm.: M., Maget, Magad, Maid, Meyd sind versch. Formen eines Wortes, welches in seiner ältesten Bed. eine ungeschwächte Frauenspers., eine Jungfrau im eig. Verstande bedeutete . .. In diesem Sinne wird Maria in einem alten Kirchenliede die reine M. genannt. Im Heldenbuch, Theuerdank u. a. heißen junge Damen vom ersten Rang edle Meyd oder M., ohne daß eben auf die physische Bedingung der Jungfräulichkeit Rücksicht genommen wird. Magdthum bez. daher im alten Deutschen sowohl den jungfräulichen oder ledigen Stand, als was man jetzt in engerer Bed. Jungferschaft nennt. 349; Der ewigen M. Maria. Zwingli 2, 10 etc. Nbnf. (s. o. W.):
a) nur noch selten alterthüml., kirchl. von der Jungfrau Maria: Drauf sitzt die reine Maget | und ihr im Schoß der Sohn. Platen 1, 204.
b) nur mundartl., nam. jüdisch: Wie ich schon eine große „Mad“ war. Kompert Böhm. 95, s. 3 etc. und vgl. (2): War dein Vater nicht Postlakei | und deine Mutter ein Dorfꝛ madei? Rollenhagen Fr. 296.
c) noch häufig bei neuern Dichtern nam. von einer holden Schönen: Da trat ihn an die schönste Maid, | die je ein Graf genoß. .. „O Maid, gehört das Kindlein mein“ etc. B. 85a; Lauschend saß die Maid. Cham. 6, 247; Saß Loki dabei, | die löbliche Maid. 4, 207; Ein braver Bursch, ’ne schöne Maid. Geibel 23; Da schaut’ ich eine schöne Maid. . . Du wunderschöne süße Maid. Heine Lied. 7; Die schöne Maid. 16; Die marmorblasse Maid. 34; Ließ ein die Maid, die als ’ne Maid | ging nimmermehr herfür. Schlegel Sh. 3, 298 (s. 3c: G. 11, 161); Die falsche Maid, ach, weiland, ach, die Meine! Uhland 247; Simrock Nib. 45; 59 (s. o.); Herr Ritter, spricht die Maid. W. 11, 65 etc., seltner in Mz.: Der Sonne Töchter, die blanken Maide. Daumer 1, 231 etc., vgl. in der ältern Sprache auch von vornehmen Dienerinnen (s. 2): Sie bleibt in ihrem Frauenzimmer und sitzend mitten unter ihren „Meidten“ webt und wirkt sie. Schaidenreißer IIIb; Darzu ihm die Hofmaide warm Wasser reicheten. 14a etc. und in Ubersetzungen aus der ältern Sprache z. B.: Sein pflagen weise Frauen und viel schöner Maide. Simrock Gudr. 23; So will ich 500 Frauen geben Kleid und köstliche Gewande 64 Maiden. 36 etc.
d) Vrkl. s. 3.
2) in dem heutigen Sinn: dem männlichen „Knecht“ (s. d.) entsprechend: eine dienende weibliche Pers., die die niedern Arbeiten in der Wirthschaft zu verrichten hat, in ältern Vh. von Sklavinnen und Leib- eigenen, in der heutigen von Pers., die sich zum Dienen vermiethen: Euren Feinden zu Knechten und Mägden verkauft. 5. Mos. 28, 68; Verkauft Jemand seine Tochter zur M. 2, 21, 7; 1, 16, 1; 32, 22; Eine M., wenn sie ihrer Frauen Erbe wird. Spr. 30, 23; Wie die Augen der M. auf die Hände ihrer Frauen sehen. Ps. 123, 2; Jes. 24, 2 etc.; Magst du mir gebieten als eigener M. B. 34a; Wie die wackern Dirnen [vorher „Dienstmädchen“, s. u.] schreiten! | . .. Eine M. im Putz, Das ist nun mein Geschmack. | (Bürgermädchen) . .. Gesellschaft könnten sie die allerbeste haben | und laufen diesen Mägden nach etc. G. 11, 36; Durch Ammen und Mägde in der Ordnung gehalten. 20, 54; Die Mägde sind meist schöne, stark und fein gebildete Mädchen [s. 3]. 26, 59; Er hält sie [die Gattin] als M., die als M. mit dem Bündel hereinkam. 5, 20; Auf den Sessel der Frau pflanze die M. (s. b) sich nicht hin. Xen. 61; Doch seht ihr sie, wie eine niedre M., | die schwersten Pflichten still gehorsam üben. Sch. 449b; Die Schaffnerin .. | brachte den Mägden Befehl. V. Od. 18, 186; Es hellten die Glut um einander | Mägde des leidengeübten Odysseus. 311 etc. Der harte Sinn von M. verschwindet in der Verkl. Mädchen (s. 3c), das deßhalb gern dafür gebraucht wird, wo nicht eben Dienerinnen der allerniedrigsten Art bez. werden oder die Stellung der Dienerinnen als eine niedrige, knechtische hervorgehoben werden soll, s. Dienst-M. etc.; Ein Mädchen für Alles, in kleinern Haushaltungen, wo eben ein Mädchen Alles zu besorgen hat, während in größern z. B. Kam- mermädchen, Stuben-, Küchen-Mädchen (od.-Mägde), Viehmägde (oder -Mädchen) etc. vorkommen; Einem Mädchen pflegt man hier zehn bis zwölf Thaler [Lohn] .. zu geben. L. 12, 465 etc.
a) Zuw. demüthige Bez. des Jch, nam. bibl.: Ich bin Ruth, deine M. Ruth 3, 9; Mein Herr, du wollest deine M. nicht achten wie ein loses Weib. 1. Sam. 1, 16; Herr Zebaoth, wirst du deiner M. Elend ansehen. 11 etc. und veralt. in der Unterschrift von Bittgesuchen etc.
b) übertr.: Die Naturwissenschaft, die bisher nur als M. der Heilkunde betrachtet wurde. Fichte 8, 135; H. 13, 10; Die Elemente selbst sind Mägde des Verstandes. Lohenstein Hyac. 24 etc.
c) als Bez. eines Kunststücks abgerichteter Hunde: Erst macht ich: „Such, verloren!“ | alsdann: die faule M. Michaelis 218 etc.
d) als Pflanzenn. etc.: Die alte M., das vieljährige Wollgras, Eriophorum polystachium, das seines Aussehns wegen einer Greisin verglichen wird, und: Die braune M. oder das braune Mädchen etc., das brünette Röschen, Adonis autumnalis, wegen seines zierlichen Aussehens; Die faule (s. d. 3a) M., Lychnis flos cuculi, ferner = Wachtelkönig und (vgl. Metze 3) veralt. Bez. einer großen Kanone.
3) Statt M. in der (wenigstens in der heutigen gw. Sprache nicht mehr übl.) Bed. 1 gelten die Verkl., dem grammat. Geschlecht nach sämmtl. neutr., doch oft in sinngemäßer Fügung (vgl. Kind, Anm.) häufig mit nachfolg. weibl. Fw., nam. überwiegend bei persönl., während bei den bezügl. fem. und neutr. ziemlich gleich häufig sind:
a) Mägd(e)lein, zumeist in gehobner Rede: Bis er dem liebenden Vater das strahlenäugige Mägdlein | ohne Spend’ entlässt. B. 186b; Des Mädchens (s. c) Klage . .. Das Mägdlein sitzet | an Ufers Grün | . .. Sie seufzet hinaus. Sanders, deutsches Wörterb. II. Sch. 49a; Ein schönes Mägdelein | ... Kriemhilt war sie geheißen. Simrock Nib. 2; Ein Mägdlein mag man schrecken, das sich im Bade schmiegt. Uhland 413; Das Mägdlein, braun von Aug’ und Haar | ... Ich sah und hörte sie allein. Das Mägdelein, | soll mein Herzliebchen sein. V. 3, 144; 118; Jl. 1, 98 etc.
b) Mägdchen, nur ver- einzelt statt der durchgedrungnen Form in c, z. B. Cronegk 1, 79; 94; 2, 229 etc.; L. 3, 358; Nicolai 1, 192; 2, 13 etc.; Ramler Lichtw. 6; Sturz 2, 201; 234 etc.; Chor von „Schäffermägdgen.“ Weise Jak. 8 etc., vgl.: Ein Mägdigen, die etc. Olearius Reis. 85a; Ros. 67b; Die rothen Wangen der schönen jungen Mägdigens (s. c). 39b etc.
c) Mädchen (s. 1b), die in der gew. Sprache heute allgm. übliche Form ohne verkleinernden Sinn: Sie ist von einem Mädchen entbunden; Knaben und Mädchen in der Schule; Kleine, große, junge, alte, hübsche, häßliche Mädchen; Mädchen aus den niedern, aus den höhern Ständen etc.; O schönste Princessin, o wärest du nur | das dürftigste Mädchen. B. 34a; Mein Mädchen [meine Geliebte] ward mir ungetreu. G. 1, 17; Der stumpfe Bursche bläht sich, | das steife Mädchen dreht sich. 18; Ein allerliebstes Mädchen. 25; Liebes Mädchen, bleibe treu! 46; O Mädchen, Mädchen! | wie lieb’ ich dich. 59; Mit Mädchen [„,Mädeln“ 8, 19] sich vertragen, | mit Männern ’rumgeschlagen. 107; Tritt, mit weißem Schleier und Gewand, | sittsam still ein Mädchen in das Zimmer. 189; Nebenher aber ging mit starken Schritten ein Mädchen etc. 5, 14 ff.; Ein wackerer Mann verdient ein begütertes Mädchen [als Frau]. 20; Nicht das treffliche Mädchen als Magd [2], die Fremde, zu dingen, | kam ich zum Brunnen, ich kam, um deine Liebe zu werben. 88 und 83 (s. u.); Er lässt dich ein, | als Mädchen ein, | als Mädchen nicht zurücke. 11, 161 (s. 2c: Schlegel Sh. 3, 298); Mein Mädchen und mein Wein, | die wollen sich entzwein. Hagedorn 3, 29; 91; 94 etc.; Auch das Diminutivum .. Mägdchen (s. b) oder Mädchen kömmt bei unserm Logau in der edeln anakreontischen Bed. vor, welche uns vornehmlich ein neuerer Dichter so angenehm und geläufig gemacht hat. L. 5, 331, vgl. 183; V. Od. 20, 74 etc. Auch prägnant, im Ggstz. zum „Kind“ (s. d. 3 die Stellen G. 6, 90 und L. Nath. 3, 10), das erwachsne Mädchen, vgl.: Jch war Gattin, als ich erst anfing, Mädchen zu werden und wurde mädchenhaft (s. d.), als ich schon eine Tochter hatte. Gutzkow 3, 214 etc., ferner als Prädik. auch adjekt. (ohne Artikel) = „unverheirathet, ledig“ etc., vgl. Jungfrau 2: Henriette hatte eine Freundin, die ebenfalls noch Mädchen war. FHJacobi 5, 12; Gieb mir, .. beständig M. zu sein. V. Ov. 1, 39 etc.; ferner (s. 2 und vergl. Jungfer 2, nam. die Stelle aus W.) von Dienerinnen, insofern ihre Abhängigkeit nicht die einer M. ist oder doch nicht als solche bez. wird: Dingen möchtet ihr mich als Magd für Vater und Mutter, | zu versehen das Haus, das wohl erhalten euch dasteht; | und ihr glaubet an mir ein tüchtiges Mädchen zu finden etc. G. 5, 69; Die Mädchen | werden immer getadelt, die lange beim Brunnen verweilen. 70; Minna von Barnhelm; Franziska, ihr Mädchen. L. 1, 509 etc. So auch in Zsstzg. (s. d.). Bsp. von der Fügung nach dem Sinn mit weibl. Fw. (vergl. minder gew.: Das gute Mädchen wollte seiner Mutter den Abend nicht verderben. Pfeffel Pr. 10, 41 etc.): Erinnere ich mich eines sehr schönen und angenehmen Mädchens, die etc. G. 20, 39; 21, 5; Ein leichtes, veränderliches Mädchen, die etc. Immer- mann M. 4, 111; Mit einem reizenden Mädchen so zu reden, als ob sie etc. FSchlegel Luc. 116; Ein sehr reiches Mädchen, die Herr ihres ganzen Vermögens war. Tieck NKr. 3, 185 etc., auch: Eine der hübschesten jungen Mädchen. Forster R. 1, 271 etc. Die Mz.: Mädchens (vgl. Junge, Anm. und Chen und S), z. B. Geßner 3, 76; 4, 8; 34 etc.; L. 3, 206; 324; 4, 17 etc.; Stilling 1, 130 etc. und im Genit. uv.: Die Gefälligkeit des Mädchen. Wagner Kind. 47; Contesa Freih. (1824) 206 etc. Mundartl. Nbnf.: Vom schwarzbraunen Mädichen. Auerbach D. 1, 11 und Mz.: Das bleibt unter uns Mäderchen. Bettine (Brentano Fr. 1, 236), vgl. b.
d) (s. 1c) Maidlein, selten in der heutigen Schriftspr.: Das Meidlin ist nicht todt, sondern es schläft. Matth. 9, 24 ff.; 14, 11; Mark. 5, 41 ff.; Joel 3, 8; Sachar. 8, 5 etc.; Die so ein Knäblin oder Maidlin gebiert. 3. Mos. 12, 7; Nimm mir das Meidlin zum Weibe. 1, 34, 4; Es spielt ein Graf mit einer Maid. ... Das Maidlein fing an zu weinen etc. Kretzschmer Volksl. 1, 89; Uhland V. 221; Ich weiß mir ein Meidlein gar hübsch und fein. 386; Zinkgräf 2, 53 etc.; schwzr. Meitli. Gotthelf G. 312; Das Stubenmeitli. 50 etc. und Mz.: Meitleni. 54; Mit den Maitlenen. Pestalozzi 4, 70 etc., noch häufiger schwzr.: Das Meitschi. Gotthelf G. 21; 50; 126; 141; 159; 186; 237; 242; 256; 280; 328 etc., Mz.: Meitscheni. 45; Meitschene. 297 etc.; Das Badmeitli . ., das Kindermeitschi. 54 etc.
e) (s. d) Ich führt einen Freund zum Maidel jung. G. 2, 180; 7, 166, Mz.: Die Maidels. ebd.; 184 etc., (auch als Bez. des Blau- und Weißfelchens im ersten Jahr. Nemnich 1212, vgl. Mailing 1 und Knabe 2a), auch: Die allerschönsten Madel [Reim: Adel]. Heine Verm. 1, 132 etc. und häufiger in der Schriftspr. (doch immer dem Volkston sich nähernd): Die abscheulichen Mädel. Alexis H. 1, 2, 213; Ein Pilgermädel. B. 46a; Ein Mädel jung [von einer verheiratheten Frau]. Gleim 3, 198; G. 7, 228; Mit Mädeln [„Mädchen“ 1, 107] sich vertragen. 8, 19; 49; Die Köpfe der Bursche und Mädel. 9, 93; 173; Komme Er meinem Mädel nicht zu nahe. 21, 277; 6, 70 (Gotter); Ein schmuckes Soldatenmädel. Gutzkow Königsl. 51; Hackländer Stillfr. 1, 53; König Kl. 1, 6; Wilkomm Sag. 1, 69 etc. Mz. auch: Mädels. Alexis H. 1, 1, 302; G. 11, 154; Mit den Bürger- mädels. Hackländer Stillfr. 2, 36; Schickt Jungens doch und Mädels ’raus. Sallet (Gude 1, 40); Sch. 104a; 107b; 322b etc.; mit der neuen Verkl.: [So Etwas] kaum einem Mädelchen verziehen. L. 12, 420; Bleichsüchtige Mädelchen. Scherr Nem. 1, 202 etc., vgl.: Da kam mein Pfäfflein und Mädelein traun. G. 7, 167 etc.
Anm. Goth. magaths, ahd. magad, maged, magid, mhd. maget, magit, entsprechend dem männl. goth. magus, Knabe, Sohn (vgl. gälisch mac Sohn, in Eigenn. wie Mac—Pherson, Mac-Donald etc.). Eines Stamms mit dem nur noch alterthüml. Mag (e) = Seitenverwandte, ahd. mhd. mâc, mit goth. mêgs, Eidam, mit (ver)mögen, Macht etc., vgl. die Verwandtschaft zw. „Kind“ (s. d.), als dem Erzeugten, und „kennen“ und „können“ etc. S. auch Dirne Anm. und Wicht.
Zsstzg. sehr zahlreich, vgl. zu denen mit dem unverkl. „Magd“ im Folgenden mit [2] bez. die von Knecht; zu denen mit „Mädchen“ zsgstzten im Folgenden mit [3] bez. die von Frau (s. d., Zsstzg. b) und nam. die von Junge und Jungfer, ferner von Kind. Mit einer Nüance kann in der Zsstzg. von Magd auch Mädchen eintreten, s. [2 u. 3c], außer bei,,Groß- und Junge-M.“ (s. d.), wie umgekehrt statt Mädchen [3c] in verächtl. Bez. des Niedrigen Magd gebraucht werden kann, s. Bauern-M. Leicht zu mehren nach dem Gesagten und den folgenden Bsp. (vgl. Spate): Āūfwarte- [2; 3]: Durch die Dazukunft des Aufwartemädchens unterbrochen. Bode Empf. 4, 7; Das Aufwartemägdchen hält sich über die Jungemagd auf, die Jungemagd über die Kammerjungfer etc. Cronegk 1, 94. Bāde- [2; 3]: Bis ihr zuletzt auch vor der Welt mit Lügen und Lastern Bademägden gleich geachtet werdet. Luther SW. 63, 365; Bader-M. Tischr. 259a; Sollt ich den groben Köpfen allen ihren Muthwillen gestatten, würden zuletzt auch die Bademeid wider mich schreiben. Luther 1, 279a; Das Badmeitli. Gotthelf G. 54. Bāūer(n)- [2; 3]: aus dem Bauernstand oder von bäurischem Wesen etc., s. Dorf-, Land-, und als Ggstz. Bürger-, Stadtmädchen: Meine Mutter hat gesagt: | Nimm dir keine Bauermagd! | Nimm dir Eine aus der Stadt, | die ’ne schlanke Taille hat. Volkslied; Als ein immer fortschreitendes und wachsendes Bauermädchen vorgestellt. G. 32, 129; Die Bauernmeid. HSachs 2, 4, 104d; Baurenmeidlein. 30d etc. —Bétt-[2; 3]: Bettmacherin. Simplic. 2,232. Béttel-[3]. Blítz-[3]: (s. Blitz 2c) bewundernde Bez. eines Mädchens, verwettertes Mädchen, vgl. Wetter-, Pracht-, Kern-, Gold-Mädchen etc.: Freust du dich nicht, Blitzmädchen? Arnim 57; Alexis H. 2, 1, 179 etc.; Das Blitzmädel! L. 1, 416. Blūmen- [3]: Blumenverkäuferin, Sträußer-M. etc. G. 1, 248, auch: ein blumenhaftes Mädchen, vgl. Rosen- und s. Buttermädchen. Būhl- [3]: s. Freuden-M. Bürger- [2]: Bürgerstochter, die dient oder eine bei Bürgersleuten dienende Magd; nam. aber [3c] ein Mäd- 26 chen aus bürgerl. Stande. G. 11, 36; 38; Die Riegelhaube des Bürgermädchen[s]. Waldau N. 1, 59 etc., s. auch [2e]. Bútter- [3]: Mädchen, gw. vom Lande, die Butter zum Verkauf nach der Stadt bringt und feil bietet, ähnlich: Eier-, Gemüse-, Käse-, Kirschen-, Milch- Mädchen:u. ä. m., s. Blumen-M.
Chrísten-: s. Juden-M. Dīēnst- [2; 3]: Eine Dienstmagd oder ein Dienstmädchen miethen; Ein gutes, treues, ehrliches, fleißiges Dienstmädchen etc.; Dienstmeid. Zarncke Br. CXXXa. ⏑— Dórf-: s. Bauer-M. und [1b]. Fabrīk- [3]: Fabrikarbeiterin. Fischer- [3]: Fischerin, Mädchen (sei Dies nun Tochter oder Dienerin) eines Fischers, die ihm bei seinem Gewerbe hilft etc., ähnl.: Gärtner-, Hirtenmädchen etc.: Du schönes Fischermädchen, | treibe den Kahn ans Land. Heine Lied. 186, versch.: Fischmädchen, Fischverkäuferin, s. Butter-M. und Fischweib etc. Fólge- [2; 3]: Dienerin einer vornehmen Herrin (vgl. Gefolge), Zofe, Kammermädchen; auch übertr.: Ihr [der Kunst] dienet hier, wie sich’s geziemt, die Pracht | als F. Alxinger D. 72; Wann war es [das Lob] nicht des Glückes F.? Hagedorn 1, 16. Frēūden- [3]: beschönigender Ausdruck für Hure. Laube Lustsp. 3, 263; Sch. 854b.
Gä́nse-: die Gänse hütend. Gärtner- [3]: s. Fischer-M. Gássen- [3]: sich auf den Gassen umhertreibend, Gassendirne, Straßenmädchen. Gemüse- [3]: s. Butter-M. Góld- [3]: Prachtmädchen etc., s. Blitz-, Perlen-, Zucker-M.: Goldmädchen! . . Kernmädchen, laß dich küssen! Müllner 5, 300; Schlegel Sh. 2, 219 etc. Grās(e)- [2]: eine Magd als Gräserin. Grōß- [2]: Görner Alm. 4, 78; Nur die weiblichen Dienstboten auf dem Lande heißen Mägde, sie theilen sich in Groß-, Mittel-, Kleinmägde (s. d.). Weinhold Schles. 59. Gürtel- [2]: vralt. statt Kammermädchen. Spindler Jud. 1, 49. Hánd- [2]: der Herrin Handreichungen leistend: Vielmehr eine zärtliche H., als eine Nebenbuhlerin. Forster Sak. 96.
Hāūpt-: s. Neben-M. und Groß-M. Hāūs- [2; 3]: im Ggstz. zur Stall-M. und nam. in der Form Hausmädchen = Stubenmädchen, vgl. Schlüssel-M. Hélden- [3]: heldenhaftes, muthiges Mädchen: Dieses Heldenmädchen [die Jungfrau von Orleans]. Sch. 484a. Hérzens- [3]: herzliebes, gutes Mädchen. Hírten- [3]: Hirtin, s. Fischer- M. Hōf- [2]: auf einem Herrenhof dienend; Da ich auf dem Edelhofe diente. .. Ich war dazumal einer von den Hofemädchen gut. Weiße Kom. Op. 3, 38; s. auch [1c]; auch: hofhörige (s. d.) Magd. Jūden- c“ M““r und vgl.: Eine „Lütjemaid“ (Hausmädchen). Schütze Hamb. Th. 154 eine lose Zsstzg., über deren (schwankende) Abwandlung man ,,Hoherpriester, Armersünder“ vgl.: Mit der Jungemagd aus dem Zimmer! Laube DW. 5, 115; Ich muß mit Kovent mich begnügen! | wenn ich vor Tag am Waschtrog steh, | so bleibt die Drolle ruhig liegen. | .. Nein, J. bleib ich nicht mehr. Pfeffel Po. 3, 29; Alle Ladendiener und Jungemägde in Leipzig. W. 33, 373; Zachariä 1, 9 etc., vrsch.: Das junge Mädchen. Als Ggstz. Groß-M., insofern sie stärker und kräftiger sein muß, vgl. bei Spate: Alt-M., obre Dienerin. Hárfen- [3]: Harfenistin; mit der Harfe umherziehend, sie spielend und gw. auch dazu singend, s. Leier-M. Kámmer- [2; 3]: gw. verkl. Kammerjungfer, vgl. Kammer-Zofe, -Kätzchen und Kammer 22, verschieden Stubenmädchen: Das Kammermädchen, die etc. G. 6, 324; Daß der Weg zu den Fräuleins durch die Kammermädchens geht. L. 1, 544 etc., seltner: Ihre Zofe, schlauer | als Juno’s Kammermagd. KlSchmidt etc. Kǟse- [3]: s. Butter-M. und vgl. Käsemade, in der Verkl. Kérn- [3]: s. Gold- M. Kinder- [2; 3]: zur Wartung kleiner Kinder. Kírschen- [3]: s. Butter-M. und vgl. Kirschenmade.
Klēīn-: s. Groß-M.: Klein-und Küchenmägde [in Hamburg]. Schütze Hamb.Th. 103. Knāben- [3]: knabenhaftes Mädchen: Das Knaben-Mädchen [Mignon]. .. Der Scheinknabe. G. 18, 276.— Küch(en)- [2; 3]: Die Küchmagd. 25, 86; 125 etc.; Das Küchenmädchen, Köchin, im Ggstz. zur Stuben-M. etc. Lāden- [3]: den Verkauf im Laden besorgend, Ladenmamsell. Lánd- [2; 3]: ländliches Mädchen (s. Bauernmädchen), Ggstz. Stadtmädchen: Ein Landmädchen, die in ihrer Hütte .. schläft. H. R. 7, 40; V. 3, 125 etc. Lāūf- [2; 3]: zum Auslaufen und Besorgen: Das ist ein Laufmädel, ein Schicketanz, eine Aushelferin bei Prudent’s. Holtei Nobl. 1, 195. Lēīer- [3]: s. Harfen-M.: Alle Leiermädchen von Paris. G. 29, 378; Fanchon oder das Leiermädchen von Kotzebue. Mêêr- [3]: (Mythol.) vgl. Meerfrau, Sirene etc.: Auf deren Wogenwindungen lustige Meermädchen reiten. Stahr (Schwegler 46) 280. Mílch- [2; 3]: Melkerin (vgl. Vieh-M.) und (vgl. Buttermädchen): Eine, die Milch zum Verkauf (nach der Stadt) bringt: Die geringste Milchmagd. W. 27, 326; So verliebt Sie in Ihr Milchmädchen sein mögen. 2, 147; V. 3, 104 etc. Mít- [2; 3]: eine Magd in ihrem Vh. zu den andern Mägden des Hauses etc.: Die Mitmägde, die Bedienten musterten sie. Gutzkow Z. 3, 46. Míttel- [2]: auf großen Landgütern eine Vieh-M. zwischen der Groß-M. (s. d.) und der Klein-M. Nǟh- [3]: Nähterin, auch: Nähter- mädchen, vgl. „Nädermädchen“. Rabner 3, 24. Natūr- [3]: naturwüchsiges, natürliches Mädchen, z. B. G. 22, 400 von Egmont’s Klärchen. Nêben- [2]: Mit-M., nam. die geringre, im Ggstz. zur Haupt-M. Pérlen- [3]: vortreffliches Mädchen, vgl. Goldmädchen. Pfáffen- [2]: Will kein Ehefrau helfen, so helf die Pf. Fischart B. 38a. Pílger- [3]: Pilgerin: Ein Pilgermädel, jung und schön. B. 46a. Rítter- [3]: adliges Mädchen, Ggstz. Bürgermädchen; auch: ritterliches oder Heldenmädchen: Wohl lernt er das Rittermädchen lieben, aber werther bleibt ihm sein Ritter- adel. Börne 1, 125. Rōsen- [3]: s. Blumenmädchen: eine Rosenverkäuferin, auch: ein rosigblühendes Mädchen, auch (in einigen Gegenden) die Königin eines sogen. Rosenfestes. Sāū- [2]: der die Füttrung der Schweine obliegt, dann auch [2; 3] schmutziges, unsaubres Mädchen, s. auch: Schweine-, Sudelmagd. Schǟfer- [3]: s. Fischer-M. und [3b]. Schēlm(en)- [2]: eine Schelmin von einer Magd, und nam. [3]: schelmisches Mädchen, Schelmin, z. B.: Des Schelmenmädchens Flucht. W. HB. 1, 140. Schēūer- [2]: zum Aufscheuern der Stuben etc. Schílder- [2]: in Kattundr.: Mädchen, die „schildern“, d. h. mittels eines Pinsels an Stellen des Musters, wo keine scharfe Begrenzung nöthig, die Farben auftragen. Schlénker- [2]: allzuhäufig den Dienst wechselnd. Schlüssel- [2; 3]: gw. verkl.: Ausgeberin, Schaffnerin, s. Gürtel-M. Schmink- [2; 3]: Schminkmädchen und Zahnputzerinnen. Böttiger Sab. 100. Schmúck- [3]: Jst dir’s aber nicht ein Schmuckmädchen? Weiße Kom. Op. 3, 271, ein Prachtmädchen, vgl.: ein schmuck Mädchen. Schnítter- [3]: Schnitterin, s. Fischermädchen: Grün Sch. 23.
Schwēīne-: Sau-M. Soldāten- [3]: ein Mädchen, die mit Soldaten verkehrt, nam. als Geliebte, s. [3e]. Spíndel- [2]: Jch bin die Frau im Haus und nicht die Sp. Rachel 7, 556, vgl. Spinn-M. Spate und [3]: Vom Spinnermädchen und Webermädchen. G. 33, 340, Spinnerin und Weberin. Spǖl- [2]: zum Abspülen etc. des Küchengeräths etc. Stádt- [3; 2]: Ggstz. Land-, s. Bürgermädchen. Stáll- [2]: Vieh-M. Strāßen- [3]: Gassenmädchen. Strǟūßer- [3]: Sträußerin, Straußbinderin, s. Blumenmädchen: Pausias malte Blumen zum Schmuck seines geliebten Sträußermädchens. G. 31, 187; 29, 428; Böttiger Sab. 194 etc. Stūben- [2]: gw. verkl.: Dienstmädchen, deren Bereich nam. die Stuben sind, im Ggstz. zur Küchen-, Stallmagd etc., versch. vom Kammermädchen und an manchen Orten auch vom Hausmädchen, s. Junge-M.: Ein Stubenmädchen, breslauisch Schleißern genannt. Holtei Jahr. 1, 174; Neugierig wie ein Stubenmädchen. Keller gH. 4, 323; Schöne Naīvetät der Stubenmädchen zu Leipzig! Sch. 96a.
Sūdel-: s. Sau-M. und Sudelköchin. Tēūfels- [3]: verteufeltes Mädchen, s. Blitz-M. Unter- [2]: die unter einer andern im Dienst steht, vgl. Neben-M. Vīēh- [2]: Börne 1, 84 etc. Wāīsen- [3]: elternloses, verwaistes Mädchen. Wásch: [2]: vgl. Spül-, Scheuermagd.
Wêbe-: s. Fischer-M.: Die Webemagd hatte ihm ein buntes Zeug zum Wams dar- aus gemacht. Möser Ph. 1, 223 etc., auch: Webermädchen, s. Spinner-M. Wétter- [3]: Blitzmädchen: Das Wettermädchen das! Ruge Rev. 1, 13; Weiße Kom. Op. 3, 72. Wúnder- [3]: wunderbares Mädchen. Zāūber- [3]: bezauberndes Mädchen. Zúcker- [3]: süßes Mädchen: Ihr süßen Zuckermädchen. Logau (L. 5, 183) u. ä. m.