mächtig
Mä́chtig, a.:
1) mit Komplement:
a) im Genit.: Einer Sache oder Pers. m. sein, Macht oder Herrschaft über sie haben; sie beherrschen; sie in der Macht haben; sie besitzen, so daß man darüber verfügen kann: Einer Sache etc. m. werden, Macht, Herrschaft über sie erlangen, sie in seine Macht bekommen etc., z. B.: Das Weib ist ihres Leibes nicht m., sondern der Mann etc. 1 7, 4; Bis daß du ihrer [der belagerten Stadt] m. wirst. 5. 20, 20; Da er nun des Königreichs m. ward [erlangte]. 2. 14, 5; 13, 5; 41, 2; 11, 12; 19, 16; Der deutschen Büchersprache m. 7, 4; Sein eigner Herr, auf Reisen unabhängig, jeder Abwechselung, jeder Veränderung m. 15, 12; Das Volk Israel hat nie ganz und gar der Philister m. werden können. SW. 35, 296; Viel großer Schätze m. | bist du. Ah. 6; Die Schönheiten der Sprache, der[en] sie .. durch eine 20jährige Übung noch nicht m. geworden sind. 270); Ob der Herr eines schwarzen Sammtbeinkleides m. sei. GschTh. 187; Eteokles, m. [im Besitz] nun des Throns, | verschmäht, herabzusteigen. 236b; Der Schlüssel bin ich m. 429b; Des ersten Unwillens m. [geworden], übergab der König etc. 835; Da ich wach und aller meiner Sinne m. war. Luc. 3, 15; Schöner Großmächtigster, der sein selbst nicht m. ist. 1, 209, vgl. (2a): M. [stark; sehr bewandert] in der Schrift. 18, 24. Zuw. mit dem Genit. zu (dichter.) Zsstzg. verschmelzend: Bülbül, die tonkunst-m–e. 1, 9 etc. —
b) (s. a) zuw. mit abhäng. Satz: im Stande sein, können etc.: M. ist man nicht, daß man aufs Häuschen geht, | so weiß der Nachbar schon etc. Gd. (1728) 94 etc.; Daß er m. sei zu ermahnen durch die heilsame Lehre und zu strafen die Widersprecher. 1, 9; So schein ich | m., zu eignen den Raum von deinem Leben dem andern? Ov. 2, 19. — 2) absolut mit Fortbild.: M–keit:
a) Macht habend; machtvoll. (v. Herrschenden etc.); viel vermögend etc.: Er ist der Herr, stark und m., der Herr, m. im Streit. 24, 8; Daß Gott allein m. ist [vgl. all-m.]. 62, 12; Groß von Rath und m. von That. 32, 19; M. von Thaten und Worten. 24, 19; M. in Werken und Worten. 7, 22; Daß der Herr euch mit m–er Hand von hinnen hat ausgeführt. 2. 13, 3; M–e Könige. 135, 10; Der Löwe m. unter den Thieren. 30, 30; Errette mich von meinen Hassern, die mir zu m. waren. 2. 22, 18; M–e Völker hat der Herr vertrieben. 23, 9 etc.; Dieser Staat ist m. zu Land, zur See, durch seinen Handel etc.; Allein durch seine Sitte | kann er frei und m. sein. 56b; Lord Lester’s m–en Arm erkenn’ ich drin. 425b; Ein m–er Mann im Staat etc. Oft Substant.: Gott, der Herr, der M–e. 50, 1; Der M–e Jakob’s (132, 2 ff.), in Jsrael 1, 24), in Jakob (1. 49, 24) etc. = Gott; Die M–en im Lande. 2. 24, 15; Helft den Armen von der Hand des M–en. 5, 15 etc.; Schaue .. nach M–en, die befehlen. 4, 43; M–er, der du als Empörer uns verdammst; 6, 13; Ich bin die Schwache, sie die M–e. 414a etc., auch: Wenn das M–e, das uns regiert, | ein großes Opfer heischt. 13, 259 etc. In Titeln durch Zsstzg. verstärkt, z. B.: Allerdurchlauchtigster! Groß-m–ster! 9, 66; Als er | eines hohen Potentaten Titel gelesen: Dem Groß-m–sten etc. gräf 1, 209; Hoch-m–ster! etc., vgl. vralt. M–keit = Majestät. 1295. Statt des Abstr. auf „keit“ gilt meist „Macht“ (s. d.), obgleich Beides noch durch eine Nüance versch. ist, vgl. b: Auch zur Zeit der größten See-M–keit im Mittelalter war Deutschland im Großen und Ganzen dennoch keine Seemacht. 3, 49 etc. —
b) (s. a) eine bedeutende, starke Wirkung hervorbringend oder hervorzubringen im Stande etc. (vgl. c): Wo aber die Sünde m. worden ist, da ist doch die Gnade viel m–er worden. 5, 20; 2. 4, 12; Das Feuer war m. im Wasser. 19, 19; Durch m–es Wort, durch kräft’ge That errege | der tiefgebeugten Herzen eigne Kraft! 13, 346; Worte, die in meiner Brust | halb schon entschlafne Sorgen m. [s. c] regen. 133; Was sucht ihr, m. und gelind, | ihr Himmelstöne mich am Staub? 11, 33; Dunkel m., wunderbar ergriff | im tiefsten Innersten mich ihre Nähe. 502b [mit dunkler, unerklärlicher Macht oder Gewalt]; M–e Eindrücke etc. Dazu: Die ganze M–keit des grandiosen Baus etc. Nat. Z. 8, 26, und veraltend adv.: Die m–lich einreißen. 28, 2; Sie sprachen m–lich. 15, 252 etc. —
c) (s. b) zur Bez. eines hohen Grads der Intensität, der Größe, der Fülle etc. = bedeutend, ungemein, gewaltig; als Ew.: groß; als Adv.: sehr: Sanken unter wie Blei im m–en [tiefen] Wasser. 2. 15, 10 etc.; Die m. große Höhe. 43, 1; Eine m–e Menge Volks. 1. 5, 30; Wandelten nieder, das Feld hin, | durch das m–e [hohe] Korn. 6, 79; Wiewohl ich m. gern auch ungerufen käme. 5, 41a; Hörst du das Hifthorn? Hörst du’s klingen, | m–en Rufes, durch Feld und Hain. 425b; Füllen die Erde mit m–em [b] Schall. 491b; Mein Herz ist m. leicht. Sh. 1, 133; Jetzt wollt ihr mich bereden, | ihr liebtet mich so m. 11, 143; Der sich Großpapa begrüßen | zu hören eben noch nicht m. lüstern war. 12, 5; Wie die Nacht | Dem m. lang dünkt etc. HB. 1, 23; Wir hatten m–en Hunger oder: Uns hungert m.; Es kam ein m. großer oder ein m–er Braten auf den Tisch etc. Als Adv. auch (s. b) veraltend: Deß wundert ihn gar m–lich. 11, 8; Dem Ritter .. schwillt m–lich die Galle. 20, 338 etc. —
d) (s. c) Bergb.: von der Breite eines Gangs und der Dicke eines Flözes: Sodann auch Sandstein; lasst ihn m. ruhn. 6, 25 etc. u. mit Accus. des Maßes: Der 600—1000 Fuß m–e bunte Sandstein. Gsch. 239 etc., ferner: Bei gering m–en Kohlenlagen. 1, 1, 56), und dazu: Eine ungefähr 90“ dicke Kalkschicht, unter der weiche Schiefer von gleicher M–keit liegen. Gsch. 29; Auswürfe von Laven, die an M–keit alle andern überbieten. 106; Seine Gesammt-M–keit beträgt höchstens 500 Fuß. 227 etc.; Hauptflöze von verschiedener M–keit. Das m–ste ist ¾ Ellen. 30, 206 etc., vgl. Lager 6c.
Zsstzg., s. 1a; 2a und d und vgl. die von Macht, z. B.: All-: Allmacht habend, eig. und zunächst von Gott: Ich bin der a–e Gott. 1. Mos. 17, 1; Der A–e. Ruth. 1, 20 etc., vgl. [1a]: Bis ein Strahl | des Alles- m–en herniederfuhr. Gleim 6, 101 etc., dann auch = sehr in hohem Grade mächtig: A–e Liebe, Gefühle, Leidenschaften; Der am Hof a–e [Alles vermögende] Günstling; A–s Mitleid fasst | die bebende Versammlung. Dusch; Ein Band, | das mich an diese Welt a. bindet. Sch. 263a; Ich drück an meine Seele dich, ich fühle | die deinige a. an mir schlagen. 244b etc., auch [2c]: „Warum nimmt er sein Geld nicht?“ Was, Herr? Die ganze a–e Börse? 210a etc. Wo das Bestimmungswort „all“ nicht in seiner ganzen Schärse gefasst wird, ist auch eine Steigrung möglich, vergl. unendlich etc.: Nichts setzt a–er den Grillen Maß und Ziel. Gotter 1, 248, vergl. iron.: Von ewiger Treu und Liebe, | von einzig über-a–em Triebe. G. 11, 132 etc. Im Allgm. ist das Bstw. tonlos, vrsch. von Allmacht, wo es den Ton hat, vgl.: groß-m. (⏑ – ⏑) neben Großmacht (– –), doch kann es — wo ein Ggstz. hervortritt — den Ton bekommen, z.B.: A. ist sie nicht, die obre Macht. G. 13, 316, mächtig ist sie, aber nicht a. — Dazu: Ihr traut mir am Ende gar Allwissenheit und A–keit zu. Laube DW. 5, 175; Wo Gottes A–keit uns verlässt, ist der Teufel an seine Statt a. Luther 8, 39a etc. Vralt. st. Majestät (s. Frisch). —
Eīgen-: Eigenmacht, nam. angemaßte, habend; daraus hervorgehend; nicht bevollmächtigt etc.: Wirkungen eines zwar organischen, aber dennoch e–en [durch sich selbst bestimmten etc.], nach Gesetzen geistiger Verbindung wirkenden Wesens. H. Ph. 3, 261; Sich unwidersprechliche e–e Gewalt nehmen. R. 7, 299; Sich hüten, der Wirklichkeit e. geschaffene Jdeen anzubilden. WHumboldt 1, 25; Die e–e [absolut-monarchische] Regierungsform. Mendelssohn 4, 1, 416; Ob seine rasche Hoffnung e. | sich diesen Schritt erlaubt. Sch. 286a; Du willst e. Hand an dich legen? 207a; Egmont’s Verhaftung, die e. von dem Herzog beschlossen ward. 860b; W. 31, 508 etc. Dazu: Sie hatte demüthig Verzeihung erbeten für die E–keit ihres Handelns. Lewald W. 3, 18 und mit Mz. = e–e Handlung: Seine E–keiten, in meinem Namen begangen, vor einem Kriegsgericht untersuchen zu lassen. König Fam. 1, 298; Sich solche E–keiten erlauben. Mügge NLeb. 1, 82 etc. —
Frühlings-: mit der Macht des Frühlings begabt u. wirkend: In den Winterharm | ist ein Blick mir still und warm, f. eingedrungen. Le- nau (Hungari 1, 27). —
Fünf-: s. zwei-m. — Geríng- [2d]. — Gesámmt- [2d]. — Groß- [2a]: Dein g–er Name. V. H. 2, 330, ferner [2c]: Trotz ihrer dicken goldenen Erbskette und der g–en Brillantuhr. Gutzkow R. 1, 314. —
Hándels-: mächtig durch den Handel, eine Handelsmacht habend oder seiend: Das h–e England. — Hoch- [2a]. —
Lánd-: mächtig zu Lande, vgl. see-m. —
Öhn-:
1) ohne Macht seiend, machtlos, un-m. (s. d.): Besser, ein König sein, der seine Macht beweisen kann .. denn ein solcher „onmechtiger“ Götze. 6, 58; 77, 5; Fluch selber mir, daß ich o. bin, | daß nur ein leiser eitler Laut der Lippe | entbebt. 4, 198; O–e Werkzeuge fremder Kraft. R. 8, 33; O. gegen die Massen, suchen sie an Individuen ihr feiges Müthchen zu kühlen. Reis. 4, 116; Fahr hin, o–er Stolz der edlen Seele. 427a; Die o–sten Drohungen ausstoßen; Die O–keit den Drohungen verspotten etc. Vralt. (vgl. 2): Ich bin elend und „ammechtig“. 88, 16; Was machen die „ammechtigen“ Jüden? 4, 2; Darum ist seine Kraft nicht dabei, sondern sind ledige, bloße, „amechtige“ Buchstaben. 8, 113b; Eine arme „ammechtige“ Lügen. 87a; Sich vor den „amechtigen“ Bauern fürchten. 5, 46b; Das „amechtige“ Wörtlin 53b etc.; Meine betrübte „amechtige“ und trostlose Seele. Pr. 285; „Anmechtigkeit“ unser eigen Kräften. 111 etc. —
2) in Ohnmacht (s. d. 2), in dem todtenähnlichen Zustand der Bewußtlosigkeit (ohne Steigrung): O. werden, liegen, sein; Er .. ward „ammechtig“ und starb. 4, 21; Daß er „amächtig“ ward. SW. 60, 329 etc., auch [1a]: Liegt betrunken, seiner o. [nicht mächtig, nicht bewusst]. 30, 411; Das gleichsam wankend, taumelnd gewordene, sich selbst nicht mehr fassen könnende, seiner selbst o. gewordene reale Princip. 2, 2, 351. — Schícksals-: mit einer Schicksals- oder verhängnisvollen, vom Schicksal verliehenen Macht beliehn: Du Sch–er [Napoleon]. 4, 184. — Sēē-: mächtig zur See, s. land-m. und [2a]. — Tōnkunst- [1a]. — ūber-: allzu-m., von überwältigender Macht: Was einem braven Manne ü. furchtbar ist, Das ist es im Durchschnitt für Alle. 19; Weil das drohende Geschick so ü. 1, 339; Ein Gedanke war in ihrem Herzen, | wuchs in ihrem Herzen. ü. 6, 248; Seine ü–en Bürger. Pfl. 1, XXII; Sie hat dich ü. [2c] lieb. 11, 144; Schlug er die Leier, Allen ü. [überlegen]. 12, 117; Thränen, die fast ü. in seine Augen schossen. R. 6, 396; W. 1, 363; Die Ü–keit der Empfindung etc. — Un-:
1) gew. st. ohn-m. (1): Ich bin der empörten Zeiten | u–er bangender Sohn. 3, 298; Einen u–en Haß verkochen. 29, 169; Eine u–e Generation 39, 84; List mit einem Arme wohlbedächtig | hilft, wo Macht mit beiden ist unm. (⏑ – ⏑). Morg. 1, 244; Ich | bin Nichts mehr, — ein unmächtger (⏓ – ⏑) Greis. 302b; Nicht durch | unmächt’ge (– – ⏑) Thränen will der große Todte | gefeiert werden. 308b; Konnten sie | nur ein unm. (⏑ – ⏑) Wehgeschrei erheben. 549a; U–e (– – ⏑ ⏑)| Schutzwehren gegen Venus Macht! 612a; 873b; Wie an den Grund mit Ketten | geschmiedet, stand ich da, unm. (– – ⏑), sie zu retten [1b, außer Stande]. 20, 87 etc. —
2) zuw. = ohn-m. 2: Wieder unm. aufs Kissen zurückgesunken. H. 1, 2, 168; Dor. 1, Kap. 11 etc. —– Vīēr-: s. zwei-m. — Vóll-: (veraltend) volle Macht od. volle Befugnis habend, vollberechtigt, nam. = bevollmächtigt: Im Fall da er nicht erscheine, durch sich oder seinen V–en. SW. 61, 255; Neben des Papsts v–en Gesandten. Lthr. 78a; Dergestalt eingesetzt, daß er überall als ein v–er Wirth in Reihe und Gliedern erscheinen konnte. Osn. 1, XIII; Daß sie alle Übertretungen .. vollm. bestraften. 1, 127; Sein Nein was [war] Nein gerechtig, | sein Ja war Ja vollm. 25 etc. — Wúnder-: wunderbar mächtig. — Zāūber-: Zaubermacht habend oder übend: Der z. . . beherrscht der Geister nächtliches Reich. 3, 225; 26 etc. — Zwēī-: (Botan.) Sind die Staubfäden nicht gleichlang, so unterscheidet man je nach der Zahl der längern z–e, wenn 2 längre u. 2 kürzre; vierm–e, wenn 4längre. 2 kürzre; fünf-m–e, wenn 5 längre u. ebensoviel kürzre sind.
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