lumpen
III. Lúmpen, tr.:
Einen l., ihn als Lump behandeln — und intr. (haben): als Lump lottern (s. d.), „ein nachlässiges liederliches Leben führen und dabei schwelgen, zuw. mit dem Nebenbegriff des Schuldenmachens und Betrügens“. s. auch verkl. lümpeln. Hochd. gw.: Sich nicht l. lassen, sich nobel, nicht lumpig oder verächtlich zeigen, z. B.: Mit allen Ehren von der weiblichen Verschwiegenheit gesprochen, so lässt sich doch die männliche auch nicht l. 498b etc., und bes. von Pers.: sich nicht knauserig und filzig zeigen, z. B. 12, 275; E. 183; 5, 25 etc.; auch: Für die schöne Kollekte [von Subskribenten] danke ich Ihnen herzlich. Wenn Sie auch einmal so ein Treibejagen anstellen wollen, so will ich mich gewiß auch nicht l. lassen etc. 12, 527. — S. ferner lumm, Anm.
Zsstzg. z. B.: Áb-: Seine Kleider a., zu Lumpen abreißen, nam. im Partic. s. ver-l. 1 u. 3 u. zer-l.: Ein Subjekt, dessen abgelumpter Anzug, dessen sohlenlose Stiefel ihn in die Kategorie der Verdächtigen stellte. Waldau Nat. 3, 199 etc., und von Pers.: Abgelumpte verlorene Söhne. Schlegel Sh. 6, 140; 8, 139, vgl. schwzr.: Sich a., sich durch Verschwendung zu Grunde richten. —
Āūs-: intr. (sein): (schwzr.) bankerott werden, ebenso ver-l. Stalder; Der eine Kutscher [Fuhrherr] daselbst war ausgelumpt. JvMüller 13, 249. — Ent-, tr.: von den Lumpen frei machen: Bis das Schauspiel .. in einem edlern entlumpten Gewande auftrat. Schütze HambTh. 3. — Ver-, tr. u. intr. (sein): 1) tr.: Kleider v., sie ab-l., zer-l., zu Lumpen vertragen etc., und intr.: zu Lumpen zerfallen: Schöne Mäntel, die aber bald v. Oken 7, 428, nam. im Partic.: Ein verlumpt Hemde. Gotthelf U. 2, 191. — 2) durch Lumpen, durch liederliche Wirthschaft verbringen, zu Grunde richten: Das Gut ist jetzt auch frei; ich kann mit thun, was ich mag, ich kann’s v. Auerbach Dorf. 4, 41; Weil man verlumpet, was man gehabt. Gotthelf Sch. 192; Die .. ihr Haus und Hof v. Pestalozzi 4, 375. — 3) (s. 2) intr.: in der Wirthschaft, in seinen Vermögensverhältnissen zu Grunde gehn, bankerott werden, s. aus-l.: Ich will nicht, daß die ganze Welt v. soll [durch Theilung der großen Güter]. Auerbach D. 4, 157; Wenn die Alten v., um die Kinder Etwas lernen zu lassen. Gotthelf 5, 325; Da er von seiner Mutter noch einiges Geld erhielt, verlumpte er zwar langsam, aber vollkommen. Hackländer SGsch. 3, 159; Das V. stehe ihm näher als von seinen Renten zu leben. Spindler Stadt 1, 5 etc.; oft auch zugleich in Bezug auf das sittliche Verkommen. Nam. oft im Partic.: Ein verlumpter Zirkelschmied. Hebel 3, 127; Jene verlumpten oder verlaufenen Subjekte. König Kl. 3, 111; Eine Versammlung liederlicher, vertrunkener, verlumpter Müßiggänger. Lavater 1, 75; Sein verlumptes [moralisch gesunknes] Dorf in Ordnung zu bringen. Pestalozzi 4, 107 etc., mit Fortbildung: Dem lächerlichen Riccaut und der anmaßenden Verlumptheit dieses französischen Glücksritters. Stahr (Nat.-Z. 7, 595). —
Zer-: gw. im Partic.: Zerlumpte Kleider (s. ab-, ver-l. 1), zu Lumpen abgerissen; Im zerlumpten rothen Mantel. Arnim 3; Spindler Jud. 1, 7 etc., dann auch von Pers. in solcher Kleidung etc.: Zerlumpt, verhungert, hager und bleich. Cham. 3, 225; Den zerlumpten Rhapsoden. G. 1, 269; Die Einwohner sind arm und zerlumpt. 30, 146; 17, 168; 25, 228; Heine Sal. 1, 50; Den zerlumptesten Bettler. Sch. 157b; V. 2, 21 etc., auch: Ist diese schöne Litteratur noch ganz das widerspruchvolle, innerlich zerrissene und äußerlich zerlumpte Wesen, das durch Blöße, Schmutz und üble Sitten des edlen Forster’s Auge .. beleidigte. Monatbl. 2, 225a etc. Die Zerlumptheit. Schwegler (46) 277. Vgl. (vralt.): Wie ich „zuhaderlummt“ gehe. Schaidenreißer 75b.
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