Faksimile 0174 | Seite 172
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Lotter
Lótter, m., –s; uv.; -:
Lotterbube (s. d.): L. und Spitzknecht. Luther (Zinkgräf 1, 178); L. .. So übersetzt Emser .. Joh. 10, 1: Der ist ein Dieb und ein L. Teller Beurth. (1794) S. 183; Wohinaus gedenkst du mit diesem trägen L.? Schaidenreißer 72b [17, 219]; Schalt mich .. .’nen L. Scherr Nem. 2, 32.
Anm. Grundbegriff scheint der des lockern, losen, liederlichen Vagabundenthums, s. mhd. loter, nam. von Possenreißern und Gauklern, Benecke 1, 1044a und das dort Angeführte, vgl. Schm. 2, 525; Stalder 2, 176 ff.; Frommann 6, 353 etc. und s. L.-Bank, -Bett; -Bube, -Knecht; -Hose und L.-, Lodder- oder Lieder-, Lüder-Jahn, vgl. schlottern, II. Loden, lodern, Luder etc. Fortbild.:
1) An den Bettelstab oder in Lotterei gerathen. s. Schm., liederliches Faullenzen etc.; Nach Lotterei und schlechten Weibern ringen. H. 13, 218 etc., auch: Daß sie Lieder .. Narrenwerk und Lottereien schelten [Possen]. Luther SW. 56, 59 etc.
2) Es ward ebenso sehr, als man sich jetzt lotterig oder ungezogen gehen lässt, nach einer gewissen Vornehmigkeit gestrebt. Arndt E. 12; Ein lottriger Tagdieb. Auerbach D. 4, 190; Arbeitsscheu und lottericht. Devrient Sch. 2, 99; Lotterich und fahrlässig und, willst du, Schlemmer im Wirthshaus. V. Hor. 2, 189; Sein Zeug sitzt lotterig etc., in der Bed.: liederlich (s. d. und 4), dagegen mehr in der Bedeutung des Bösen und Schändlichen: Ein lotteriger, scheinheiliger Bösewicht. Rank SchM. 353 etc. Für jene Bed. (vgl. schlottrig) in mehr niederd. Form auch: Das Kostüm nicht richtig, Alles loddrig. Eichendorf Phil. 177; Durchaus lodderig bei Parademarsch. Kladderadatsch 13, 58. Dagegen mehr in der andern Bed.: Lotterhaft, lotterbubenhaft, vgl. auch: Lotte- risch. Schm.
3) Es ist nur ein lotterndes [sich wackelnd hin und her bewegendes] Heiligenbild. Reithard 248 und Stalder, auch: locker, liederlich leben, sich vagabundenhaft umhertreiben, bummeln, z. B.: Ob ich leb’ als Mänius lot- ternd. V. Hor. 2, 15; Er lotterte in den Straßen und den Wirthshäusern umher und daher hieß er der Herr Lotterer [= Lotter]. Auerbach Gv. 430; Gaukelern und Lotterern. Garzoni 484b; Das Tagewerk eines solchen Lotterers. Gervinus Lit. 3, 144; V. Ar. 1, 105; Gauner . ., Erzlotterer, Rabengesindel. Th. 15, 50 etc. und Zsstzg.: Dein verlorenes, verlottertes Leben. Prutz Mus. 3, 191; Ist man aber erst so verlottert. Scherr Nem. 2, 74; Goltz3, 65, verludert, lotterig geworden etc., vgl.: Verlodderjahnt. Droysen A. 1, 160; Der Kerl, der zerloddert [zerlumpt, abgerissen] aussieht, wie ein Lazarus aus dem Pracherland. Alexis H. 1, 1, 164; Wie seines Gleichen viel Schrift zu- loddert und zumartert haben. Luther 1, 367b, durch ihr fahrlässiges, lotteriges Treiben verderbt; So ungeschickt zu- lodert und wüst fahren deine Wort. 360b etc.; Auf einem elenden VorspannfuhrwerklotterteHermann seiner Heimath zu [fuhr er schlendernd, bummelnd]. Spindler Stadt. 1, 142.