Los
I. Lōs, n., –es; –e; Löschen, lein; -:
1) eine lediglich der Bestimmung des Zufalls anheimgegebne Entscheidung und: was dazu dient, diese entscheidende Bestimmung des Zufalls zu erfahren (s. 7, 590): Etwas durchs L. entscheiden; Es der Entscheidung des L–es überlassen; Ein L. ziehn, aus dem Glückstopf greifen; L. wird geworfen in den Schoß, aber es fället, wie der Herr will. 16, 33; Das L. stillet den Hader und scheidet zwischen den Mächtigen. 18, 18; Ahron soll das L. werfen über zween Böck, ein L. dem Herrn und das ander dem ledigen Bock und soll den Bock, auf welchen des Herrn L. fällt, opfern etc. 3. 16, 8; Man soll das Land durchs L. theilen . ., nach dem L. sollst du ihr Erbe austheilen. 4, 26, 55; Er ordenet sie aber durchs L. .. und das erste L. siel auf Jojarib etc. 1. 25, 5ff.; 26, 8 ff.; Theileten sie seine Kleider und warfen das L. darum. .. Über mein Gewand haben sie das L. geworfen. 27, 35; Er giebt das L. über sie. 34, 17; Dort vertheilen wir die Beute, | wie es L. und Glück bestimmt. 8, 61; Die jungen Bursche müssen spielen [losen], den guten Jakob Humbel trifft das L. (s. 3), Soldat zu werden. 3, 30; Dreimal hat sie das wahrsagende L. gezogen. Ir. 1, 2, 66; Kommt her und spielet blinde Kuh. | Man warf das L., das L. traf Görgen | und Görge wird sogleich verbunden ausgeführt. 137; Ein L. bezeichnete Jeder sich selber. | Alle warfen sie dann in den Helm. . . Dort schüttelte nun der reisige Nestor | und es entsprang dem Helme das L., das sie selber gewünschet, | Ajas’ L. Il. 7, 175. —
a) oft wird die über die Geschicke der Menschen waltende Macht, das Verhängnis, die Zeit etc. personific. u. als das Geschick durchs L. entscheidend dargestellt (s. 3i und c): Krieg oder Frieden! Noch liegen die L–e | dunkel verhüllt in der Zukunft Schoße. 492a; Ihm ruhen noch im Zeitenschoße | die schwarzen und die heitern L–e. 77b; Das Geschick . ., das auf dem Schlachtfeld noch richtend sitzt | und seine L–e schüttelt. 471b, vgl.: Zum wilden eisernen [s. d. 1b] Würfelspiil [der Schlacht]. 7a etc. — 2) bei Spielen etc., wo Gewinne durchs L. (1) vertheilt werden, die Marke, das Billett, der Zettel etc., durch dessen Besitz man Theilnehmer des Spiels wird u. so die Möglichkeit des Gewinns sich verschafft, so nam. beim Lotteriespiel: Ein L., Lotterie-L. kaufen; Ein ganzes, ein achtel L. in der preußischen Lotterie spielen; Mehrere L–e auf etwas Auszuspielendes, Auszuwürfelndes etc., z. B. auf eine Uhr nehmen; Ob Ihr L. unter den Treffern oder Fehlern stehen würde. 3, 289 etc. Übertr. z. B.: Schlechter können sich die Päpste bei den Römern nicht empfehlen, als wenn sie ihnen zu lange leben und die Ziehung einer Lotterie verzögern, in welcher Jedermann L–e nimmt und die auch wirklich für Jedermann L–e enthält. Die Kardinäle haben Papst-L–e darin, die Prälaten Kardinals-L–e, die Abbé’s Prälaten-L–e, der Adel Kredit-L–e, gewisse Personen Beförderungs-L–e, die Bettler Almosen-L–e, Alle mit einander endlich L–e der Veränderung, der Schauspiele, der Feierlichkeiten. It. 2, 81. — 3) das Einem durch das L. zu Theil Werdende, z. B.:
a) (s. 1): Zeuch mit mir hinauf in meinem L. [dem mir zugefallnen Antheil des Landes, vgl. Kabel III] etc. 1, 3; 17, 14; 105, 11 etc.; Daß die Patricier fortwährend die Benutzung der Domäne behielten, die Plebejer aber durch Anweisung kleiner L–e mit völligem Eigenthum abgefunden wurden. Röm. (1) 1, 451; Manchen auch fiel das L., die Thore der Burg zu bewachen, (vgl. c). Georg. 4, 165 etc., auch (s. 1a): Der Witz, den sie als Weib zum L. [als ihr Theil vom Schicksal] bekommen. 11, 92 etc., ferner (vgl. 4 und frz. lot) Deichb.: L., Deich-L. der einem Deichpflichtigen zugeloste oder (allgemeiner) zuerkannte Theil, für dessen Unterhaltung er zu sorgen hat, Deich-Kabel, -Pfand. —
b) (s. 2) Das große L. [den höchsten Gewinn] in der Lotterie gewinnen; Ein Achtel vom großen L. etc., auch übrtr.: Hätte nicht ein glückliches Ohngefähr mir das große L. verschafft, die Tochter vom Hause zu führen. 5, 56 etc. (vrsch. c). —
c) (s. 1a) das Einem vom Verhängnis Bestimmte, das ihn treffende Schicksal, ihm zu Theil werdende Geschick, — wobei der ursprüngl. Sinn zuw. zurücktritt: Ein ehrnes Schicksal waltet über mir | .. und eisern fällt und trifft das grause L. 4, 192; Da theilt er in bitterem Elend | des flüchtigen Wildes L. 3, 265; Geliebet und gelebt, ein menschlich L. 6, 262; Wenn überhaupt die meisten Menschen ihr L. aus dem Glückstopfe greifen. 7, 164; Ein Vielerfahrner wäre zu bedauern, | wär’ ihm das L. gefallen, das dich trifft. 13, 308; Von Allen .. | fiel Keinem ein so schwarzes L. Po. 3, 104; Unter allen ird’schen L–en | .. preis ich deins. 53b; Als sollte dieser Augenblick | ein großes L. (vrsch. b) entscheiden. 297a; Das ist das L. des Schönen auf der Erde! 395b; Hart, ungleich und zweifelhaft war das L. des Ackermanns gegen das gemächliche ruhige L. des Hirten. 1010b; Der dem traurigsten L. aufwuchs. Od. 1, 220; Solchen trifft abwechselnd ein böses L. und ein gutes. Il. 24, 530 etc. — 4) (s. 3a) eine als zusammengehörig mit einem Mal loszuschlagende Partie von Waarenvorräthen, nam. Töpfergeschirr, s. Kabel III. — 5) (vralt.) Parole, Losung (s. d. 6). Salzb. Chr. 225, s.
Anm. Goth. hlauths, m.; ahd. (h)lôz, m. und n.; mhd. lôz, n. und m., von ahd. hliozan, mhd. liezen, das L. werfen, wahrsagen, s. Graff 4, 1122; 1, 1039 und vgl.: Es waren die Linsen blutig. .. Da ward ge- looset [aus diesem Zeichen gedeutet, gewahrsagt], es würde ein Landkrieg und Blutvergießen erfolgen. Chr. 1, 45; Gelooß und Träume [Vorbedeutung]. 31, s. der auch anführt: Es verloset [ahnt] mir viel Übel; Diese Verlosung [Omen] wolle Gott abwenden etc.; ferner: Druides, von den schreibt Cicero de Divin. lib. 1 [, 41]..: Sie weissagten künftige Dinge und nahmen ihr Gemerk aus den „Lossungen“, Vogelgesang und Abnehmungen [Opfern] der Menschen und Thier. 144b [„die die Zukunft theils durch Augurien, theils durch Muthmaßungen voraussagten.“ Cicer. phil. Schr. 1, 56] und noch mundartl.: Löseln: die Zukunft abergläubisch erforschen; Löselnacht: Bez. gewisser zum Löseln geeigneter Nächte; Lostag: ein Tag, dessen Witterung als vorbedeutend für die künftige Witterung, für den Ausfall der Ernte etc. gilt; Loszeichen: Wahrzeichen, s. und Dazu frz. lot (Antheil), it. lotto, frz. lotterie (s. Lotterie). 209. Bei etc. Los, daneben nicht selten Loos etc. Mundartl. Mz. Löser. 3, 274 etc. Zstzg. vielfach, vgl. diev. Schicksal, Geschicketc., s. 2 und z. B.: Jst keine Erdenmacht so groß, | fühlt Alles doch sein Ende-L. [3, Geschick des Endlichen, Vergänglichen]. 7, 111; Entgehe dem Erde-L. [3, irdischen L.]. 1, 8; Ein Fehl-L. [2, s. Fehler, Niete] ziehn; Ein Gewinn-L. [2]; Ein Glücks-L. [2; 3] ziehn; Aus ihren unzähligen Locken 1000 Glücks-L–e auf ihn taumelnd. 19 etc.; Das ist das große Götter-L. [3, götterähnliche] der Helden. 122b; Wir harr’n unwissend, welches L. uns falle, | ob Todes- oder Lebens-L. NGd. 149; 53b; In spät gewandtem Lebens-L–e [in später Wendung oder Anderung des glücklichen Geschicks]. 3, 48 etc.; Lotterie-L. [2]; Du stießest grausam mich zurück | ins ungewisse Menschen-L. [3]. 11, 29; Wie uns sind, | dir nun gefallen die Qualen-L–e. Sch. 1, 216; Jetzo streckte der Vater [Zeus] empor die goldene Wage, | legt’ in die Schalen hinein zwei finstere Todes-L–e [2; 3]. Il. 8, 70; 22, 210; 20, 184 etc. u. ä. m.
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