lispeln
Líspeln, intr. (haben):
mit leisem, sanftem Getön rauschen, und tr.: mit solchem Getön Etwas kund thun, äußern, sagen, vgl. flispern, flistern, wispern u. ähnl. Tonw., z. B.:
1) von dem im leisen Wind sich bewegenden Schilf, Laub, vom sanften Rauschen des Winds, der Wellen, von sanften Harfen-, Lauten-, Liederklängen etc.: L–den Schilf. 3, 43; Wellen, lispelt den glücklichen Bewohnern, daß etc. 4, 175; Rohre sprießen hervor und lauschen und l. im Winde. 1, 240; Wann der sanfte Fluß zw. den l–den Rohren dahingleitete. 14, 61; Frühlingslüfte .. beugen das schwach-l–de Gras. 134; Zu dem Rauschen des Wassers und dem L. der Blätter. 34, 251; Ein Wind erhob vom Lande l–d | .. die holden Schwingen. 13, 64; Es schwebet nun in unbestimmten Tönen | mein l–d Lied der Äolsharfe gleich. 11, 4; Goldne Worte | lispelten am Schattenorte. 6, 91; Es kommt doch wie ein L. zu Euch hinüber. 23, 287; L–de Bäume. H. 1, 33; Plötzlich lispelt der Strauch: Himmel! sie bebt hervor. 36; L–de Harf’. M. 13, 117; Od. 1, 136; Am Busento l. bei Kosenza dumpfe Lieder. 1, 202; Ein wahres Flöten-L. stand ihm in der Zärtlichkeit zu Gebot. GschTh. 388; Angenehm im Frühling lispelt langgeschoßnes Ried. Ländl. 2, 356; Wo laue Lüftchen stets die Zweige l–d biegen. 20, 175; Es l. ihm die Winde, | daß seine Göttin sich in diesem Schlosse finde. 12, 27b etc. —
2) ferner von Pers.:
a) in sanften, leisen Tönen sprechen, flistern: Wie eine zippe Jungfrau l. Dor. 1, Kap. 5; Schwächlinge, die jedes Wort, das nicht gelispelt wird, wie ein Donner aufschreckt. 2, 118; Dagegen schlüpft die Tücke mit einer leisen und glatten Sprache, als ihrer Schlangenhaut, vors Ohr vorbei. Boshafte Menschen l. gewöhnlich, sie haben den Katzentritt der Zunge. 5, 228; Eure wohlvertheilten Wachen halten die Furcht so angespannt, daß sich nicht zu l. untersteht. 9, 206; Ihm .. wird man es erst hinter den Schultern leise l., dann laut und lauter sagen. 234; Das schöne Wort der Freiheit | wird gelispelt und gestammelt, | bis in ungewohnter Neuheit | wir an unsres Tempels Stufen | wieder neu entzückt es rufen. 10, 250; Ein seufzend | L.! Still! ein l–d Seufzen! | O Das ist der Liebe Ton. 285; Ein Gegensatz von L. und Ausschrei. 27, 200; Silben köstlichen Sinns wechselt ein liebendes Paar, | da wird L. Geschwätz, wird Stottern liebliche Rede. 1, 233; „Ewig!“ Dora, lispeltest du. 246; 2, 10; [Du] lispeltest so lieblich: | Ja, ich komme. 78; Da lispelte Grimmbart: | Seid nicht furchtsam. 5, 233; [Die bösen Geister] l. englisch, wie sie teuflisch lügen. 11, 48; 12, 46; Wo die Trauer | noch manchmal stille meinen Namen lispelt. 13, 20; Sie las nicht, sie lispelte es nur. 14, 166; [Da] lispelte sie heimlich zu ihm: Sagen Sie Nichts. 16, 201; 18, 46; 28, 328; 29, 272 etc.; Obgleich Jeder .. so wenig Geräusch wie möglich macht und leise lispelt und flüstert. Stillfr. 5; Ein mir l–der Hauch. Od. 1, 25; Dennoch lallt [s. d. 4c], | lispelt zierlich ihr Mund: Grazjen, o hört, | hört uns, wir liebeln euch. 2, 106; Er lispelt ihm: Steh still! 2, 831 Z. 20); Melodische Zauberformeln | lispelt dein Römermund. 2, 160; Lispelt | schüchtern Assad dieses kurze Wort ihm. 4, 288; 246; 2, 213; Man lispelt leise Liedchen. 411. „Fi!“ lispelt ganz in Gluth das Fräulein. 11, 172; 13, 42. —
b) (s. a und
1) auch von der stummen Sprache des Auges etc. Dein Auge lispelt’s leise mir. 2, 15; Mir lispelt die Natur jetzt lauter als zuvor: | „Du bist unsterblich“ in das Ohr. 2, 167 und unpers.: So lispelt mir’s, daß aller meiner Sünden | im Vaterland ich würd’ Erhörung finden. Febr. 121 etc. — c) (s. a) auch: Etwas durch L. kund thun, verbreiten etc.: Lispelt leise süßen Frieden, | wiegt das Herz in Kindesruh! 12, 4; Ihren liebe-l– den Mund. 14, 123 etc. — d) beim Sprechen mit der Zunge ein wenig anstoßend säuseln und lallen (s. d. 2): Mit etwas l–d westfälischer Stimme. Bl. 1, 187; Moses .. habe in die Kohlen gebissen, daher hab Moses hernach gelispelt. SW. 35, 42; Daß er ein wenig lispelte . . Ich halte, daß der Mann seine vordere[n] Zähne verloren hat. Baumg. 85a; L., das „s“ mit der Zunge zwischen den Zähnen aussprechen. 49a; Daß er das R noch lispelt. Att. Mus. 2, 2, 149 etc. — e) dazu (nam. zu d): Lispler.
Anm. Vrkl. des ahd. liepên, mhd. lispen, nach Gl. 349 von lëspe (Umstellung von lëfs, Lefze), vgl. ahd. lisp, leise redend, vgl.: Lispere ihm leise ins Ohr. Th. 2, 236; 227, flispern, schwzr. zispern.
Zsstzg., s. die von bellen, ferner von flistern, lallen, rauschen, tönen etc., leicht zu mehren und zu verstehn nach den folgenden: Was mir dann mit Frauengewalt abgelispelt [durch L. abgenommen] wird. Zelter 5, 52 etc.; Die Winde lispeln | sich sanft zum Säuseln ab, zum Zephyrwispeln. Arndt 450, stimmen sich in den Lispelton etc. — Mir scheint die Einsamkeit zu winken, mich | gefällig anzulispeln. G. 13, 123 etc. — Doch lispelt | stammelnde Freude mit auf. Kl. 1, 115, s. empor-l. — Daß .. süßer Schauer die beschatteten Gänge dieses Hains durchlispelt. Schubart. — Eingelispelt [eingelullt etc.] vom Engel der Ruh in seligen Schlummer. Kosegarten Po. 2, 352; 8; Dann l. die Winde, die Vögelein | mit meinem Sehnen mein Leben ein. HRau deutsche Erz. 1, 26 etc., auch: Der Engel lispele ihm etwas recht Liebliches zur Antwort ein [hauche es ihm l–d ein]. JvMüller 6, 390. — Da lispelt ihm kein Halm em- por. Tiedge Ep. 1, 89 etc. — Es entlispelt [enttönt l–d] den Saiten | melodischer Klang. Kosegarten Po. 1, 237; Des Klosters dunkeln Eschen | entlispelt Klageton. Matthisson 122 etc. — „Was staunst du?“ lispelt er mir entgegen. G. 31, 8. — Die Freundin, welche jene Worte mit einem fast schmerzlichen Tone hervorgelispelt hatte. Voigts H. 41. — Während der Andere .. einige Verse hinlispelte. Heine Reis. 2, 19; Lispelst vor dich hin. G. 4, 106. — Nur leise lispelte er ihr nach [rief ihr l–d nach]: Engel! seh ich dich wieder? Gutzkow Zaubr. 1, 146; Den Namen .. vorgesungen und die himmlischen Hörer lispelten leise ihn [ihm. Sch. 116b] nach [wiederholten ihn]. Sch. 2, 62 etc. — Umschimmre traulich mich im stillen Mondenlicht! | umlisple mich im Hauch! Kosegarten Po. 2, 309; Umlispelt von Erinnerungen aus der grauen Vorwelt. Rh. 2, 96. Klinger Giaf. 115 etc. — Der Laut verlispelt’ [verhallte l–d] in zartes, in zitterndes Ach. Sonnenberg. — Klopstock’s Muse ist Rednerin ans Herz, die von jedem Bilde der Empfindung gleichsam nur den Seelenlaut nimmt und ihn dem Ohr bald zulispelt, bald zutönet. H. 13, 288; Ich hörte das Zu-L. seines Geistes. Klinger Teutsch. 185; Seine Vernunft lispelte ihm zu: Erspare etc. Giaf. 547; 119; 166; Lispl’ uns Muth u. Tröstung zu! Kosegarten Po. 2, 134; Was Liebe [Subj.] mir jetzt zugelispelt. Sch. 15a; „Still! ..“, lispelte ihm Don Silvio zu. W. 1, 140; Es war ihm, als ob eine geheime Stimme ihm zulisple, daß er sie in Sicilien finden werde. 5, 186; 27, 24 etc.
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