Faksimile 0127 | Seite 125
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lichten
Lichten, tr.:
1) licht (s. d. II.
1) machen, u. refl.: licht werden s. hellen, vgl. leuchten: Hier in der Einsamkeit lichtete sich dann oft plötzlich die chaotische Wirrnis seines Innern. Auerbach Dicht. 2, 209; Ihr Scharfsinn wird binnen Kurzen alle diese Dunkelheiten l. Gutzkow R. 3, 276; Ein Stern .., | der sein Jahrhundert sonnenhell gelichtet. Körner 146a; Ein dunkler Edelstein v. zu vieler Farbe .., den die Welt wie andre Juwelen erst durch Hohlschleifen lichtet u. bessert. IP. 21, 2; Wenn der so lang umflorte Horizont sich eben zu l. beginnt. Prutz DM. 1, 1, 537; Wüsten, öd’ u. schauerlich, | l. sich in deiner Strahlenquelle. Sch. 4a; Wähn’ ich, mich im Himmelmaienglanz zu l., | wenn dein Blick in meine Blicke flammt. 3a; Taghell ist die Nacht gelichtet. 78b; 534a; Die Feuerwürmer . . | flattern l–d durch die grünen Moose. Tieck 2, 115; Malone, der so viele schöne Stellen durch seine Erklärungen überstrichen und überweißet, aber nicht gelichtet hat. Gs. N. 1, 185 etc.
2) licht (s. d. II. 2), nicht dicht zusammenstehend machen, und refl. es werden, so daß sich Lücken und Zwischenräume zeigen: Einen Wald l., s. läutern 2; Die Reihen der Kämpfer l. sich; Daß sich die zum Tanze antretenden Paare lichteten. Gutzkow R. 4, 365; Ist der Wald gelichtet. Kinkel E. 5; Die heiligen Haine der Religion gelichtet u. abgetrieben [s. d.]. IP. 36, 56; Wenn die Dichten | des ew’gen Hains auch unterm Beil sich l. Rückert 2, 151 etc., s. 7.
3) s. leichten 1a.
4) in die Höhe heben (vgl. lüften, lüpfen), nam. Schiff: Den Anker l., aus dem Grund heben, um das Schiff wieder los zu machen: Gelichtet, mit Kraft, trennt sich der Anker vom Sand. G. 1, 244 etc.; Nach fernen Inseln die Anker l. [schiffen]. 35, 406 etc., auch: Wenn ich die [Anker-] Taue l. od. abhauen werde. Cham. 5, 203 etc. Seltner sonst, z. B.: Mose im Kästlein ... | Das Knäblein an den Strand zu l. W. 10, 150; Kaum hat’ er aus den Federn sich gelichtet. 11, 222 u. mundartl.: Lichte! Zuruf ans Pferd, den Fuß in die Höhe zu heben. Brem. Wörterb. Einen Wechselprotestl., erheben etc.
5) vralt., mundartl.: rupfen, z. B: Flachs aus-l., schwzr.: leuchen, lüchen. Stalder.
6) intr. (haben): s. Licht I. 1g.
7) Dazu: Lichtung, f.; –n: in allen Bedd. = das L. u. zu 2 auch: im Wald eine gelichtete, baumfreie Stelle: Mitten aus den Wäldern heraus, v. den Bergen her ab laufen bis an seine Ufer helle Lichtungen. Hartmann Unst. 2, 153; Wo der Wintersturm eine Lichtung gebrochen hatte. Kinkel E. 12; Laube Band. 1, 23; Lewald Ad. 145; Scherr Gr. 1, 143; Sealsfield Leg. 1, 63, 206 etc.
Anm. Im Vorstehenden vrsch. Stämme: 1) 2 u. 6 gehören zu Licht (s. d. II. u. I.); 3 zu leicht; 4 zu lüften (s. d. u. vgl. Achter etc., doch spielt 3 mit ein, s. auf-l. 2); 5) ahd. liohhan, mhd. liechen, plattd. luken (Brem. Wörterb. 3, 97) mit zugetretnemt, s. Loch, u.: InHanfluchet. Grimm Weisth. 1, 419, in der Zeit des Hanf-Aufziehens.
Zsstzg. vgl. zu 1 die v. hellen, z. B.: Āūf-:
1) [1]: So roth, so glühend schön | der Säume Pracht, der himmlischen, | auflichtet die Morgensonne. Daumer 1, 236; Er konnte, nur wollte er nicht dies sein entre chien et loup [s. Zwielicht] a. Hippel 10, 105; Ihren verfinsterten Kopf aufzulichten. Tieck Gs. N. 2, 257 etc.
2) [4]: Aufboien, einen Körper, der für sich allein im Wasser zu Grunde gehen würde, durch einen andern daran befestigten schwimmenden Körper a. Bobrik 61a; Als des Schiffs Anker nun | sie an dem Bugsprit aufgelichtet. Momsen Pind. 89. Āūs-:
1) [1] In seinem minder ausgelichteten Kopf. IP. 2, 23; Die Liebe, die mit einem lichten Blick | auslichtet mehr die dunkelste Vernunft | als alle Professoren. KSchmidt PBr. 95; Daß die Welt sich immer mehr .. a. [aufklären] soll. Tieck N. Kr. 2, 417; Unvermuthet lichtete sich mein Dasein wieder aus [ward licht]. 290; Die Phantasie jener Menschen war wie in Frühlingswärme ausgelichtet. 342 etc.
2) [2] Daß man dem Ober- od. Baumholze durch vieles A. u. einzeles Aushauen nicht soviel Luft mache. Döbel 3, 90b.
3) [3] Ein Schiff a., (theilweis) ausladen; Die Kasse a., leeren etc.
4) [5] Den Flachs a. Sebitz 503, vgl.: Wenn sie [die Bohnen] nun sind ausgelochen. Moscherosch Phil. 1, 13; Zu Vertreibung u. „Usliechtung“ dieser Abgötterei. Keisersberg Post. 221. Durch- [1]: Sein edles Antlitz ist durchlichtet | v. Liebesmacht. Lenau Sav. 33; Ihr früheres Geheimnis war nun für ihn auf eine Art durchlichtet, daß es wie ein Strahlenkranz um ihre anziehende Persönlichk. fiel. König Jer. 1, 99 etc. Über-: übermäßig licht machen, z. B. [2]: Der Franzos’ hat sein Land überlichtet, | Nichts schonend die Jagd sich vernichtet. Laube Br. 229 etc. u. á. m.