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lernen
Lérnen, tr., intr. und refl.:
sich geistig Etwas an- eignen, so daß man es in Folge desselben inne hat, weiß, kann, vgl. das dazu gehörige Faktitiv lehren (s. d. u. 1e):
1) tr.: Etwas l.:
a) m. einem Hw. als Obj.: Ein Schüler lernt Mathematik, eine fremde Sprache, Latein, Geschichte etc. in der Schule, bei einem Lehrer; Vokabeln, Gedichte etc. l., auswendig (s. d., dafür veralt. außen, z. B. Matthesius Lthr. 4b) l. etc.; Ein Handwerk, eine Kunst l., bei einem Meister l.; Allerlei Kunstgriffe von ihm l., sie absehend, sich aneignend; Gehe von dem Narren, denn du lernest Nichts von ihm. Spr. 14, 7; Kunst habt ihr von den Griechen er-lernt, Politik von den Römern, | habt selbst Religion nur von den Juden gelernt. Platen 2, 275; Weisheit und Zucht l.; Allerlei Schlechtes, Untugenden von Einem l., sie sich von ihm, nach seinem Muster annehmen; Ihr sollt nicht der Heiden Weise l. [annehmen]. Jer. 10, 2; Ps. 106, 35 etc.; An einem Ggstd. [sich übend, sich empor- arbeitend etc.] Etwas l.; Aus oder in einem Buch, aus oder in der, durch die Praxis Etwas l. etc.; auch von Thieren: Die Hunde l. Kunststücke, das Apportieren etc., die Dompfaffen Lieder, manche Vögel den Nachtigallenschlag etc.; Die leichtesten Dinge von der Welt, das Reiten, das Regieren, das Bierbrauen werden mit einer Anstrengung und Ausdauer gelehret und gelernet, als wären sie die schwersten Verrichtungen des menschlichen Geistes. Börne 2, 363; Das Rundum vom Wort-L. zum Wortlehren für neue Wortlehrlinge. Gervinus Lit. 5, 58; Es wird auch nicht hinter dem Kachelofen [s. d.] gelernt. Luther SW. 46, 375; Einen Stand, wo sie Manieren und Welt l. kann. Sch. 203b; Daß Hans [s. d.] wohl nicht mehr l. wird, was Hänschen versäumte. W. Merck 2, 128 etc. (s. e).
b) mit abhäng. Satz, z. B.: Er muß l., wie, wann, wo, unter welchen Umständen Das anzuwenden ist, ob dgl. daß sich Dgl. nicht ziemt etc.; Von ihnen kannst du Etwas (a) l. und wie du dich halten sollst etc. Sir. 8, 11 ff.; Bis daß er lernete, daß Gott .. Gewalt hat über der Menschen Königreiche. Dan. 5, 21 etc.; Daß ihr an uns lernet, daß Niemand höher von sich halte etc. 1. Kor. 4, 6; Aus der Zueignung . . l. [erfahren] wir, daß etc. G. 39, 93 etc.
c) mit bloßem Infin. (vgl. d): Die Kinder müssen schreiben, lesen, rechnen, zeichnen, schwimmen l.; Er lernt allmählich sich in die Welt fügen; Manche Vögel l. sprechen; Die Hunde werden dressiert und l. der Spur des Wildes folgen; An andrer Leute Bart scheren l.; Etwas, Einen kennen (s. d. 2h) l.; Daß sie . . l. mich fürchten. 5. Mos. 4, 10; 14, 23; So sollst du nicht l. thun die Gräuel dieser Völker. 18, 9; Die bösen Leute wollen nicht sich schämen i. Zeph. 3, 5; Man lernt im kleinen wie im großen Leben sich zwischen Thür und Angel einrichten. Auerbach Tag. 105; Du sollst schon l., nach hübschen Augen sehn. Novalis 1, 93 etc.; Man lernte, mit Geist spielen etc. Hartmann BB. 121, was sich vielmehr von selbst entwickeln sollte. In den Zeiten der Vergangenheit findet sich hier (s. dürfen I. und lehren 8c) das Partic. in der Form des Jnfin., z. B.: Wodurch du hast l. weinen. Canitz 125; Jch habe die Nothwendigkeit verehren l. Chamisso 4, 296; Habe ich Vieles entbehren l. G. 10, 186; Wenn ich nicht .. diese Luftgestalten .. zu kunstmäßigen Darstellungen hätte verarbeiten l. 20, 56; Nachdem ich ihn .. schätzen l. 27, 351; Sie habe ihn in meiner Krankheit schätzen und ehren l. Höfer Leb. 109; Gewohnheiten, die zu befriedigen er für nothwendig erachten l. Lewald W. 3, 291; Sie hatte ihren Wohlthäter nicht verkennen l. Rabner 1, 91; Jch habe| noch nicht recht einsehen l., daß etc. Sch. 287a; Das schöne Band hab’ ich verehren l., | das etc. 666b; Ich habe Etwas kennen [s. d. 2h] l. etc. Doch daneben fast noch häufiger: Ich habe gelernet, bei welchen ich bin, mir genügen lassen. Phil. 4, 11, vgl. (d): Ich habe gelernet, mit meinen Umständen zufrieden zu sein. ebd.; Von Jugend auf hab ich gelernt gehorchen | .., allein dem harten Worte .. mich | zu fügen (d), lernt’ ich weder dort noch hier. G. 13, 75; Weil ich nicht lesen und schreiben gelernt. 5, 220; Ich habe kurieren gelernt. 10, 117; Sie hatte in ihrem Leben genugsam einsehen gelernt, wie hoch etc. 15, 33; Er hatte .. sein Talent schätzen gelernt. 187; Bis auf einen gewissen Grad hatte er .. das Gute und Schöne erkennen und würdigen gelernt. 16, 260; Regeln .., insofern er sie einsehen gelernt. 29, 188; Ich hatte ihn .. schätzen gelernt. Gutzkow R. 4, 332; Von ihm habe ich die Harfe spielen gelernt. Hartmann Unst. 1, 266; H. Ph. 3, 250; Hölderlin H. 1, 25; 2, 75; 86; Lewald W. 3, 173; Novalis 1, 82; Bosheit habe ich dulden gelernt. Sch. 110a; So müsst’ er einsehen gelernt haben, daß etc. W. 29, 147; 6, 20; Die die Cither spielen gelernthatte. 14, 18; Kennen (s. d. 2h) gelernt. 1, 60 etc.
d) zuw. mit Infin. u. ,,zu“, s. c: und G. 13, 75; ferner: In deinem Bande lernt ich stehn (d) und gehn; mich wiegen | im Traum der Lust und nun lernt’ ich dir zu entfliegen. Rückert W. 2, 134; Wir haben .. Gutes vom Bösen zu unterscheiden gelernt. Börne 2, 257; Rache war .. | das erste Wort, das ich zu lallen lernte. Cham. 4, 94; Damit dieser . . Mann an die Tugend zu glauben lerne. Klinger Giaf. 376; Ich .. lernte mehr, Menschen zu verderben, sie mit Härte zum Gehorsam zu zwingen, als sie im Frieden zu wahrem Glück zu leiten. 306 etc., vgl. lehren 8.
e) Einen oder Einem Etwas l., statt lehren (s. d., Anm., wo Belege gegeben sind), im Allgm. außer in der Volksspr. und in dem Ton derselben veralt., doch gilt noch allgm. (s. an-, aus-l. etc.): Gelernt von Pers., die ein Fach (ein Handwerk, eine Kunst etc.) vorschriftsmäßig (zunftmäßig) erlernt haben, z. B.: J. ꝛBöhme war ein gelernter Schuster und ein gelehrter (s. d.) Philosoph; Ich bin meines Zeichens ein Stubengelehrter, ein gelernter Jurist. Gutzkow R. 4, 308 etc., auch: Wiewohl auch unsre gelernten und ungelernten Singvögel ihres Gesanges ganz vergessen möchten. Schubert Nachts. 31 etc. Dagegen (s. a): Die Grazie tanzt nach unstudierten Gesetzen, | mit ungelerntem Gesang’ entzückt Philomela. W. 15, 1.
f) ugw.: Der Lehrer, den [von, bei dem] du lernst, war eines Lehrers Lerner [Schüler]. Rückert W. 1, 223.
2) (s. 1) intr., d. h. ohne Nennung eines Obj. etc., z. B.: Der Knabe lernt leicht [das zu Lernende], vergisst aber auch eben so leicht wieder; Lerne du vor selbst, ehe du Andere lehrest. Sir. 18, 19; Daß ihr lernet und klug werdet. Spr. 4, 1; Gehe hin zur Ameise .. und lerne. 6, 6; 1, 7; L. immerdar und können nimmer zur Erkenntnis der Wahrheit kommen. 2. Tim. 3, 7; Lernet von mir; denn ich bin sanftmüthig. Matth. 11, 29; Sie werden l. von deinen Worten. 5. Mos. 33, 3; An dem der weise Pope mehr hätte l. als tadeln sollen. Gervinus Sh. 1, 114; Daß die Lehrlinge der Barbierstuben an uns [scheren] l. L. 6, 10; An der Kunst l. sie täglich und können’s nicht ergreifen, viel weniger aus-l. Luther 5, 29a etc.; Er wolle auch anfangen, hinter sich zu l. Zinkgräf 1, 245, s. zurück-l.
3) refl.: (s. 1) Etwas lernt sich (s. d.) leicht, schwer, besser durch den Gebrauch, als durch Regeln; Verse l. sich leichter auswendig, als Prosa etc.
4) dazu selten außer Zsstzg.: Lerner (s. 1f) und Lernung. Luther 1, 316b.
Anm. S. lehren, Anm.
Zsstzg. z. B.: Áb-: absehend lernen, gw.: Einem Etwas a., es an ihm bemerken und sich zu eigen machen: Wir lernten von ihm [durch Unterweisung] und lernten ihm ab [seine Weise bemerkend], wie man verfährt, um etc. G. 27, 244; Dem edeln Pferde, das du reiten willst, musst du seine Gedanken a. [ablauschen]. G. 9, 214; Der ihnen ihren betrügerischen Gesang abgelernt hat. Klinger F. 5; Musäus Ph. 3, 17; Platen 5, 16; Künstler lernen der Natur ihre Werke ab. Sch. 691b; W. 7, 23; 15, 216; HB. 1, 172 etc., seltner: Hätte Dürer das Idealische von Rafael abgelernt. Wackenroder Klost. 124 etc., zuw. mit sachl. Dat.: Den Drachen, um den Arm geringelt, [dem Armband] lernt’ ich ab, | wie starr Metall im Schlangenkreis sich dehnt und schließt. G. 10, 296; 27, 243; Die Gabe, mehrern Fällen ihr Gemeinsames abzulernen. 39, 393; Lernt ihren Küssen ab! Günther 449; Mit einer Schnelligkeit und Gelenkigkeit, die den Windungen einer Schlange abgelernt zu sein schien. Sealsfield Leg. 1, 48 etc.
An-:
1) sich lernend Etwas aneignen: Daß der Zögling .. Alles durch eigene Geisteskraft sich erwerbe, keineswegs aber nur mechanisch Etwas anlerne. Fichte 8, 356; nam. oft im Partic. (s. 2): Der aus dem Geleise des gewohnheitsmäßig Angelernten die vollständige Frische selbständiger Schöpfungskraft herausrettete. Devrient 3, 206; Wie Goethe alles An- und Eingelernte nicht liebte. Falk G. 79; 25; Ob diese Anschauung nicht etwa angelernt sei. G. 18, 150; Das Alles kann angebildet und angelernt werden. Immermann M. 1, 326 etc.
2) [1e] anlehren, sehr häufig: Einen a. (zu Etwas), Einem Etwas a.; Ordnung für Lehrknaben, Gesellen und Diener, ihr A. und Anstellen. G. 26, 345; Tauben . ., die begleiten | meiner Tochter Muschelpfad | Wunderflugs besondrer Art, | angelernt vor alten Zeiten. 12, 157; Ich konnte meine Frau a., daß sie mitarbeitete. Lewald Leb. 3, 32. Āūs-:
1) zu Ende lernen, so daß man mit dem Lernen fertig ist:
a) Etwas a. Sir. 24, 38; Ihr Handwerk in Paris auszulernen. Börne 4, 210; Kein Buch, das Jedermann so bald ausgelernet hat, als die heilige Schrift. Luther 5, 44a; Wenn er erst ausgelernt | bei seinem Meister hat. Oehlenschläger Corr. 22; Das A. (vollendete Er-L.) alles Dessen, was die Kinder in der Schule lernen müssen. Pestalozzi 4, 330; Mit allen kleinen ausgelernten Listen | der Rabulisten. Ramler F. 3, 24; In guter Schule | hat er des Schmeichels Künste ausgelernt. Sch. 422b etc., so auch (versch. 2): Eine Person a.: Sich selbst hat Niemand ausgelernt. G. 3, 31; Hast du mich so ausgelernet? Gotter Sch. 263; Man lernt die Menschen nicht aus. OMüller Med. 309 etc.
b) ohne Obj.: Man lernt nie aus. G. 10, 117; In himmlischen Dingen lernen wir nie aus. 22, 92; Daß Sie auf das Kuppeln ausgelernt haben. L. 1, 371 (vgl. 2).
2) [1e] Einen a. (versch. 1a), auslehren: Einen Menschen dazu a., daß etc. Kompert Böhm. 360; Auf Etwas ausgelernt sein (vgl. 1b). G. 2, 14; Höfer Leb. 6 etc. und nam. oft im Partic.: Ausgelernter Handwerksbursche (Hebel 3, 210), Geselle (Möser Ph. 3, 134), Kapellmeister (Kinkel E. 31), Heuchler (L. 10, 121), Praktikus (Sch. 118a), Fuchs (Tieck NKr. 4, 56) etc.; Der [als Krämer] ausgelernte Eheherr. Möser Ph. 1, 36; Auch in den Künsten, die zu einer solchen Operation erfordert werden, war Dioklea eine ausgelernte Meisterin. W. 16, 150; Der ausgelernteste Hofmann. Klinger Giaf. 283 etc. Dúrch-:
1) tr.: Etwas von Anfang bis zu Ende lernend durchmachen.
2) refl.: sich lernend hindurch arbeiten, vgl.: Durch 10, zwanzig Paradigmata sich hindurch-l. Raumer Päd. 3, 1, 69. Eīn-:
1) Etwas e., sich lernend einüben oder aneignen (s. 2): Du lernst doch wohl geschwinder ein als ein Vogel. G. 35, 61; Alle . .. hatten das gespaltene Licht eingelernt. 25, 160; Wie vollkommen Ottilie das Musikstück für sich selbst eingelernt hatte. 15, 71; Hätt’ er alle Rollen eingelernt. Platen 4, 212; Zwingen Sie die nie benetzten Augen | noch zeitig,Thränen einzulernen. Sch. 255a etc., auch passiv, sich mit 2 berührend: Was sonst in der Jugend eingelernt wird, um bald halb oder ganz vergessen zu werden. Auerbach Gv. 101; Angelernte Philosophie, eingelerntes Gebet. Falk G. 25; 79; Daß keine bedeutende Rolle recht eingelernt wird. G. Sch. 5, 9; Eingelernt und anstudiert. Spindler Stadt 1, 4 etc.
2) (1e) Einem Etwas e. oder ihn zu Etwas e., einlehren: Daß er von neidischen Frauen dazu eingelernt wurde, irgend ein verborgnes Stelldichein zu stören. Auerbach Gv. 210; Die Kinder begannen ihren eingelernten Spruch (s. 1). G. 19, 115; Ich lernte ganze Stellen auswendig und recitierte sie wie ein eingelernter Sprachvogel. 20, 107; Mir das Walzen .. einzulernen. 21, 217; Wie es ihnen der Meister eingelernt. 39, 235; Alle Physiker sind darin .. eingelernt. 40, 7; Darum mußte auch Geist und Gemüth eingelernt werden, man lernte mit Geist spielen. Hartmann Bb. 121; Der Vater hatte Kutscher und Bedienten aufs Horn eingelernt. König Jer. 3, 141; Die Formel, die er dir eingelernt hat. Sch. 723aetc.; U. refl.: Ich will mich darin e. Tieck 10, 86; 16, 47; Viele freilich lernen sich in einander ein. Waldau N. 1, 32 etc. Ent-: (vralt.) ver-l.: Diese lernen Nichts, das wieder zu e. sei. Luther 2, 47b etc. Er-: Etwas e., lernend erwerben, sich aneignen: Gut zu werden lässt sich lehren wohl, | doch nicht e. Beck Arm. 308; Von den Klosterdamen | erlernt’ ich noch die Litanei. Cham. 4, 130; Die Musik war bei F. nicht etwas Erlerntes, sondern etwas aus dem Herzen Geborenes. Gutzkow 3, 172; Hatte sein Gewerbe von der Pike auf erlernt. Waldau N. 2, 75; Doch lässt sich’s nicht e., nur erbeten. Werner Osts. 1, 162 etc. Veralt.: Den Ursprung der Stadt erlernet [ersieht] man bei [aus] dem Namen. Stumpf 392b; Einen e. [kennen lernen]. Sir. 9, 21; Er erlernet [erkundigte sich] mit Fleiß von ihnen, wenn der Stern erschienen wäre. Matth. 2, 7; Besiehe folgende Ort, daraus dich der Wahrheit zu e. Luther 5, 98b; Der erlernet [erkundigt] sich bei allen Universitäten, ob etc. Matthesius Lthr. 168b etc. Doppelzsstzg. z. B.: Vom Anerlernten absehen. Monatbl. 2, 227a; Bis sie die Sprache der Väter als besondere Geheimsprache zu-e. [hinzu-e.]. Jahn V. 186 etc. Fórt-: weiter lernen. Hindúrch-: s. durch-l. 2. Hinzū-: zu-l. Mít-: Zur Muttersprache noch gleich eine Ammensprache m. Jahn V. 185. Nāch-: z. B. lernend nachholen: Das Versäumte n. etc., auch: nachmachen lernen: Der Staar lernt Alles nach, er dichtet gerne etc. Fleming J. 149a. Über-: Etwas ü., oberflächlich durch-l., auch als trennbare Zsstzg., vgl. überlesen. Um-: anders lernen, lernend umgestalten: Auf dem Wege vielfältigen Hinzu- und U–s. Danzel 28; Daß ich so Viel ver-l., ja durchaus um-l. müßte, dachte ich nicht. G. 23, 179; Uml. müßte man, immer uml. | und, wenn man umlernt, da lebt man nicht. 3, 82; Br. 289a; V. Ar. 3, 361. Ver-:
1) Etwas v., dahin kommen, daß man das Gekannte, Gewußte nicht mehr kann, vgl. ent-, zurück-l., vergessen: Über das Malen .. möchte Jener die . . Kunst des Ausdrucks verl. Engel 7, 35; So hatten sie Nichts zu verl., da sie Nichts gelernt hatten. G. 29, 237; 16, 140; Ach, daß wir doch dem reinen stillen Wink | des Herzens nachzugehn so sehr verl.! 13, 158; Verlernt, wann er gefehlt, auch vor sich selbst [zu] erröthen. Hagedorn 1, 47; Sie braucht keine Fehler erst zu verl. L. 7, 71; Verlernen nicht, die Hand zu preisen, | die etc. Sch. 22b; Seit die Römer die Kunst zu siegen verlernt haben. W. 27, 342 etc., auch refl.: So Etwas verlernt sich (s. d. †) nicht, zuw. auch: Etwas oder Einen verl., nicht mehr kennen: Väter, die ihre Kinder verlernet. Börne 2, 25; Sie lehrt dich wohl die Wege, | die nach der Hoheit gehn, verlernt’ und öde Stege. Haller 205; Wenn ich den Vater je | in ihm [zu sehn] verlernte. Sch. 246b; Ich habe alle Händel dieser Erde | bis fast auf die Erinnerung verlernt [vergessen]. 248b; Wenn dieses Auge Thränen [zu weinen] verlernte, die es sonst geweint. 254a etc.
2) lernend verbringen: Er hat ganze Tage mit Regeln verlernt, die er nun wieder um-l. muß etc. Zū-:
1) hinzu-l. zu dem schon Gewußten.
2) [1e] zulehren, dressieren: Müssen, wie etwa besser zugelernte Hunde, | sowohl aus Feuer als aus Wasser holen. L. Nath. 3, 2. Zurück-: im Lernen zurückkommen, hinter sich lernen, ver-l.: Daß ich es im Zeichnen bis zu einem gewissen Grade bringe, wo man ... nicht wieder zurücklernt. G. 24, 120; Überhaupt ist es in der Kunst schwierig, das Angewohnte abzulegen . .. Ich nenne Das: in der Kunst z., dieses ist viel mühsamer und schwerer, als auf dem rechten Wege vorwärts zu gehen. 30, 256; Daß ihr nicht zurücklernet und mehr vergesset denn ihr gelernet habt. Luther SW. 35, 27.