leise
III. Lēīse, a.:
wenig merklich für die Sinne, nur eben zu spüren:
a) fürs Gehör, nicht laut ins Ohr fallend; nur wenig hörbar: L. reden, sprechen, flüstern, singen, klingen, tönen, rauschen, gehen, kommen, nahen, schleichen, treten (s. d.) etc.; L–e Stimme, Töne, Klänge; L–s Geflüster, Gelispel, Geräusch; L–er Gang, Tritt etc.; Nur sachte, nur l.! 8, 307; Angelehnet blieben beide Flügel | auf den l–n [nicht knarrenden] Angeln. 2, 79; Ein eilend l–er Tritt bewegt sich her. 10, 270; Mit l–m Fittig. 13, 342; Dies l. Auftreten (s. d.), dies Schmiegen und Biegen. 1720; Laut rief er ihm, sonst kam’s auf l–en Ruf herbei. Rost 3a; Träte mit den l–en Schatten | l. vor die Herrscherin. 54b; Den Nebel theilt sie l. 55b; Was man am Hofe l. flüstert, sich | im Lande laut erzählt. 338a etc.; Schlich diebisch-l. 2, 81; Mit eulen-l–m Fluge. Th. 86; Wunder-l–e Klänge. M. 1, 90 etc. —
b) nicht grell ins Auge fallend, den Sinn des Gesichts nur sanft und wenig merklich berührend: Der erste Morgenblick, erst röthet er l. [leicht] die Berge. Lärm 16; Nur den feinsten l–sten Strahl. 39, 338; Des klaren Monds erquicklich l–r Schein. 13, 327; Ein l–r Abglanz. Sch. 11; L. angegrautes Haar. R. 2, 53; Das hier und da schon l. geröthete Laub. Par. 2, 74; Gewandung von weißem l. mit Gold durchwirkten Stoff. Rep. 1, 104 etc. —
c) für den Geschmack: L. [Ggstz. scharf] gesalzen, gepfeffert, gewürzt etc. —
d) für den Geruch: Moschus hat einen zu penetranten Geruch, nur ein l–r Duft davon ist angenehm. —
e) wenig merklich für das Gefühl, und zwar nicht bloß für das körperliche (Tasten), sondern im Allgm. für einen oder mehrere Sinne (s. a— d), für den Geist etc., z. B.: David schnitt l. einen Zipfel vom Rock Saul’s [so daß der Schlafende es weder hörte noch sonst merkte]. 1. 24, 5; Das Rauschen der von dem l–sten Wind bewegten Blätter. KlSchr. 1, 375 etc.; Eine l. Andeutung; Ein l–r Anflug von Spott; Ein l–er Hauch des Unmuths; L. Spuren der Überspanntheit; Ein l–r Schimmer von Mißtrauen; Eine l. Verschiedenheit, Nüance, Abstufung; Überall sieht er die heiligen Schwingungen und l–n Töne [allmählichen Abstufungen], womit die Natur alle Gegenstände verbindet. 31, 17; L. Warnungen. 39, 380; Fühlte in diesen Vorschlägen einen l–n Vorwurf. 15, 33; Wer l. reizt und l. quält, |erreicht zuletzt des Herrschers höchstes Ziel. 10, 229; Daß er magisch l. Schlingen | zukünftigem Band um unsre Füße zieht. 11, 48; Schlangenweis .. führt eine Chaussée .. so l. [allmählich, sacht] bergauf, daß man es kaum empfindet. 21, 248; Höchstens würdest du einen l–n lüsternen Schauer, ein ästhetisches Grüseln empfinden. Verm. 1, 231; Wie die Rundung mit Liebesarmen empfängt, wie ein l–r Schatten Einen umgiebt, so daß man das Gebäude selbst nicht merkt! A. 2, 92; Alles im Hause so glatt, so l. und so fix zu besorgen. DW. 5, 50; Ein jedes Band, das noch so l. | die Geister an einander reiht, | wirkt fort. 2, 294; Wenn ihr krank seid, nur die l–ste Ahnung habt es zu werden. 103; Einen Roman, worin „das Einzige, was noth ist,“ so l. abgeführt wird. 2, 130; Hatte auf Wilhelm einen l–n Verdacht. N. 5, 60 [einen un- ausgesprochenen, den er nicht merken ließ]; L. vermuth’ ich, | wer mir jüngst vom Speicher den Malter Rocken gestohlen [iron. = ziemlich sicher]. 2, 7; Die l–ste Ahnung. 16, 36; 50; Erregte unvermerkt ein l–s Verlangen in mir. 191; Nicht das l–ste Mißverhältnis. 22, 139; Jeder ihrer l–sten Wünsche ausgeführt. 23, 30 etc.; L. [wenig, schwach] gebacknes Brot etc. —
f) (s. e) zuw. = zart, milde etc.: Kein sanfteres, liebevolleres, l–s [Verhältnis] als das zu der Tochter des Goldschmieds. 29, 173; Ach, gehe doch ’was l–r mit deinen Deutschen um! 2, 269 v. 841 etc. — 2) auch das L. (s. 1) und Schwache wahrnehmend, nam. vom Gehör [s. 1
a) z. B.: Eifersucht hört leis’ [scharf] und bald. A.) 8, 149; Einem Tauben, der beim Schall der Pauken sehr l. hören konnte. 11, 313; Sie liegen wartend unter dünner Decke und, l. hörend, stürmen sie herauf. 449b; L. Horcher. A. 208; Unser treuer Gott, der die l–sten Ohren hat. Pr. 189 etc. So: Ein l–r[Ggstz. tiefer] Schlaf, aus dem man durch ein l–s Geräusch erwacht; L. schlafen, schlummern etc. Ferner (s. 1e): Verbänd’ er auch mit einem scharfen Blick, | die Linie des Schönen nie zu fehlen | das l–ste Gefühl im Prüfen und im Wählen. 11, 156; Für die Schwächen des Nächsten hat er eine l. Witterung, eine wahre Spürhundsnase etc. — Eine kleine, nerven- l–e, zerbrechliche Gestalt. Char. 1, 36; 92, mit sehr empfindlichen Nerven, gw. nervenschwach.
Anm. Ahd. als Adv. lîso, allmählich, nach u. nach, vgl.: Das (Ge)leis, die Fahrleise 25, 37; Sch. 209 etc.) = Spur; mhd. lise. — Man unterscheide: Seufzetleis-erathmend auf. 3, 221 u.: leiser- athmend etc.
Work in progress
Die Arbeiten am Wörterbuch sind noch nicht abgeschlossen. Beachten Sie daher folgende Hinweise:
- Artikel können falsch segmentiert sein.
- Lemmata können falsch aufgelöst sein.
- Die Struktur, v. a. von Lesarten, kann falsch ausgezeichnet sein.
- Falsch erkannte Zeichen sind nicht auszuschließen.
- Faksimiles können fehlen oder falsch beschnitten sein.
- Das generierte TEI/XML kann invalide sein.