Lawine
* Lawīne, f.; –n; –n-:
in den Alpengegenden eine von den Bergen herabstürzende Schneemasse und der Sturz derselben, „Schnee-Bruch, -Fall, -Schuß, Sturz“, auch übrtr.: Das Glöckchen eines Maulthiers ist genug, die L. fallen zu machen. Frz. 45; Da kam, die fallen wird und muß, | ja die L. kam in Schuß. Pol. 1, 36; Da rissen sich .. von den Firsten der höchsten Berge die L–n oder Schneefälle los, stürzten mit entsetzlichem Tosen und Krachen etc. 3, 153; 155; 461; Es wurde zur erschütternden L. | des holden Hauptes leichter Flockenschnee. 1, 92; 49; Der erste Schneeball, an welchem sich die L. aufgerollt. Kön. 1, 52; 535a etc., mit vielen Nbnf., z. B. bei Die Laui, Lauwi, Läue, Lauwine, und: Von stürzenden Lauen | rings umdonnert. 1, 253; Oft begraben unter Unglücks- Lauen. 5, 79; Die ungeheure Wucht der Schneelauer [wohl Druckf. st. Lauen]. M. XVII etc.; Die Flocke tanzt, die Lawe kracht. 15; 35; Aus Lawenstürzen.XIV etc.; Von Osten rollt, Lauinen gleich, herüber | der Schnee- und Eisball. 10, 249; Die Lauwinen, wenn der Schnee stärker wird, als er jetzt ist und durch seine Last zu rollen anfängt, sind gefährlich. 14, 229; 230; 1, 217; 3, 52; 4, 18 etc.; Durch ein Löuwin oder Schneebruch. 602a; Schneelöwinen. 672a; Ein Leen (die man ein Löwin nennt) oder ein Schneebruch. 679a; Willst du die schlafende Löwin nicht wecken, | so wandle still durch die Straße der Schrecken. 50a, vgl. Län etc. 2, 408, und: Als „Valangas“ (L–n) oder wie die Cimber sagen, als Lönas herunterfallen. A. 2, 198 etc.
Anm. Mlat. labina, lavina (auf ,labi, falle, zurückgeführt), nach (2, 406 und 469), etc. von „lauen“ (aufthauen), leinen. Die Sonne läunet den Schnee auf; es läunet. 67 und s. 558 u. A. 3, 59 ff. — Dazu: Lawiner, m., –s; uv.: ein steiler Berg, von dem L–n stürzen; Verlawinen, verlauinen, tr.: durch Lawinen verschütten.
Zsstzg. z. B.: Eīs-: Die reinen E–n, die aus dem von den Gletschern abbröckelnden und in die Tiefe rutschenden Eise gebildet werden. Kohl A. 3, 39, s. Grund-L. —
Erd-: Fall, Sturz von Erde eine Höhe hinunter, „Erdlaue“, Stalder, vgl. Koth-, Stein-L. —
Grúnd-: „warme Lawine“, bei Thauwetter aus feuchtem Schnee entstehend, auch „Schlag-, Schloß-, Schrund-L.“, s. Rutsch-L.: Der staubige Schnee zerstreut sich beim Abfallen in einem weiten Raume; der feuchte dagegen hält sich mehr am Boden oder „Grunde“; der vereiste Schnee kann meistens nur in kleineren Partieen abfallen. Man macht daher den wesentlichen Unterschied zwischen Staub-L–n (auch Wind- L–n genannt), Grund-L–n (hie und da auch Schleif- L–n genannt) und Eis-L–n. Kohl A. 3, 31; vgl. Körner Sch. 3, 309; Stalder und Tschudi Th. 228. —
Kōth-: s. Erd-L.: Zuweilen brechen diese Moräste für sich selbst aus und bilden die sogenannten K–n. Kohl A. 3, 37; Eine weiche, schlüpfrige Substanz, die dann der Schwere nachgiebt und in den sogen. Erdschlipfen oder Schlamm-L–n, Schlammströmen, Kothlänen in die Tiefe fällt. 257 etc. —
Rútsch-: Solche kleineren Lawinen, die nur von Terrasse zu Terrassen stürzen, heißen R–n. Körner Sch. 3, 309; Die Grund- oder R–n sind gw. nicht so schlimm, wie die Staub- oder Sturz-L–n. Kohl A. 3, 26 etc. —
Schlāg-: Grund- L. Echtermeyer 2, 402; Sch. 535a. —
Schlámm-: s. Koth-L. — Schlēīf-, Schlóss-: Grund-L. —
Schmútz-: Koth-L. Kohl Irl. 1, 102. —
Schnēē-: G. 3, 206; Schneelauwine. 14, 232; Schneelawe. JvMüller 24, 253. —
Schrúnd-: Grund-L. —
Stāūb-: s. Grund-L.: St., wie man einen solchen Strom lockern Staubschnees nennt. Körner Sch. 3, 307; Tschudi Th. 228. —
Stēīn-: s. Erd-L.: Steingeröll, das einen Berghang niederrutscht, „Steinlän“. Schm. —
Stúrz-: Staub-L., s. Rutsch-L. —
Wínd-: Staub-L.: Wie eine W. dich verschüttet. Sch. 532a u. ä. m.
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