Faksimile 0063 | Seite 61
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lauter
II. Lāūter, a.:
unvermischt mit fremden, nam. mit trübenden, das Wesen eines Ggstds in seiner Reinheit entstellenden und mehr oder minder aufhebenden Elementen, vgl. rein, pur etc.:
1) mit Flerion wie alle Ew. etc. z. B. von Flüssigkeiten: nicht trübe, hell und klar, durchsichtig etc.: L–er Wein, ohne Hefe, klinkklar; Ein lautrer Mischtrank. Rückert Mak. 2, 238 etc.; Einen l–en Strom des lebendigen Wassers. Off. 22, 1; Alsdann will ich ihre Wasser l. machen. Hes. 32, 14; In dem l–n, durchsichtigen und stillen Wasser. Stumpf 390a; V. Th. 22, 38 (s. L.-Stall), und übertr. (s. u.): Die Quellen, woraus ich meine Nachrichten schöpfte, mögen wohl nicht immer die l–sten gewesen sein. W. 16, 27 etc.; Das allerreinste l–e Öl. 2. Mos. 27, 20; Ist die Feistigkeit des Walfisch[es] fast l., klar und durchsichtig. Ryff Th. 204; L–er Honig etc. Auch: Ein Fingerlein | von l–en Demanten. Schwab 301, vgl.: Demant vom reinsten Wasser, dagegen ungw.: „Goldne Straußeneier. .. Alle massiv?“ Bis auf einige, die l. waren. G. 8, 344, wohl = durchsichtig. Ferner: L–es [unvermischtes, von schlechtern Zusätzen etc. reines] Gold. 1. Kön. 6, 20 etc.; Erz 7, 45; Die Rede des Herrn ist l., wie durchläutert Silber. Ps. 12, 7; L. werden, wie gesponnen Gold. G. Stolb. 101; Ich muß deinen Schaum auf das l–st[e] fegen und alles dein Zinn wegthun. Jes. 1, 25 etc.; Wird den l–n [unkrautfreien etc.] Weizen, | den ihr gesät, das Unkraut endlich nicht | ersticken? L. Nath. 5, 5; Es wäre nur zu wünschen, daß wir ihn [den Scholiasten] l. und rein hätten. So aber .. ist nicht allein Vieles verderbt, sondern auch Vieles mit eingeflossen, welches von Donatus gewiß nicht ist. L. 11, 263; Machten sie aus dem Papst einen Gott auf Erden, der ein gemengter Gott und Mensch wäre und nicht ein l. [bloßer] Mensch. Luther 5, 220b; Weil sie die deutschen Namen selten l., klar und wohl im Latein herfürgeben haben. Stumpf 390a etc.; L–e Wahrheit [frei von jeder Unwahrheit]. G. 9, 49; V. Od. 1, 170; Die Wahrheit, die pure, l–e Wahrheit sagen. Fichte 8, 21 etc.; Eine l–e Liebe, frei von allem dem Wesen der Liebe Widerstrebenden; Er hat keine l–en Absichten, die frei von selbstischen Neben- absichten sind; Seine Gesinnungen waren edel, seine Absichten l. G. 17, 4; Jene verkündigen Christum aus Zank und nicht l. Phil. 1, 16; Ein holder Knabe, er ist die l–e Natur. Engel, frei von jeder Kunst und Verstellung etc.; Nichts denn l–en Hohn und Spott und teuflischen Haß. Luther 5, 531b, unvermischt mit etwas dem Wesen des Hohns etc. Widerstrebenden oder Entgegengesetzten; Gott, gegen dem alle Teufel ein l. Nichts sind. 8, 6b, durchaus Nichts, ohne die geringste Spur von etwas die Nichtigkeit Aufhebendem. 122b etc. Von Pers. etc., nam. bibl., wie das oft damit verbundne „rein“, = frei vom Schlechten, von der Sünde etc., z. B.: Jch bin rein in meinem Herzen und l. von meiner Sünde. Spr. 20, 9; Meine Rede ist rein und l. bin ich vor deinen Augen. Hiob 11, 4; Dan. 11, 35 etc.
2) ohne Flexion wie eitel (s. d. 2), ganz (s. d. 4c) vor Hw. im Sinne von 1, den genannten Ggstd. in seiner Ausschließlichkeit, nur diesen u. Nichts als diesen zu bez., z. B.: Das ist l–es [reines, 1] Wasser; Das ist l. [Nichts als] Wasser etc.; L. Unsinn, Das sind l. Lügen; Er hat mit l. Dummköpfen zu thun; Den Wald vor l. Bäumen nicht sehn; L. Klugheit. G. 10, 126; In l. Einzelnheiten getrennt. 25, 15; Weil sie vor lauter Wunsch nicht wußten, was sie wünschen sollten. Hebel 3, 13; Kam’s vor ihre Augen wie l. Hochgericht und in ihre Herzen wie l. Hölle. 159; Die für l. klarem Wortverstande der Bibel von der mindesten Anwendung derselben nicht wissen wollen. H. R. 7, 113; L. Verwirrung scheint der sumsende Korb und ist l. Ordnung. Ph. 10, 163; Sie kommen, l. Nestor’ an [Alle ohne Ausnahme Greise]. Ramler F. 3, 127; Als wenn sie pur l. Böoti [Dummköpfe]. Weidner 5; Er hatte alle Gnomen abgeschafft und dafür l. Salamander angeschafft. W. 2, 152; Für Jenen l. Sonnenschein, | .. für Diesen eine Mitternacht. 11, 182; L. Räthsel sprechen. 196 etc. Auch (s. ganz 4c): Jemand ist l. Auge (W. 10, 37), Ohr (5, 15), Geist (2, 153); Laß [sie] .. sagen, | wer liebt, sei l. Herz: man hat auch einen Magen. 12, 262; Nymphen, alle jung und l. Lieblichkeit. 313; Eine von den Seelen | .., die l. Flamme sind. 11, 183 etc. Dagegen nur mund- artl.: L. [ganz] umsonst. Matthesius Pr. 99; So ist es l. alls verloren. HSachs G. 265; Da Deutschland l. voll Universitäten. Zinkgräf 1, X; L. [Alles] zu deinem Besten, s. Adelung Und Schm.
Anm. Goth. hlutrs, ahd. (h)lütar, mhd. luter, schwerlich vrwdt. mit laut. Vralt.: Lauterlich, z. B. Luther 5, 151a; 8, 175a; Kosegarten Dicht. 1, 50 etc., wie auch Steigerung mit Uml.: Am läutersten. Ryff Sp. 157a.
Zsstzg. z. B.: Heißet mich einen brunn-l–n Thoren. Matthesius Pr. 175 [vralt.: eig. l. wie ein Brunnquell, dann verstärkt: einen Thoren ohne alle Vernunft etc.]; Gold-l–e Wahrheit [l. wie Gold]. Musäus Ph. 3, 76; V. 3, 60 etc.; Aus klam-l. Gnaden. Matthesius Rechtf. 12; Mit seinem pur-l–n Seufzen. Pr. 107 etc.; Sie trinken .. un-l. und trüb Wasser und nicht .. l. oder Brunnwasser. Ryff Th. 9; Un-l–n Wein. G. 4, 24 etc., und nam. oft übrtr.: Un-l–e Absichten etc.; Aus des heimischen Sprachgenius frischestem | und ur-l–em Sprudel. V. 3, 56, von uralter Lauterkeit.